7ème art: Oscar-Edition (2015)

Die Oscars stehen bevor und es gab schon reichlich Kritik, dass zuviele Lebens- und Leidensgeschichten nominiert seien und andere dagegen schwer ankommen. Dazu passt auch ein weniger der Ausspruch ‚die besten Geschichten schreibt das Leben‘, oder? Andererseits ist es traurig für die Geschichten, die untergehen. Wie kann schon eine dysfunktionale Ehe mit einer gestörten Frau gegen den Terror ankommen, wenn sich der Verstand auflöst und eine Frau gegen eine unheilbare Krankheit kämpft? Dann gibt es aber auch diese anderen Geschichten. Die, die aus der Reihe tanzen. Ich finde eigentlich, dass die Auswahl der Nominierten sehr gut ist. Und spannend! Noch mehr als in anderen Jahren.

Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)

Riggan Thompson (Michael Keaton) hat als Schauspieler den Höhepunkt seiner Karriere bereits hinter sich gelassen. Zwar ist er noch heute bekannt als Birdman, die Superheldenfigur die er einmal in drei Filmen verkörperte, aber ein Leben nach Birdman gab es scheinbar nicht. Zumindest kein erfolgreiches. Stattdessen gilt er als gealterter, abgehalfterter B-Promi. Er versucht sich wieder zu profilieren, indem er eine Geschichte von Raymond Carver am Broadway inszeniert. Es geht aber alles schief was schief gehen kann. Die männliche Hauptrolle muss kurzfristig neu besetzt werden – undzwar mit dem gefeierten, aber neurotischen Star Mike Shiner (Edward Norton). Nicht Riggans einzige Sorge. Da sind auch noch Geldprobleme, eine Klage, giftsprühende Kritiker und seine Tochter Sam (Emma Stone), die gerade aus dem Entzug kommt und auf die er eigentlich ein Auge haben soll. Ach ja. Und dann ist da noch die Stimme seines Alter Egos Birdman, der alle seine Fehltritte kommentiert. Und da soll man nicht wahnsinnig werden?

Birdman handelt von einer handvoll Wahnsinniger in der wahnsinnigen Welt zwischen Film-Blockbuster-Kino und den Brettern die die Welt bedeuten. Ein modernes, schwärzlich-bitteres Märchen über die Zeit nach dem Ruhm und das Ende der Anerkennung. Egal was Riggan tut, es endet stets in einem Desaster. Seine Motive wirken dabei ehrlich und aus dem Herzen kommend. Aber wenn man jemanden fragt, den die Kritiker und das Geschäft schon genug verdorben haben, dann zählt das auch nichts mehr. Dabei wirkt nicht nur das Kinoposter von Riggans Birdman wie eine Hommage an Iron Man und die Avengers, an das Popcornkino, an die Branche wo das Geld sitzt. Während er es kaum schafft sein Stück auf die Bühne zu bringen. Der Film steckt voller Ironie und Satire beginnend bei Michael Keaton, der einmal wen verkörpert hat? Genau: Batman in der Verfilmung von 1989. Batman. Birdman. Batman. Birdman. Verrückt. Auch wir, die Zuschauer sind ein bisschen Birdman. Aus unserer Perspektive schweben wir um die Charaktere. Verfolgen mit unseren Augen wer gerade spricht, gleiten näher heran. Die Kameraarbeit ist großartig und läuft auf unsichtbaren Bahnen, zirkuliert um die Akteure. Wir denken jeden Moment, dass wir die Technik sehen müssten. Aber das tun wir nicht, weil die Kamerafahrten perfekt sind. Mal so nebenbei: wieviele Schnitte habt ihr gezählt? Der angepriesene magische Realismus ist Alejandro G. Iñárritu (Babel, Biutiful) bestens gelungen. Und hat Riggan dann noch seinen Höhenflug bekommen? Ich werds euch nicht sagen. Aber ich sage euch soviel: Oscar. Oscars.

