Serienlandschaft: Kurz-Kritiken – u.a. The Expanse S1, Iron Fist S1, Outcast S1, Eine Reihe betrüblicher Ereignisse S1

So langsam wird’s und ich arbeite den stack an Serien-Reviews ab. Der Grund dafür ist vermutlich auch, dass ich gerade bei ein paar Serien hängen geblieben bin, die mich nicht so richtig locken. Auf alle, die ich hier heute bespreche, habe ich mich aber ausnahmslos sehr gefreut. Es sind welche, die ich von ca. Februar bis März geschaut habe und die mich alle aus verschiedenen Gründen sehr erstaunt haben. Aber lest selbst … . Übrigens alles erste Staffeln von Serien, wie ich gerade feststelle. Deswegen werde ich mir zum Schluss mal die Frage stellen, was davon ich weiterschaue. Es gilt – wie immer – spoilerfrei.

„The Expanse Trailer“, via IGN (Youtube)

‚The Expanse‘ Season 1

In den letzten paar Jahren konnten zwei, drei Serien das etwas verebbte Science-Fiction-Weltall-Genre neu beleben. Dazu zählt auch The Expanse, das zurecht gehypt wird. Die Serie beschreibt eine Zukunft, in der die Menschen das Sonnensystem kolonialisiert haben. Während der Mars und seine Bewohner autark sind, gehören die Bewohner des Mondes zur Erde, sowie in kleinen Kolonien im Asteroidengürtel. Die Menschen in den Kolonien leben teilweise unter schwierigen Umweltbedingungen, haben nicht genug Luft und Wasser, leben aber davon Ressourcen für die Erde abzubauen. Die politischen Spannungen sind ein wesentlicher Teil der Handlung und beeinflussen maßgeblich das Leben der zahlreichen Helden und Antihelden der Serie. Darunter Detective Joe Miller (Thomas Jane), der über das Verschwinden der Tochter eines angesehenen Mannes ermittelt. Außerdem die restliche Crew, die die Zerstörung des Weltraumfrachters Canterbury überlebt und eine Verschwörung erahnt, während sie versuchen irgendwie im All zu überleben. Die vielen Interessen, verschiedenen Schauplätze, unterschiedlichen Schicksale und die Diversität der Figuren machen The Expanse zu einer brisanten Science-Fiction-Serie, die den Vergleich mit Klassikern wie Battlestar Galactica wahrscheinlich leicht aufnehmen kann. Ich würde die Serie durchaus auch als das Game of Thrones der Weltall-Serien bezeichnen, da einem lieb gewonnene Charaktere durchaus plötzlich und ebenso hart genommen werden. Effekte und Ausstattung sind außerdem auf Spielfilm-Niveau, sehen nicht billig aus. Was mich besonders freut ist, dass die Serie Wert auf physikalische Korrektheit legt. Wenn einer seinen Helm abnimmt, explodiert also nicht sein Kopf. Werde ich die Serie weiterschauen? Ja.

(8/10)

Sternchen-8

„Marvel’s Iron Fist | Official Trailer [HD] | Netflix“, via Netflix (Youtube)

‚Iron Fist‘ Season 1

Iron Fist ist nach Daredevil, Jessica Jones und Luke Cage der letzte fehlende Baustein zu Marvels Defenders, kann aber nicht mit den bisherigen Superhelden-Serien unter Netflix-Schirmherrschaft mithalten. Dabei sind die Zutaten eigentlich nicht schlecht. Danny Rant (Finn Jones) steht eines Tages putzmunter vor der Firma seines Vaters und möchte in das Geschäft einsteigen. Allerdings glaubt ihm niemand, dass er Danny Rant ist. Alle glauben, dass er vor 15 Jahren bei einem Flugzeugabsturz mit seinen Eltern umgekommen sein soll. Inzwischen führen seine ehemaligen Kindheitsfreunde Joy (Jessica Stroup) und Ward Meachum (Tom Pelphrey) das Unternehmen und zweifeln Danny ebenso an. Nicht besonders hilfreich ist seine Story, dass er den Absturz überlegt und von Mönchen gefunden und aufgezogen wurde. Es dauert nicht lange, da führt ihn seine Geschichte in eine Nervenheilanstalt. Dabei hat er bei den Mönchen die Kampfkünste erlernt und beherrscht die sogenannte Iron Fist, was ihn zum Ziel der finsteren Syndikate macht, die schon Daredevil das Leben schwer machten.

