7ème art: Scarlett Johansson

Scarlett Johansson war mir immer zu perfekt. Sie kann was, das stelle ich gar nicht in Frage. Aber ihre Paraderolle ist nun Mal die der attraktiven Frau, der Sexbombe, der sinnlichen Blondine, der alle Männer zu Füßen liegen. Das ist für mich, so wie für viele andere Frauen, nun Mal nicht DAS Argument um einen Film mit ihr zu schauen. Für Männer schon wie man hier und da hört. Dabei ist mir als Filmfan durchaus bewusst, dass sie auch einige klasse Filme aufzuweisen, die ihren Sex-Appeal nicht als Kassenmagnet brauchen, sondern ihre darstellerischen Fähigkeiten fordern. Oder gar reines Arthouse sind. Und deswegen geht es heute wieder mit einer Schauspielerin weiter, diesmal mit einer, die mehrmals zur sexiest woman alive gekürt wurde und die sicherlich verdammt oft unterschätzt wird was ihre anderen Qualitäten betrifft. Heute: sieben Filme mit Scarlett Johansson.

Der Pferdeflüsterer (1998)

Grace (Scarlett Johansson) und eine Freundin sind Pferdenärrinnen und gehen klammheimlich eines morgens im Winter reiten. An einem Hang nahe einer Straße kommen die Tiere aber ins Rutschen. Die Mädchen können sich nicht befreien und kollidieren mitsamt ihrer Pferde mit einem Truck. Ihre Freundin und deren Pferd sind sofort tot. Grace verliert ein Bein und sie und ihr Pferd Pilgrim sind schwer traumatisiert. Durch eine kleine Unachtsamkeit hat sich ihr Leben vollkommen verändert. Ihr Mutter Annie (Kristin Scott Thomas) will dem Mädchen ein bisschen Normalität zurückgeben und versucht ihr zu zeigen, dass sie trotz des Traumas, ihrer Behinderung und des Verlusts wieder „in den Stattel steigen“ und weitermachen kann. Sie denkt gar nicht daran den verstörten Pilgrim einzuschläfern. Stattdessen sucht sie den sogenannten Pferdeflüsterer Tom Booker (Robert Redford) auf, der Pilgrim und Grace helfen soll.

Der Pferdeflüsterer ist ein Film, der in meiner Kindheit eigentlich sehr gehypt wurde. Schaue ich mir heute die Bewertungen auf der IMDB an, so denke ich, dass es ein verstecktes Kriterium in der IMDB gibt. Die Zeit. Über die Zeit haben umso mehr Menschen Gelegenheit ihren Senf dazu gegeben. Will ein Film den Zahn der Zeit überstehen, so muss er schon ganz schön was leisten. Obwohl ich kein ‚Pferdemädchen‚ bin oder war, hat mich das Schicksal von Grace sehr beschäftigt. Und es war der erste Film in dem ich Scarlett Johansson sah. Zwar war es nicht ihr erster Film, aber einer der ersten so richtig erfolgreichen. Sie spielt das Teenagermädchen, das sich für unverwundbar hielt und dann unter einem Trauma leidet, gepaart mit der sowieso schwierigen Zeit des Erwachsenwerdens. Und das gelingt ihr sehr gut und glaubhaft wie auch allen anderen Charakteren. Im Prinzip ist der Film aber noch zu unkritisch und stellt sicherlich nicht die volle Bandbreite der Probleme dar, denen sich die Familie im Alltag stellen muss, wenn ein Familienmitglied plötzlich unter einer körperlichen Behinderung leidet und ein Trauma erleidet. Annies Bemühungen führen dazu, dass sich das Leben aller Beteiligten ändert. Man sperrt sich oft gegen Veränderungen. Notgedrungen verzichten hier die Personen auf vieles aus ihrem alten Leben. Und es funktioniert. Für manche sogar besser als vorher (Annie), andere lernen mit ihrem neuen Leben umzugehen (Grace). Ob das in bester Kitsch-Manier nun mit einem charmant-raubeinigen Rancher zutun haben muss, sei mal dahingestellt und ist letztendlich jedem selbst überlassen wie gern man das mag.

(7/10)

Sternchen-7

Lost in Translation (2003)

Der gealterte Hollywoodstar Bob Harris (Bill Murray) reist nach Tokio um einen Werbesport für eine Whiskey-Marke abzudrehen. Seine Popularität schwindet, er ist in einem fremden Land, dessen Kultur er nicht versteht – dessen Sprache er nicht versteht! Und die Telefonate mit seiner Frau rund um Teppichmuster und Wandfarben sind ernüchternd. Er hat keine Ahnung wie er dort hinkommt, fühlt sich wie ein Nichts und kann nirgends hin. Dieses Gefühl teilt die junge Charlotte, die ihrem Freund zuliebe nach Tokio gegangen ist, der dort als Fotograf arbeitet. Schlaflos und vom Jetlag geplagt treffen sie sich zufällig. Bald schon ziehen sie durch die Straßen der bunten Metropole, singen, tanzen und wenn sie sich ansehen, sehen sie einen Punkt des Lebens, der ihr eigener war oder ist.

