Neulich im Kino … Review zu „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“

Ich weiß nicht, was es ist, aber manche Filme und Filmreihen werden so in die Weihnachtszeit gelegt. Vielleicht weil man, wenn es draußen kalt ist, eh nicht soviel mit sich anfängt!? (Das war Ironie.) Außer Bücher lesen, kreativ werden und all die Dinge. Jaja. ‚Herr der Ringe‘ kann man sich aus dem Vorweihnachtsprogramm kaum wegdenken, genauso wie die Harry-Potter-Filme. Auch der neueste Streich, ein Prequel zu den Harry-Potter-Filmen, hat die Kinos in der Vorweihnachtszeit gestürmt. Ich hab’s mir auch angesehen. Review ist spoilerfrei.

„PHANTASTISCHE TIERWESEN UND WO SIE ZU FINDEN SIND Trailer German Deutsch (2016)“, via KinoCheck (Youtube-Channel)

„Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ ist eigentlich der Titel des Buches von Newt Scamander, welches ein Lehrbuch in Hogwarts ist und die Jung-Zauberer und Zauberinnen über die drolligen bis gefährlichen Tiere der Zaubererwelt aufklären soll. Tatsächlich erschien das Buch auch begleitend zu den klassischen sieben Harry-Potter-Büchern. Allerdings ist es genau das, was es im Canon der Harry-Potter-Bücher beinhalten soll. Es ist wie ein Lehrbuch aufbereitet und enthält Beschreibungen der Tiere. J.K. Rowling und der Verlag haben es so aussehen lassen, als wäre es ein Buch aus dem Besitz unserer Helden und man sieht darin ihre Kommentare. Der Film hingegen basiert lose auf dem Buch und hat eine eigene, ausstaffierte Storyline, ein Drehbuch aus der Feder der Autorin persönlich: J.K. Rowling. Daraus soll eine eigenständige Filmreihe entstehen, die rund 70 Jahre vor den Geschehnissen der Harry-Potter-Bücher spielt.

Darin erlebt der Zuschauer wie Newt Scamander (Eddie Redmayne) in geheimer und sehr persönlicher Mission nach New York reist, immer die Augen auf seinen wackelnden, sich wehrenden Koffer gerichtet. Darin sind unzählige „phantastische Tierwesen“ und dummerweise entkommen dem schusseligen Zauberer einige. In Amerika ist es aber ein heißes Pflaster für Zauberer. Die Strafen sind hoch, sollte den No-Majs (Nicht-Zauberer, „Muggel“) irgendetwas auffallen oder die Zauberei sogar ganz auffliegen. Die Auroren des „Magical Congress of the United States of America“ (MACUSA), dem amerikanischen Zauberei-Ministerium, haben ihre Augen überall. Die ehemalige Aurorin Tina Goldstein (Katherine Waterston) erwischt Scamander zufällig und macht seine Probleme zu ihren. V.A. als Scamander den No-Maj und Pechvogel Jacob Kowalski (Dan Fogler) in die Misere reinzieht. Aber es sind nicht nur die Spuren der Verwüstung, die Scamanders Lieblinge anrichten, es treibt auch ein großes Gräuel sein Unwesen, dass v.A. die Aufmerksamkeit des Leiters der Strafverfolgung des MACUSA, Percival Graves (Colin Farrell), auf sich zieht. Und die Bedrohung übersteigt die der Tierwesen um ein vielfaches.

