Wahnsinns-Trailer? Der erste Trailer zum „Ghost in the Shell“ Realfilm + Analyse

Wer mich kennt und meinen Blog schon eine Weile verfolgt, der weiß, dass ich ein großer Fan der Ghost in the Shell Anime-Filme und -Serien bin und die Gerüchte um einen Realfilm jahrelang verfolgte bis hin zu den ersten Castingmeldungen und Teasern. Irgendwie hatte ich immer das Gefühl, dass sich Hollywood des Stoffs mit Sicherheit annimmt, auch wenn es andere Anime-Vorlagen wie Akira und Neon Genesis Evangelion schon mehrmals hat fallen lassen. Und jetzt ist es soweit.

Der Trailer verrät nicht allzuviel von der Handlung und ist leider nicht besonders logisch aufgebaut. Die meisten werden sich fragen, warum der Major/Motoko/Scarlett Johansson nackt durch die Glasscheibe springt und die Leute dort in ihrem Adamskostüm niedermäht. Eigentlich ist der hautenge Anzug ein Ganzkörper-Camouflage-Tarnanzug, der augenscheinlich unsichtbar macht. Und so wie sie dort rumwirbelt kämpft Motoko zusammen mit ihrem Team als Sondereinsatzkommando der japanischen Polizei gegen Cyberkriminalität. Der US-Film galt als Remake des Anime-Cyberpunk Klassikers von Mamoru Oshii aus dem Jahr 1995. Der Originalfilm ist ein Vorreiter auf seinem Gebiet und hat Filme wie Matrix maßgeblich beeinflusst. Darin trifft Motoko auf einen Hacker bzw. eine KI namens Puppetmaster, der alles um sich herum in der Lage ist zu manipulieren.

Wer den Animationsfilm kennt, weiß dass das US-Remake offensichtlich Teile davon nutzt. Man erkennt ganze Szenen wie den Kampf in den Slums im Camouflage-Anzug oder Motokos Dive im Häusermeer. Rein inhaltlich scheint er aber mehr mit der ersten Staffel der Anime-Serie Ghost in the Shell: Stand Alone Complex zutun zu haben. Schließlich wird angedeutet, dass Motoko ‚gerettet wurde‘ indem sie zu einem Voll-Cyborg gemacht wurde. Auch die Szene mit dem Geisha-Cyborg hat sich in der Serie abgespielt. Vermutlich verschmilzt man die Figur des Puppetmasters hier mit dem Stand Alone Complex aus der ersten Staffel und mischt beide Erzählungen. Ob ich davon ein Fan bin!? An und für sich macht es Sinn, auch wenn es etwas schade ist, dass beide Handlungen verwässert werden. Ich sehe da aber auch etwas gewinnbringendes. Schließlich war der Puppetmaster ja auch ein Stand Alone Complex bevor der Begriff in dem Franchise eingeführt wurde. Was mir aber bei dem Trailer deutlich fehlt ist die Zeit für das Philosophische. Zum Beispiel der Moment in dem Motoko einer Doppelgängerin begegnet, was ihre Identitätskrise noch mehr anheizt. Interessant auch, dass ihre ‚Erbauerin‘ hier in Erscheinung tritt. In der Serie und den Filmen ist es kein so großes Ding, dass es vollständig zu Cyborgs umgebaute Menschen gibt. Es gibt soviele Schattierungen von teil- oder voll-kybernetisierten Individuen. Motokos Erbauerin tritt meines Wissens nach nicht in Erscheinung im Original oder der Serie – oder ich erinnere mich nicht mehr, ist schon eine Weile her. Sind andere Fans da draußen – könnt ihr euch daran erinnern? Und in der Serie wurde es nie wie so ein großes Ding gehandhabt, dass Motoko einen voll-kybernetischen Körper hat. Dass sie sich von der Welt um sich herum entfremdet fühlt sollte aber ein wesentlicher Bestandteil des Films sein und nicht nur mit zwei, drei Phrasen abgewickelt werden.

