Rückblick: Juni 2014

Der Einstieg ins Arbeitsleben

Ja, ich war ziemlich nervös. 🙂 Wie werden die Kollegen sein? Und die Chefs? Werde ich mit den Leuten und der Arbeit klarkommen? Andere Leute, gerade aus der Familie haben oftmals so Sprüche drauf wie „Das wird eine ganz schöne Umstellung für dich – so richtig arbeiten und so.“ Na danke. Aber nein. Da hatte ich wenig Bedenken. Früher hatte ich teilweise mehrere Nebenjobs parallel und habe studiert. Dass ein 8-Stunden-Arbeitstag mich nicht extrem umhaut – da war ich mir sicher. Ist auch so. Und die Kollegen sind auch nett! Und der Standort ist auch schön! Und meine Wohnung liebe ich sowieso! Anfangs bestand der Alltag aus einigen Frage- und Inforunden, in denen wir uns in Sachen einarbeiten, Dienste freischalten mussten … so Sachen eben. Schulungen gab es auch. Meine ersten zwei Wochen im Unternehmen haben mir gut gefallen und ich bin früh gerne aufgestanden und zur Arbeit gegangen 😉

Aber … ja, jetzt kommt das aber. In der Informatikbranche gibt es den Trend, dass man häufig zum Kunden reist und dort vor Ort arbeitet. Manche Unternehmen treiben das auf die Spitze, sodass man eigentlich nur am Wochenende zuhause ist und nie dort arbeitet wo man wohnt. Nie. Niemals. (Meine Firma ist übrigens nicht so.) Mir ist bewusst, dass das der Trend ist und dass es gute Gründe für Kunden gibt, die Programmierer am Ort zu fordern. Dazu zählt der Datenschutz, persönliche Absprache, das Kennenlernen von Infrastruktur und „Problemdomäne“ („Was soll die Software eigentlich können?“) und und und. Trotzdem bin ich kein bedingungsloser Fan des Trends. Ich sehe es ein, es ist mein Job und das gehört dazu. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir das Reisen nicht hin und wieder schwer fällt. Gerade jetzt am Anfang. Man hat die Wohnung schön eingerichtet und ist noch neu in der Stadt. Möchte die Stadt erkunden, reist aber auch viel. Ich wusste schon vorher, dass das vielleicht im Arbeitsleben meine größte Prüfung wird. Mich aus der Comfort Zone bewegen und mit meinen vielen Gewohnheitstier-Ritualen brechen. Die Entwicklung hat den Juni schon extrem spannend gemacht. Umso gespannter bin ich wie es weitergeht.

Weltgeschehen

Im Juni ist eine ganze Menge passiert – vor Allem eine Menge, was an mir vorbeigezogen ist. Eine Sache kann man aber praktisch nicht mal ignorieren, wenn man es wirklich will: die WM! Ich mag das WM-Feeling ganz gerne, wenn die Leute zusammenhalten, sich begeistern lassen, jubeln oder gemeinsam entsetzt sind. Soviel Einigkeit herrscht selten. Und so still ist es auf der Straße ebenso selten, wenn gerade ein Spiel läuft ;). Was ich nicht brauche, ist das jeder Wimpernschlag eines Fußballspielers von den Medien kommentiert wird. 😆 Was auch bei mir schlechtes Gewissen hervorruft, sind die Meldungen von versteckten Botschaften in Primark Klamotten. Arbeiter haben diese wohl versteckt und weisen auf ihre furchtbaren Arbeitsbedingungen hin. Mein erster Primark-Besuch steht zwar noch aus, aber im Prinzip wissen wir alle wie die großen Billig-Modekonzerne produzieren. Und das nicht nur, seitdem eine Fabrik eingestürzt ist. Traurig aber wahr: das Geschäft funktioniert, solange wir kaufen. Und wir kaufen, weil wir das Elend nicht sehen und es weit weg wirkt. Ich bin jetzt kein Moralapostel – ich schließe mich da ein. Und das ist eigentlich zum heulen. Ebenfalls berührend empfand ich die Meldung, dass Guido Westerwelle an Leukämie erkrankt ist. Eines ist doch bei uns allen gleich: wir werden alle mit Blut, Wasser und Luft betrieben und wenn wir krank sind, sind wir alle gleich. Manche begreifens auch erst dann, aber das ist eine andere Geschichte. Eine Meldung die uns stattdessen mal zum Aufatmen bringt, ist, dass Schumi aus dem Koma aufgewacht ist! Aber so schön die Meldung auch klingt, er hat bestimmt einen harten Weg vor sich.