Ich dachte anfangs „Wie können sich diese Beiden bloß langweiligen – sie sind in der (für mich) aufregendsten Stadt der Welt!“ Das ist aber etwas anders, wenn man das Gesehene nicht mit jemandem teilen kann. Und außerdem, wenn man realisiert, dass irgendwas im eigenen Leben in den falschen Bahnen verläuft. Niemand sollte sich so fühlen, als ob er nicht zählt. Das ist es was die Beiden teilen. Lost in Translation handelt genau davon und ist keinesfalls eine Geschichte über einen alten Sack (sorry Bill!) und eine junge Frau, die eine Affäre haben. Das ist das Besondere an Sofia Coppolas Film: so einfach ist die Geschichte nicht. Wo will ich hin? was fange ich mit meinem Leben an? Was läuft hier schief? Wie kann ich es wieder in Ordnung bringen? Klingt nach First-World-Problems, sind aber nicht trivial. Denn wir alle wollen doch, dass unser Leben etwas bedeutet. Wenigstens uns selbst. Dabei spürt man am herrlichen Spiel von Murray und Johansson was in ihnen vorgeht, wenn sie den jeweils anderen ansehen. Murrays ‚Bob‘ schaut eine junge Frau an, der noch alle Möglichkeiten offen stehen. Johanssons ‚Charlotte‘ muss sich fragen: wird meine Ehe auch mal so bedeutungslos sein wie seine? Die zelebrierte Oberflächlichkeit der Reichen und Schönen um sie herum gibt ihnen noch mehr zu denken. Der Zuschauer ahnt, was die Reise in ihnen bewegt hat. Coppola stellt Japan dabei manchmal als verrückt und verstrahlt dar, das ist das einzige an dem Film was mir nicht immer gefallen hat.

(9/10)

Sternchen-9

Das Mädchen mit dem Perlenohrring (2003)

Die junge Griet (Scarlett Johansson) beginnt im Haushalt des berühmten Malers Jan Vermeer (Colin Firth) zu arbeiten. Vermeer lebt eher zurückgezogen und ist still, läßt kaum durchschimmern, was in seinem Kopf vorgeht. Als sein Mäzen die Hausmagd sieht, gibt er ein Gemälde von ihr in Auftrag. Die junge und dezente Schönheit Griet und Vermeer sitzen sich stundenlang gegenüber und es macht fast den Eindruck, als ob die junge Griet von allen am besten versteht, was Vermeer da tut. Vermeers Frau sieht das nicht gern und Griet muss Anfeindungen über sich ergehen lassen.

Dabei ist der Zuschauer der einzige Zeuge der stillen Anziehung zwischen dem niederländischen Maler und des Mädchens. Die unerträgliche Familie Vermeers denkt an eine Affäre. Erstaunlich ist aber wie stark dann doch der Drang ist, dass Vermeer fleißig weitermalt, damit es in der Familienkasse klingelt. Tatsächlich ist bis heute nicht bekannt wer das Mädchen mit dem Perlenohrring tatsächlich war. Der Film basiert auf dem Roman von Tracy Chevalier und Figuren wie Griet sind fiktiv. Das daraus entstandene filmische Werk passt dabei in keine Schublade. Die ruhige Verfilmung fängt sehr gut das Leben in Delft im Jahre 1665 (ca.) ein und lässt sich somit am ehesten als Historiendrama einordnen, wenn man denn eine Einordnung braucht. Scarlett Johansson spielt hier eine junge Frau, die sich durch das leben schlagen muss. Wo sie nun bereits niemanden mehr hat, der sie beschützen kann, muss sie sich gegen ungewollte Verehrer wehren. Ihre Erscheinung wird dann selbst auf Arbeit zum Verhängnis. Während sie die Muse des Malers wird und sich zwischen Beiden eine nur sehr fein zu erahnende Anziehung entwickelt. Peter Webbers Film ist insgesamt sehr schön gespielt und in Szene gesetzt. Johansson spielt hier eine ihrer letzten sehr natürlichen Rollen bevor sie eine ganze Zeit lang als blonde Femme Fatale auf der Leinwand unterwegs ist. Und wenn ich mich entscheiden muss, bin ich ganz klar für ihr‚Mädchen mit dem Perlenohrring‘. Colin Firths Rolle des Jan Vermeer ist zwar nicht weit weg von seiner Verkörperung des steifen Briten (der ich auch viel abgewinnen kann), aber es ist mal etwas anderes ihn als den stoischen, zurückgezogenen Künstler zu erleben. Im Film sind des Weiteren noch andere berühmte Werke Vermeers zu sehen, aber auch einige fiktionale. Vermeers realistischer Malstil wird als (zu) fortschrittlich für die damalige Zeit angesehen, weil es stellenweise fotorealistisch anmutet. Bis heute denken Historiker, dass er sich Techniken wie die Camera Obscura zu Nutze gemacht haben könnte.