(9/10)

Sternchen-9

Boyhood

Bei Boyhood handelt es sich um ein außergewöhnliches Projekt. Regiesseur Richard Linklater hat 12 Jahre im Leben eines Jungen festgehalten. Dabei macht er Schnappschüsse aus den Lebensstadien des Jungen Mason (Ellar Coltrane) und beginnt, als dieser 6 Jahre alt ist. Über 12 Jahre hat Linklater das durchgezogen und dabei sowohl den wechselnden technischen Anforderungen getrotzt, als auch dem Zahn der Zeit. Man sieht den aneinandergereihten Segmenten keine bedeutenden Unterschiede in der Machart an und hat tatsächlich das Gefühl Teil von Masons Kindheit zu sein und ihm beim erwachsen werden zuzuschauen. Fast so, als ob man einer seiner besten Kumpels oder Kumpelinen wäre. Wir begleiten ihn dabei wie er Umzüge durchmacht und zu Freunden auf Wiedersehen sagen muss. Wie er mit seiner Schwester Samantha (Linklaters Tochter Lorelai) und seiner Mutter (Patricia Arquette) einen Neuanfang wagt, wie seine Mutter die falschen Ehemänner kennenlernt und Mason andere größere und kleinere Katastrophen oder Meilensteine hinter sich läßt.

Boyhood ist ein Film, der keine Minute langweilig ist. Man fühlt sich in so vielen Situationen so stark an die eigene Kindheit und die Probleme des Erwachsenwerdens erinnert, dass man nicht ausschalten möchte, wenn man seine Kindheit auch nur ansatzweise mochte. Bei den Nachmittagen und dem Rumlaufen mit den Freunden in der Nachbarschaft hatte mich der Film schon irgendwie. Und auch bei den Dragonball Z Bildern. Bei dem Drama mit dem Haarschnitt, den er gehasst hat. Genauso wie bei den Vorträgen über Verantwortung. Na – hat’s bei einem der Bilder geklingelt? Genau das ist es nämlich. Linklater erzählt eine Geschichte, die sich früher oder später wie unsere eigene anfühlt. Und er erzählt wesentlich sympathischer vom Erwachsenwerden und der Kindheit als beispielsweise Malick mit seinem Tree of Life. Auch wenn letzterer unschlagbar bildgewaltig ist. Ein weiterer kleiner Bonus ist der Wandel der Zeit. An Musik, Politik oder diversen sozialen Netzwerken wissen wir plötzlich wann wir uns befinden. Und obwohl ich Coming-of-Age-Storys sehr mag, hat mich Boyhood dann doch nicht so komplett gekriegt und leider verloren als Mason ein Teenager wird. ich bewundere den Film für das was er ist und wie er entstanden ist. Aber ich hatte nicht gänzlich den Eindruck zu wissen warum Mason so geworden ist wie er ist. Wann hat er das Fotografieren für sich entdeckt? Wann ist das sein Ding geworden? Nicht, dass es immer einen großartigen Auslöser geben muss. Aber das Beispiel illustriert vielleicht, warum mir das leichte Dahinrieseln der etwas handlungsarmen Geschichte dann doch zu viel Dahinrieseln war.

(7/10)

Sternchen-7

Die Entdeckung der Unendlichkeit

The Theory of Everything, so der Originaltitel des Films, erzählt einen Teil der Lebensgeschichte des weltbekannten Physikers Stephen Hawking und seiner Jugendliebe Jane. Hawking ist neben seinen Theorien und seiner Fähigkeit komplizierte Sachverhalte brillant einfach zu erklären vor Allem deswegen bekannt, weil er unter ALS leidet. Einer Erkrankung des motorischen Nervensystems, die ihn fast gänzlich unbeweglich werden ließ, seinen Verstand aber nicht beeinträchtigt. Der Film ist aber nicht ein vollständiges Stephen-Hawking-Biopic, sondern eine Verfilmung des Buchs Die Liebe hat elf Dimensionen: Mein Leben mit Stephen Hawking von Jane Hawking. Somit erzählt der Film ganz klar die Liebes- und Leidensgeschichte der Beiden. Es beginnt mit ihrem Kennenlernen, thematisiert die Prognose und das Abhandenkommen der motorischen Fähigkeiten, die Familiengründung und die sich immer stärker häufenden Probleme im Alltag. Inmitten all dessen Stephen, gespielt von Eddie Redmayne und seine Frau Jane, die von Felicity Jones verkörpert wird.