Also rein theoretisch könnte der Clash der Kulturen eine witzige, spannende und entlarvende Geschichte sein. HipHop-hörender-barfuß-laufender-Kampf-Mönch trift auf zugeknöpfte Business-Meeting-Anzugträger-Typen. Dass sie ihn schnell in die psychiatrische Anstalt verfrachten und wie er versucht zu beweisen, dass er Danny Rant ist, könnte eine staffelfüllende Geschichte sein, die man nuanciert und mit viel Dramatik, Witz und Spannung hätte erzählen können. Stattdessen hat man die Staffel mit zig Motiven überfrachtet. Das sorgt u.a. dafür, dass Charaktere wie Danny, Joy und Ward im Laufe der 13 Episoden gefühlte zwei Dutzende Male ihre Meinungen und die Seiten wechseln. U.a. spielen dabei die Machenschaften der Firma, Madame Gao, die Hand, der für tot gehaltene Vater von Ward und Joy und noch viele andere eine Rolle. Bei dem Versuch das alles zu erklären, kann man nur scheitern. Ein Spagat, bei dem auch schon Daredevil Season 2 ordentlich ins Schlingern kam. Bei Iron Fist wird aber soviel versucht, dass die Charaktere (insbesondere Ward) ins unglaubwürdige abdriften und Drama an den falschen Stellen erzeugt wird, womit die Serie stellenweise ins lächerliche herabgezogen wird. Dabei gibt es einige Handlungsstränge, die durchaus vielversprechend sind und die Kampf-Choreo ist wieder einmal allererste Sahne. Würde ich es aber bei dieser kruden Handlung weiterschauen? Eigentlich nicht, zumindest nicht, falls es Iron Fist Season 2 gibt. Marvels Defenders wird aber bestimmt zu alter Form zurückkehren und ich freue mich drauf.

(5/10)

Sternchen-5

„Outcast – Comic-Con Trailer“, via FOX International (Youtube)

‚Outcast‘ Staffel 1

Eins vorab: Outcast ist die brutalste Serie, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Dabei ist es nicht die bloße Liter-Angabe von Kunstblut, das hier fließt, sondern viel mehr die moralische Tragweite des Horrors. Kyle Barnes (Patrick Fugit) kehrt in seine Heimatstadt zurück und hat gefühlt die Last der ganzen Welt auf den Schultern. Offiziell gilt er als das Opfer seiner Mutter, die psychische Probleme hatte und ihn als Kind misshandelt hat. Nun soll er seine Frau misshandelt haben und darf sich ihr und der gemeinsamen Tochter nicht nähern. Die bittere Wahrheit ist aber, dass die Menschen in seinem Umfeld von Dämonen besessen werden, so als ob er sie magisch anzieht. Als er sich mit Reverend John Anderson (Philip Glenister) zusammentut, bemerkt er, dass er scheinbar die Dämonen austreiben kann und diese regelrecht panisch und allergisch auf seine Berührung reagieren. Teilweise mit fatalen Folgen. Als sie beginnen ihn Outcast nennen, wird ihm klar, dass sie mehr als er darüber wissen was in der Stadt vor sich geht und was es mit seinen Fähigkeiten auf sich hat. Wie sich die Besessenen verhalten ist dabei haarsträubend und die Gewaltausbrüche werden mit einigen Auslassungen gezeigt, was einerseits notwendig ist, andererseits die Fantasie schmerzhaft ankurbelt. Selbst die moralische Tragweite bringt einen als Zuschauer ganz schön ins Straucheln und offenbart auf bittere Art was Kyle durchmacht. Da werden Fragen aufgeworfen wie: wie geht das Leben weiter, nachdem man als Gewalttäter ider Mörder gebrandmarkt wurde, obwohl man besessen war? Niemand glaubt die Besessenen-Story. Die große Verschwörung wird in der Staffel dabei angedeutet, aber nicht aufgedeckt und ist zur Abwechslung mal etwas, dass man als Zuschauer nicht nach wenigen Episoden vorhersieht. Es sei denn natürlich man kennt den zugrunde liegenden Comic von Robert Kirkman. Übrigens spielt Brent Spiner (Data aus Star Trek) eine wichtige Figur. Neben der Spannung und dem Horror ist auch das moralische Dilemma, das in fast jeder Folge entfacht wird, was Outcast so sehenswert macht. Man braucht aber starke Nerven für die Gewaltdarstellung, auch wenn dankbarerweise oft die Kamera wegschwenkt. Schaue ich es weiter? Ja!