Filme, Bücher, Serien, IT und alles andere was Spaß macht

Ach waren das wieder viele ernste Meldungen – widmen wir uns mal den schönen Dingen: Filmen! 😀 Im Juni habe ich zwar wieder verhältnismäßig wenig Filme gesehen, aber dafür einige, die ich großartig fand und die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden. Blue Jasmine zu schauen war lange überfällig und der Film hat gehalten, was Filmkritiker, Filmfans und Filmblogger versprochen haben. Die satirische Tragik mit der „Jasmines“ Leben erzählt wird, ist rührend komisch mit einem bitteren Beigeschmack. Kann Cate Blanchetts Worten bei der Oscar-Verleihung nur zustimmen: erzählt mehr Geschichten über Frauen! Apropos Oscars … nachdem ich beim ersten Schauen von Gosford Park eingeschlafen bin (!) … jaja ich weiß. Das ist Jahre her und da habe ich glaube ich gerade Bachelorarbeit geschrieben. Ich war einfach so müde, was soll ich sagen? 🙂 Jedenfalls habe ich den Film jetzt endlich im Ganzen geschaut und habe mich angenehm an Downton Abbey erinnert gefühlt. Teilweise etwas zu krass 😉 Natürlich war Gosford Park zuerst da. Außerdem habe ich Coraline geschaut und sehr gemocht. Herrlich schräg, herrlich andersartige Charaktere und eine Heldin abseits vom dauergrinsenden Disney-Charme. So muss das sein. Apropos angenehm andersartiger Zeichentrick: natürlich habe ich auch wieder Anime geschaut und war sehr begeistert von Die Reise nach Agartha (Orig.: Children Who Chase Lost Voices). Sehr schön gemacht, das Charakterdesign finde ich zwar etwas schwach, aber (wie immer bei Makoto Shinkai) tolle Hintergründe, tolle Geschichte und wieder eine Botschaft, die sich angenehm von dem Disney- und Pixar-Einheitsbrei absetzt. Eher enttäuscht hat mich im Juni der Anime The Piano Forest – viel verschenktes Potential. Zu vorhersehbar, zu aufgekratzt und zu schlechtes Charakterdesign. Bis auf die herrlichen Waldszenen und die Musik wirkte es schlichtweg zu billig produziert. Das kann teuer oder billig sein wie es will, aber das darf man 1.) entweder nicht sehen oder 2.) die Story muss es mich vergessen lassen. War nicht der Fall, etwas öde.

Serientechnisch habe ich Supernatural Staffel 9 zu Ende geschaut. 9 Staffeln … alter Schwede. Ernsthaft? Insgesamt hat mir die Staffel ganz gut gefallen. Verglichen mit hanebüchenen Staffeln die ich gar nicht besonders mochte wie die 6. Staffel war das schon wieder deutlich besser. Ein klarer Gegner, gut aufgebaute Konflikte, schöne Selbstironie, ein paar Ausflüge in die Vergangenheit … und ach ja, was nicht fehlen darf: der Bruderkonflikt. Obwohl ich auch einiges zu meckern habe, sind mir diesmal sogar einige Episoden aufgefallen, weil ich sie für echt gut inszeniert halte. Leider wiederholen sich aber die Motive und Serienfinale stark, was nicht besonders förderlich für die Freude auf eine 10. Staffel ist. Es wechselt sich sogar immer ziemlich kohärent ab. Mal ist Dean am Arsch, dann mal wieder Sam, usw. Was mich aktuell sehr fesselt ist der Anime Ergo Proxy. Dystopie, Action, Androiden, ein totalitäres Regime, ein Virus der Androiden infiziert und zu unkontrollierbarem Handeln führt … . Klingt zwar so wie Sachen, die ich schon zu oft gesehen habe, aber die Richtung in die es geht, gefällt mir. So eine Art modernes „Die Schöne und das Biest“ im Noir-Stil mit vielen sehr konsequent durchgezogenen philosophischen Aspekten. Und interessanten Charakteren. Mag ich sehr. Philosophie in Film, Fernsehen und Anime kann zwar extrem schnell aufgesetzt wirken, aber ich finde hier gelingt es bestens. Im Juni habe ich außerdem Buch 3 von Murakamis 1Q84 gelesen und das war … wieder einen Tick anders als seine Vorgänger und wusste zu überraschen. Nicht nur einmal. Ich komme ja mit den offenen Fragen klar, aber dann muss ich auch darüber reden und Meinungen hören XD Bin noch auf der Suche nach den Meinungen … . Inzwischen habe ich angefangen Lelords Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück zu lesen. Wow. Sehr anderer Schreibstil verglichen zu allem was ich zuletzt gelesen habe. Irgendwie so naiv, aber auch mal schön was locker-flockiges zu lesen. Stand ja ewig auf meiner To-Read-Liste. Ewig. Jahre. Und als ich neulich den Trailer mit Simon Pegg sah, wusste ich „jetzt hast du mal wieder zu lange gewartet“. Und als das Buch dann praktisch vor meiner Nase überall in der Buchhandlung rumlag, konnte ich nicht anders. Mal sehen wie fix ich bin.