Der Film demonstriert wie eisern Stephen und Jane trotz aller widrigen Umstände zusammenhalten. Der Film funktioniert als das was er sein soll: eine Erzählung, die sich gleichermaßen auf Stephen, als auch auf Jane konzentriert und die Tragik der jeweiligen Charaktere einfängt. Stephen, dessen brillanter Verstand in einer handlungsunfähigen Hülle steckt und sich damit abfinden muss, dass er sich bald nicht einmal mehr selber artikulieren kann. Jane, die an der Liebe festhält und ihren Mann so gut wie es geht unterstützen will und dabei fast Selbstaufgabe betreibt. Als was der Film nicht funktioniert, ist als Erklärung von Stephens Lehren. Von den wenigen Erklärungsversuchen gelingen die ersten noch, die späteren verlaufen im Sand und zuletzt gibt es gar keine Erwähnungen der wissenschaftlichen Theorien mehr. Drama, Drehbuch und Schauspiel sind großartig. Eddie Redmayne vermittelt schlussendlich Emotionen nur noch durch minimale Mimik und bringt doch die Botschaft rüber. Ein Einblick in das, womit Stephen Hawking jeden Tag zu kämpfen hat. Was die Machart des Films betrifft, so ist diese durchwachsen. Manche Stilmittel wirken passend. Zum Beispiel die körnigen Aufnahmen während der Hochzeit, so als ob man ein altes Familien-Amateurvideo anschauen würde. Andere Stilmittel fallen unangenehm auf wie der Einsatz von Farbfiltern. Ein Film, den man wegen der Geschichte guckt, nicht wegen der Machart.

(8/10)

Sternchen-8

Gone Girl

Nick Dunne (Ben Aff­leck) ist ein der finan­zi­el­len Krise zum Opfer gefal­le­ner Jour­na­list, der in sei­ner Hei­mat­stadt eine Bar betreibt. Er geht sei­ner Frau Amy (Rosa­mund Pike) aus dem Weg — ins­be­son­dere an ihrem Hoch­zeits­tag. Jedes Jahr denkt sie sich ein Spiel, eine Art Schnit­zel­jagd, aus. Nicht der ein­zige Grund warum Nick schon am mor­gen lie­ber in sei­ner Bar bei sei­ner Schwes­ter Margo (Car­rie Coon) rum­hängt. Als er aber nach Hause kommt und sein ver­wüs­te­tes Wohn­zim­mer sieht und Amy unauf­find­bar ist, wird klar: das ist der Tat­ort eines Ver­bre­chens. Er ruft die Poli­zei und ein Auf­ruhr beginnt, denn seine Frau ist Ama­zing Amy. Die Real-Life-Vorlage für die bekannte Kin­der­buch­fi­gur. Neben dem Pres­se­tru­bel und dem Waschen schmut­zi­ger Wäsche, erfah­ren wir nach und nach wie es um Nick und Amys augen­schein­lich per­fekte Ehe wirk­lich stand und das ist schon fast morbide.

Ich habe sel­ten in einem rund 150-Minuten-langen Film geses­sen ohne zu mer­ken wie die Zeit ver­geht. Der Regiesseur David Fin­cher lie­fert eine span­nende Ver­fil­mung mit groß­ar­ti­gen Schau­spie­lern ab. Er prä­sen­tiert uns die Aus­gangs­lage der etwas krän­keln­den Ehe, dann ist die Frau plötz­lich ver­schwun­den. Wir erle­ben in Flash­backs wie sich beide ken­nen­lern­ten und wie ihre Ehe anfangs lief. Wider­sprü­che häu­fen sich. Ihr Ken­nen­ler­nen ist wie aus dem Bil­der­buch, aber warum ist Nick so reser­viert? Er ist nicht der gebro­chene Ehe­mann, den man erwar­ten würde. Und das fällt auch den Medien auf. So löst der Film die Kern­punkte der Erzäh­lung aus: Medi­en­hetze, kranke Bezie­hun­gen, Wirt­schafts­krise. Eine Mischung die bei schwie­ri­gen Cha­rak­te­ren in einem Desas­ter mün­det. Gone Girl ist auch mehr eine Psy­cho­gra­fie einer Bezie­hung als ein Krimi. Ben Afflecks Nick kommt was die Insze­nie­rungs­art betrifft schlecht weg­. Ich habe kei­nen Ver­gleich zum Buch, aber ich würde sagen, dass Nick all­ge­mein als nicht beson­ders smart skiz­ziert wird. Ben Aff­leck spielt das offen­sicht­lich allü­ren­frei — eben wie einen Mann, der sei­nen Kopf ver­sucht aus der Schlinge zu zie­hen und kei­nen Anspruch dar­auf erhebt Mr Per­fect zu sein. Man merkt Aff­lecks Leis­tung an, dass Nick über die­sen Punkt “hin­weg” ist, was die Figur irgend­wie ret­tet. Rosa­mund Pike spielt fast alles an die Wand. Sie ist in dem Film wahr­lich eine “Ama­zing Amy” in jeg­li­cher Hin­sicht. Andere Rol­len wie bei­spiels­weise Neil Patrick Har­ris’ Ver­kör­pe­rung von Desi finde ich lei­der schwach. Liegts an mir oder sehe ich wirk­lich zuviele Barney-Stinson-Gesten?

