Filmgedanke #2: Mein Film-Unmut (Oldboy, Pacific Rim)

Spike Lees ‚Oldboy‘ – Manche Remakes sind wie ein Schlag ins Gesicht

Remake-Oldboy

Park Chan-Wooks Film Oldboy aus dem Jahr 2003 war für mich sowas wie eine kleine Offenbarung. Nach Die Haut in der ich wohne hat mich selten ein Film so nachhaltig beschäftigt. Der koreanische Streifen basiert lose auf einem japanischen Manga und zählt mit Sympathy for Mr. Vengeance und Sympathy for Lady Vengeance zur Rachetrilogie des Regiesseurs. Müsste ich mich kurz halten, würde ich die Handlung so zusammenfassen: Oh Dae-su wird 15 Jahre in einem Raum gefangen gehalten ohne zu wissen warum und als er eines Tages plötzlich freigelassen wird, beschließt er sich an seinen Peinigern zu rächen. Sehr sehenswerter Film – zwar sehr gewaltverherrlichend aber mit tiefgehender Botschaft, Intensität und Dramatik bis zum Rande des Wahnsinns. Und einem Twist, der einen aus dem Kinosessel haut. Dachten sich auch andere. Schwups: Remake.

Zwar habe ich noch keinen Spike Lee-Film gesehen (!), aber es steht außer Frage, dass er eine bedeutende Persönlichkeit ist. Warum aber musste er dieses Remake in die Welt setzen? Mir fällt nichts anderes als Profitgier ein.

Asiatische Filme, inbesondere koreanische, erlebten im vergangenen Jahrzehnt einen großen Hype und verdienten Ruhm. Ich bin sehr begeistert! Meinen Respekt! Aber es ist auch kein Geheimnis, dass der asiatische Markt mitunter in den USA und in Europa nicht so stark wahrgenommen wird. Irgendwo kommt insbesondere im amerikanischen Raum auch der Irrglaube her, Filme müssten in Amerika spielen oder über amerikanische Schauspieler verfügen, um das Publikum anzuziehen. Ich vermute das ist mehr Marketingstrategie als Realität. Man denkt, dass sich die potentiellen Zuschauer dann besser mit den Figuren identifizieren können. Meines Erachtens nach ist aber noch weniger offensichtlich, warum die Filme nur so mühsam in den Westen schwappen. Das Verständnis für Acting und Spannungskurve ist auf dem asiatischen Markt anders. Vollkommen anders als Blockbuster-Kost, deren Spannung sich exponentionell gegen Ende in den Himmel schießt oder eben ein Effekt-Feuerwerk benötigt, um unsere Nervenzellen zu lähmen, damit wir nicht merken wie es in Stumpfsinn abgleitet. Steckt hinter dem Remake der edle Gedanke den Stoff für ein größeres Publikum sichtbar zu machen?

Das läßt für mich also Raum zu Spekulation, ob man einfach dachte, dass Oldboy Stoff wäre der gesehen werden muss? Der bisher noch zu wenig wahrgenommen wurde. Oder doch Profitgier? Teilt mir mal eure Meinung mit! Das eine wie das andere würde auch erklären, warum man eine 1:1 Kopie des koreanischen Films gemacht hat. Der Trailer impliziert nichts anderes.

Original-Oldboy:

Ich werde mir den Film wahrscheinlich ansehen – nur um zu wissen, ob es wirklich ein 1:1 Remake ist. Ob alle Twists genauso nacherzählt werden. Aber wie ich mich und mein hitziges Gemüt kenne, wird das kein Genuss und ich werde sauer sein. Bis jetzt sieht es danach aus, als ob Spike Lee keine eigene Vision des Stoffs hätte.

Ich weiß schon wie das wird, nachdem der Film angelaufen ist.
Menschen werden mir erzählen ‚Hast du schon Oldboy gesehen? Der ist ganz neu im Kino – der ist so klasse!‘
Und ich werden sagen ‚Jaja. Das is ja auch nur ’n Remake. Das Original war klasse. Die haben es nur kopiert.‘
Und die anderen werden mich argwöhnisch ansehen.
Und ich werde die anderen argwöhnisch ansehen.
Ende.

Das schlimme ist: diese Geschichte wird sich noch öfter wiederholen.

Remake von Lady Vengeance?
Remake von Der Schlussmacher?
Remake von Ziemlich beste Freunde?

Was haltet ihr vom Remake-Wahnsinn? Und was sind eurer Meinung nach die Gründe dafür?

