Neulich im Kino … Review zu „Kingsman“ und „Ex Machina“

Da fällt mir erstmal auf, dass ich schon länger keine Reviews ‚frisch aus dem Kino‘ geschrieben habe. Weil ich schon eine Weile nicht mehr im Kino war! Und das obwohl ich noch angekündigt habe, dass das Frühjahr besonders interessant wird. Na. Jetzt aber. Artikel ist spoilerfrei.

„Kingsman“ Worum gehts?

Die Kingsman sind ein Geheimdienst, deren Mitglieder nach einem Ritter der Tafelrunde benannt werden. Als ein Kollege im Einsatz stirbt, werden die Kingsman dazu aufgerufen Bewerber vorzuschlagen. Galahad (Colin Firth) läuft sein Bewerber sozusagen vor die Füße. Gary „Eggsy“ Unwin (Taron Egerton) ist der Sohn eines ehemaligen Kingsman, der Galahad einmal das Leben rettete. Er versprach dem Jungen einen Gefallen. Eggsy wächst in einem eher rauen Londoner Stadtteil auf und seine Zukunft wirkt perspektivenlos. Als er droht in den Knast zu kommen, fordert er den Gefallen ein. Die „Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei“-Karte. Als Galahad daraufhin mit Eggsy spricht und ihn testet, ist die Entscheidung gefallen: er schickt Eggsy ins Rennen. Der darf sich nun einem Bewerbungsprozess stellen, der wirklich hart ist. Aber die Bösen schlafen nicht. Und während Eggsy in eine fremde Welt eintaucht und sich zurechtfinden muss, braut sich was fieses zusammen.


Hintergrund

Der Film ist eine relativ freie Inszenierung des Comics The Secret Service von Mark Millar und Dave Gibbons. Ist der Regiesseur Matthew Vaughn ein Fan von Mark Millar? Schließlich hat der auch schon Kick-Ass verfilmt, einen weiteren Comic, für den Mark Millar die Handlung beisteuerte. Im Comic heißt der Geheimdienst allerdings nicht Kingsman und Gary ist dort der Neffe des Agenten, der ihn rekrutiert. Der übrigens auch nicht Galahad heißt, aber gut – wir wissen jetzt: Vorlage und Film unterscheiden sich sehr. Was nicht von der Hand zu weisen ist, sind die Vergleiche zu Bond-Verfilmungen aus der Sean Connery oder Pierce Brosnan-Ära. Fancy gadgets und wahnwitzige Bösewichte mit wirklich seltsamen Plänen.

Fazit

Das lustige ist: anfangs wollte ich den Film gar nicht sehen. Der Trailer sah mir zu sehr nach Over-the-top-Action und Popcornkino aus. Ist es auch. Aber auf eine gute Weise. Gute Menschen wie Eggsy, die in einem schlechten Milieu aufwachsen und was aus sich machen oder zumindest bessere Werte vorleben, haben bei mir sowieso einen Stein im Brett. Wenn dann auch noch ein Gentleman-Geheimdienst daherkommt und Manieren predigt und die Welt rettet, werden die guten Argumente mehr. Wenn man dann Colin Firth mal als Badass kämpfen und Bösewichte verprügeln sieht, macht das ziemlich Spaß. Und ungefähr mit der Einstellung sollte man in den Film gehen. Was ich bereits aufgezählt habe, waren die Aspekte des Films, die ich am meisten mochte. Hinzu kommen die Actionszenen, in denen wirklich viel Mühe und Qualität steckt. Die Kampfszenen sind fernab von shaky-cam. Stattdessen folgt die Kamera dem Geschehen, was dafür sorgt, dass man mittendrin ist und die wahnwitzigen Choreographien zur Abwechslung auch mal sieht. Der Unterschied zu den 0815-Actionszenen in anderen Filmen ist wirklich sichtbar. Apropos witzig … als Actionkomödie funktioniert der Film bestens – es gibt viel zu lachen. Zu dem Konzept gehört auch Samuel L. Jackson als Bösewicht, der kein Blut sehen kann und der für viele Lacher sorgt. Obwohl das auch der Grund ist, warum Kingsman für mich leichtes Popcornkino bleibt, bei dem ich sehr gelacht habe, aber es wohl kein zweites Mal gucke: der Masterplan des Bösewichts. War dann doch zu schwachsinnig.

(7/10)

Sternchen-7

„Ex Machina“ Worum gehts?