(9/10)

Sternchen-9

Grand Budapest Hotel

Der Film erzählt in mehrere Rahmenhandlungen eingebettet die Geschichte des jungen Einwanderers Zéro Moustafa (Tony Revolori), der nach dem ersten Weltkrieg als Page im berühmten ‚Grand Budapest Hotel‘ arbeitet. Dabei lernt er Kniffe, Tricks und Weisheiten von seinem Vorgesetzten, dem Concierge Monsieur Gustave H. (Ralph Fiennes). Der schafft es mit seinem Charme die Leute um den Finger zu wickeln. Was ihm letztendlich auch eine Erbschaft einbringt, als ein regelmäßiger Gast des Hotels das Zeitliche segnet. Gustave H. erbt das Gemälde Jüngling mit Apfel – und den Zorn der Hinterbliebenen. Was Gustave H. und Zéro Moustafa bald in reichlich Schwierigkeiten bringt. Gefängnisse, Auftragskiller und die erste Liebe inklusive.

Der Film heißt zwar Grand Budapest Hotel, beschreibt aber mehr eine Zeit und ein Lebensgefühl, als wirklich das titelgebende Hotel in einem fiktiven Land. Es geht um das Abenteuer, die Gefahr, den Glanz vergangener Zeiten, die schrulligen Charaktere mit hunderten, einzigartigen Charaktereigenschaften. Das Ganze wird mit fantastischen Kulissen, Make-Up und Kostümen ausstaffiert, sodass man sich gar nicht an all den Farben sattsehen kann. Und Überraschung: es wurde an vielen Standorten in u.a. Deutschland gedreht. So zum Beispiel im sächsischen Görlitz und Dresden. Dabei ist der Ton des Films ironisch-witzig, satirisch und abstrus. Und als ob das noch nicht genug wäre, erleben wir ein sehr großes Staraufgebot – selbst in den noch so kleinsten Nebenrollen. Das macht einfach Spaß! Einziges Manko: die Länge. Wes Anderson nimmt sich sehr viel Zeit für all die Details. Das muss man mögen, das muss man abkönnen. Ich tue mich damit schwer – mein einziger Kritikpunkt, der aber meinen Spaß doch ab und zu sehr gehemmt hat.

(8/10)

Sternchen-8

Guardians of the Galaxy

Im Jahr 2014 in einer wei­ter ent­fern­ten Gala­xie ist Peter ‘Star­lord’ Quill (Chris Pratt) Plün­de­rer und auf der Suche nach einem Arte­fakt, das offen­sicht­lich auch viele andere raue Gesel­len wol­len. Als dann auch noch auf ihn ein Kopf­geld aus­ge­setzt wird, klebt ihm der Ärger offi­zi­ell an den Hacken. Und wer nicht das Arte­fakt will, ist nun wegen der Kohle hin­ter Peter her. So kommt es, dass die Kämp­fe­rin Gamora (Zoë Saldaña), der gene­tisch ver­än­derte Rocket Racoon und sein Kum­pel, das Baum­we­sen Groot, in einen Kampf mit Peter geschnappt und kur­zer­hand alle ein­ge­buch­tet wer­den. Und die kön­nen sich jetzt schon nicht rie­chen, dann kommt auch noch Drax der Zer­stö­rer dazu, der Gamora nach dem Leben trach­tet. Aber sie mer­ken schnell: sie haben die­sel­ben Feinde. Sie beschlie­ßen zusam­men­zu­ar­bei­ten, aus­zu­bre­chen, das Arte­fakt zu ver­set­zen und den Gewinn auf­zu­tei­len. Und das bei die­sen Dick­köp­fen und Quer­den­kern? Bei die­sen Ego­ma­nen und Wahn­wit­zi­gen? Bei die­sen Unter­schätz­ten und Miss­ver­stan­de­nen? Schieß­wü­ti­ger Wasch­bär, maul­fau­ler Baum, begriffs­stut­zi­ger Mus­kel­protz, unnah­bare Ama­zone und ein Mensch? Die Feinde sind nicht ohne und plötz­lich liegt das Schick­sal Tau­sen­der in ihren Händen, denn das Artefakt hat eine kaum zu bändigende Kraft.

