Auf ein Wort: Der Weinstein-Skandal, #MeToo-Bewegung und die Sache mit Kevin Spacey

Wenn man derzeit nach einer Chronologie des Weinstein-Skandals sucht, dann sind das nicht selten Ticker, die mehrmals täglich aktualisiert werden. In dem deutschen Wikipedia-Artikel (Klick: Weinstein-Skandal) findet sich der Hinweis, dass die Seite ein aktuelles Ereignis betrifft und daher rasch aktualisiert wird. Damit ist wahrscheinlich v.A. die Liste der betroffenen Frauen gemeint. Wirklich erklären muss ich nicht, was der Skandal beinhaltet. Nur soviel: Seit Oktober 2017 wird Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung, Nötigung und Vergewaltigung zahlreicher Frauen beschuldigt, die in der Filmindustrie beschäftigt sind. Harvey Weinstein ist Filmproduzent, Gründer und ehemaliger Vorsitzer von ‚The Weinstein Company‘ und ‚Miramax‘. Zumindest war er das. Dass er Frauen etwas tut, war eigentlich kein Geheimnis. Und trotzdem hat es lange gedauert bis die Besetzungscouch-Taktik bekannt wurde. Und das bringt einen Stein ins rollen, was ‚House of Cards‘-Fans derzeit schmerzlich spüren.

Wenn sogar ich das weiß …

Ich interessiere mich nicht für Gossip und die Klatschpresse. Selten bekomme ich mit, wer eine Drogenkarriere hat oder welcher Schauspieler gerade mit wem rummacht. Trotzdem wusste ich bereits seit Jahren, dass manche Schauspielerinnen sich im Gegensatz zu anderen trauen über die Besetzungscouch und sexuelle Nötigung in der Industrie zu reden. Einige der ersten, deren Anschuldigungen ich hörte, war Rose McGowan und Gwyneth Paltrow und das ist inzwischen mehr als zehn Jahre her und siehe da: heute hört man ihnen wieder zu. Nicht selten wurden die Schauspielerinnen als schwer zu handeln gebrandmarkt und siehe da: man sah sie in kaum einem Film oder einer Serie. Hollywood hat seine eigenen Gesetze. Das wissen alle. Hinweise gab es in Witzen von Standup-Comedians, von Laudatoren, von Late-Night-Talkmastern. Als Jennifer Lawrence in ihrer Oscar-Dankesrede die Weinstein Company vergaß, das revidierte und mit Nachdruck nachholte und später dafür immer noch von Harvey Weinstein gerügt wurde, glimmte in meinem Hinterkopf etwas auf. Mal ehrlich: überraschend ist der Weinstein-Skandal nicht. Was mich aber überrascht ist: warum funktioniert es ausgerechnet jetzt, wenn doch schon länger alle Bescheid wussten und sogar ihre Witze darüber machen konnten? Weil sich jetzt große Zeitungen trauen darüber zu berichten? Das ist der Stoff, über den wir Jahre später Dokumentationen auf Netflix schauen. Mut ist Mangelware. Beziehungsweise war Mangelware?

„Jennifer Lawrence e Harvey Weinstein apresentando o 24º GLAAD Media Awards [LEGENDADO]“, via d13jogosvorazes (Youtube)