Der Entwickler Caleb (Domhnall Gleeson) gewinnt bei einer firmeninternen Lotterie eine Woche mit dem zurückgezogen lebenden Chef des Konzerns. Der Konzern ist Blue Book, eine riesige Suchmaschine. Und der Chef ist Nathan (Oscar Isaac), ein Wunderkind – jetzt: ein abgeklärtes Genie. Caleb dämmert, dass das keine normale Woche mit seinem exzentrischen Chef ist, als er eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen muss. Er soll Teil eines Experiments werden. Eine Woche lang wird er sich mit Ava (Alicia Vikander) unterhalten: einem Roboter, einer künstlichen Intelligenz mit dem Erscheinungsbild einer jungen Frau. Nathan will sie einem Turing-Test unterziehen und Caleb soll dabei die menschliche Komponente sein. Doch als Ava und er einmal nicht unter Beobachtung stehen, sagte diese ihm, dass Nathan ein falsches Spielt spielt. Wer sagt die Wahrheit?

Hintergrund

Der Turing-Test ist ursprünglich ein Gedankenexperiment, dass auf den Lehren des britischen Mathematikers Alan Turing basiert und der sich seit einiger Zeit in der Populärkultur großer Beliebtheit erfreut. Das Setup ist folgendes: ein Mensch unterhält sich mit einer angeblichen künstlichen Intelligenz (KI). Als Chat, Gespräch, wie auch immer. Dabei sollte er aber die Physis der KI nicht sehen. Wenn der Mensch den Eindruck hat sich mit einem anderen Menschen zu unterhalten (der in Wirklich aber die Maschine ist), dann darf sich die Maschine Künstliche Intelligenz schimpfen. Mehr dazu gibt es auch hier auf dem Blog zu lesen. Mal abgesehen davon spielt Ex Machina mit vielen weiteren schönen Anspielungen. So schreit Blue Book förmlich nach einer Anspielung auf Facebook und Google. Auch die Datensammlerei wird aufs Korn genommen – bitter.

Fazit

Ex Machina ist eine außergewöhnliche Mischung aus kühler, moderner Optik und einer spannend konstruierten Geschichte mit wirklich guten Darstellern. Alicia Vikander spielt eine wirklich zauberhaft-zerbrechliche Roboterdame – die würde jeder dort rausholen wollen. Domhnall Gleeson stellt den Programmierertypen ziemlich glaubwürdig dar. Er könnte einer meiner Kollegen sein. Aber seine Performance geht neben den sehr starken anderen Charakteren fast unter. Oscar Isaac als Nathan stößt einen praktisch im Minutentakt vor den Kopf und kommt wie ein echter Arsch rüber- Nathans Muskel-Weizengras-Hipstertum ist meiner Meinung nach als Persiflage zu verstehen, was mir auch sehr gut gefällt. Bei diesen guten Zutaten hatte ich nicht erwartet, dass ich an der Handlung etwas auszusetzen hätte.

Leider widerspricht sich der Film für mich zu oft. Man fühlt sich ein wenig genauso verarscht wie Caleb selber. Denn Unterhaltungen mit Nathan sind ungefähr so: „Du bist hier für einen Turing-Test, Caleb.“ – „Caleb, jetzt mal ehrlich, du bist nicht hier wegen eines Turing-Tests, wir sind bereits auf der nächsten Stufe.“ Und dann: „Natürlich hat sie wirklich Gefühle für dich.“ – „Vielleicht tut sie nur so, als ob sie Gefühle für dich hätte!?“ usw. Zwischen den widersprüchlichen Aussagen vergehen Minuten, manchmal Tage innerhalb der Handlung. Auffällig ist es trotzdem und sorgt dafür, dass man deutlich fühlt wie unangenehm es für Caleb ist dort zu sein. Aber es wirkt auch störend – konfus, so wie schlecht geplant, möglicherweise auch bewusst als Stilmittel eingesetzt. Kommt darauf an wie man es interpretiert. Was mich aber am meisten gestört hat ist wie erstaunlich konventionell der Film ausgefallen ist. Es werden natürlich keine Antworten dafür geliefert wie Nathan Ava denn nun gebaut hat und es werden auch keine wirklich neuen Motive des Dilemmas ‚Mensch vs. KI‘ angesprochen. Alles was man hier sieht, gab es schon Mal. Somit ist Ex Machina etwas hinter meinen Erwartungen zurück geblieben – nichtsdestotrotz habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Und es gab definitiv eine weitere Tanzszene, die auf die Liste der verstörenden Filmmomente kommt.

