Neulich im Kino … Review zu „Die Schöne und das Biest“

Hach ja, Geschichten von Prinzen und Prinzessinnen. So schön unreal. Aber hey, wer hat sie nicht geliebt? Und wer träumt nicht manchmal gerne? Klar, ich finde nun als Erwachsene nicht alles so klasse, was Disney-Märchen vorleben. Zuletzt war mir beispielsweise Merida sehr sympathisch, die beweist, dass es auch höhere Ziele gibt als den Prinzen zu finden. Aber eine Geschichte oder ein Märchen kann nicht gleichzeitig hundert wichtige Botschaften vermitteln. Und wenn diese vermitteln wie wichtig Bildung ist, wie schlecht Arroganz und das Fehlen von Empathie, dann ist das schon ganz schön viel Wert. Belle und das Biest war immer eine meiner Lieblingsgeschichten. Weil Belle ein Bücherwurm ist und an Bildung und Abenteuer glaubt und weil sie viel Mitgefühl für das Biest hat. Und weil der Prinz in der Geschichte eine gehörige Lektion erteilt bekommt und auch einen steinigen Weg gehen muss und nicht nur der feine Adelige ist. Als es hieß, dass der Film das Live-Action-Treatment, also eine Realverfilmung, bekommt, war ich erstmal sehr gespannt auf das Casting. Die Verfilmung von Cinderella vor einigen Jahren fand ich weniger gelungen, viel zu verkitscht. Als Everybodys Darling Emma Watson als Belle gecastet wurde, stand aber fest, dass ich dem Film eine Chance gebe. Und so zogen zwei Frauen aus ins Kino zu gehen und packten schon Mal ihre Taschentücher ein. Review ist spoilerfrei.

Belle (Emma Watson) lebt zusammen mit ihrem Vater Maurice (Kevin Kline) in einem kleinen französischen Dorf. Dadurch, dass sie eine Träumerin ist, Abenteuer sucht, gerne liest und ihrem Erfinder-Vater gern nacheifert, scheint sie aber nicht in das Bild der Dorfbewohner zu passen wie sich eine junge Frau zu verhalten hat. Als ihr Vater eines Tages nach einer Reise nicht zurückkehrt, sucht sie ihn. Seine Spur führt zu einem abgelegenen Schloss. Belle findet ihn dort in einem Verlies. Der Schlossherr hat ihn eingesperrt und gibt sich ihr zu erkennen: ein Biest mit zotteligen Haaren, Hufen und Hörnern. Sie tauscht mit ihrem Vater den Platz. Was sie nicht weiß: die Bewohner des Schlosses wurden verflucht und das launische Biest ist eigentlich ein Prinz (Dan Stevens). Wenn der Fluch nicht bald gebrochen wird, müssen sie alle bleiben was sie sind. So versuchen die Bewohner des Schlosses Kuppler zu spielen und Belle zu zeigen, dass das Biest einen guten Kern hat, denn der Fluch kann nur gebrochen werden, wenn sich jemand trotz seiner Aussehens in ihn Biest verliebt. Allerdings versucht auch der Ex-Soldat Gaston (Luke Evans) Belle zu finden und das Biest zu erlegen.

„DIE SCHÖNE UND DAS BIEST Trailer German Deutsch (2017)“, via KinoCheck (Youtube)

Es ist rührend wie die verzauberten Gegenstände im Schloss versuchen zu kuppeln und das beste aus dem Biest herauszuholen. Der Film ist bis in die Nebenrollen prominent besetzt, so spielt Emma Thompson Madame Pottine, Ian McKellen spielt Von Unruh, Lumière wird von Ewan McGregor verkörpert, Stanley Tucci ist Cadenza und Audra McDonald beweist ihre Stimmgewalt als Madame de Garderobe. Der Film greift dabei Alan Menkens Songs aus dem Originalfilm von 1991 auf und die Darsteller können wunderbar mithalten. Zumindest habe ich mich nach dem Film via Spotify davon überzeugen können. Im Kino habe ich die Synchro-Fassung geschaut und hatte zu Beginn des Films den Eindruck, dass die Lieder nicht ganz so lebhaft vorgetragen wurden und dass man die Lippensynchronität nicht immer punktgenau getroffen hat. In punkto Ausstattung ist Die Schöne und das Biest bei weitem nicht so verkitscht wie Cinderella, das Jahre zuvor eine Realverfilmung bekommen hat. Das Schloss reizt natürlich alles aus was geht und ist sehr pompös, spiegelt aber die Atmosphäre des verwunschenen Ortes wunderbar wider mit seinen Türmen, verzweigten Treppen, dem verstaubten Pomp – man sieht dem Schloss die vergangenen, schönen Zeiten an. Und dann, wenn man es am meisten braucht, kehrt der Glanz zurück und flimmert und flirrt in allen Facetten. Die animierten Personifikationen Lumières und der Anderen sind herzig umgesetzt. Mit ein paar Bewegungen werden sie zu starren Haushaltsgegenständen oder schnell personifiziert, vermenschlicht und runzeln die Stirn, lachen oder schauen verzweifelt. Hier ist die Animation wirklich gut gelungen. Leider weniger beim Biest, das in den meisten Szenen zu künstlich aussieht und sich zu deutlich von dem Vorder- und Hintergrund abhebt. Es sieht ‚platziert‘ aus und auch die Mimik lässt zu wünschen übrig, was sehr schade ist, da es doch eine der zentralen Figuren ist. Da erreicht man heutzutage mit Computeranimationen schon einiges mehr wie vor ca einem Jahr Das Dschungelbuch bewiesen hat.