(8/10)

Sternchen-8

„EINE REIHE BETRÜBLICHER EREIGNISSE Trailer German Deutsch (2017)“, via KinoCheck (Youtube)

‚Eine Reihe betrüblicher Ereignisse‘ Season 1

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse ist die Umsetzung von Lemony Snickets alias Daniel Handlers Buchreihe über die Geschwister Violet, Sunny und Klaus Baudelaire, deren Eltern bei einem Brand umgekommen sein sollen und die von nun an von dem üblen Graf Olaf verfolgt werden, der an das Erbe der Kinder ran will. Dabei setzt die Serie auf Ironie, schwarzen Humor und Sarkasmus und das mal nicht nur als Randbemerkung – sondern gelebt! Selbst der Vorspann erzählt dem Zuschauer, dass die Ereignisse der Serie zu schrecklich sind und man sie besser nicht schauen sollte. Ein großes Plus ist wie konsequent das in der Serie gelebt wird. Die Kulissen sind düster und in allerbester Goth-Manier und der Humor tiefschwarz. Im Gegensatz zu der eigentlich auch sehr gelungenen Verfilmung von vor ein paar Jahren kann die Serie allen Charakteren mehr Aufmerksamkeit widmen und muss deutlich weniger den Rotstift ansetzen. Daniel Handler selbst fungierte als Drehbuchautor und es gibt einige bekannte Gesichter im Cast. Neil Patrick Harris spielt Graf Olaf mit herrlich böser Impertinenz, Alfre Woodard gibt Tante Josephine, Don Johnson mimt den Sir und ich persönlich habe mich sehr über den aus Flight of the Conchords bekannten Rhys Darby in einer Nebenrolle gefreut. Laune macht auch wie Patrick Warburton als Lemony Snicket/Erzähler in Erscheinung tritt und das Gesehene nochmal und nochmals dramatisiert und dabei die vierte Wand durchbricht. Das einzige was an der Serie nicht gelungen ist sind oftmals die Effekte, die Sunny betreffen. Nichtsdestotrotz: werde ich sie weiterschauen? Unbedingt!

(8/10)

Sternchen-8

Welche der Serien habt ihr schon gesehen oder wollt ihr noch sehen? Kennt ihr noch mehr Science-Fiction-Serien der letzten Jahre, die im Weltraum spielen und die das Genre wiederbelebt haben? Wie ist eure Meinung zu Iron Fist? Bleibt ihr bei den Marvel Superheldenserien am Ball oder habt ihr inzwischen keine Lust mehr? Werde ihr The Defenders schauen? Und eine zweite Staffel Iron Fist? Kennt ihr die Comicvorlage zu Outcast? Wie steht ihr zur Darstellung von Gewalt? Wo ist die Grenze?

Immer zwischen dem 5. und 10. eines jeden Monats mache ich einen kleinen Ausflug in die Serienlandschaft. Ob aktuelle Serien, all-time-favorites, irgendeine TOP-5 oder einfach ein paar zerstreute Gedanken: es ist alles dabei :).

10 Antworten

  1. Superheldenfilme habe ich satt. 😉 Gewalt und Action motivieren mich wenig einen Film zu sehen und mit der Zeit ist meine Empfindlichkeitsschwelle diesbzgl. auch gesunken. Ich finde es schade, dass Gewalt so oft als Mittel zur Unterhaltung eingesetzt wird und leider gewöhnt man sich schnell daran.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Kann ich verstehen 😉 Ich habe mir einige noch angesehen, aber die holen mich kaum noch ab. Bei den Marvel-Superhelden-Serien war das bisher anders. Iron Fist mal ausgenommen …
      Ja das mit der Brutalität ist schwierig. In ‚Outcast‘ ist das eindeutig ein Stilmittel möchte ich behaupten. Oder zumindest ein fester Bestandteil der Handlung. Dass eine Serie was das betrifft neue Maßstäbe setzt ist selten, denn Gewalt in Filmen ist inzwischen ja gängig. Ja aber Outcast ist eben auch auf moralische Art brutal .. ich muss mir noch überlegen wie ich das finde. Bis jetzt würde ich mich fast dazu hinreißen es legitim zu nennen für das was die Serie aussagen will. Kommt aber wahrscheinlich auch auf das Ende an …

  2. „The Expanse“ klingt ja mal genial… Warum habe ich das nicht schon früher entdeckt? Egal, ich bin wohl die nächsten Tage beschäftigt. Habe ich erwähnt, dass ich in letzter Zeit wieder in „Terra Nova“ Stimmung war?