Insgesamt empfinde ich den Trailer als etwas weniger vielversprechend als die Teaser die vor Wochen veröffentlicht wurden. Mit etwas Glück ist es nur ein sehr massentauglich konzipierter Trailer und die Philosophie des Stoffs ist nicht so verloren gegangen wie es den Anschein macht. Wie denkt ihr darüber?

Wahnsinns-Trailer ist eine Kategorie meines Blogs, die sich wahnsinnig guten, schrägen oder auch wahnsinnig schlechten Trailern widmet. Und natürlich der Diskussion: wird der Film ebenso wahnsinnig gut / schräg oder schlecht? 😉

7 Antworten

  1. Ich kann mich kaum noch an den Anime erinnern (fand ihn aber sehr gut) und freue mich auf den Realfilm. „Akira“ war mir irgendwie immer näher. Sollte da nicht auch etwas kommen?

  2. Ich tue mich mit Trailern ja mittlerweile sehr schwer… aus dem einfachen Grund, dass viele leider wahnsinnig „schlecht“ sind, in dem Sinne das sie alles verraten und man sich das Geld fürs Kino glatt sparen kann. Ich habe lediglich nur die erste Staffel von Ghost in the Shell gelesen, weshalb mir manche Dinge nicht wirklich aufgefallen sind. Man wird einfach sehen müssen.

  3. Ich kenne von Ghost in the shell lediglich den Film, so dass ich viele Teile des Trailers nicht direkt zuordnen konnte. Im Film kommt zumindest keine Erbauerin vor und die Frage nach Identität profitiert auch vom Fehlen dieser Rolle. Nach dem Trailer habe ich die Vermutung, dass die Verfilmung emotionaler sein wird als das original. Major Motoko wirkt weniger nüchtern und dann spielt Enjoy the silence ein…;)
    Lässt sich schwer sagen wie die Verfilmung sein wird, aber gespannt bin ich zumindest noch. Das was das Original besonders macht, das bekommt man in einem Trailer wohl kaum unter. Ein Abweichen vom Original schafft der Verfilmung auch Freiräume, die genutzt werden können um zu gefallen ohne ständig dem Vergleich ausgesetzt zu sein.

  4. Ich finde, der Trailer sieht echt gut aus. Wobei ich mich tatsächlich erst einmal nur auf das rein Optische beziehe. Rupert Sanders kann ja wirklich schöne optische Spielereien machen. Kommt ja aus der Werbung und sein „Snow White and the Huntsman“ sah ja auch schön aus. Jetzt kann man tatsächlich nur hoffen, dass neben dem ganzen schönen Äußeren auch was Gutes drin steckt. Ich bin erst einmal vorsichtig beeindruckt und warte ab… Cool find ich auf jeden Fall, dass Takeshi Kitano da mitmacht.

  5. Ist es möglich, dass du vielleicht mal ein paar Wörter über „A Cure for Wellness“ verlierst? 😉

  6. Hopfen und Malz ist noch nicht verloren. Ich verstand es eher so, dass GITS 1, 2 und Stand Alone Complex Staffel 2 verwoben werden im Realfilm. Moviepilot behauptet beispielsweise es sei der Laughing Man den Michael Pitt spielt. Bei IMdB steht allerdings der charismatische Kuze als Widersacher. jedenfalls wird der Bösewicht irgendwie alles sein. Und ich denke es in der tat gewinnbringend. Ich hoffe aber sehr, einen getrübten major im Film wiederzufinden wie im 95 Anime. Die Zeichen stehen gut, da Oshii Pate stand am Set zum kommenden Film.

  7. […] wir neulich hier im Blog über den ersten Ghost in the Shell Trailer gesprochen haben, fragte mich Sushi, ob es möglich ist, dass ich mal ein Wort zu „A Cure for […]

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