#MeToo und der ins Rollen gebrachte Stein

Auf Twitter kam der Hashtag #MeToo auf, unter dem plötzlich erschreckend viele Frauen und inzwischen auch Männer ihre Erlebnisse schildern oder sich ebenfalls als Opfer/Survivor zu erkennen geben. Die Liste der Frauen, die beispielsweise Weinstein beschuldigen, ist inzwischen enorm und ich für meinen Teil werde schon wütend, wenn ich nur die Länge der Liste sehe. Dass sexuelle Nötigung wieder in das Bewusstsein der Menschen gerückt wird ist wichtig. Ja: auch in unserer zivilisierten und aufgeklärten Welt, in der man eigentlich die Regeln kennt, gibt es das noch. Aber es schwingt die Angst mit, dass Bewegungen wie diese ausgenutzt werden von Menschen, die Publicity suchen und damit die echten und tragischen Schicksale verwässern und Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Opfer streuen, den in den meisten Fällen, kann man wahrscheinlich nichts nachweisen. Deswegen werden mit Sicherheit nicht wirklich viele Gerichtsverfahren eingeleitet, aber seinen Job ist Harvey Weinstein ja offensichtlich los. Eins dürfte aber klar sein: diese Diskussion ist keine bequeme. So wurde beispielsweise Ben Affleck beschuldigt ein Mitwisser zu sein. So etwas zu wissen und nichts zu sagen – klar, die Industrie hat einen im Griff, egal wie bekannt man ist. Aber sollten Menschen nicht inzwischen besser sein und dazugelernt haben? Hat Jennifer Lawrence wirklich nichts gewusst? Und jetzt die Gretchen-Frage: will ich so einen Schauspieler noch mögen? Oder mich von so einem Politiker vertreten lassen? Das müssen sich derzeit wohl viele Briten fragen (Quelle).

Der Fall Kevin Spacey, oder: Kann ich trennen?

Und noch mehr als das. Was, wenn er oder sie nicht nur Mitwisser, sondern Täter ist? Vor Kurzem wurden zahlreiche Männer, die in der Branche tätig sind, beschuldigt sexuell genötigt zu haben. Darunter nicht selten große Namen. Darunter einer, von dem ich es am wenigstens erwartet hätte, der aber zugab. Kevin Spacey wurde vom Schauspiel-Kollegen Anthony Rapp beschuldigt und kurz danach von zahlreichen Personen der ‚House of Cards‘-Crew. Offenkundig ist Netflix konsequent und hat Spacey für ‚House of Cards‘ gefeuert. (Quelle). Die sechste Staffel ist offenkundig bestellt, aber nicht abgedreht. Es darf also spekuliert werden, was aus der Figur des Frank Underwood wird und ob es ‚House of Cards‘ ohne ihn überhaupt noch geben wird, denn er ist die Serie. Ich schätze ich werde auch einen meiner Lieblingsfilme American Beauty nicht mehr mit denselben Augen sehen können. Denn, jetzt wo bekannt wurde, dass Spacey es bei Anthony Rapp probiert hat als dieser gerade mal vierzehn Jahre alt war, sind die Parallelen stark.

Geht es nur mir so oder fällt es anderen auch schwer? Hier der eigentliche Anlass für meinen Artikel. Die Frage: könnt ihr trennen? Zwar kann ich einen Film objektiv bewerten und bin auch immer noch der Meinung, dass man das als Filmkritiker, egal ob hobbymäßig oder professionell, können sollte. Aber ich kann einen Schauspieler in diesen Belangen nicht fangirlen, ich kann kein Fan mehr von ihm sein, ich kann es nicht. Ich kann seine Filme nicht mehr mit Enthusiasmus schauen. Könnt ihr das? Werden die Beschuldigten für euch eine persona non grata? Für mich wahrscheinlich nicht, aber ich sehe die Personen definitiv mit anderen Augen. Muss man trennen? Sollte man trennen? Wieviel aus den Medien glaubt man? Schließlich wurden viele beschuldigt, viele dementierten aber im Gegensatz zu Spacey. Findet ihr die Entscheidung von Netflix überzogen oder genau richtig? Und geht euch der Satz „richtig guter Schauspieler“ noch über die Lippen angesichts der Beschuldigungen und Wahrheiten?