Während der Anfang des Films dank Scamanders Tieren putzig und witzig rüberkommt, ändert sich der Tonfall des Films ab dem letzten Drittel rapide. Die Abneigung der Menschen gegen Zauberei, sofern sie denn daran glauben, reflektiert sich in fanatischen Gruppen wie den Second Salemers, deren Anführerin Mary Lou Barebone (Samantha Morton) ihre Schützlinge wie Dreck behandelt, schlägt und zum Hass abrichtet. Darunter sogar Kinder, die sie selbst adoptiert hat wie Credence (Ezra Miller), der die Zaubererwelt eigentlich faszinierend findet und ein Teil davon sein möchte. Auf der anderen Seite ist da das MACUSA und die strengen Regeln der amerikanischen Zauberergemeinde, die an Verfolgung und nicht nur wegen des Namens an mafiöse Strukturen erinnern. Dass No-Majs und Zauberer nicht heiraten dürfen, erinnert unangenehm an das dritte Reich und bringt einen dazu genervt aufzustöhnen, da sich die Geschichte langsam zu einem TV-Trope mausert. Man soll ja aus der Geschichte lernen, aber so … ? Und die MACUSA — Sie töten schon Mal Zauberer, die sich eines kleinen Vergehens schuldig gemacht haben. Das passt nicht so recht zu dem kindgerechten, fröhlichen, slapstick-lastigen Tiere-Einfangen-Spaßes vom Beginn des Films. Der Niffler war im Prinzip der Hauptdarsteller. Eddie Redmayne macht seine Sache auch ziemlich gut und geht in seiner Rolle als verschrobener Magie-Zoologie-Experte auf, der auch schon Mal einen Paarungstanz hinlegt, um Schützlinge einzufangen. Aber die Mischung beider Storylines ist schlecht getroffen. So bietet der Film sowohl was für Kinder, auch was für Erwachsene (obwohl die Mittel dieses Mal etwas zu offensichtlich sind), aber der Spagat dazwischen ist nicht gelungen. Kommt gerade der düstere Teil, werden Kinder damit wenig anfangen können. Läuft gerade der mit den witzigen Tieren, schauen nach einer gewissen Zeit wahrscheinlich die Erwachsenen auf die Uhr und fragen sich, wo die über zwei Stunden Laufzeit hinführen.

Es ist der erste Teil einer Reihe und so fühlt er sich auch an. Lange Geschichten wollen erzählt werden wie die des jungen Dumbledore, yet to be casted, und des jungen Grindelwald, der hier schon in die Geschichte eingeführt wird und ein Gesicht bekommt, über dass ich mal nicht soviel spoilern will. Leider merkt man das dem Film an, bei dem man sich zunehmend fragt „Whats the point?“ Er vermag es nicht einen so abzuholen wie die Vorgänger-Filme. Da gab es für jeden einen Ankerpunkt, weil wir alle mal zur Schule gegangen sind, jung und unsicher waren, was aus uns werden wird. Jetzt nicht mehr. Die CGI-Schlacht sucht sich ein bekanntes Umfeld, die große Stadt, und würzt es mit witzigen Anekdoten, kann aber den Zauberer der fiktiven Welt voll Dementoren, Tränken und Butterbier nicht erreichen. Aber es ist ein netter Unterhaltungsfilm, der sich (nicht so ganz) zufällig einer unserer liebsten Fantasie-Welten des letzten Jahrzehnts bedient. Die Darsteller machen ihre Sache gut, aber sind nicht so verrückt wie wir es gewöhnt sind von unserer Zauberer-Welt. Die Musik, der Score, bleibt nicht im Gedächtnis. So wie wahrscheinlich der ganze Film. Naja gut. Bis auf den Niffler.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (OT: Fantastic Beasts and Where to Find Them), UK/US, 2016, David Yates, 133min, (7/10)

Sternchen-7

Zumindest Ezra Miller hat einen Mords-Spaß 😉

„Ezra Miller Potter nerds out during ‚Fantastic Beasts‘ media day in NYC“, via SnitchSeeker.com (Youtube-Channel)

Mal abgesehen von meiner Review muss ich noch sagen, dass ich rein subjektiv kein besonders großer Fan von dem Gedanken bin, dass mehr und mehr Filme aus dem Nichts geskriptet werden, um das Franchise möglichst lange zu melken und auszuschlachten. Dass das bei Harry Potter passiert, war leider abzusehen. Schließlich kam immer irgendwas nach, zum Beispiel zu zugrunde liegenden Begleit-Bücher wie „Phantastische Tierwesen …“. So hundertprozentig gelungen finde ich das ganze auch nicht. Außerdem ist es eine kleine Enttäuschung, dass man sich zwischen all den Ländern der Erde dafür entschieden hat die Handlung in den USA anzusiedeln. Dabei hat die Zaubererwelt bestimmt exotischere Orte voll anderer Formen der Magie zu bieten. Wie wäre es mit Afrika oder Asien? Dazu kommt auch, dass die Harry-Potter-Filmwelt jetzt von den amerikanischen Nasen bevölkert wird, die man schon in zig anderen Franchises gesehen hat und leider weniger verrückt spielen sieht als das die Briten getan haben. Ich hatte nie erwartet einen Colin Farrell in der Zaubererwelt zu sehen und es wäre auch ok, wenn ich es nie gesehen hätte. Man darf an dieser Stelle vermuten, dass der Grund dafür ist, dass die amerikanische Filmindustrie ein starker Magnet ist. Da gibt es Geld, da gibt es Finanzierung und die vielen amerikanischen Leser freuen sich bestimmt, wenn sie auch ein bisschen Magie in ihren Gefilden auf dem Screen sehen dürfen. Für alle anderen wirkt das ein bisschen zu banal und hat weniger sehr viel weniger verrückten Charme als die guten, alten Filme. Schade! Wie seht ihr das? Und wie hat euch der Film gefallen?

