Fantastischer Film: Cloud Atlas

Inhalt

Alles ist verbunden. Cloud Atlas verbindet das Schicksal unterschiedlichster Menschen verschiedener Epochen. Ca. 1850 zeichnet der Notar Adam Ewing seine Erlebnisse während einer Seefahrt auf. Obwohl sich seine gesundheitliche Lage rapide verschlechtert, versucht er einen Moriori an Bord zu verstecken. Der begabte aber enterbte Musiker Robert Frobisher versucht 1931 sein Ansehen wiederherzustellen und wird Assistent seines Idols Vyvyan Ayers. Nichtsahnend in welche Bahnen dieses Engagement sein Leben lenken wird. Die Journalistin Luisa Rey ist im Jahr 1975 einer Geschichte auf der Spur, aufgrund derer man ihr nach dem Leben trachtet. Im Jetzt versteckt sich der kautzige Verleger Timothy Cavendish vor brutalen Geldeintreibern, landet zufällig in einem Altenheim und kommt dort nicht wieder aus! Er plant seinen Ausbruch. Sonmi-451 ist eine Bedienerin in einem Fast-Food-Restaurant in der nicht allzu fernen Zukunft. Sie ist ein Klon und normiert auf das Ausführen ihrer Arbeit. Als sie beginnt aus dem Gedankenkäfig auszubrechen und sich für Medien zu interessieren, wird sie zum Zielobjekt der Regierung. Aufständische helfen ihr zu fliehen. In der fernen Zukunft erklärt sich der Ziegenhirte Zachary dazu bereit einer Prescient, einer Angehörigen eines höher entwickelten Volkes, bei einem Auftrag zu helfen, der sein Weltbild verändern wird.

Hintergrund

Der Film basiert auf dem 2004 erschienenen Buch von David Mitchell – eins meiner erklärten Lieblingsbücher. Dazu gibt es hier im Blog auch einen Artikel über das Buch und zu den Unterschieden zwischen Film und Buch – letzterer beinhaltet allerdings Spoiler.

Der Film ist in vielerlei Hinsicht ein Mammutprojekt. Zum Einen ist er eine Kooperation mehrerer Länder, die ansonsten vielleicht eher unvereinbar wirken: Deutschland, USA, Singapur und Hongkong. Zum Anderen gilt er mit seinem auf 100 Mio. $ geschätzten Budget als teuerster deutscher Film. Obwohl mancher sich etwas über den Film mockiert und ihn als „teure Independentproduktion“ bezeichnet, sind hier sehr viele große Namen mit von der Partie. Regie führten Tom Tykwer, Andrew und Lana Wachowski. Die Aussage „everything is connected“ wurde übrigens besonders ernst genommen. Die Figuren der unterschiedlichen Epochen haben gewichtige Anknüpfungspunkte, so inspiriert beispielsweise Adam Ewings Reise-Tagebuch Robert Frobisher zu seinem musikalischen Werk „Der Wolkenatlas“. Auch bei der Besetzung wurde die Tagline beachtet. So sind die Schauspieler in verschiedenen Rollen zu sehen. Tom Hanks ist beispielsweise in der fernen Zukunft Zachary, stellt aber auch Robert Frobishers raffgierigen Vermieter dar. Und das ist nur eins von unzähligen Beispielen. Die Schauspieler wurde dabei so in Szene gesetzt, dass man sie mal besser, mal schlechter erkennt. Das lädt zum Rätselraten ein, insbesondere dann wenn sie sogar andere Ethnien oder Geschlechter verkörpern. Neben der sehr menschlichen Aussage, verleitet mich dieser Umstand auch immer ein wenig zu dem Gedanken, dass sie Wiedergeburten sein könnten. Manche haben ihren Weg im nächsten Leben besser gefunden, manche mal schlechter. Zumindest hat der Gedanke auf mich einen besonderen Reiz. So dürfen wir also beispielsweise Tom Hanks als Zachary erleben, aber auch mal als raffgierigen Vermieter Frobishers. Außerdem sind mit von der Partie: Ben Wishaw, Jim Sturgess, Halle Berry, Jim Broadbent, Hugo Weaving, Hugh Grant, Susan Sarandon, James D’Arcy, Doona Bae unvm.