(8/10)

Sternchen-8

Lovesong for Bobby Long (2004)

Pursy (Scarlett Johansson) erfährt durch einen ihr unbekannten Anrufer, dass ihre Mutter gestorben ist. Für sie war die Frau wie eine Fremde, eine unbequeme Wahrheit. Das Mädchen kehrt in das Haus ihrer Mutter in New Orleans zurück. Dort wohnen zwei gescheiterte Existenzen: der ehemalige Literaturprofessor Bobby Long (John Travolta) und sein ehemaliger Assistent Lawson (Gabriel Macht). Die haben auch eine Botschaft für Pursy: ihre Mutter hat allen Dreien das Haus vermacht. Insbesondere Pursy hat damit ein gewaltiges Problem und die Männer spekulieren darauf, dass das Mädchen abhaut und ihnen die Hütte überlässt. Aber Pursy bleibt. Und beginnt in den Beiden scheinbaren Verlierern mehr zu sehen und entgegen ihres Vorbilds ihre eigene Zukunft in die Hand zu nehmen.

Lovesong for Bobby Long lebt, wie viele Filme die in New Orleans spielen, von der ganz eigenen Atmosphäre des Schauplatzes, aber auch von den hervorragenden Leistungen der Schauspieler. Im Prinzip sind die Drei bald schon eine kleine, manchmal mehr, manchmal weniger gut funktionierende Familie perspektivenloser Charaktere, die sich durch den Alltag treiben lassen. Jeder von ihnen hat so sein Päckchen zu tragen. Pursy hat nichts aus sich gemacht und keinen Abschluss und steht den beiden eigentlich gebildeten Philosophen gegenüber, die mit Alkoholproblemen kämpfen oder wie im Falle von Lawson eine Schreibblockade haben. Er schreibt seit 9(!) Jahren an einem Buch über den scheinbar versoffenen Bobby Long(!) Das Drehbuch des Dramas ist hierbei leider viel zu vorhersehbar, aber die Charaktere tragen den Film. Wer wollte John Travolta nicht schon immer in einer so richtig unglamourösen Rolle sehen? Und mit weißen Haaren? Ich empfehle den Film mit seiner fiebrigen Atmosphäre an einem schwülen Sommerabend. Prost.

(7/10)

Sternchen-7

Match Point (2005)

Chris (Jonathan Rhys Meyers) arbeitet nach einer gescheiterten Karriere als Tennisprofi nun als Tennislehrer. Er bekommt Zugang zu den Kreisen der Reichen und Schönen. Schon bald ist er in einer Beziehung mit Chloe (Emily Mortimer), der Tochter eines gut betuchten Industriellen. Es könnte nicht besser für ihn laufen. Auf den üblichen Familienfeiern macht er Bekanntschaft mit der eher erfolglosen Schauspielerin Nola (Scarlett Johansson). Er fühlt sich sofort von der attraktiven Frau angezogen und beide beginnen eine leidenschaftliche Affäre. Dabei soll es aber auch bleiben, wenn es nach Chris geht. Er heiratet Chloe, er sieht sich als „Aufsteiger“, auch wenn er eigentlich nur Nola will. Irgendwann will sie nicht mehr nur die Affäre sein und Chris hat das Gefühl in der Falle zu sitzen. Er fällt eine folgenschwere Entscheidung.

Klingt nicht unbedingt nach dem üblichen Woody-Allen-Stoff, oder? Ist es aber. Und übrigens der erste Woody-Allen-Film, den ich gesehen habe. Meine Verwunderung war damals groß, schließlich hatte ich anderes über Woody Allen gehört. Match Point ist ein Thrillerdrama über einen Mann der alles geben würde, um seine neu gewonnene soziale Stellung zu behalten. Die Charaktere sind hier überkandidelt, verwöhnt, schick, gebildet, zielstrebig, und einige wenige auch skrupellos. Match Point ist härter und kompromissloser, als das was man sonst so von Woody Allen kennt. Es wird Tote geben. In dem Drama und der Verbissenheit der gut aber etwas stereotyp gezeichneten Charaktere erkennt man die großen Tragödien der Literatur wieder. Die Geschichte ist nicht neu, aber sehr gut inszeniert. Die Luft zwischen Rhys Meyers und Johansson brennt und der Film ist spannend. Ich könnte mich dran gewöhnen, wenn Woody Allen mal wieder zwischendurch so einen Streifen drehen würde.