Was der Film aber kann ist Gefühl. Im Gegensatz zu der Verfilmung aus dem Jahr 2014 mit Vincent Cassel und Léa Seydoux ist dieses Die Schöne und das Biest ein Film voller liebenswerter Charaktere, der einem gegen Ende ordentlich die Tränen in die Augen treibt. Alle Charaktere bekommen ein bisschen Zeit um ihre Geschichte zu erzählen. Von der sympathischen und gutherzigen Belle, die gerne Shakespeare liest bis hin zu den Nebencharakteren bekommen alle Eigenschaften, einen Hintergrund, Wünsche und Ängste. Durch kleine Änderungen an der Geschichte wird ihnen allen mehr Tiefe verliehen. Normalerweise betrachtet man Änderungen an dem Originaldrehbuch bei solchen Adaptionen und Remakes eher kritisch, hier sind sie aber durchaus lohnenswert und verhältnismäßig gering. Im Großteil hält sich der Film an die Animation aus dem Jahr 1991. Aber dann gibt es ‚zeitgemäß‘ wirkende Änderungen wie die Erklärung, dass der Prinz dem schlechten Vorbild seines Vaters folgte und die Schlossbewohner das zuließen und sich deswegen schuldig fühlen und es ihm nicht übel nehmen können, dass sie alle verflucht wurden. Auch Änderungen wie die, dass Gaston ein ehemaliger Soldat ist, geben der Handlung einen Rahmen, der mehr Realitätssinn beweist. Manche Änderungen werden aber auch nicht unbedingt gut aufgenommen. So wurde Le Fou (Josh Gad) ein homosexueller Touch verabreicht, der sehr cool ist, aber dafür gesorgt hat, dass der Film tatsächlich in manchen Ländern (und Bundesstaaten der USA) aus dem Programm genommen wurde. Und das im 21. Jahrhundert, traurig. Dabei wird Le Fou insbesondere gegen Ende ein sehr sympathischer Charakter anders als in der Vorlage.

Das Gesamtpaket aus den liebenswerten Charakteren und dem Gespür für die Geschichte macht, dass man die über zwei Stunden Laufzeit nicht bemerkt und ordentlich Tränchen im Auge hat. Es ist einfach eine schöne Geschichte über Ignoranz und Arroganz, die inneren Werte und Mitgefühl. Außerdem schafft es der Film Seitenhiebe zu verteilen und beispielsweise das Thema Feminismus anzukratzen. So hält es der Dorflehrer für eine Verschwendung, dass Belle anderen Mädchen versucht lesen beizubringen. Und Belle hat sehr wohl etwas dagegen an ‚irgendwen‘ verheiratet zu werden. Das ist leider immer noch eine Realität in vielen Ländern der Welt. Somit ist der Film für mich ein gelungenes Beispiel für Realverfilmungen aus Disney-Stoffen, Märchen und Animationsfilmen, obwohl ich mir wirklich eine gelungenere Darstellung des Biests gewünscht hätte. Da wären vielleicht eher Maskenbildner als CGI-Artisten gefragt gewesen.

Die Schöne und das Biest (OT: Beauty and the Beast), USA, 2017, Bill Condon, 130 min, (8/10)

Sternchen-8

„The „Beauty And The Beast“ Cast Finds Out Which Disney Princess They Are“, via BuzzFeed Celeb (Youtube)

Habt ihr den Film schon gesehen? Was hattet ihr für Erwartungen? Wurde er denen gerecht oder wurdet ihr eher enttäuscht? Welches sind eure Lieblings-Disney-Märchen/-Filme? Wie ist eure Meinung zur Synchro und Animation? Hand aus Herz: musstet ihr weinen. Ich gebe zu, ich musste zwei Mal weinen. Und man kann von BuzzFeed halten was man will (oder von ihren Kulissen) aber die Interviews sind schon ziemlich witzig.

Emma Watson Plays With Kittens (While Answering Fan Questions), via BuzzFeed Celeb (Youtube)

3 Antworten

  1. Ich muss gestehen, der Film interessiert mich so gar nicht, weil ich überall nur lese, dass es eine wunderschöne 1:1-Kopie vom Zeichentrickfilm ist. Da kann ich mir ja dann eigentlich auch das Original noch einmal anschauen… und werde wohl eher darauf warten, dass dieser Film auf amazon Prime zu finden ist 😉

  2. Du hast den Film also auch auf Deutsch gesehen? Ich habe das Problem, dass je öfter ich über den Film nachdenke, er immer mehr in der Bewertung sinkt. Ich freute mich darauf, war aber nicht überschwänglich und hatte allein schon ein riesiges Problem mit dem Soundtrack. Diese Mega-Autotune-Keule und meine Lieblingszeile ist nicht mehr in Gastons Song. Und Belles Vater ist kein Exzentriker mehr. Und das Dorf ist nicht mehr so ein wütender Mob. UND alles, was Leute, die jetzt zu alt und achso erwachsen sind, die über zahlreiche Fehler im Zeichentrick philosophieren, sollen mit den unnötigen Erklärungspassagen glücklich gemacht werden. Quasi das Rogue-One-Phänomen. Denn der funktioniert ja für kleine Star Wars Fans in den meisten Fällen auch nicht besonders. Ich habe jedenfalls keine lachenden oder mitfiebernden Kinder im Kino bemerkt. Und das finde ich irgendwie schade. Und der neue Song (Siiiiieee wird mich niiiie meeeehr verlassen *gröhl*) ist ein Schlager deluxe.
    Ich habe jetzt ein bisschen Angst, was aus Mulan wird. Und ich hoffe „Pocahontas“ wird nicht angerührt.

  3. […] ist. Das gäbe auch ein paar andere Verfilmungen, die ich dieses Jahr gesehen habe. Beispielsweise Die Schöne und das Biest, The Dress Maker, Ghost in the Shell, Das Geisterhaus, The Hours, Kill Your Friends, Erlösung, […]

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