Guar­di­ans of the Galaxy erfin­det das Medium Film defi­ni­tiv nicht neu. Die Hand­lung hat man so schon ein paar Mal gese­hen und die dem Comic ent­lie­hene Welt erin­nert mich auch extrem an Film­vor­gän­ger wie zum Bei­spiel Luc Bes­sons “Das fünfte Ele­ment”. Dafür hat der Film aber jede Menge Charme. Denn … wes­sen Herz schlägt nicht für Anti­hel­den? Die müs­sen sich dumme Sprü­che anhö­ren, sind bis­her ein Nie­mand gewe­sen, ver­su­chen ver­geb­lich sich coole Spitz­na­men zuzu­le­gen oder wer­den gehasst. Alle haben sie einen gewal­ti­gen Knacks weg, aber kei­ner ist rich­tig böse. Hel­den in Anfüh­rungs­zei­chen, die sich alle anfangs nicht beson­ders lei­den kön­nen, die aber (wir wis­sen es ja eigent­lich schon vor­her) zusam­men­wach­sen und große Taten voll­brin­gen? Jeder hier hat eine eigene Moti­va­tio­nen, eine tra­gi­sche Hin­ter­grund­ge­schichte und einen gewal­ti­gen Spleen. Der Humor und diese bunt gewür­fel­ten Trup­pen­teile sind die Essenz des Films und machen das ganze zu einem wirk­li­chen tol­len Unter­hal­tungs­film, den man auch gerade des­we­gen schauen sollte. Um eine gute Zeit zu haben! Dann zieht der Film trotz der mei­ner Mei­nung nach man­gel­haf­ten Story alle Regis­ter und ihr wer­det viel viel viel zu lachen haben. Manch­mal etwas grenz­wer­ti­gen Humor, manch­mal etwas splee­ni­gen — eben anders. Schö­ner 80er-Jahre-Charme und Musik, die heute noch mein Ohr­wurm ist! Über eine Woche nach dem Kino­be­such .… hooked on a fee­ling .… ch-ch-ch-ch-ch-ch-cherry bomb .… gut gemacht.

(8/10)

Sternchen-8

The Imitation Game

The Imi­ta­tion Game erzählt die Geschichte eines außer­ge­wöhn­li­chen Man­nes. Der bri­ti­sche Mathe­ma­ti­ker Alan Turing (Bebe­dict Cum­ber­batch) wird ange­wor­ben, um an der Ent­schlüss­lung der deut­schen Funk­sprü­che zu arbei­ten, die wäh­rend des zwei­ten Welt­kriegs den Alli­ier­ten das Leben schwer machen. Zusam­men mit u.a. Hugh Alex­an­der (Matthew Goode) und der jun­gen Mathe­ma­ti­ke­rin Joan Clarke (Keira Knight­ley) arbei­tet er getarnt in der Radio­fa­brik Bletch­ley Park daran die Ver­schlüs­se­lung der ‘Enigma’ genann­ten Ver­schlüs­se­lungs­ap­pa­ra­tur zu kna­cken. Sein Cha­rak­ter und seine andere Vor­ge­hens­weise sto­ßen nicht nur ein­mal auf Ableh­nung und er fin­det ledig­lich in Joan eine Freun­din und trifft bei ihr auf Ver­ständ­nis. Nie­mand darf wis­sen, was sie in der alten Radio­fa­brik tun. Dabei wird in Bletch­ley Park Geschichte geschrie­ben. Nicht unge­fähr­lich für Turing sel­ber. Er ist homo­se­xu­ell und das wurde damals als Ver­bre­chen bestraft — er führt in vie­ler­lei Hin­sicht ein streng gehei­mes Leben