(8/10)

Sternchen-8

Under the Skin (2013)

Eine junge Frau fährt einen Trasnporter, scheint etwas zu suchen, hält oft Männer am Straßenrand an und fragt sich durch: „Ich muss zur Autobahn, wie komme ich da hin? Können sie mir den Weg zeigen? Soll ich sie ein Stück mitnehmen?“ Sie gabelt Männer auf. Und wenn sie sie dann erstmal in ihr marodes Haus gelockt hat, werden sie dieses nie wieder verlassen. Scarlett Johansson spielt eine mysteriöse, namenlose Frau, die Männer ver- und dann entführt. Der Zuschauer ahnt anfangs nur, wer oder was sie ist und was mit den Männern geschieht. Es ist surreal und auch ein bisschen schaurig, auf eine seltsame Art auch ulkig wie sie die Welt um sich herum erkundet. Fast so, als ob sie in einer Welt umherirren würde, die sie nur aus dem Fernsehen kennt. Wie sich die Männer ihr nähern wirkt manchmal wie eine Satire auf das Paarungsverhalten der Disco-affinen Bevölkerung. Männerträume werden wahr, wenn Scarlett sie einfach so mitnimmt. Oder doch nicht? Sie ist fremd in dieser Welt und erkennt die Dringlichkeit bestimmter, schockierender Situationen nicht, in denen die meisten Menschen wohl gehandelt hätten. Ist sie also kein Mensch? Die Vermutung liegt nahe, bis die Situation kippt und sie sich ihrer selbst und ihrer Umgebung bewusster wird. Ein neues Jäger/Gejagte-Verhältnis entsteht und hat mich ehrlich überrascht von diesem stillen Arthouse-Spektakel mit eingängiger Filmmusik zurückgelassen. Interessant finde ich dabei auch, dass sich sicherlich viele ScarJo-Fans Nacktszenen wünschen. Die bekommen sie wohl in Under the Skin, ob das aber der Film ist, den sie sehen wollen? Under the Skin ist surreal. Es gab einige Szenen, die durchaus moralisch gruselig waren. Interpretiert man das Gesehene (denn geredet oder erklärt wird nicht viel), könnte man das durchaus als einen Film über Sex und Identität sehen. Das was sich unter der Haut abspielt und den Unterschied, den unsere äußere Erscheinung durchaus machen kann. Vielleicht auch als eine Geschichte von Akzeptanz und Gewalt.

(8/10)

Sternchen-8

Lucy (2014)

Die in Taiwan lebende Amerikanerin Lucy (Scarlett Johansson) wird von ihrem zwielichtigen Freund dazu überredet Drogenkurier zu spielen. Sie wusste schon vorher, dass das eine schlechte Idee ist. Als aber ihr Freund vor ihren Augen erschossen wird, ist sie sich bewusst, dass sie es vielleicht nicht überleben wird. Unerwarteterweise ist sie aber eine wichtige Ressource für den Drogenbaron Mr. Jang (Choi Min-sik bekannt aus Oldboy). Ihr wird die synthetische Droge CPH4 in den Körper eingenäht und sie soll um die Welt geschickt werden. Als sie aber verprügelt wird, platzen die Beutel in ihrem Inneren und sie bekommt die volle Wirkkraft der Substanz zu spüren.

Luc Bessons Film arbeitet mit dem eigentlich höchst interessanten Gedanken, dass der Mensch nur einen geringen Teil seiner potentiellen Hirnkapazität nutzt. Was würde passieren, wenn mehr genutzt wird? Die Droge soll Lucy dazu ermächtigen. Die Darstellungsweise ist allerdings meines Erachtens nach nichts anderes als eine überzogene Materialschlacht und ein Actiongewitter. Dass Lucy desto emotionsloser wird, desto mehr sie ihre Gehirnkapazität nutzt, mag ja ein vielleicht sogar plausibler Gedanke sein. Wie sich aber Scarlett Johansson dort durch den Film schnetzelt, ist eigentlich weit unter ihrem Niveau. Die roboterhafte Spielweise steht den wenigsten und erwärmt in der Regel das Publikum auch nur sehr wenig für das Schicksal des Charakters. Natürlich habe ich nicht nur zu meckern, ansonsten hätte ich wohl weniger Punkte gegeben: die Effekte machen wirklich Laune und es gab auch einige beeindruckende Szenen. Beispielsweise wenn „Lucy auf Lucy trifft“ gegen Ende. Aber im Großen und Ganzen finde ich Luc Bessons jüngsten Streich nicht gut gelungen. Er verschenkt viele Möglichkeiten, die die Grundprämisse bietet. Das einzige was ausgeschöpft wurde ist das Repertoire an Actionszenen und Effekt-Spielereien. ich würde durchaus davon sprechen, dass die Darsteller in diesem Film ‚verheizt‘ wurden.