Und sonst so?

Habe es endlich mal wieder geschafft in den Trott reinzufinden und wie versprochen auch wieder mal eine Manga Manie zu veröffentlichen. Überlege noch, was nächsten Monat dran sein soll. Vielleicht sogar Ergo Proxy, wenn ich bis dahin damit durch bin. Außerdem gab es ein kleines Jubiläum oder einen Meilenstein zu feiern: 400 Artikel. Für die meisten nur eine Zahl, aber ich habe mich sehr darüber gefreut. 😀

Was sagt ihr zu Philosophie in modernen Medien? Geht automatisch schief oder bereichert automatisch das Medium? Wie war euer 1. Arbeitstag – oder steht der noch aus? Gab es auch da auch etwas, wobei ihr euch selbst überwinden musstet? Müsst ihr auf Arbeit viel reisen? Welches Buch habt ihr zuletzt solange vor euch hergeschoben bis es plötzlich verfilmt wurde? Und gehört ihr zu der Fraktion „lese ich noch bevor ich den Film schaue“ oder „lese ich nachdem ich den Film gesehen habe“ oder überlasst ihr das (wie ich) eher dem Zufall? Welche offene Frage hat euch zuletzt geärgert? Im Buch … im Film … im Leben? (Aber bitte keine Spoiler 😉 ) Schaut ihr relativ entspannt WM, oder gar nicht oder seid ihr WM-verrückt?

22 Antworten

  1. War mir gar nicht klar, dass man als Informatiker berufsbedingt so viel reist. Man lernt halt nie aus. 😀 Würde mir aber auch schwer fallen, für Gewohnheitstiere ist das wirklich eine harte Nummer unter der Woche kaum zu Hause zu sein. Bin gespannt, was du weiterhin berichtest! Imemehin scheint sonst alles gut zu sein auf der Arbeit, da fällt einem ja schon mal ein Riesenstein vom Herzen, oder? 🙂

    1. Joar. Also viele Sorgen wurde mir genommen. Aber wie überall im Leben kommen da auch neue, kleine Sorgen dazu. Auch wenns bloß der nervige Sitznachbar in der Bahn ist 😉 Tehehe.

      1. Oh ja, erzähl mir nichts über nervige Sitznachbarn…ich fahre so 30 min mit dem Bus zu meinem Nebenjob und immer, immer, immer setzen sich die Nervigen oder Verrückten neben mich! :-/

        1. Haha 😀 Wahrscheinlich siehst du so freundlich aus 😉

  2. Danke für den spannenden Bericht aus deinem Berufsleben. Es ist immer interessant so etwas zu lesen und mit dem eigenen Leben zu vergleichen. Ich arbeite in der IT-Branche (allerdings Bereich Marketing) und muss glücklicherweise nicht reisen, wäre aber mit Familie auch so gar nichts für mich. Ich bekomme ja schon Entzugserscheinung, wenn ich aufgrund ungünstig gelegener Termine einen Tag ohne meine Kids aushalten muss… 😉

    1. Ja, dass kann ich mir vorstellen, dass das gar nicht deins wäre – mit Familie ist das dann hart, wenn man die Lieben nicht zu Gesicht bekommt.
      Freut mich, dass du den kurzen Einblick interessant findest. War mir nicht so sicher wie viel ich davon in die Welt schicken soll … von wegen das Internet vergisst nie und so.

