Serien-Review: ‚Person of Interest‘ Staffel 5

Es ist ein Jammer, wenn Lieblingsserien gehen. Fünf Jahre, eigentlich noch länger, hat die Serie mich begleitet und ist meiner Meinung nach eine sehr unterschätzte Serie. Schließlich hat ‚Person of Interest‘ mehr oder weniger ein Szenario geschaffen, dass schon fast dystopisch ist und zumindest vom Teil von der Realität eingeholt wurde. In ‚Person of Interest‘ wurde ein Softwareentwickler beauftragt ein intelligentes System zu entwickeln, das durch die weltweite Überwachung des nicht nur öffentlichen Raums (!) Gefahren früh erkennen kann. Hauptaugenmerk lag dabei auf terroristischen Verbrechen oder Gefahren für den Staat. Aber das System, ‚Die Maschine‘, war in der Lage auch Verbrechen an einfachen Menschen vorherzusagen. Dass es dafür nicht genutzt werden sollte, war für den Entwickler Harold Finch (Michael Emerson) ein Schlag ins Gesicht und führte indirekt dazu, dass er in Gefahr schwebte, seinen Tod vortäuschte und Jahre später mit einem ebenso durch das Raster gefallenen Komplizen, John Reese (Jim Caviezel) Selbstjustiz übt und die Menschen die durch Verbrechen bedroht werden auf eigene Faust zu retten versucht. Allein dadurch, dass die Serie so vorausschauend ist, verdient sie eigentlich ein viel größeres Publikum. Eine großartige Serie endet. Besprechung ist spoilerfrei, aber nicht für die Staffeln eins bis vier.

Nachdem die Maschine im Finale der vierten Staffel durch Samaritans Agenten fast eliminiert wurde, sind sich Finch und sein Team unsicher, ob die Maschine weder einsatzfähig gemacht werden kann. Es gelingt ihnen, aber die Maschine wurde stark beschädigt und es braucht eine Vielzahl an Kniffen, Gehirnschmalz und einigen unkonventionellen Methoden, damit sie wieder läuft. Bis dahin ist beispielsweise Root an das Versteck des Teams in einer alten U-Bahn-Station gebunden, weil ihre Schein-Identität aufgedeckt wurde und Samaritan sie jederzeit via Überwachungskameras im öffentlichen Raum erkennen würde. In der Zeit stellt Root fest, dass Samaritan beliebige Rechner mit Malware ausstattet und damit die Menschen nicht nur überwacht, sondern beliebig erpresst und rekrutiert, sich auch über die Malware repliziert. Finch und Root müssen experimentieren, ob die Maschine Samaritan gewachsen ist und hinter verschlossenen Türen beginnt ein Kampf der KIs, ein moderner Krieg, der nach außen einfach aussieht wie ein Programm, das eben in einer anonym schwarz-weißen Konsole durchläuft. Während Reese und Fusco weiter versuchen Leben zu retten und versuchen Sameens (Sarah Shahi) Aufenthaltsort herauszukriegen, wird der Krieg in der Konsole Realität und mündet in einem fulminanten Finale.

„Person of Interest: Season 5 Teaser – NYCC 2015“, via IGN (Youtube) … sehr witziger Teaser 🙂

Mit nur 13 statt der sonst üblichen 22 Folgen konzentriert sich die Serie statt der cases of the week v.A. auf den roten Faden und die episodenübergreifende Handlung, die sich über die Staffeln hinweg zu einem bedrückenden Szenario entwickelt hat. Eine der Stärken der Serie waren schon immer die vorausschauenden Motive. Die Überwachung, die Auswertung der Daten, der gläserne Mensch. Und auch der Umgang mit IT. Egal, ob über Honeypots gesprochen wurde oder darüber, dass die Menschen meistens nicht mal ihr initiales Wifi-Passwort ändern bis hin zur Nutzung von Unix-Derivaten als Betriebssystem: die Serie macht das mit IT deutlich besser als das meiste was auf dem Markt ist. In der fünften Staffel wird auch nicht gekleckert. Die Rechenleistung für das Wiederherstellen der Maschine beziehen sie aus einer Horde geklauter PlayStations. Warum nicht? Die technische Originalität der Serie hält sich nicht so hart an die Fakten wie bei anderen Serien (bspw. Halt and Catch Fire oder Mr Robot), aber in punkto Originalität macht ihnen keiner so schnell was vor und sie ersparen uns einiges an Bullshit, der in anderen Serien schon längst den Tag gerettet hätte und uns nur ungläubig vor der Mattscheibe sitzen ließe. Sich auf den finalen Konflikt zu konzentrieren tut der Serie außerdem gut und gibt genug Raum die Geschichte zu einem Ende zu führen. Selbst einzelne „Fälle“ haben meist einen Bezug zum Kampf der KIs, wie die Geschichte eines Verschwörungstheoretikers zeigt, der mit seinen Ideen plötzlich gefährlich nah an der Realität ist. Das Szenario: ein gefundenes Fressen für Verschwörungsdenker und Fake-News-Friends. Wenn dann über die Radio-Störsignale eine versteckte Botschaft gesendet wird, dann wird das schon ein schönes dichtes Netz an Gefahr – kaum zu entrinnen. War die Maschine bereits überall, setzt Samaritan eins oben drauf. Wie soll man da gewinnen?

„♫ Person of Interest – Bunsen Burner [FINAL song of (05×13)]“, via POI – Best Of (Youtube)

Und so kämpft in den finalen Episoden das Team gegen eine quasi omni-präsente Gefahr, die letzten Endes sogar Fuscos Nicht-Schein-Identität bedroht und das Leben aller. Das Finale und der verzweifelte Rundumschlag der Maschine ist ein Finale, das ein wenig an Mr Robot Staffel eins erinnert, aber auch eben logisch als einziger Ausweg verbleibt. Was danach folgt ist ein unvermeidlich verlustreiches und trauriges Ende, das nicht nur rührt, weil man diese geheimen Helden fünf Jahre begleitet hat.

(8/10)

Sternchen-8

Habt ihr die Serie verfolgt oder sogar die letzte Staffel schon gesehen? Empfindet ihr die Serie auch als so unterschätzt? Falls ihr es schon gesehen habt, wie hat euch das Ende gefallen?

3 Antworten

  1. Tolle Serie, die vor allem zeigt, was ein Team aus guten Autoren zu leisten instande ist, selbst wenn sie mit Vorgaben arbeiten müssen, die nicht zwingend im Sinne der Geschichte sind. So wie man hier vom Sender ständig auf dem Case-Of-The-Week bestand, aber die Writer haben das gekonnt genutzt, um trotzdem eine interessante Geschichte zu erzählen. Besser kann mans kaum machen.

  2. Hab die Serie noch auf meiner Liste, die möchte ich unbedingt noch anschauen. Habe sehr viel Gutes gehört.

  3. […] Person of Interest S5 das schwerwiegende Ende einer Ära […]

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