(6/10)

Sternchen-6

Der Pferdeflüsterer ist der erste Film, den ich mit Johansson gesehen habe, als sie noch nicht die sexiest woman alive war und noch nicht den Beinamen „ScarJo“ bekam. Bevor ich Lost in Translation sah, kannte ich Johansson eher in ihren sexy, oberflächlicheren Rollen und konnte mich gar nicht mehr erinnern, dass sie dieses Mädchen ist. Erst nach und nach habe ich ihre ‚besseren‘ Filme gesehen und mir ein umfassenderes Bild gemacht. Sie ist schön und sie kann was. Sie kann was und sie ist schön. Selbstverständlich kenne ich also noch mehr Filme mit ihr, die hier aber schlicht keinen Platz haben oder die ich mir für eine andere Ausgabe von „7ème art“ aufsparen möchte. Da wäre beispielsweise Scoop – der Knüller und Don Jon, in denen sie ihr Image als Sexbombe persifliert, genauso wie eher stillere oder anspruchsvollere Stoffe wie Her und The Other Boleyn Girl oder auch Actionfilme, in denen sie ab- oder auch untergeht wie in den Avengers-Filmen. In den letzten zwei Monaten waren hier Darstellerinnen im Fokus, die nicht wegen ihres Sex-Appeals gebucht werden (Cate Blanchett, Mia Wasikowska), was nicht heißt, dass die nicht auch mit Typecasting zu kämpfen haben. Aber diesmal war es wohl Zeit für die Sexbombe, die auch noch mehr kann als gut auszusehen. Und ich finde, dass ihr die anspruchsvolleren Stoffe wesentlich besser stehen. Sie steht trotzdem seit neustem ein bisschen bei mir unter Beobachtung, da sie eine Figur aus einem meiner Lieblingsanime verkörpert wird: Major Motoko Kusanagi aus Ghost in the Shell. Wieder eine Actionrolle. Mal sehen, ob sie Scarletts Potential ausschöpfen oder sie als Leitfigur einer weiteren seelenlosen Actionproduktionen gecastet haben. Wie seht ihr das? Sind nur Männer ihre Fans? Seid ihr schon Mal einen Film gucken gegangen, nur weil sie mitspielt? Welche Filme mit ihr mögt ihr? Welche nicht? Wartet ihr auch noch darauf, dass sie in irgendeinem Film mal Mut zur Hässlichkeit beweist? Und weil sie alles kann, auch singen, gibt es jetzt zum Abschluss noch was zum anhören:

„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.

22 Antworten

  1. Schöne Auswahl und gelungene Texte deinerseits!

    Ich finde in UNDER THE SKIN steckt unheimlich viel. Gerade weil Scarlett so als Sexsymbol gilt, ist sie hier enorm gegen ihre übliche Wirkung besetzt. Man kann so weit gehen ihr Verhalten und die Wirkung ihres Handelns als Allegorie auf die Funktionsweise des Mainstreamkinos zu sehen, was durch einfache Reize lockt, aber im Endeffekt nur da ist, um auszusaugen. Deine Gedanken zum Film teile ich ebensfalls – sehr vielschichtig das Werk!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oh vielen Dank, das hört man nicht so oft, dass die Texte Gefallen finden – deswegen freut mich das besonders. 🙂

      Kann dir nur in allen Punkten zustimmen. Ich war extrem überrascht von Under the Skin. Dachte eigentlich, dass mir diese Männer-Abschlepp-Nr. nicht gefallen würde, aber wie erhofft, war es dann doch viel mehr als das. Das sind immer die etwas besseren Überraschungen beim Filme schauen 😀
      Das mit dem aussaugen ist eine gute Metapher – als man einen Blick darauf erhascht was mit den Männern passiert, empfand ich das als ziemlich schaurig.