9 Antworten

  1. Ach der Ezra, man möchte ihn einfach dauerknuddeln. <3

    Ich bin ja sehr neutral herangegangen, keinerlei Hoffnungen, keinerlei Erwartungen und mich hat der Film sehr sehr bekommen. Aber ja, selbst deutsch synchronisiert empfand ich es als eigenartig, amerikanische Zauberer etc. zu sehen.

    Und die Besetzung von Grindelwald finde ich schwierig, auch wenn es ein cooler Überraschungsmoment im Kino war.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, ja der hat mir sehr viel Spaß gemacht – v.A. wie er abgeht in dem Video XD Er ist der einzige Grund, warum man den Justice League Film in Erwägung ziehen sollte zu schauen XD

      Ich bin auch ohne Erwartungen oder große Ansprüche in den Film reingegangen. Meine generelle Abneigung von Prequels, Sequels etc. ist nicht so groß. Wenn ein Film mich abholt, dann ist das erstmal großartig und dass er eben ein Prequel/Wasauchimmer ist, ist dann meistens eher eine Randnotiz. Aber der hier hat mich trotzdem nicht abgeholt. Ich empfand ihn als netten Unterhaltungsfilm, aber ich werde ihn (anders als die alten Filme) wahrscheinlich kein zweites oder drittes oder viertes Mal schauen.

      Bei Grindelwalds Besetzung habe ich auch etwas Bauchschmerzen. Eigentlich finde ich, dass besagter Darsteller da nicht reinpasst. Auch weil er sich offensichtlich privat kaputt gespielt hat, was man ihm stark ansieht. Aber das werden zig Leute anders sehen … ich weiß ich weiß …
      Der Überraschungsmoment wurde mir leider verdorben, weil ich im Internet schon darüber gestolpert bin :-/

      1. Same! Okay, und Wonder Woman ist der zweite Grund, aber ansonsten wird DC immer schlimmer…verdammter Ezra…die Liebe ist selbst so stark. *lach*

        Ich sehe den Herren Grindelwald in dem Universum auch überhaupt nicht herumlungern. Er ist sooooo amerikanisch. Und so midlife crisis. Da wäre mir ja fast schon Nic Cage lieber.

        Ach schade, aber ist eben bei jedem anders. Ich mochte das Setting ungemein gerne, genauso wie die Besetzung und empfand die Inhalte, die hübsch verpackt waren als weniger substanzlos als das, was das Popcornkino sonst in der letzten Zeit umsichgeworfen hat. Mein Dad bezeichnete den Film als Veganer-Weltverbesserer-Film. *lach*

        1. Avatar von Miss Booleana
          Miss Booleana

          Ja stimmt – der Wonder Woman Film ist vom Trailer her eigentlich schon wie jeder x-beliebiger Superheldenfilm, aber das Argument Nr 1 ist wohl Wonder Woman und endlich mal ein Film über eine Superheldin, der vernünftig gemacht ist. Ansonsten bin ich mir auch nicht sicher, ob ich das DC Universe brauche … vielleicht leugne ich auch einfach, dass es das gibt und behaupte, dass die von Nolan die letzten Batman-Filme sind, die ich gesehen habe. Was? Da war noch was? Ich kann mich nicht erinnern …

          Haha XD Nic Cage … das wäre was, ich habe sowieso den Eindruck, dass er ziemlich random in irgendwelchen Filmen gerade am Rande aufpoppt. Bei „Snowden“ saß ich im Kino und plötzlich tauchte er auf und ich „Äh!? Nic Cage spielt hier mit?? O_O Da redet auch keiner drüber, ne?“

          Veganer-Weltverbesserer-Film LOL ist doch gut ;D

  2. Ich hatte ja gar keine Erwartungen, war dann aber völlig hingerissen! Für mich hat die Mischung vollends funktioniert. Warum du jetzt ausgerechnet Colin Farrell, den Iren!, nennst im Zusammenhang mit der Versetzung der Story in die USA, ist mir nicht ganz klar… 😉