18 Antworten

  1. Damit hast du ziemlich genau den Artikel geschrieben, der mir auch seit Tagen im Kopf herumspukt. Leider kann ich dir keine wirkliche Antwort geben. Manchmal funktioniert das mit der Trennung ganz gut (auch wenn ich Tom Cruise privat für völlig bekloppt halte, so kann ich seine Filme mit Vergnügen schauen), manchmal leider nicht (Bill Cosby kann ich z.B. nicht mehr guten Gewissens sehen). Was Spacey angeht. Schwierig. Auch für mich zählt „American Beauty“ zu den Lieblingsfilmen, auch wegen Spacey. Und nun? Zumindest macht es mir die Entscheidung leichter, „House of Cards“ nicht weiterzuschauen. Letztendlich ist es aber eine Frage, die ich mir bei jedem Fall immer wieder neu stellen muss. Das macht es nicht einfacher, doch eine pauschale Lösung wird es wohl nicht geben.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, ich glaube das geht einigen Filmfans zur Zeit nicht aus dem Kopf was da abgeht. V.A. da gerade inflationär viele Schauspieler und Filmschaffende beschuldigt werden. Soviele, dass ich manchmal denke „Wenn das alles wahr ist, dann ist der Begriff Traumfabrik nie so weit weg von der Realität gewesen“.
      Generell gesehen kann ich beim Film schauen ja auch trennen – da taucht man in eine andere Welt ab. Aber außerhalb nimmt es mich ein wenig mit oder sagen wir mal erzeugt eine Bitterkeit und das ist doch sehr schade. Wahrscheinlich so wie du es auch empfindest. V.A. was Spacey trifft und American Beauty. Auf Kevin Spacey habe ich immer hohe Stücke gehalten. Und ich frage mich, was da noch alles ans Tageslicht kommen wird. Es sind ja nicht nur die Täter, sondern auch die die wegschauen. Ben Affleck!? Oh je …

      Was House of Cards betrifft, schwanke ich. Mir war der Stoff immer zu anstrengend und nihilistisch zum Feierabend. Nach der ersten Staffel habe ich nicht weitergeschaut, obwohl ich die Serie extrem gut fand. Fraglich, ob ich jetzt noch weiterschaue.

  2. Ich kann das private Leben eines Schauspielers auch schlecht von Rollen trennen. „House of Cards“ habe ich richtig gerne geschaut und mich sehr auf die fünfte Staffel gefreut, die ja Ende des Monats auf Netflix anläuft. Jetzt werde ich sie mit anderen Augen sehen und weiß auch nicht, was wohl aus der Serie werden wird. Sie ist ein echter Meilenstein der Seriengeschichte, aber wird jetzt wohl als „Opfer“ dieses Skandals in die Geschichte eingehen. Aus künstlerischer Sicht ist das wirklich schade.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Da sagst du was. Auch bei vielen angedachten Weinstein-Produktionen wäre ich mir nicht sicher, ob die in der Form produziert werden oder inwiefern sich die Branche verändert durch die Skandale. Ich schwanke. Einerseits ist es gut, dass endlich mal die ganzen Skandale der angeblichen Traumfabrik hervorbrechen und aufgedeckt werden, aber dass passiert mit einigen Schmerzen für alle. Siehe House of Cards. Ich habe es zwar nach der ersten Staffel nicht weitergeschaut, aber ich hatte es zumindest vor. Jetzt wird meine Motivation nicht größer – sagen wir es mal so. Eine gewaltige Umbruchphase und ich bin gespannt, wo die uns noch hinführt. Einen eigentlich grandiosen Schauspieler hat sie zumindest schon mal in die Schranken verwiesen. Manchmal weiß ich nicht, was ich mir wünschen soll: mehr oder weniger zu wissen.

      1. Das wird natürlich noch spannend, inwieweit derjenige, der diesen ganzen Skandal ins Rollen gebracht hat (Weinstein), nun noch als Künstler geduldet werden kann. Bei Kevon Spacey bin ich aktuell wirklich traurig und fast schon wütend, dass mir jetzt der unbedarfte Konsum einer von mir geschätzen Serie genommen wurde und wird. Aber vermutlich ist es gut und Zeit, dass eine Umbruchphase, wie du sie nennst, kommt. Ob wir nun alles übe r die dunklen Seiten Hollywood wissen wollen oder nicht…

  3. Starker Artikel, der ein paar wirklich unangenehme Fragen aufwirft. Ich versuche mal ein paar davon für mich persönlich zu beantworten. Wie @bullion bereits sagte, können das natürlich keine pauschalen Lösungen sein.