  2. Ich kenne von den 7 Filmen nur „Lucy“ und „Lost in Translation“. Abgesehen davon eben noch als Black Widow/Natasha Romanoff. Muss mir mal ein paar andere von ihr anschauen.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Vielleicht konnte ich dir ja einen Tipp geben, was sich lohnt, wenn du mal die Gelegenheit hast 😉

      1. Jup, das hat geholfen. 🙂 Match Point und Under the Skin klingen z.B. sehr interessant. 🙂

  3. Avatar von eskapist
    eskapist

    Eine interessante Liste von Filmen, bei denen ScarJo das Bindeglied ist. Da sind ein paar Anregungen dabei (muss ich mal suchen gehen), aber auch schreckliche Erinnerungen, z.B. an den in „gebildeten“ Kreisen damals völlig unschaubaren „Pferdeflüsterer“, bei dem ich mich sogar noch an den Verkaufserfolg des Buches und zugehörigen Totalveriss durch die Kritiker erinnere. Aber so mit Grauen, dass ich wohl weder das Buch jemals lesen noch den Film jemals sehen werde. Aber das ist natürlich ganz subjektiv.
    Das großartige „Lost in Translation“ habe ich damals mehrmals gesehen, aber zu der Zeit war mir Scarlett Johanson kein wirklicher Begriff und ich hatte mehr die Story und Tokio im Auge. Danke für die Anregung, diesen Film jetzt unter einem anderen Aspekt zu schauen. „Lucy“ war schrecklich plump und „Under the Skin“ wird vom Publikum leider ziemlich unterschätzt bzw. sogar ignoriert (lief ja auch nie wirklich im Kino). Der Film enthält soviel gruselige und geniale technische und erzählerische Neuerungen, dass wir alle ihn allein deswegen schauen sollten. Diesen Film als „surreal“ zu bezeichnen, ist verständlich aber trotzdem irgendwie falsch, denn wenn wir die Szenen im Haus mal beiseite lassen, schockt der Film ja gerade mit der gnadenlosen Realität, die wurde ja noch nie so echt und unverfälscht gefilmt. Erst durch diesen Film haben wir (ich) ja gelernt, dass wenn ein Superstar im Kino durch die Straßen von New York spaziert, sämtliche Menschen auf dem Bürgersteig passend zum Film gestylt und ausgesucht sind. Wie bekamen doch bisher kaum jemals „echte“ (graue, unscheinbare) Menschen im Kino zu sehen. Die Geschichte ist einfach, aber die Verfilmung ist es keineswegs. Und da wir alle laufend nach Neuerungen schreien – und mit 3D nicht wirklich glücklich sind – sollte man der Filmwelt mitteilen, dass wir die Anregungen von Jonathan Glazer gut finden (positive Abstimmung mit den Füßen) und mehr davon wollen.
    Ich hatte noch nie den Wunsch, einen Film wegen Scarlett Johanson zu sehen. Ohne gute Story gehe ich in keinen Film. Ich liebe Eva Green in „Penny Dreadful“ und vor allem in „Casino Royale“, kann aber mit ihren sonstigen Werken kaum etwas anfangen. ScarJo ist eigentlich gar nicht mein Typ, vielleicht liebe ich „Under the Skin“, weil sie da nicht blond ist? Und mit Verlaub, heutzutage danach zu gieren, eine Nacktszene mit seiner Lieblingsschauspielerin zu sehen? Echt jetzt? Denken sich Frauen das aus? Apropos blond: Vera Farmiga, Anna Gunn, Claire Danes, Gillian Anderson: blonde, starke Schauspielerinnen mit großem Können (und in jede Liste weiblicher Schauspieler muss ich Lucy Lawless dazutun). Ich stelle Scarlett gern in diese Reihe, aber Einzigartigkeit kann ich an ihr nicht feststellen. Es ist immer wieder großartig, gute Schauspieler zu sehen oder zu entdecken, aber es ist wenig sinnvoll, bei Erfolg um sie herum einen Film zu konstruieren. Black Widow als Figur hat Potenzial, und wenn es eine gute Geschichte dazu gibt, dann sollte es endlich einen Comicfilm mit weiblicher Heldin geben, aber einen Film zu machen, um ScarJo optimal zu „verwerten“ würde mich nicht sonderlich interessieren. Und natürlich sollte in einer japanischen Story, die noch dazu in Japan spielt, gern eine Japanerin die Hauptrolle spielen (Ghost in the Shell). Warum denn nicht?

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Zählst du dich auch zu dem „gebildeten Kreis“, der den „Pferdeflüsterer“ ganz ganz schrecklich findet?
      „Lost in Translation“ habe ich anfangs auch hauptsächlich geguckt, weil er in Tokio spielt und ich fand, dass ich mir das nicht entgehen lassen kann. Neben der manchmal etwas abwertend-verrückten Darstellung (ich erinnere nur an das Aufeinandertreffen auf dem Hotelzimmer mit der Frau) war ich aber sehr angetan von der Story der Beiden.