(7/10)

Sternchen-7

Habt ihr einen der beiden Filme bereits gesehen oder ist das noch geplant? Wie haben sie euch gefallen? In welchen Punkten stimmt ihr mir zu, was habt ihr anders wahrgenommen? Kennt ihr eigentlich die Secret Service-Comics? Und was waren eure Erwartungen an „Ex Machina“?

15 Antworten

  1. „Kingsman“ ist ganz große Klasse und eine super raffinierte Hommage an die vollkommen überzogenen Bondstreifen von damals. Klar, über das Masterplan-Ende lässt sich streiten, aber selbst da schafft es Vaughn noch, dem ganzen die Krone der Lächerlichkeit aufzusetzen. Man spürt das Herzblut, dass in den Film einfloss und ich freue mich schon, den ein weiteres Mal zu sehen.

    Auf „Ex_Machina“ freue ich mich sehr, hoffe es übernächste Woche ins Kino zu schaffen.
    Hmm, werde mal auf die Widersprüchlichkeit genauer achten, die du ansprichst. Die Erwartungen an den Film sind nämlich doch sehr hoch…

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ich bin ja bei einigen Punkten deiner Meinung und habe das oben auch zum Ausdruck gebracht (Bond-Persiflage, Humor etc.) und ich mochte Galahad und Eggsy auch sehr sehr gern, aber ganz so begeistert wie du war ich eben nicht. Wäre ja auch langweilig, wenn wir immer alles gleich gut finden würden 😉

      Meine Erwartungen an dem Film waren auch sehr hoch – dazu kommt noch die professionelle Neugier. Aber hohe Erwartungen können auch schaden. Bin gespannt was du zu dem Film zu sagen hast!

      1. Ja, das stimmt. 🙂 Na aber wenigstens hattest du dennoch deinen Spaß. Das ist ja die Hauptsache dabei.
        Davor ist man sicher nicht gefeit. Aber es war so eine Art Liebe auf den ersten Trailer… Na wird schon irgendwie. 😉

  2. Ah interessant. Danke für ein bisschen Hintergrundwissen zu den „Kingsman“. Ich fand ihn ganz nett, aber so richtig Liebe war es nicht. Dafür hatte mich damals einfach „Kickass“ zu sehr aus den Latschen geworfen.^^

    Das lustige ist, ich musste gestern sofort an dich denken und wollte unbedingt deine Meinung zu „Ex Machina“ wissen. Jetzt bin ich irgendwie traurig. Waaarruumm? Waaarrruuuum Miss? Wir drei waren nach dem Film nervlich sehr fertig und für mich ist es der beste Film des Jahres bis jetzt. Und das nicht nur, weil ich seit Jahren schon in Domhnall verliebt bin.^^‘ Passend zum Thema, wie viele deiner Kollegen sind auch genauso heiß und mögen Depeche Mode? Bitte einfach herschicken, die Herren, ja!?^^

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Aaah ^^“ hab mich sehr gefreut, dass du so dann so dringend meine Meinung wissen wolltest, aber irgendwie tuts mir jetzt leid, dass du enttäuscht bist, dass ich den Film nicht sooooo bombastisch fand. Meiner Meinung nach ist der Film so ein bisschen wie ein iPhone. Außen hip und cool und stylish und alle wollens haben und alle findens geil. Aber innen drin ist es wie viele viele andere Filme, die sich des Themas KI angenommen haben. Aber weils von außen so supercool ist, stehen trotzdem alle extrem drauf … Und jetzt sag nicht, dass du ein Apple-Fangirl bist, sonst habe ich dich wahrscheinlich gleich wieder enttäuscht XD ;’D
      Öhm … wieviele meiner Kollegen genauso heiß wie Domhnall sind und Depeche Mode mögen? Also … ich bin eher so ein Fan des typischen Muskelmannes (das ist so banal, ich weiß 😉 und so durchschaubar … und nicht so easy wenn man mit Informatikern zusammenarbeitet… ), deswegen … also es gibt schon einige schlaksige, einfühlsame Männer – die Schwierigkeit ist jetzt nur rauszukriegen, wer von denen Depeche Mode hört. Ich lass mir was einfallen. 😉 Und dann schick ich die Jungs rüber.