An und für sich ist The Imi­ta­tion Game ein sehr guter Film. Es geht um ein his­to­ri­sches Ereig­nis, das den Krieg maß­geb­lich beein­flusst hat. Um harte Arbeit. Um ver­kannte Genia­li­tät. Um Spio­nage. Um Mathe­ma­tik. Um mora­li­sche Fra­gen zwi­schen Leben und Tod. Um das per­sön­li­che Glück ange­sichts geschicht­li­cher Umbrü­che und fal­scher Ansichten. Ich kann es dem Film nicht übel neh­men, dass die mathe­ma­ti­schen Sach­ver­halte nicht mehr beleuch­tet wur­den. Das will nun mal nicht jeder sehen. Es wäre für die breite Masse ein­fach ein Abtör­ner. Woran ich aber Anstoß genom­men habe, ist dir Dar­stel­lung Turings als welt­frem­der Sonderling. Warum muss ein genia­ler Kopf immer ein ver­schreck­ter Nerd sein? Andere Momente wie die zum Ende des Films waren stark und haben bei mir einen gro­ßen Ein­druck hin­ter­las­sen. Aber der Rest: Emp­find­sam­keit? Ein­drucks­voll. Ner­dige, unsym­pa­thi­sche Stur­heit – nicht mit den Kollegen klarkommen? Da berichten die historischen Quellen etwas anderes. Trotz fachlicher Schnitzer und künstlicher Verweichlichung (‚Christopher‘ anstatt ‚Turing-Bombe‘?) ist The Imi­ta­tion Game ein guter Film, der mehr als nur eine wich­tige Bot­schaft hat und diese ohne allzu über­trie­be­nen Hollywood-Protz erzählt. Ein guter Film. Ein Film bei dem man nicht düm­mer wird und mal die Gren­zen der Bere­chen­bar­keit (am Com­pu­ter) gezeigt bekommt, sowie das mora­li­sche Dilemma, das gro­ßes Wis­sen und Klein­geis­ter mit sich brin­gen. Aber der Film blieb lei­der stark hin­ter mei­nen Erwar­tun­gen zurück.

(8/10)

Sternchen-8

Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen und werde kurz vor den Oscars meine Prognose zum Besten geben, wer den Goldjungen in welcher Kategorie mitnehmen wird. Aber bis dahin hoffe ich noch mehr nominierte Filme zu schauen. Wie ist eure Meinung zu dem Dilemma – schreibt das Leben die besten Geschichten? Oder haben Sci-Fi und Fantasy auch ihre Daseinsberechtigung bei solchen Awards? Welchen Film vermisst ihr unter den Nominierten? Und findet ihr irgendeinen der Nominierten extrem über- oder unterbewertet?

„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.

12 Antworten

  1. Eine schöne Einstimmung für die Oscarnacht! Nach deiner Metrik müssten also Birdman und Gone Girl die Oscars nur so abstauben? Schade, dass dir Boyhood nicht ganz so gut gefallen hat. Ich glaube, dass er die besten Chancen hat (der Regie-Oscar dürfte ihm so gut wie sicher sein). Bin gespannt, was du über die restlichen nominierten Filme schreiben wirst.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Freut mich 🙂
      Naja … so kann man die Metrik nicht anwenden, denke ich. Das kommt auf die Einzelleistungen bezüglich der Kategorien an. Birdman fand ich rundum sehr gelungen, trotzdem fand ich ihn in punkto Kamera sehr stark und denke, da wird er den Oscar mit nach Hause nehmen, in anderen Kategorien aber vielleicht nicht. Und Gone Girl fällt da allgemein raus, weil ich glaube, dass da lediglich Rosamund Pike als beste Hauptdarstellerin nominiert ist. Und sie hat das schon extrem gut gemacht. Aber ich befürchte, dass man dazu tendiert eine Lebens- oder Leidensgeschichte, einen sympathischen Kämpfer-Charakter zu „belohnen“, als eine eiskalte Figur. Ich weiß es nicht! Ich hab da nur so ein Gefühl … aber sie hat das schon verdammt gut gespielt. Wie siehst du das?

      Ja, ich denke auch, dass Linklater den Oscar für diese Lebensaufgabe sicher hat. Da hat er sicher vielen Umständen getrotzt und „Disziplin“ praktisch neu definiert.