    Zunächst sei gesagt, dass mir das was du so süß als „fangirlen“ bezeichnest, generell schon immer sehr schwer gefallen ist. Schon als Kind. Weder bei Schauspielern, Sängern, Bands noch bei Sportlern oder sogar Teams. Von daher fällt es mir das mit dem Trennen in der Regel nicht allzu schwer. Johnny Depp scheint im echten Leben seinem Namen alle Ehre zu machen. Die Fluch der Karibik Reihe, deren Gesicht er fraglos ist, finde ich trotzdem genial. Gleiches gilt für Mel Gibson und „Mad Max 2“. Nach allem was man hört war wohl auch Hitchcock mehr als nur ein Ekel. Und trotzdem liebe ich z.B. „Psycho“. Ich kenne keinen persönlich, aber ich glaube, dass ich die wenigstens Rockstars, deren Bands ich liebe, im echten Leben sympathisch fände.

    Anstatt die Filme der Betroffenen zu boykottieren, versuche ich lieber aktiv etwas gegen das Problem zu tun und mit gutem Beispiel voranzugehen. Ich habe meinen Kolleginnen letzte Woche zum Beispiel nur zwei mal an den Hintern gefasst und meine Kaffeetasse sogar ein mal selbst gespült. 😉
    Aber bleiben wir ernst, denn das Thema ist es ungemein.

    Es ist wie immer, wenn jemand diskriminiert oder moralisch falsch behandelt wird. Die Täter müssen natürlch bestraft werden. Das alleine reicht aber nicht. Es muss dafür gesorgt werden, dass das Bild, das manche Männer offensichtlich nach wie vor von (in Weinsteins Fall Frauen) haben ausradiert wird. Und dazu trägt jede/r einzelne die Verantwortung im Alltag. So traurig es ist. Aber ich befürchte, dass es immer Menschen geben wird, die ihre Machtposition (und die haben Chefs nun mal) missbrauchen. Wichtig wird sein, dass wir ein Bewusstsein schaffen, das es den Betroffenen ermöglicht darüber zu sprechen und ernst genommen zu werden. Wenn das da ist überlegen es sich Arschlöcher wie Schweinstein vielleicht zwei mal ob sie ihre menschenverachtende Haltungen tatsächlich ausleben. Das Gefühl, dass sexuelle Übergriffe allgemein gedultet oder gar belächelt werden, hat die ganze Sache sicherlich schlimmer gemacht.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Jetzt wo du es sagst: Johnny Depp und Mel Gibson sind auch zwei Vertreter bei denen ich fast vom Glauben abgefallen wäre. Zumindest von Johnny Depp war ich bis zur der Piratenzeit ein derber Fan. Wobei fangirlen in meinem Fall vielleicht etwas zu hart klingt.Aber es gibt ja durchaus Fans, die sich sehr krass hineinsteigern und diese eigentlich ja Menschen zu einem festen Bestandteil ihres Lebens machen.Das muss sich dann wie ein Absturz anfühlen.
      Generell fällt es mir beim Schauen eines Films nicht schwer zu trennen. Aber gerade, wenn ich in American Beauty sehe wie sich Kevin Spacey in character an ein deutlich jüngeres Mädchen ranmacht, dann würde ich den Bezug zu aktuellen Geschehnissen wahrscheinlich nicht wegwischen können. Aber es hinterlässt die richtige Bitterkeit eher nach dem ausschalten: wenn einstige Helden (und ich habe ihn immer für einen außerordentlichen Vorzeige-Menschen gehalten) nicht mehr so heldenhaft sind.

      Über Boykott würde ich auch nicht nachdenken, wobei ich mich jetzt wahrscheinlich zu House of Cards dann emotional doch nicht aufraffen kann.
      Ich sehe das wie du, dass es ein Problem ist, dass in der Gesellschaft angegangen werden muss. Offensichtlich existiert es ja doch undzwar krasser ich es von Menschen unserer heutigen Zeit erwartet hätte. Wenn ich nicht gerade in der Zeit einen Artikel über Belästigung am Arbeitsplatz gelesen hätte, würde ich es vielleicht für ein stärker amerikanisches als europäisches Problem halten, aber darauf kann man sich offensichtlich nicht verlassen.