    Ich denke, man wollte halt im englischsprachigen Raum bleiben, von daher finde ich das nicht so störend.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Da ging es dir offensichtlich anders als mir 😉 Außer in einem Hinblick: ich bin auch ohne Erwartungen reingegangen. Aber der Film hat mich nicht abgeholt. Ich bin auch der ziemlich festen Überzeugung, dass er nicht so in den Köpfen der Leute bleiben wird wie die Harry-Potter-Geschichten und -Filme. Denke, dass er eher von dem Franchise profitiert und der Neugier der Leute auf bspw. Dumbledores Vorgeschichte. Meine Reviews versuche ich so objektiv wie möglich zu halten 😉 Ich bin wirklich der Überzeugung, dass der Film ein Erfolg aufgrund der Aktualität wird, aber eher nicht weniger wegen seiner Machart, seines Drehbuchs oder seiner Schauwerte.

      Ja, Colin Farrell ist nicht das geschickteste Beispiel, wenn ich so darüber nachdenke. Aber er ist eben zu Beginn seiner Schauspielkarriere nach L.A. gegangen und für mich irgendwie ein Hollywood-Darsteller. Ich sehe da, leider, eine unsichtbare Grenze aus der manche Darsteller zu selten ausbrechen. Irgendwo gibt es den europäischen, britischen Film und irgendwo das Mainstream-Kino der amerikanischen, großen Studios. Und da passt er voll für mich ins Bild. Was ich bei den eher britisch-angesiedelten HP-Produktionen so mochte, ist dass ich dort alle britischen Indie-Darsteller aus Filmen und Serien wiedererkennen konnte, die ich schon lange mag und gern immer wieder sehe. Man merkt es dem Schauspiel meistens schon an. Sie trauen sich mehr, sind verrückter, nicht so „glatt“, ziehen fiese Minen und sind exzentrischer. Man sieht den Einfluss der Teil-US-Produktion ziemlich deutlich. Alles wirkt eben so … glatt. Das Minenspiel ist stoisch, cool, glatt. Die Besetzung eines gewissen „Grindelwald“ (zur Spoilervermeidung) finde ich ganz schwierig.

      Einer der übrigens gut zwischen den beiden „Welten“, amerikanischer Mainstream und britisches Genrekino, springt ist der Cumberbatch. Der hat eine sichtlich durchmischte Filmografie.

      Das mit den USA war aber eher eine Randnotiz und mein persönliches Empfinden – der Absatz gehört ja auch nicht mehr zur Review. 😉

  3. Der Niffler war wirklich der Star des Films :D.
    Aber Spaß beiseite, ich schließe mich deiner Kritik an, dass die Mischung der eher lustigen Storyline um Newt und der anderen, düsteren, irgendwie unpassend war. Zumal ich mich frage, was sie da in den nächsten vier Filmen draus machen wollen, denn Newt ist ja nun mal eigentlich Magizoologe und nicht Auror oder Politiker und ihn immer wieder in solche Storys reinzuziehen, könnte etwas gezwungen wirken.

    Auch Harry Potter hatte ja schon Parallelen zu gewissen historischen Ereignissen, allerdings nicht ganz so „In your face“ wie dieser Film.

    Die Hauptdarsteller fand ich persönlich alle super (Bin ein Fan von Redmayne), aber sonst kann ich dir nur zustimmen.

    Ich find es auch total traurig, wie dieses Franchise ausgeschlachtet wird und das, obwohl Rowling ja wohl echt kein Geld mehr nötig hat. Und wenn sie das schon machen muss, wieso kann sie dann nicht wenigstens richtige Bücher schreiben? Gut, vermutlich war das Ganze weniger ihre Entscheidung als die der Film-Menschen, aber trotzdem.
    Die Begleitbücher (Beedle, Quidditch und die Tierwesen) waren ja damals immerhin noch ne Charity-Aktion, aber seit „The Cursed Child“ bin ich skeptisch.

    Ich meine, gehört zu haben, dass die anderen Filme in anderen Ländern spielen. Das würde mich sehr freuen, und dann auch bitte mit Schauspielern aus den entsprechenden Ländern. Auf eine „amerikanische“ Filmreihe in dieser Welt hätte ich echt keine Lust.

  4. […] glücklich. Obwohl Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald mehr Reiz für mich hat als die Fantastischen Tierwesen. Auch Star Wars bekommt wieder einen Ableger und es wird unter Garantie nicht der letzte sein […]

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