  2. Rosamund Pike spielt sogar alle Wände im Film an die Wand… 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, die Wände waren wirklich blass in der Ausstrahlung im Gegensatz zu ihr 😉

  3. Einen Teil der Machart von „The Theory of Everything“ fand ich eigentlich echt klasse gemacht: Die kitschig warmen Farben am Anfang und dann das unangenehm kalte während des eigentlichen Dramas.
    Aber hey, als sich stilistisch die Zeit am Ende umgekehrt hat, musste ich Rotz und Wasser heulen. Irgendwie hat mich dieser Kniff richtig fies getroffen.

    Ansonsten ist der einzige Film, mit dem ich partout nichts anfangen konnte, „The Grand Budapest Hotel“. Der war mir sprichwörtlich zu perfekt, wobei mir alles zu erzwungen vorkam. Den musste ich frühzeitig abbrechen. Vermutlich habe ich deswegen so viel Respekt vor „Birdman“. Hoffentlich überzeugt der mich…

    Da ist dir mal wieder ein toller Zusammentrag für die Oscars gelungen. Im direkten Rennen scheint es immer enger zu werden.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Geheult habe ich aber auch – allerdings an der Stelle als Hawking so ziemlich gegen Ende des Films auf der Bühne ist und da diese eine Frage gestellt bekommt und da diese eine Antwort antwortet (merkt man wie ich versuche Spoiler zu vermeiden?) – das hat mich echt mitgenommen.

      Schade, dass dich Grand Budapest Hotel nicht so richtig abgeholt hat. Ich bin ja nur erstaunt, dass der Film überhaupt eine Chance bei den verstaubten alten Herren hatte … hätte erwartet, dass das denen alles zu „europäisch“ ist. Ach ja … die Sache mit den Erwartungen und so … ich bin seeeehr gespannt wie du Birdman findest!

      Und … danke! 🙂

  4. Wow, welch tolle Übersicht! Macht richtig Lust darauf die Filme alle (oder fast alle) nachzuholen. Schade, dass „Boyhood“ bei dir nicht so gezündet hat. Schau doch mal bei filmrisse.com rein, Thomas argumentiert da sehr ähnlich wie du. Mich dagegen hatte der Film ja komplett gepackt. Ansonsten Zustimmung zu den Guardians… äußerst unterhaltsamer Film! 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Danke für das Lob und den Tipp – ich guck mal was Thomas zu Boyhood zu sagen hat. 🙂

  5. Das ist wirklich ein toller Beitrag! Ich habe nicht alle Oscar-Filme geschafft – jaja, das geschäftige Leben eines Oberstufenschülers, allerdings habe ich Boyhood, die Entdeckung der Unendlichkeit und The Imitation Game gesehen und muss sagen, dass ich von allen, mit unterschiedlichen, minimalen Abstrichen, begeistert war. Boyhood hat mich, obwohl ich ja eher eine junge Frau bin, etwas aufgewühlt, ich glaube, das liegt auch daran, dass ich in dieser „Erwachsenwerden“-Lebensphase voll drinstecke. Naja, und The Imitation Game – als großer Benedict Cumberbatch-Fan muss ich da wohl nicht so viel sagen, der Film ist toll, bloß leider historisch nicht ganz korrekt. Allerdings liebe ich den Score! Ich hab auf meinem Blog ne Rezi, falls es dich interessiert 😀

    Last but not least: Du hast schon echt viele Filme gesehen und rezensiert und das beste ist, ich kenne viele davon, ich werde mich jetzt ein bisschen hier durchwurschteln 😀

    LG;Maret

  6. […] sich dies­mal eines The­mas, das ver­gli­chen mit sei­nem letzt­jäh­ri­gen Oscar-Hit Bird­man oder (Die unver­hoffte Macht der Ahnungs­lo­sig­keit) kaum unter­schied­li­cher sein könnte. Der Film erzählt die Geschichte des Trap­pers Hugh […]

  7. […] widme – dementsprechend sind bereits vier oscar-zentrierte Ausgaben erschienen (2013, 2014, 2015, 2016). Bei den feiertagsspezifischen Filmen war ich bisher etwas unkreativ … da erschienen nur […]

  8. […] liest. Und der ist auch eigentlich gut so. So lässt sich das Buch ein wenig mit Richard Linklaters Boyhood vergleichen. Im Gegensatz zu Boyhood liegt 4 3 2 1 ein gewisser Enthusiasmus inne. Und […]

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