Das gehörte Wort … zwei großartige Podcasts: „The Orbiting Human Circus“ und „Within the Wires“

Hmmm. Ich tendiere in letzter Zeit dazu irrsinnig lange Überschriften zu bilden, damit jeder eine sehr genau Vorstellung davon bekommt, wovon der Artikel handelt. Ist das gut oder schlecht? Aber zum Thema. Es dürfte dezent aufgefallen sein, dass ich in letzter Zeit viel Podcasts höre. V.A. um zu kompensieren, dass meine Lieblingspodcasts entweder nicht fortgesetzt werden (The Black Tapes, Serial) oder es einfach viel zu lange dauert bis neue Folgen kommen (Welcome to Night Vale, ‚Lore‘). Zwei Wochen können wirklich lang sein. Inzwischen sind mir dabei einige Podcasts über den Weg gelaufen, von denen zwei mich besonders berührt haben. Und da ich gern schöne Dinge mit euch teile, soll es heute um diese Podcasts gehen. Was ihr noch wissen müsst: man kann die Podcasts kostenfrei hören und sie sind auf Englisch.

„The Orbiting Human Circus (Of The Air)“ S1

The Orbiting Human Circus (Of The Air) (kurz TOHC) ist Teil des Night Vale Presents Netzwerks und kann einem daher leicht über den Weg laufen, wenn man beispielsweise Welcome to Night Vale hört. Geschrieben wurde das herrlich verschrobene und verträumte Stück Podcast vom Musiker Julian Koster, der auch die Hauptfigur, den Hausmeister Julian spielt. TOHC entführt uns dabei an einen ganz besonderen Ort, denn Julian ist nicht einfach irgendein Hausmeister, sondern er ist Hausmeister auf dem Eiffelturm. Von dort aus wird auch die fiktive und namensgebende Varieté Radio Show The Orbiting Human Circus übertragen. In 8 Episoden + Bonus erleben wir wie Julian davon träumt Teil der prominenten Show zu werden und dabei zufällig und immer wieder ganz aus Versehen in das Geschehen platzt.

Einige andere prominente Stimmen sind auch dabei, bspw. Tim Robbins und Cecil Baldwin, der Night Vale Fans ein Begriff sein dürfte. Was mich dabei verzaubert hat ist das Flair des Podcasts voller Varieté, Träumer und Traumtänzer. So hört beispielsweise Julian immer die Stimme eines Radio-Sprechers, der sein Handeln kommentiert, weil er sich so sehr wünscht ein Teil einer solchen Show zu sein. Ob sein Wunsch erfüllt wird und was für eine Rolle Eisbären und Schnabeltiere spielen, davon kann sich der Zuhörer gerne selbst überzeugen. Es ist sehr lohnenswert, da die Charaktere herrlich verschroben und individuell sind und die gesamte Sound-Kulisse vielleicht eine der hörenswertesten und immersivsten ist, die ich bisher kennengelernt habe.

„Within the Wires“ S1

Within the Wires besteht aus 10 Kassetten mit einer A- und B-Seite. Es sind Entspannungskassetten die dabei helfen sollen loszulassen, Ängste und Verspannungen abzulegen. Aber schnell wird dem Zuhörer klar, dass diese Kassetten für jemand ganz bestimmten aufgenommen wurden. Die Sprecherin (Janina Matthewson) scheint sehr viel über diese eine Person zu wissen. Und darüber wie sie in Das Institut gekommen ist, wo sie nun scheinbar festsitzt und von einer security nurse überwacht wird, wo kein ungewöhnlicher Schritt unentdeckt bleibt. Und desto länger wir zuhören, desto mehr erfahren wir über die Sprecherin, an wen sie sich richtet und die Welt in der beide leben.

Junge, junge. Als ich anfangs dem Podcast zugehört habe, dachte ich mir zwar schon, dass es einen doppelten Boden gibt. Aber dass der so tief sein würde, hatte ich nicht erwartet. Anfangs klingen die tracks wirklich nach Entspannungskassetten. Man soll tief ein- und ausatmen, sich bestimmte Szenen vorstellen, aber die Intensität steigt schnell an. Manche der erzählten Geschichten haben mich sehr berührt (Stichwort Insekt). Dabei steigern sich die zart eingestreuten Hinweise auf eine orwellsche Dystopie von Folge zu Folge und brechen dann in einem emotionalen Finale nach außen, dass wirklich lange mit mir gereist ist und mir im Kopf rumging. Das verblüffende ist, dass der Podcast davon lebt, dass wirklich nur eine Sprecherin die Geschichte trägt und trotzdem so eine dichte und weitreichende Handlung erzählt. Die entspannende Musik und die seltsamen Wellness-Hinweise („Today’s bath is filled with: LOBSTERS“) geben der Atmosphäre etwas unheimliches und vielversprechendes wie eine Vorahnung. Auch Within the Wires ist übrigens Teil von Night Vale Presents und setzt meines Erachtens nach Maßstäbe was das Story-Telling unter den Podcasts betrifft.

Das bringt mich zum Ende meiner kleinen Review und auch zu der bohrenden Frage nach zweiten Staffeln. Bei Within the Wires kann man direkt nachlesen, dass es eine zweite geben soll. Bei TOHC bin ich mir unschlüssig, würde mir dort aber eine wünschen. Obwohl mir Within the Wires sehr gut gefallen hat, bin ich mir aber nicht sicher, ob man hier eine zweite Staffel brauch. Das Erzählte sollte man vielleicht besser so auf sich wirken lassen. Wie seht ihr das? Kennt ihr die Podcasts? Könnt ihr mir noch andere empfehlen?

4 Antworten

  1. „Within the wires“ klingt ja ein bisschen nach „A cure for wellness“ für mich. 😉 Es ist zwar kein Podcast, aber evtl. ganz gut zur Einstimmung auf die Nippon Connection: 😉
    https://open.spotify.com/album/7tOQ0wZyrxr2fqWTO6n8M7

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja durch dieses Selbsthilfe-Thema und den Titel alleine, irgendwie schon – guter Vergleich. 😉 Aber was die Handlung betrifft, ist es dann doch nach hinten raus anders.
      Ha! Danke – der Spotify-Link ist ein Volltreffer. Und fast schon etwas unheimlich was für einer, die CD habe ich nämlich sogar in echt hier im heimischen Regal. Woher wusstest du das? 😉

      1. Das Album ist große Klasse! Es ist fast ein bisschen schade, wenn man es schon kennt. Zum Glück kann man es immer wieder hören. 🙂

  2. […] the Wires war und ist ein Podcast mit doppeltem Boden. Ich habe euch hier schon mal davon vorgeschwärmt. Was ganz unaufgeregt beginnt, outet sich als eine waschechte […]

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