      In meinen Augen ist es nicht falsch das Geschehen und auch die Machart als surreal zu beschreiben. Die realitätsnahen Momente werden denke ich bewusst knallhart dagegen gehalten. So beispielsweise als zu sphärischer Musik träumt (im Wald) – surreale Machart. Ihr Bild über den Baumkronen. Dann bumm: die miese Realität, als sie aufwacht.

      „Und mit Ver­laub, heut­zu­tage danach zu gie­ren, eine Nackt­szene mit sei­ner Lieb­lings­schau­spie­le­rin zu sehen? Echt jetzt? Den­ken sich Frauen das aus?“ – warum sollten sich Frauen das ausdenken? Als die häufiger Betroffenen des Sexismus?

      Über die Unsinnigkeit, dass in GitS die Rolle der Motoko nicht mit einer Japanerin besetzt wird, habe ich mich auch schon in einem anderen Artikel geärgert bzw. das diskutiert. Letztendlich ist aber Scarlett keine schlechte Wahl. Motoko hat nun Mal Sex-Appeal und Scarlett ebenso und bringt Erfahrung in Actionfilmen mit. Sie kann sich in jedem Fall in Szene setzen. Außerdem ist es nicht extrem abwegig, dass sie mit einer westlichen Schauspielerin besetzt wird, schließlich ist Motoko ein Cyborg bzw. hat einen kybernetischen Körper. Sie kann im Prinzip sein was sie will. Dabei will ich das Vorgehen nicht befürworten – das ist nur um alle Aspekte auf den Tisch zu bringen.

  4. Uärghs… „Lucy“ war schlimm, fand ich!!! Der Film ging echt gar nicht. Hatte ich mir besser erhofft, als er dann am Ende war. Was aber nicht an der guten Scarlett lag.

    „Under the Skin“ fand ich super, ein sehr merkwürdiger Film, der aber definitiv auch dank Scarlett in Erinnerung bleibt.

    Mir fehlt hier definitiv noch „Her“, denn auch wenn man „nur“ ihre Stimme hört, ist sie so präsent in diesem Film, so unglaublich gut.

    Und ja, ich bin vorsichtig gespannt, was sie in „Ghost in the Shell“ anstellen wird. Mich stört an der „GitS“-Sache nicht unbedingt Scarlett, sondern einfach die Tatsache, dass es eine Hollywood-Produktion wird. Die werden es schwer haben, dem Anime wirklich gerecht zu werden. Aber ich bin gespannt.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, ich konnte Lucy auch wenig abgewinnen. Es gab einige starke Szenen und Effekte, aber der Film ist v.A. von der Story her schon sehr sehr schwach. Was mich wundert ist, dass extrem viele Leute den letzten Sommer sehr gehypt haben und meinten, dass Lucy eine moderen Superfrau wäre usw. mit der Aussage konnte ich gar nicht mitgehen.

      Das mit dem „hier fehlt mir definitiv noch“ ist immer so eine Sache. Die Kolumne/Kategorie hier besteht immer aus genau sieben Filmen. Das ist also keine komplette Liste der Filme mit ihr die ich gesehen habe. Und „Her“ fand ich zwar auch klasse, das ist aber schon reserviert und wird mal in einer Mini-Werkschau zum Thema „KI im Film“ sein.

      Was die Bedenken bei GitS angeht, sehe ich das ähnlich. Nur bei ihrem sexiest woman alive-Charme frage ich mich jetzt schon, ob sie daraus eine seelenlose Variation aus Lucy und Black Widow drehen. Ich hoffe sie schaffen eine überzeugende Umsetzung und geben Johansson auch die Plattform die Figur vielschichtig zu gestalten.

  5. Da ist ja die Ausgabe! Sehr schön!
    Johansson habe ich wohl auch das erste Mal im „Pferdeflüsterer“ gesehen und war damals nicht ganz so angetan (von ihr). Schon damals fiel mir bei ihr immer ein gelangweilter Ausdruck auf, der zuletzt in den Marvelfilmen „Avengers“ und Cap 2 immer ein Dorn im Auge war. Aber seit „Her“… kann ich gar nicht genug von ihr sehen/hören. Zwar stimmt es, dass sie primär als Sexbombe gecastet wird, aber durch ihre Rollenauswahl gerade auch in den letzten Jahren beweist sie ebenso das pure Gegenteil. Sie kann was und sie traut sich was. Schon allein dafür muss man sie irgendwie mögen. Und in „Wir kaufen einen Zoo“ wurde sie mal vollkommen gegen ihren Typ besetzt, was mir nur noch mehr imponierte. Empfehlenswerter Film btw. 😉
    Tolle Frau. Und auf „Ghost in the Shell“ bin ich ziemlich gespannt. Kann sie mir in der Rolle nämlich so gar nicht vorstellen…