  3. Schöne Fotos hast Du da gemacht! Es freut mich, dass Du gut angekommen bist – und ich hoffe, dass Deine Dienstreisereien auch ganz bald zur Routine werden (kann dies als Ebenfalls-Gewohnheitstier sehr gut nachvollziehen…).

    1. Dankeschön 😀 Ich stoße aber auch ständig über Graffitis und StreetArt, die mich an deinen Blog erinnern 😉
      Seufz … du verstehst mein Leid. XD 😉

  4. Das wieder ein sehr schöner Rückblick von Dir

    1. Dankeschön 🙂

  5. Ich sag nur eins: Magdeburg <3

    1. Was? Du wohnst wohl auch in Magdeburg? 😀

      1. Nein, ich bin da nur öfter, da mein Freund von dort kommt. Ich mag die Stadt einfach. 🙂

        1. Achso – das ist aber auch schön 😀

  6. Freut mich, dass du so gut ins Arbeitsleben gestartet bist!

    1. Danke 🙂

  7. Finds auch schön, dass du einen guten Start hattest. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und SPASS. 🙂

    … und wieder bewundernswert, dass du so viele Filme, Serien und Artikel geschafft hast. Fleißiges Bienchen.

    Ich wünsche dir einen schönen Start in den Juli.

    1. Danke. 😀 Und ich wünsche dir auch einen wunderbaren Juli!

  8. Der gute Start hört sich toll an. Ich drück dir die Daumen, dass es so bleibt 🙂
    Aber es stimmt. Auf den ersten Arbeitstag fiebert man erheblich hin und ich stelle mir alle möglichen Szenarien vor, die passieren könnten.
    Und wenn ich alles durchgespielt habe, denke ich mir, dass das sowieso nicht passieren wird x)

    „Coraline“ finde ich auch sehr gut. Recht unheimlich ebenso 😀
    Kennst du „9“? Der würde dir sicher auch gefallen 🙂

    1. Danke 😀
      Ja – manchmal macht man sich umsonst Sorgen! Habe eine Weile gebraucht um das zu begreifen, das ist immer so verschenkte Lebenszeit. Aber ich hab das auch irgendwie im Blut mit dem Sorgen machen und kriegs ja doch nie ganz aus meinem Kopf.

      9 sagt mir was, der liegt hier auch schon bei mir rum und muss nur noch geguckt werden. Danke für den Tipp – ich lege den Film jetzt weiter oben auf den Stapel 😉

  9. Reisen im Beruf wär für mich furchtbar – und das wissen auch meine Arbeitgeber, von daher fällt das bei mir nicht an. Ich bewundere immer Leute, für die das kein Problem ist. Und du musst jetzt gleich 3 Monate pendeln? Find ich schon ganz schön heftig. Ich versuche normalerweise, das Buch zu lesen, bevor ich den entsprechenden Film sehe. War zuletzt bei „Die Bücherdiebin“ so. Manchmal stoße ich aber auch erst über den Film auf ein Buch. War zum Beispiels so bei „I Capture the Castle“ von Dodie Smith, den Film hab ich zufällig im Urlaub auf einem englischen Kanal gesehen. Auf Deutsch heißt das Buch glaub ich „Mein Sommerschloss“. Klingt etwas bescheuert, kann ich aber empfehlen 🙂

    1. Naja, ich gehöre auch nicht zu den begeisterten Reisenden. Aber als Anfänger sage ich, ist es nicht gut sich solchen Möglichkeiten zu entziehen und ich bilde mir erstmal eine Meinung. Auch wenn ich manchmal, wenn ich müde und kaputt bin, auch zum Jammern aufgelegt bin. Bei uns in der Firma herrscht auch der Gedanke, dass wir „nicht nur fürs Reisen bezahlt werden“. Ich werd mal sehen was die Zukunft so bringt.

      Das Sommerschloss XD hehe. Solange es gut war, kanns heißen wie es will. 🙂
      Ich bin bei Büchern ja immer etwas dem Trend hinterher, deswegen bekomme ich sehr oft erst nach dem Sehen eines Films was von dem Buch mit.

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