Meinung

Ich liebe den Film sehr. Aber das Buch vielleicht noch etwas mehr. Ich kann es nicht einmal genau sagen. Was das Buch nicht schafft, meistert der Film. Und andersherum. David Mitchells Roman brilliert dadurch, dass er in jeder „Erzähl-Epoche“ den entsprechenden Erzählstil annimmt. Die Mundart eines älteren Schreibstils anzunehmen, oder auch eine völlig neue zu kreieren wie beispielsweise in der Geschichte um Zachary – das ist eine große Leistung! Der Film ändert einige Handlungsstränge sehr stark ab, manche läßt er vollkommen gleich. Mir gefallen beide Varianten, wenn auch die Geschichte um Sonmi für meinen Geschmack zu drastisch geändert wurde. Dafür meistert es der Film sehr gut die Verbindungen durch das scheinbare „Recyceln“ der Schauspieler herzustellen. Manch ein Rezensent kritisiert das als Sparmaßnahme. Letztendlich dient es der Story aber enorm. Was ich insgesamt sehr schätze ist genau dieser Effekt, aber auch der Umstand das der Film (wie das Buch) so viele Genre bedient. Komödie, Drama, Abenteuergeschichte / Historiendrama, Science-Fiction, Krimi – alles dabei. Durch Schnitte, gutes Timing und wunderbare Musik wird deutlich, welche wiederkehrenden Motive die Charaktere beeinflussen. So zum Beispiel Unterdrückung oder Machthungrigkeit. In allen Epochen, egal wie unterschiedlich das aussieht. Dabei hat der Filme zumindest bei der Mehrzahl der Handlungen die richtigen Szenen weggelassen hat (leider nicht bei allen) und das Ganze dann temporeich inszeniert. Ein bombastischer Film. Und ein unterschätzter Film!

Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆

16 Antworten

  1. Immer noch nicht gesehen. Wird mal Zeit. Vielleicht nehme ich mir aber auch erst mal das Buch vor. Ist ja eigentlich die bessere Reihenfolge.

    1. Kann man sehen wie man will. Ich habe das Buch erst später gelesen, aber geschadet hat es nicht.

      1. Ich habe dann meistens das Problem, dass ich an dem Buch schnell die Lust verliere, wenn ich schon weiß, was passiert. Andersrum krieg ich das besser hin.

        1. Das ist ein gutes Argument. Hier ist es bei Buch und Film besonders leicht an beiden Gefallen zu finden, denke ich. Im Buch sind die Geschichten natürlich weitaus ausführlicher und austaffierter. Eine Geschichte ist sogar, behaupte ich mal, ganz anders. Da lohnt sich das sehr.

          1. Werde es bei Zeiten mal in Angriff nehmen.

  2. Oh ja, auch ich fand den Film fantastisch! Kenne die Vorlage aber auch nicht.Noch nicht. Kann übrigens nicht verstehen, warum der Film so enorm gefloppt ist. Echt schade!

    1. Finde ich auch! Dabei ist bei den verschiedenen Episoden ja eigentlich für jeden was dabei. Und mit dem Rätselraten welcher Schauspieler jetzt hinter welcher Kostümierung steckt, hätte man eigentlich auch begeistern können.

  3. Mir war der sprachliche Aspekt bei dem Buch extrem wichtig, der geht im Film halt leider etwas verloren, lässt sich aber auch kaum vermeiden, ohne dass man im Kino nix mehr versteht 😉 Wobei ich nicht weiß, wie das in der Übersetzung des Buchs rüberkommt. Mein größtes Problem mit dem Film war eben der Teil über Somni, denn gerade den mochte ich im Buch am liebsten. Ansonsten fand ich den Film aber auch gut.

    1. Habe mir auch schon darüber den Kopf zerbrochen wie man das in dem Film hätte umsetzen können. Es wäre wahrscheinlich konsequent gewesen, wenn man dort eine ältere Form der Filmaufbereitung benutzt hätte. Meinetwegen in s/w drehen oder als Stummfilm oder irgendwas. Aber so richtig konsequent kann man das nicht durchziehen. Bei Frobisher hätte das ja vielleicht sogar funktioniert mit dem s/w oder dem Stummfilm. Aber bei Ewing gabs nichts dergleichen. Rein sprachlich hätte das mehr rüberkommen können, aber das haben sie vermutlich gelassen, damit es für die Massen zugänglicher ist. Immerhin haben sie Zacharys Mundart bzw. die Mundart der fernen Zukunft übernommen.

      1. Ja, stimmt, wobei ich finde, dass Zachrys Sprache nicht so krass anders rüberkommt als im Buch. Das hätte aber wahrscheinlich auch keiner mehr verstanden 😉

        1. Haha, ja, sehr gut möglich, dass dann alle im Kino gesessen hätten und nur gedacht hätten „Äh … was?“ :-O Die Reaktionen hätte ich aber auch gern gesehen.

  4. Okay, das ist jetzt das erste Mal, dass ich eine positive Meinung von jemandem hören, der auch das Buch gelesen hat. Ich habe mich ja bis jetzt einfach nicht rangetraut, weil ich eben das Buch so großartig finde. Aber wer weiß, vielleicht traue ich mich ja jetzt mal 😀

    1. Mensch, dass du da nicht neugierig auf den Film warst? Ich würde wahrscheinlich vor Neugier gestorben, wenn ein Buch, das ich liebe, verfilmt wird. 🙂
      Die Stimmung in Buch und Film ist sehr anders, daher kommen wahrscheinlich soviele negative Stimmen zustande. Könnte mir vorstellen, dass wenn man das Buch zuerst gelesen hat, man den Eindruck bekommt, dass der Film zu stark für die Massen aufbereitet und zugänglich gemacht wurde durch Comedy usw. Und der sprachliche Aspekt kommt nicht so gut durch.

      1. Avatar von donpozuelo
        donpozuelo

        Aber gerade weil ich das Buch so liebe, habe ich mich immer nicht getraut. 😀

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