      1. „Aber gerade, wenn ich in American Beauty sehe wie sich Kevin Spacey in character an ein deutlich jüngeres Mädchen ranmacht, dann würde ich den Bezug zu aktuellen Geschehnissen wahrscheinlich nicht wegwischen können.“

        Das stimmt. Das ist wirklich so ein Fall, wo eine Trennung schwerfällt.

        „Wenn ich nicht gerade in der Zeit einen Artikel über Belästigung am Arbeitsplatz gelesen hätte, würde ich es vielleicht für ein stärker amerikanisches als europäisches Problem halten, aber darauf kann man sich offensichtlich nicht verlassen.“

        Ganz ehrlich. Das würde ich doch sehr stark anzweifeln. Ich denke in Amerika sind auf Grund der Strahlkraft die Dimensionen vielleicht gewaltiger. Das Problem gibt es aber in Europa bestimmt auch. Würde mich sehr wundern, wenn das nicht so wäre.

  4. Ich denke solche Übergriffe sind in erster Linie Machtspiele und zeugen von innerer Zerrissenheit oder schlimmerem. Natürlich müssen solche Vorfälle gesetzlich geahndet werden und wenn Systematik erkennbar ist, dann muss das ganze System umstrukturiert werden. Viel befremdlicher als die Tat des Einzelnen empfinde ich die gesellschaftliche Rückendeckung insbesondere bei Personen des öffentliches Interesses.
    Bei Kevin Spacey fand ich das wirklich schade, da er aus meiner Sicht ein wirklich großartiger Schauspieler ist. Das bleibt er für mich auch, wobei es tragisch ist, dass er mehr mit seinen Rollen zu teilen scheint als einem lieb ist. Befremdlich empfand ich, wie und wann das publik wurde. Spaceys Bruder hat sich ja ebenfalls noch öffentlich geäußert auch wenn das nichts entschuldigt. Das er auch in jüngerer Zeit derartiges Verhalten an den Tag gelegt hat war mir neu. Ich sehe nicht wie Netflix anders hätte handeln können, wenn sie nicht Teil des Problems sein wollen.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja die Entscheidung von Netflix ist eigentlich die einzige mögliche und was Spacey betrifft, geht es mir da genauso wie dir. Ich habe ihn immer für eine Art Paradebeispiel des Schauspielers gehalten, der auch scheinbar skandalfrei sein Ding macht. Aber da haben wir ja nun die Skandale und die öffentliche Empörung und die gefallenen Helden. Aber abgesehen davon schockt mich noch mehr was du angesprochen hast: die, die Rückendeckung geben. Dass Weinstein nicht sauber ist, das hat man ja so durch die Blume schon geahnt. Aber dass ein Ben Affleck Bescheid weiß!? Und wer weiß wie weite Kreise das noch zieht. Offensichtlich ist die Politik ja auch nicht besser. Dabei hatten wir die Minister mit den Sex-Partys ja auch schon mal. Vielleicht verändert Geld die Menschen wirklich.

  5. Ganz zufällig bin ich heute Morgen über den „Music & Lyrics“ Soundtrack gestolpert und habe gleich an deinen Beitrag denken müssen. Dieser Konflikt, den du beschreibst, den kenne ich nämlich gut.
    Seit seiner Festnahme mit einer Prostituierten auf dem Höhepunkt seiner jungen Karriere, kann ich Hugh Grant nicht mehr als den stoffeligen Gutmenschen wahrnehmen, der er früher für mich war. Trotzdem habe ich mit den Jahren irgendwie gelernt den Menschen und den Schauspieler zu trennen.
    Dass frau den jeweiligen Schauspieler erstmal nicht mehr sehen mag, ist verständlich. Letztlich leihen Schauspieler aber nur ihre Körper aus und die Figur, die wir als Zuschauer lieben oder hassen kommt vom Drehbuchautor und vom Regisseur. Was ich damit sagen will ist, irgendwann wirst du deinen Lieblingsfilm wieder gucken können – auch wenn du Kevin Spacey nach wie vor am liebsten in den Arsch treten, bzw. hinter Gittern sehen würdest.