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, ich glaube ich weiß, was du mit dem gelangweilten Ausdruck meinst.
      Aber es ist dafür sehr erfrischend sie mal in Interviews zu sehen – in den meisten sprudelt sie über und man merkt, dass sie ein großes Verständnis für die Charaktere hat und weiß was der Film kann und wie man was interpretieren kann. Fiel mir erst neulich bei Under the Skin auf. Fand ich gut. Manche spulen so Werbetexte herunter.
      „Wir kaufen einen Zoo“ habe ich nicht gesehen, die Geschichte hat mich bisher nicht so gereizt. Aber es stimmt, beim Schauen des Trailers (bzw. der Fernsehwerbung neulich, die den halben Film vorweg nimmt XD) habe ich auch gedacht, dass das mal wieder eine ganz andere Rolle ist.

      Ich werde wahrscheinlich auf keinen Trailer der nächsten Jahre so gespannt sein wie auf den zu GitS in der Hollywoodvariante … vorausgesetzt, dass das überhaupt was wird. Viele Verfilmungen, die schon einen Cast hatten wurden ja dann doch noch abgestoßen.

      1. Dabei ist der Film wirklich toll. Nicht so kitschig wie man vielleicht meinen möchte.
        Irgendwie hoffe ich ja auf ersten visuellen Stoff von GitS. Alles deutet darauf hin, dass es vollkommen zum scheitern verurteilt ist. Aber trotzdem bin ich echt gespannt…

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Hm, okay. Dann gebe ich dem bei der nächsten Gelegenheit mal eine Chance 🙂
          hab jetzt auch gelesen, dass der Kinostart vorgezogenen wurde, wenn auch nur einen Monat. Dauert bestimmt trotzdem noch etwas bis wir was zu sehen bekommen. Aber ich bin auch unendlich gespannt *_*

  6. Da fehlt eindeutig noch ihr Debüt „Arac Attack“ bzw. „Eight-legged Freaks“ – sollte man auch unbedingt gesehen haben. (Dabei fand ich den ernsthaft nicht schlecht…)

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ich habe immer ein Problem mit der Aussage „da fehlt eindeutig noch“ – das ist keine komplette Werkschau, sondern beschränkt sich auf sieben Filme, die ich nach den mir wichtigen Gesichtspunkten auswähle. Bspw. ihr erster relativ bekannter Film, ein Arthouse-Werk, ein erster Durchbruch, ein Blockbuster, ein Indie-Erfolg, einmal als Nebenrolle, usw. Arac Attack fand ich ziemlich schlecht und zum reviewen von Filmen, die ich schlecht finde, hab ich relativ wenig Lust. Außerdem hätte ich es dafür nochmal schauen müssen – nicht gut (für mich).

      1. War ja auch kein wirklich ernst gemeinter Vorschlag, zumal ihre Rolle in dem Film wirklich klein und unbedeutend ist… 🙂

  7. Bei mir ist es genau umgekehrt, ich kenne Scarlett Johansson primär aus „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ und „Lost in Translation“, daher hab ich sie eigentlich nie als Sexbombe gesehen 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, auch gut 😉 Wobei das nicht zwingend heißt, dass ihre Darstellung da weniger gut ist. Ihren Job macht sie ja eigentlich durch die Bank weg gut. Meines Erachtens nach lohnen sich auch viele Filme in denen sie eher als die Verführerische gecastet wird wie in Match Point.

  8. […] mit dem Per­len­ohr­ring ist. Selbst, wenn die Ant­wort viel weni­ger spek­ta­ku­lär als so man­che Film­ver­sion ist, hätte ich das ein­zig­ar­tige Gefühl ein biss­chen “dabei gewe­sen […]

  9. […] allerdings habe ich den bereits in einer anderen Werkschau besprochen … daher müsst ihr die „Lost in Translation“-Besprechung hier suchen. In meiner Einleitung habe ich gefragt, ob sich Sofia Coppola mit ihrem Schaffen von ihrem Vater […]

  10. […] auf. Vielleicht könnt ihr euch denken was für eine. Davon mal abgesehen ist wahrscheinlich Lost in Translation DER Tokyo-Film, der aber leider schon Teil einer anderen Werkschau war, genauso wie Tokyo […]

  11. […] für leichte Filmkost. Sein Birth hatte ein unbequemes Thema, das mir auf eigenartige Weise gefiel. Under the Skin hat mich umgehauen. The Zone of Interest ist ein ähnlich unbequemes Portrait von […]

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