    Hmm… Superhelden reizen mich überhaupt nicht. Haben sie noch nie und ich bezweifle dass sich das änder wird, es sei denn es ist Guardians of the Galaxy oder Batman…

    „Outcast“ klingt von der Story irgendwie cool, aber so pure Gewalt? Mal schauen…

    „Eine Reihe betrüblicher Ereignisse“ fand ich merkwürdigerweise sterbenslangweilig. Über die dritte Folge bin ich glaube ich nie hinausgekommen… Es ist eine der typischen es geht immer noch schlimmer Storys.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Echt? „Eine Reihe betrüblicher Ereignisse“ (wir brauchen dringend eine griffige Abkürzung für die Serie) fandest du langweilig? Ja gut. Von der Handlung her bleibt das fast ohne größere Spannungshochs und -tiefs auf einem Niveau könnte man meinen. Gibt es soviele „Es geht immer noch schlimmer“-Storys? ^^“ Mir fällt gar nichts ein.

      Ja das mit „The Expanse“ weiß ich auch nicht. 🙂 Das und Dark Matter liefen mir zunehmend auf amerikanischen Filmwebseiten über den Weg, wo groß angekündigt wurde, dass es das Comeback des Science-Fiction-Genres wäre. Und tatsächlich fallen mir zwischen Star Trek und Expanse nur ca. zwei handvoll Science-Fiction-Serien ein, die einen Durchbruch hatten. Bitter, wenn man das mit der Anzahl dämlicher Sitcoms vergleicht.

      Jaaaa … „Outcast“ ist nicht nur Gewalt. Es geht auch viel um moralische Krücken, Gut und Böse, aber wenn die Serie brutal ist, dann ziemlich heftig finde ich. Da reichen ein paar wenige Minuten. Sogar, wenn die Kamera wegschwenkt. Das was man nicht sieht und sich im Kopf abspielt ist da manchmal derb.

  3. Avatar von Adrian
    Adrian

    Ich weiss nicht warum Iron Fist derart schlecht ankommt. Ich finde die Serie ist gut aufgebaut und hat durchwegs überzeugende Charaktere. Heute erwartet man immer gleich Action und Krawumm. Auch ein gutes Buch muss seine Geschichte zuerst aufbauen und die Charaktere einführen. Das braucht Zeit und ist nötig für den Tiefgang. Mich jedenfalls hat Iron Fist und seine Geschichte prächtig unterhalten. Die Dialoge, die Settings und die Wendungen sind 1A.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Also ich kann nur für mich sprechen und ich erwarte nicht immer sofort Action und Krawumm. Ich bin eher sehr enttäuscht, wenn es nur Action und Krawumm gibt und die Handlung zu Wünschen übrig lässt. Aber das ist genau der Punkt: hier lässt für mich die Handlung sehr zu Wünschen übrig. Das Handeln der Charaktere ist nicht schlüssig, auch nicht irrational oder von emotionaler Seite. Aber das muss jeder für sich entscheiden, ob er das schlüssig findet oder nicht.

  4. […] Von anderer Stelle her wissen wir .. aus großer Macht folgt große Verantwortung. Nicht mal Iron Fist konnte meine Vorfreude trüben (mal ehrlich … wie kann man eine Origin Story erzählen und […]

  5. […] eine komplexe, eigenständige Kultur gebildet haben und im ständigen Konflikt mit der Erde stehen. The Expanse ist in Hinblick auf die Vielzahl seiner Charaktere und die Schicksalsschläge dieser für mich das […]

  6. […] für vorherige Staffeln. Wer neugierig geworden ist, findet hier im Blog auch Besprechungen zur ersten und zweiten […]

  7. […] Outcast … wurde leider nach der zweiten Staffel abgesetzt und ist eine der brutalsten, die ich gesehen habe. Nicht immer was die Blutmengen betrifft, sondern das schwere, moralische Dilemma. Die Comic-Adaption handelt von Kyle Barnes (Patrick Fugit), in dessen Umfeld Menschen von Dämonen besessen werden. Als ob er eine Art Magnet ist, aber selber verschont bleibt. Nur was macht das aus seinem Privatleben und seiner Familie? Wer glaubt ihm? […]

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