Es kann schwer sein an Pacific Rim Freude zu haben …

Als ich das erste Mal den Trailer zu Guillermo Del Toros Pacific Rim sah, dachte ich mich tritt ein Pferd. Einer der besten Anime den ich jemals gesehen habe ist Neon Genesis Evangelion (NGE). Der schlägt für mich locker 75% der Serien und Filme die ich bisher in meinem Leben gesehen habe. Der Anime handelt von Kindern die hochhausgroße Mechas (Riesenroboter) steuern müssen, um gegen aus dem Nichts auftauchende Monster eine Chance zu haben. (Und ja: es gibt einen Grund warum es Kinder sind – eins der vielen Geheimnisse der Serie.) Sowohl die Catchphrase des Films (‚to fight monsters we created monsters‘), als auch die Steuerung, der Charakter Mako, das Design eines Jaegers und einige andere Kleinigkeiten erinnern mich stark an NGE.

Das wurde schon von vielen anderen bemerkt und ich habe gerade erst gelesen wie jemand im Netz heruntergemacht wurde für seine Äußerungen Pacific Rim hätte zuviel von NGE. Hier muss man vorsichtig sein: das Mecha-Genre ist sehr alt. NGE, Gundam und Pacific Rim haben vermutlich einfach dieselben Vorbilder – welche die noch viel älter sind. Jüngst habe ich mich auch auf anderen Seiten wie Popkulturschock davon überzeugen lassen, dass Pacific Rim sein eigenes Ding macht. Zwar habe ich leider vergessen wo, aber irgendwo habe ich gelesen, dass mit den verschiedenen Referenzen zu anderen Serien/Filmen gespielt wird, indem zum Beispiel jemand äußert die Kaiju getauften Monster seien vielleicht Engel. (So werden die Monster in NGE genannt.) Lassen wir es mal so stehen, ich bilde mir erstmal eine Meinung aber viel Freude werde ich mit dem Film wahrscheinlich nicht haben.

Viel zu tief sitzt meine Enttäuschung über die geplatzte Realverfilmung von NGE. Vor einigen Jahren konnte man sich sogar schon production artwork anschauen – WETA sollte involviert sein. Das waren große Neuigkeiten die dann ganz plötzlich in der Versenkung verschwunden sind. Und dann entdeckt man im Pacific Rim Trailer die eine oder andere Ähnlichkeit- Das fühlt sich einfach wie ein Schlag ins Gesicht an, kann man nicht ändern. :'(

Wer sich auf den Monster/Mecha-Clash einstimmen will, sollte dieser Liste auf ScreenRant sein Augenmerk schenken.

Ein bischen Werbung für Neon Genesis Evangelion kann ich mir nicht verkneifen ;). Wie oben bereits erwähnt können nur bestimmte Kinder die Evangelion getauften Roboter steuern. Damit lastet auf ihnen natürlich eine Verantwortung mit der jeder anders umgeht. Zudem werden die ‚Engel‘ (die Gegner) immer schwerer zu besiegen und tauchen in jedes Mal anderer Gestalt auf. Das ist der für mich interessanteste Aspekt. Es gibt einen Engel der als riesiges geometrisches Gebilde über den Himmel schwebt, einer der aus dem Weltraum agiert, einen der wie ein Virus wirkt oder auch einen, der wie ein Mensch aussieht. Das ist der Clou – und hat mich sehr gefesselt. Anfangs existieren noch viele Comedy-Situationen zwischen den Piloten und ihren Betreuern aber später weicht das immer mehr den Konflikten und Geheimnissen. Das Seelenleben der Piloten wird ein großes Thema. Jedes Geheimnis das gelüftet wird und jeder Verlust wird zu einer Bewährungsprobe. Was aber hinter dem ganzen Evangelion-Projekt steckt ist eine furchtbare Wahrheit. Ich bin wahrscheinlich viel zu angefixt und überzeugt von NGE um an Pacific Rim Spaß zu haben. 😉

6 Antworten

  1. Oje, Remakes!
    Ich hasse sie, ganz einfach.
    Wie du sagst spielt sicherlich auch Profitgier mit, aber hauptsächlich, denke ich, daß man in Hollywood kein Risiko mehr eingehen will, und keine eigenen Idden mehr hat.
    Also nimmt man einen Filmerfolg aus Europa oder Asien, und „veramerikanisiert“ ihn einfach. Im schlimmsten Falle wird das Drehbuch noch ein wenig „zurechtgebogen“.
    Natürlich kommt auch noch hinzu, daß sehr viele Leute keine Filme mit Untertitel mögen, oder gar, wenn sie in S/W sind. Filme mit UT haben in den USA sehr schlechte Chanchen.
    Und ganz sicher finden diese Filme Ihr Publikum, denn diese kennen natürlich nur das Remake.
    Einer meiner Lieblingsfilme ist Hitchcocks „Psycho“. Gus Van Sant hat 1998 ein Remake mit Anne Heche gemacht. Habe beide Filme verglichen. Alle Dialoge und die Musik sind ident! Einzige Unterschiede: der Film ist in Farbe (sehr irritierend) und moderner.
    WOZU???
    Ich brauche auch keine Hollywood version von „Ringu“ oder „3 hommes et un couffin“ <— "3 Männer und ein Baby"
    Nun, ich stehe auf den Standpunkt, wenn ein Film ein sehr guter Film bzw. ein Meisterwerk ist, brauchts kein Remake. Fällt ein Film nicht in diese Kategorie, brauchts kein Remake, denn dann ist er eh nicht gut genug! 😉

    1. Schön, dass wir da übereinstimmen und Remakes böse sind. 🙂
      Und danke, dass du noch einen ganz großen Punkt angesprochen hast, den ich ich oben vergessen habe: die Unlust der US-Bürger was Untertitel betrifft. Synchros funktionieren doch aber bei uns auch!? verstehe nicht was daran so dramatisch ist? Seinen Horizont erweitert man jedenfalls nicht, wenn man nie über den Tellerrand hinausguckt. Vielleicht haben die Leute einfach nicht genug Neugier.

      Am Beispiel vom Psycho-Remake erkenne ich allerdings einen winzigen Vorteil von Remakes – ich habe Psycho gesehen, als ich ein Teenie war und den Namen Hitchcock zwar kannte aber erst durch das Remake richtig aufmerksam wurde. Das hat mich erstmal angespornt mir was von Hitchcock anzuschauen.

  2. Bevor ich den Kommentar zu verfassen anfing, habe ich kurz überlegt, ob es vielleicht ein Remake gibt, das mir gefällt. Mir ist keines eingefallen, also kann ich ruhig bei meiner Meinung bleiben, die sich mir beim Lesen instinktiv aufgezwungen hat.
    Remakes sind für mich wie Coverversionen (nicht Remixes!) von Liedern. Sie sind überflüssig, unnötig, sinnlos, ich brauche sie nicht. Niemand braucht sie. Weder von guten noch von schlechten Filmen.
    Der Punkt dabei ist (oder vielleicht auch nur einer von vielen): Hinter dem Original steht doch meist eine Idee. Die Beteiligte schaffen etwas Neues, setzen dabei das um, was als Samen bereits in ihren Köpfen zu Knospen anfing, und meist steckt da vermutlich auch eine Menge Herzblut drin. Einem Original sieht man das an. Bei einem Remake wiederum handelt es sich letztlich nur um eine Kopie, um nichts anderes kann es sich dabei handeln. Wenn man sich das vor Augen führt, erscheint es nachvollziehbar, warum ein Remake oft lieblos erscheint, und uninspiriert. Ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass es besonders Spaß macht, einen existierenden Film nachzudrehen. Keinen Raum für eigene Ideen und Ansätze zu haben. Letztlich ist es dann doch nur ein Job, ein wenig beeindruckender, wenig erstebenswerter, wenig beneidenswerter Job, den aber irgendwer machen muss, vielleicht jemand, der gerade Geld braucht, der gemacht werden muss, damit andere damit Geld verdienen.
    Deshalb denke ich, dass es letztlich tatsächlich nur darum geht, irgendeinen reichen Menschen mit möglichst wenig Aufwand noch reicher zu machen.

    1. Prinzipiell stimme ich dir zu und bin wie man ja oben merkt 😉 kein Fan von Remakes – es gibt aber denke ich eine Ausnahme. Technik. Wenn die Glaubwürdigkeit eines Films wegen schlechter Effekte kränkelt, dann kann ein Remake ein Gewinn sein. Das passiert aber wenn überhaupt, nur nach vielen Jahren. Ansonsten ist das genauso wenig gerechtfertigt wie dieses Oldboy-Remake …

      1. Hast du da ein Beispiel? Auch wenn ich das Argument nachvollziehen kann, mir will gerade nichts einfallen. 😀

      2. Zum Beispiel bei den Batman-Filmen von C. Nolan – die zeitgemäßen visuals beispielsweise. Die alten Batmanfilme waren doch lachhaft… . Mh… . Und falls das nicht als Remake zählt, dann werfe ich mal ‚King Kong‘ in den Raum. Das ist für mich ein Beispiel an dem deutlich wird, dass Remakes bei Fortschritt der Technik nicht ganz nutzlos sein müssen.

Schreibe einen Kommentar zu wintermute Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert