Review: Into the Badlands (Season 1)

Im letzten Beitrag zu Serienlandschaft habe ich ja gemerkt, dass es nicht so schön ist, wenn man zig Reviews sammelt und dann als ellenlanges Essay in die Welt schickt. Deswegen gibts ab jetzt immer mal wieder eine Review zwischendurch, wenn es zu einer Serie besonders viel zu sagen gibt. So beispielsweise zur derzeit auf Amazon Prime auch auf Deutsch verfügbaren 6-teiligen Martial-Arts-Fantasy-Serie ‚Into the Badlands‘.

Die Serie basiert (sehr lose) auf der chinesischen Sage Die Reise nach Westen und ist ein Genremix aus Martial-Arts-Action und Fantasy. Tatsächlich kenne ich keine Serie, die mit Into the Badlands vom Stil her vergleichbar wäre. Sie spielt in einer Zukunft, in der Bezirke von einem Baron verwaltet werden. Der drückt das Recht üblicherweise mit Gewalt durch bzw. lässt das andere tun. Clipper – so werden seine Auftragskiller und sein Wachschutz genannt. Die sind kampferprobt und schnetzeln sich mit Katanas durch die Landschaft. Selbst ohne Schwert sind sie wandelnde Waffen. Im Zentrum der Handlung steht der Clipper Sunny (Daniel Wu), der bereits vorher mit dem Regime seines Barons Quinn (Marton Csokas) nicht ganz einverstanden ist. Aber abweichende Meinungen kommen nicht so gut an. Als aber seine Freundin Veil (Madeleine Mantock) gesteht, dass sie schwanger ist, muss er eine Entscheidung treffen. Clippern ist es nicht erlaubt eine Familie zu gründen. Zeitgleich taucht der Junge M.K. (Aramis Knight) auf, der übermenschliche Fähigkeiten hat und dem Sunny versucht zu helfen. Ein selbsternannter Baron, die ‚Witwe‘ (Emily Beecham), bringt außerdem das feudale Gefüge ordentlich durcheinander und will mit Gewalt das System ändern. Steht ihnen allen ein handfester Krieg bevor?

Into the Badlands bietet eine (für mich) grandiose Optik und einen krassen Stilmix, der unter Garantie nicht jeden Geschmack trifft. Die Serie wurde u.a in New Orleans gedreht. Weite Graslandschaften gemixt mit Sumpfzypressen und anderen heimischen Bäumen und großen, stark bewachten Südstaaten-Anwesen dominieren das Bild. Die Hitze äußert sich durch die Schweißperlen, die den Charakteren im Gesicht steht. Die Clipper wiederum sind beeinflusst durch Ninja und Samurai. Die Umgebung in der Veil ihre mechanischen Armprothesen baut, sieht nach Steampunk und dem französischen Quartier in New Orleans aus. Die Serie setzt bewusst auf Farben und Kontraste und hat schon was von einem Augenschmauß, wenn beispielsweise Sunny auf seinem Motorrad durch die grün-roten Mohnfelder rast. Die Bilder sind oft übersättigt-bunt und stark kontrastiert, was eine nette Abwechslung zur Sepia-Färbung monochromer Serien ist oder dem viel zu präsenten Teal/Orange-Look von Filmen. Trends, deren Wirkung seit Jahren ad absurdum geführt wird, weil sie viel zu oft und manchmal sehr sinnfrei eingesetzt werden. Jeder Baron und seine Clipper-Armee hat einen eigenen Stil, ein eigenes Wappentier und eine eigene Uniform – das ist schon fast wieder ein touch too much und erinnert etwas an Hero, wenn es auch nicht ganz so wertig und nicht so traditionell inszeniert wurde. Dadurch, dass das alles so durchgestylt ist, die Martial-Arts-Einlagen an das chinesische Kino erinnern, die Effekte aber etwas durchwachsen sind, wirkt Into the Badlands manchmal etwas trashig. Wer aber wie ich Martial Arts was abgewinnen kann, erlebt hier gut choreografierte Kämpfe und eine Handlung die ziemlich viel Potential hat.

Es werden viele Charaktere mit verschiedensten Motiven eingeführt. Und verschiedenen Hautfarben – ein großes Plus! Into the Badlands hat Platz für Rache, die guten alten Intrigen und Drama. In der ersten Folge wird klar, dass das System in dem die Barone und Clipper leben ein ziemlich altes ist. Es gibt Leibeigene und Sklaven und ein Baron kann mehrere Frauen heiraten, während Frauen kaum Rechte haben. Als in der ersten Folge anfangs nur zwei Frauen zu sehen sind, von denen eine die Frau eines Barons ist und die andere als seine zukünftige zweite Frau vorgestellt wird und es um nichts anderes als deren Rivalität ging, dachte ich: wenn das in der nächsten Folge so eindimensional bleibt, schalte ich aus. Aber es bleibt nicht so. Rebellion ist angesagt. Spätestens, wenn die Witwe mit ihren kampferprobten Mädels um Tilda (s.o., Ally Ioannides) anrückt. Das Zukunftsszenario wirkt wie einer Graphic Novel entsprungen und die Welt rund um Barone wirkt mir zu unpolitisch und aufgeräumt, um so tatsächlich zu passieren. Warum es keine Schusswaffen gibt, leuchtet mir noch nicht ganz ein. Warum sich keine Rebellen abgesehen von der Witwe gegen die Barone stellen, auch nicht. Das trägt wieder dazu bei, dass man die ganze Zeit das Szenario als unwahrscheinlich empfindet, was aber der Unterhaltung keinen Abbruch tut. Damit erinnert es mich stetig an Serien der 90er, die auch gerne das eine oder andere Plot Hole übergangen haben und stringent ihre Geschichte weiter erzählten. Into the Badlands will eben unterhalten. Und ich kann nicht anders, als es ziemlich cool zu finden, was sicherlich an den Charakteren und dem Genre-Mix liegt. 🙂 Nach den sechs Folgen der ersten Staffel zu je 45 Minuten bleibt allerdings das Schicksal der meisten offen. Wir verlassen alle Charaktere an einem Wendepunkt in ihrem Leben: bitteres Kalkül. Ich möchte die zweite Staffel. Jetzt.

(8/10)

Sternchen-8

„Into the Badlands Comic Con Trailer (HD) Daniel Wu“, via JoBlo TV Show Trailers (Youtube-Channel)

Kennt ihr die Serie oder habt sie möglicherweise sogar schon gesehen? Wie hat sie euch gefallen? Kann mich irgendwer da draußen erleuchten und mir erklären inwiefern die Serie mit der chinesischen klassischen Sage/Geschichte übereinstimmt? (Mal abgesehen von dem Martial-Arts-Selbstfindungs-Motiv?)

20 Antworten

  1. In den „dark times“ vor den Baron gab es furchtbare Kriege (impliziert ist mit Schußwaffen etc – vermutlich alles was heute so militärisch verfügbar ist) und als die Barone dann an die Macht kamen, haben sie (zumindest in den Badlands, was außerhalb ist weiß man ja – noch – nicht) Schusswaffen verboten.
    So etwa wurde es am Anfang der ersten Folge erklärt. Aber wirklich alle Fragen werden damit ja auch nicht beantwortet.

    Schönes Review, kann nur zustimmen. Bei MK nervt mich ja dieser komische Name irgendwie total. Vor allem weil er der einzige ist, der keinen ‚richtigen‘ Namen hat. AMC soll sich endlich mal für ne zweite Staffel entscheiden.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Stimmt, dass waren die ersten Sätze in der ersten Folge, ich erinnere mich wieder düster. Aber so richtig Sinn ergibt das auch nicht. Ich meine … so wie die Barone rumschnetzeln (lassen) ist es eigentlich auch egal, ob sie Schusswaffen verbieten. Aber ansonsten wäre die Serie ja auch nicht so toll … :3

      MK – pass auf … ich wette, wenn die Serie verlängert wird, kommt raus, dass MK eine tolle Abkürzung ist. In echt heißt er dann Marvelous Kandycane (ähem ich weiß … falsch geschrieben) oder so ^^“ Aber ja, ich finde den Namen auch irgendwie uncool. V.A. weil alle anderen Veil oder so heißen.
      Ich hoffe auch, dass die Serie verlängert wird und gehe mal ganz fest davon aus. Nach dem was man so liest, war es doch ein großer Erfolg, oder?

      1. Mein erster Gedanke war ja, dass die Barone Angst haben mit Schusswaffen leichter aus großer Distanz getötet zu werden (von Rebellen/Clippern anderer Barone) – Schwerter erfordern ja, dass man direkt vor einem steht. Aber Tildas Wurfmesser fliegen ja auch ein ganzes Stück, von daher kann es das ja nicht sein… Vielleicht ist Schießpulver einfach unendlich selten und kostbar?

        Ich werde MK ab jetzt nur noch Marvelous Kandycane nennen <3

        Ich versteh auch nicht warum da noch nichts über eine zweite Staffel bekannt gegeben wurde.

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Ja – guter Gedanke das mit den Schusswaffen und der Distanz. Wir erleben ja, wenn wir früh die Nachrichten anmachen wieviel Unheil das anrichtet. 🙁 Die würden bestimmt auch Wurfsterne verbieten, wenn sie könnten … dass Schießpulver teuer ist, spielt bestimmt auch eine Rolle. Die limitieren ja ihre Märkte und betreiben Handel usw. Da machen sich bestimmt einige mit ihren Stoffen rar. Hach … da könnten noch soviele Themen auf den Tisch kommen, toll. Ja ehrlich mal, die könnten es langsam verkünden. Ich werde schon ganz hibbelig, schließlich war das echt für jeden ein mega Cliffhanger >.< Haha 😀 wenn zwei ihn so nennen hat sich das ja schon fast etabliert 😉 Ich wette sein echter Name kann auch kaum mit Marvelous Kandycane mithalten ...

  2. Da warte ich schon gespannt auf die DVD VÖ! Daniel Wu geht immer und das Material was ich bisher gesehen habe, macht definitiv Lust auf diese Serie. Deine Review auch. Ach Mensch, will auch!

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Vorfreude ist die schönste Freude 😉 Was meinst du wie schön das wird, wenn dann endlich die DVD draußen ist 🙂
      Tatsächlich kannte ich Daniel Wu nur vom sehen, nicht mal vom Namen her. Ich schaue zwar auch relativ viel asiatische Filme, aber die von ihm scheinbar nicht XD Ein Jammer bei dem gutaussehenden Mann. 🙂 Ich muss mal meine Watchliste füttern gehen …

      1. Ja, das hoffe ich doch! 🙂 Bin ja selten für solches Fantasygeschwurbel, aber das sieht wieder so eigenwillig cool und frisch aus.

        Ui, dann lasse ich dir gleich mal ein paar Empfehlungen für den Herrn da, die auf Amazon sogar für unter einen 5er zu haben sind:
        – Protégé (!!!!!!!! ♥ !!!!!!!)
        – One Nite in Mongkok
        – Abgehört – Trau niemals einem Cop

        Die ersten beiden sind ziemlich auf auf Wu zugeschnitten, der letztere versammelt hingegen ein kleines (sehenswertes) Ensemble. Sind aber alle aus meiner Sicht bedenkenlos zu empfehlen. Allem voran Protégé. *hust*
        Den Film Europa Report kann man sich klemmen, wenn man auf viel Screentime von dem Herrn hofft. Sehr schade, auch wenn der Streifen selbst ganz okay ist. So, da haste wieder Futter. 😛

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Geht mir ähnlich. Ich habs echt nicht so mit Fantasy. Lese auch gerade so ein Young Adult Gedings Gedöhns, das kommt mir stellenweise wie zig andere Bücher vor … . Auch wenn der Genremix etwas plakativ ist (d.h. viele beliebte Motive wie Steampunk, Ninja, Samurai etc.) vereint, mochte ich das sehr. Nicht alltäglich. Und die Männer sind öfter oben ohne als die Frauen. Sehr gut.

          Danke für deine Empfehlungen. Bin auch mal seine Filmografie durchgegangen. Ich kenne ihn wohl hauptsächlich aus Filmen, wo er eine recht kleine Nebenrolle hat und aus einem, der ist aber schon zu lange her. New Police Story. Mit den fiesen, gelangweilten, reichen Kindern … der hat mir aber ganz gut gefallen. Bisschen over the top aber naja.
          Die anderen kommen mal auf die Liste. 🙂 Abgehört hat ja ein vielversprechendes Poster XD

          1. So ist das. Obwohl ich gerade einmal vier YA-Reihen (im Kino) bewusst mitbekommen habe, machen sich nach Panem doch extreme Abnutzungserscheinungen bemerkbar. Da wird vom einen das mieseste kopiert und lediglich in ein anderes Setting verfrachtet. Der Schuh hat sich zimelich flott totgelaufen.
            Aha, das klingt wirklich gut. *hüstel*
            Uhjaa, New Police Story rockt. Mochte den ernsten Touch. Weiß aber ehrlich gesagt schon gar nicht mehr wo Wu da zu sehen war. Wird wohl wieder (zuviele Alliterationen, arghh) Zeit, sich den nochmal zu Gemüte zu führen. 🙂
            Och, das Poster ist eigt. total verkehrt. Fand den Film doch sehr gediegen vom Actionstandpunkt her betrachtet. Aber gerade das war gut. ,9

            1. Avatar von Miss Booleana
              Miss Booleana

              Soviele YA-Sachen habe ich mir im Kino gar nicht angeschaut bisher – um alles was mir wie Panem-Klone vorkommt, mache ich einen Bogen. Dieses ganze Allegiant-Gedöhns und Maze Runner zum Beispiel. Ich weiß nicht … nicht meine Storys. Muss wohl gestehen, dass man mich da eben doch eher mit ner Comicverfilmung kriegt, was wiederum die anderen wie die Pest hassen XD

              Der liebe Daniel spielt eins der nicht so netten Kids in New Police Story. Aber ich kann mich auch nicht mehr so richtig an ihn erinnern. Sollte ich auch mal wieder sichten 🙂 Obwohl ich manche Szenen etwas unfreiwillig komisch fand, weil sie so urplötzlich so arg dramatisch wurden.

              1. Nennen wir das Kind doch beim Namen: Sie sind einfach schlecht. Habe letztens den Trailer zum finalen Allegiant-Teil gesehen und war echt erstaunt dass die darstellerische Kurve einer Shailene Woodley rapide abnimmt. Von Teil zu Teil…
                Aber jedem das seine! Wäre doch echt lame, wenn jeder nur das gleiche mögen würde. Dann bräuchte ich ja gar keine Blogs mehr zu lesen! 😀

  3. Klingt famos und werde ich irgendwann demnächst bestimmt auch sehen, zumal mir die Serie auch bei Amazon Prime immer wieder nahegelegt wird. Soll dann wohl einfach so sein… 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das muss wohl Schicksal sein 😉

  4. Das klingt ja doch ganz gut. Nach dem ersten Trailer war ich jetzt nicht so begeistert, aber vielleicht sollte ich die Serie doch mal auf meine To-Do-Liste packen 😀

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Den Trailer habe ich gar nicht gesehen. Von der Story her muss man einiges verzeihen können – denke das ist mal so ein klarer Fall von „Geschmackssache“. Aber ich mochte sie sehr, vielleicht trifft sie ja auch deinen Geschmack 😉

  5. Danke für diese schöne Review und den daraus resultierenden Tipp, das könnte was für mich sein 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Gern geschehen. Freut mich, dass dir die Review gefallen hat. 😀 Könnte mir auch vorstellen, dass dir die Serie gefällt. Ist zwar von der Geschichte her nicht so anspruchsvoll und nicht alles „neu“, aber der Mix ist irgendwie … cool. 🙂

  6. […] Monat war ich wohl doch mehr Serienjunkie. Ich habe Into the Badlands, Rosemarys Baby, The Fall Season 2, Der Tatortreiniger Staffel 1 und Cowboy Bebop (rewatch) zu Ende […]

  7. […] Die Martial-Arts-Fantasy-Serie ist ein verrückter Mix aus Action, Steampunk, asiatischen Designs mit einer an New Orleans angelehnten Kulissen. Man könnte es als ein Low-Budget Game of Thrones mit Motorrädern und Martial Arts bezeichnen. Der Genre- und Stilmix wirkt dabei aber neuer als es vielleicht die Handlung tut. Trotzdem muss ich sagen, dass ich wirklich viel Spaß mit der Serie hatte. Die Review gibts auch schon im Blog. […]

  8. […] Into the Badlands […]

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