  3. Ich dachte mir schon, dass du „Ex Machina“ kritischer angehst und denke, dass er mir noch einmal ein Stück besser gefallen dürfte, eben weil mir der professionelle Hintergrund fehlt. Spannend ist das Thema auf alle Fälle.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ach … ich weiß gar nicht, ob das soviel mit dem Hintergrundwissen zutun hat. Irgendwie hat mich die Handlung gegen Ende sehr enttäuscht. Und ich bin ehrlich gesagt etwas verwundert über die vielen überweigend überschwänglich positiven Meinungen, denn ich denke, dass der Film viel mit der hypercoolen, stylischen Optik trumpft.

  4. Ich fand E.M. Ja noch wesentlich stärker, um genau zu sein perfekt. Die Ungereimtheiten sind für mich keine, weil Nathan die ganze Zeit ein undurchsichtiges Verwirrspiel im Schilde führt, um Caleb ständig skeptisch zu halten und nie das Gefühl von Sicherheit oder Kontrolle zu geben. Macht aber nix, ab 7/10 geht die Wertung für den Film i.O. 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ah, ich weiß nicht. Jemand der so gerne auftrumpft und Caleb zum nachdenken anregt und sich unzufrieden gibt, wenn er nicht sofort weiß, was Nathan von ihm will – da war er immer sehr schnell sehr unbeherrscht. Ich denke nicht, dass alles an dem Verwirrspiel gewollt war. Denke eher, dass das platziert wurde, um den Zuschauer zu verwirren. Die Szene in der sich Caleb schneidet bspw. fand ich sehr schlecht platziert. Das klaustrophobische kam nicht gut genug rüber, um nachvollziehen zu können, warum er sich plötzlich selber in Frage stellt. Aber mir gehts auch immer so, dass wenn ich von einem Film voll überzeugt war, ich schnell 10/10 Sternchen hier einfüge und nach einem halben Jahr und vllt. einer dritten Sichtung habe ich mehr Abstand gewonnen und denke mir: hmmmm … also so gesehen gab es schon ein paar Schwächen.
      Meine Wertung für den Film bleibt so oder so wie sie ist, auch wenn die für dich nicht i.O. geht 😉 wie grausam 😉

  5. Ich fand Kingsman sehr gelungen, dachte anfangs wie du, dass ich so einen Film nicht sehen muss. Hab aber keine Minute bereut, obwohl Samuel Jacksons Rolle schon sehr überzogen war…
    Ex Machine werde ich noch diese Woche ansehen (zur Not alleine XD), weil mich der Film schon seit dem ersten Trailer so interessiert…..
    Im neuen Avengers geht es übrigens auch um KI, vielleicht ist das dann auch was für dich (oder ist das sowieso was für dich?). 🙂 Hab ihn gestern sehen und fand ihn sehr toll… Würde ihn direkt nochmal gucken.

    Liebe Grüße 🙂

    PS: Ich lebe noch XD

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ach, schön mal wieder was von dir zu lesen 😉
      Ja, den neuen Avengers habe ich auch schon gesehen, aber den habe ich dann schon eher als einen Action-Superhelden-Blockbuster geschaut. Wie schnell Tony und Bruce da eine KI aus dem Ärmel schütteln, das kann man ja nicht ernst nehmen 😉 deswegen habe ich mich daran gar nicht erst festgebissen. ich mochte Age of Ultron jedenfalls sehr, war ziemlich cool und lustig.
      Ebenso liebe Grüße 🙂

  6. „Kingsman“ fand ich spitze. Sehr unterhaltsam, vor allem, wenn man ein großer Bond-Fan ist, macht das Ding gleich noch mal doppelt so viel Spaß.

    „Ex Machina“ habe ich tatsächlich endlich gestern gesehen und war schwer begeistert. Ich fand’s gerade toll, dass der Film so widersprüchliche Dialoge hat, weil man so immer wieder am Raten ist, wer jetzt eigentlich wirklich was meint. Anfangs dachte ich noch, ich fände das Ende miserabel. Fünf Minuten später habe ich es gelobt wegen der konsequenten Durchführung. Ich mochte den Film sehr, sehr stylisch und schön durchdacht. Hat mir sehr gut gefallen (Lobeshymne folgt bei mir dann noch ausführlich am Freitag 😉 )

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ach .. immer diese Lobeshymnen. 🙂

      1. Sorry…. 😀

  7. […] sich auf einem Gebiet auskennt, bekommt man hier manchmal doch zu wenig Futter. Sein hochgelobtes Ex Machina beispielsweise löst in mir Nerd Rage aus, weil es vorrangig Style over Substance ist. Sowohl […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert