Netzgeflüster: Die Stärke des Internets

Es ist keine Neuigkeit, dass das Internet eine unverzichtbare (hoffentlich) ewig sprudelnde Quelle an Informationen ist. Im Juni und Juli haben wir das Internet von zwei ganz neuen Seiten kennen gelernt. Zuerst als riesengroße Stütze in der Not, dann aber als der Ort an dem unser Privatleben ausgespäht wird. Die wahre Stärke des Internets und seine damit verbundenen Kontroversen im Rückblick – heute in ‚Netzgeflüster‘.

Hochwasserhilfe und Occupy Gezi

Als der Süden und Osten Deutschlands vom Hochwasser überrannt wurde, wollten die Menschen helfen. Aber wo? Und wie? Hier hat sich meines Erachtens nach unter den Social Networks Facebook ganz besonders hervor getan und eine ganz andere Möglichkeit und Perspektive eröffnet. Da wurden Hilfegesuche geteilt und ganze Facebook-Pages ins Leben gerufen wie zum Beispiel Elbpegelstand. Meine Timeline war voll mit Infos was wo gebraucht wird, welche Straßen gesperrt sind, wer welche Hilfe anbieten kann oder auch einfach mit Fotos und Grafiken die Unterstützung symbolisieren. Ganz allgemein konnte man im sekundentakt Informationen (bspw. über Havarien, Verkehr, …) auf den Webseiten der Städte und Gemeinden abrufen – auch eine nicht zu unterschätzende Hilfestellung.

elbpegelstand

Wesentlich politischer wurde es auf Twitter – über den Kurznachrichtendienst formierten sich die Demonstranten unter dem Hashtag Occupy Gezi. Andere öffentliche Kanäle waren daran selbstverständlich genauso beteiligt aber Twitter war sowas wie der Herd der Kommunikation, auch für Leute fernab der Türkei, die ihre Unterstützung zeigen wollten. Wenn grenzübergreifend aufgerufen und Anteilnahme gezeigt wird, ist das enorm, wenn man sich die Welt von vor 10 Jahren vor Augen hält. Das Internet ist nicht mehr nur für Katzenvideos da, sondern ist schon lange politisch und engagiert – weil es die Nutzer sind! Es ist mir noch nie so stark aufgefallen wie im Sommer diesen Jahres. Nagut … sagen wir bei Fukushima wurde es auch (schmerzlich) bewusst.

PRISM, Tempora und Konsorten

Alle Leute flippen gerade wegen dem Überwachungsskandal aus. Zu Recht – auch wenn ich sagen muss, dass meine Meinung sich von der der meisten Leute etwas absetzt. Ich halte das für ein politisches Problem und keins, wegen dem ich mich jetzt im Internet unsicher fühle. Mal ganz abgesehen von den jüngsten Offenbarungen vertrete ich generell die Meinung, dass jeder für das was er an Daten im Internet preisgibt letztendlich selber verantwortlich ist. Des Weiteren denke ich, dass der Menschenverstand ein gutes Maß ist, um das abzuwägen – wenn interessiert es, ob ich mir einen Essie-Nagellack gekauft habe? Obama? Den BND? Vielleicht die Beauty-Addicts. 😉 Und den einen oder anderen Marktforscher und Marketingexperten, der denkt meine Daten auswerten zu müssen. Der nächste Punkt ist: denken wir mal scharf nach von wievielen Daten wir hier reden. Niemand sitzt in den USA und liest meine Mails im Klartext. Da laufen Algorithmen drüber und einzelne Worte werden herausgefischt. Metadaten wie Absender, Empfänger, Formate, Anhänge, Zeiten und Umleitungen werden hier ausgewertet und wahrscheinlich mit großen Clustern abgeglichen.. . Wie sollte das auch anders bei dieser Datenmenge funktionieren? Viele schreien aktuell laut nach Verschlüsselung – stellt sich die Frage wie sinnvoll das ist. Mein Standpunkt ist auch der: wenn jemand was zu verbergen hat, dann schreibt er darüber keine unverschlüsselten Mails oder bloggt darüber. Von daher bleibt zu hoffen, dass wenn Sachen gespeichert werden, diese nicht für Bagatellen gegen uns verwendet werden, sondern wirklich um terroristische Handlungen aufzudecken. (Etwas anderes wäre meiner Meinung nach auch kaum möglich angesichts der Datenmengen die an einem Tag durch das WWW düsen.)

Es ist gut ein Verständnis für Sicherheit und Verschlüsselung im Netz zu gewinnen. Ein Kommilitone von mir hat das schon vor Jahren ganz groß geschrieben und alle mit dem Crypto-Wahn anstecken wollen. Das ist aber auch jetzt nicht die perfekte Lösung: Erstens werden nicht alle Menschen mit denen man Emailverkehr hat sich dem Crypto-Spaß anschließen und zweitens ist es eigentlich nicht das Problem der Endnutzer. Die Politik müsste sich hier einschalten und dagegen vorgehen, denn Demokratie ist das nicht und unsere Staatsoberhäuptlinge sollten über ihre Beziehungen zu anderen Staaten nachdenken.

Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen rund um IT, Forschung, Netzwelt, Internet und eben auch Gerüchten widme. 🙂

4 Antworten

  1. Dito. So sehe ich das auch. 🙂

    1. Du meinst den letzten Teil wegen Überwachung | Verschlüsselungswahn | Politik ? Freut mich das zu hören, ich wurde wegen meinem Anti-Verschlüsselungswahn immer von einigen wenigen Kommilitonen gescholten … und unsere Politiker eskalieren mir bei der Thematik nicht genug. Die sollten mal etwas ausrasten. XD

  2. Ich meine, dass wir jetzt nicht unbedingt Panik schieben müssen wegen des Überwachungsskandals. Ich denke immer, wenn irgendwelche Spione lesen möchten, dass ich mal wieder die ganze Woche nix Interessantes gemacht habe außer Nägellackieren, wird das wohl kaum Konsequenzen haben. 😉
    Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass da die Politiker aktiv werden müssen.

    1. Schönes Beispiel mit dem Nägel lackieren 😉
      Sehr gut zu hören, dass du das auch so siehst.

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