    LG, Kaat 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Hi Katarina!
      Danke für deine Worte – ganz so schlimm ist die Lage nicht. Wie gesagt, ein bisschen Objektivität bewahrt man sich denke ich. Aber ich denke es gäbe ein paar Szenen in American Beauty in denen es schwer wäre den Film weiterzuschauen oder die zumindest nachdem der Abspann gelaufen ist einen unangenehmen Beigeschmack hinterlassen. Ich frage mich wie die Skandale die Industrie beeinflussen und welche Stoffe dadurch möglicherweise nie ans Tageslicht kommen. Gleichzeitig frage ich mich aber auch wieviele Mitwisser die Traumfabrik hat. Es ist eine sehr krasse Debatte.

      Deine Schilderung von dem Geschehen rund um Hugh Grant erinnert mich an die Sache damals mit Mel Gibson, das fand ich auch sehr schwer zu verdauen. Da war ich auch noch jünger und war über sowas geschockter. Johnny Depp ist ein ähnliches Beispiel und bei ihm fällt es inzwischen auch schwer sich Interviews mit ihm anzugucken, weil man durch die Berichterstattung (wie ich finde) gar nicht mehr weiß wie man die Person neutral betrachten soll.

      Danke aber für deinen Kommentar und ebenso liebe Grüße 🙂

  6. Ich behaupte, das trennen zu können. Kevin Spacey ist ein großartiger Schauspieler, daran ändern die Verfehlungen nichts. Ich werde weiterhin Die üblichen Verdächtigen genial finden. Aber ich bin da auch nicht sehr emotional, ein richtiger Fan von ihm war ich nie. Schade finde ich es schon. Ich weiß nicht, ob eine Fortsetzung von House of Cards mit oder ohne Spacey noch sinnvoll wäre, ich kenne die Serie ja gar nicht. Für die Fans der Serie tut es mir leid. Bei bestimmten anderen Schauspielern wäre ich wahrscheinlich auch mehr getroffen.

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      Miss Booleana

      Ja das spielt sicherlich eine Rolle inwiefern man ein „Fan“ des Schauspielers ist. Stichwort „Ent-mystifizieren“. Aber es erstaunt mich auch wie flächendeckend da Anschuldigungen hochkommen und dass es Mitwisser gibt, die das dulden. Zwar kann ich die Filme weiterschauen und auch neutral bewerten, aber für mich als Filmfan entsteht da schon eine Bitterkeit. Aber auch Erstaunen, dass es gerade jetzt mit der Veröffentlichung all dieser Details klappt. Es ist ja nicht so, dass es nicht schon früher Anschuldigungen gegen bspw. den Weinstein gab.

      Und als Frau finde ich es ziemlich krass, dass so eine Behandlung eines Mannes in einer Machtposition gegenüber so vieler Opfer in der heutigen Gesellschaft so offensichtlich und allgemein bekannt sein kann und hingenommen wird. Wurde.

      1. Mich erstaunt es auch, wie viele Rückmeldungen da kamen. Wir sind wohl nicht so weit, wie wir dachten.

  7. Man muss ja auch mal den loben, der sich getraut hat, darüber zu recherchieren und das Ganze publik zu machen: Ronan Farrow – Sohn von Mia Farrow und Woody Allen. Mit letzterem herrscht natürlich seit der Affäre/Hochzeit mit der Adoptivschwester bzw. -tochter Funkstille. Für ihn ist das wohl so etwas wie ein Art persönlicher Rachefeldzug gegen das System Hollywood. Ich hoffe, dass er auch weiter dranbleiben wird – sein letzter Artikel darüber, wie Weinstein seine Opfer ausspioniert hat… wirklich furchtbar.

    Ich find’s auch schwierig, zwischen Film und Realität zu trennen. Wahrscheinlich hängt’s bei mir davon ab, ob ich das Werk / Können eines „Täters“ schon gesehen habe oder nicht.

    Ich habe noch nie einen Woody-Allen-Film gesehen, aber seine ungeheuerliche Familiengeschichte widert mich so an, dass ich nie einen Film von ihm sehen will.

    Was Schauspieler angeht, die ich davor geschätzt habe, z.B. Johnny Depp, ich könnte schon Filme mit ihm sehen, aber ihn als Schauspieler auch nicht mehr genießen. Und das Gleiche wird auch für Kevin Spacey gelten (ich fand sein Coming Out wirklich schäbig). Aber seine bisherigen Filme waren immer sehr interessant gewesen, die würde ich auch nochmal gucken wollen. Neue Filme? Naja. Eher nicht. Fragt sich aber überhaupt, ob er noch Filme machen kann, die jemand sehen möchte…

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oh, gutes Thema Alice, danke – ich habe gar nicht gewusst, dass der Journalist DER Farrow ist, der Sohn von Woody Allen und Mia Farrow. Das ist ja auch nochmal ein krasses Beispiel aus der Traumfabrik und unter den Filmschaffenden. Als ich vor Jahren das erste Mal von Woody Allen und der Sache mit seiner Adoptivtochter gehört habe, bin ich fast vom Sessel gefallen. Und die Berichterstattung hat dafür gesorgt, dass ich (obwohl ich seine Filme durchaus mag) nie so richtig den Antrieb gefunden habe eine richtige Woody Allen Werkschau zu machen. Ich habe hier und da immer mal was geschaut, wenn ich neugierig war, aber trotz ihres künstlerischen Schaffens weigert sich ein Teil von mir mich ihnen ganz zu widmen. Und ich kann das auch nicht „gerne“ tun. Das ist die Bitterkeit von der ich oben geredet habe. Wahrscheinlich kann ich die Filme schauen und bewerten und analysieren und trennen. Aber ich kann nicht mehr hinter den Filmschaffenden stehen. In keinem Fall.

      Alleine, dass das soviele Jahre gut ging in Hollywood. Und der Gedanke wieviele Mitwisser es wohl gibt, ist ekelerregend.

      Ja, Kevin Spaceys Coming-Out war wirklich mehr als unglücklich. Sogar ich habe mitbekommen, dass es über seine Sexualität Gemunkel gibt. Aber ausgerechnet in so einer Situation damit rauszurücken ist ein Schlag ins Gesicht für die schwule Szene. Homosexualität und sexuelle Belästigung in einem Atemzug nennen ist alles andere als geschickt, auch wenn es für ihn vielleicht wie der Zeitpunkt wirkte, um mal was klarzustellen. Nicht gut gemacht, kein bisschen. Obwohl ich es ihm einerseits auch ein bisschen anrechne, dass er mal nicht einfach alle Anschuldigungen beiseite gewischt hat wie es derzeit zahlreiche andere Filmschaffende tun. Aber dann ist da wieder der Gedanke, dass er es auch nicht wirklich zugegeben hat. Es ist ein arges Dilemma.

      Ich befürchte auch, dass er so bald in Filmen zu sehen sein wird, außer denen die gerade erst abgedreht und promoted werden. Für Mel Gibson war die Rückkehr in die Branche mehr als holprig und scheint noch nicht ausgestanden zu sein. Was das betrifft ist die Branche erstaunlich straight-forward. Lass dich nicht ertappen, dann ist alles gut. Aber wehe dir, man hat dich erwischt … .

  8. Mich haben die Neuigkeiten aus Hollywood auch nicht überrascht, da die Filmindustrie ja einfach geldgierige Arschlöcher und Idioten (auf beide Geschlechter bezogen) anzieht. An sich finde ich immer gut, wenn jemand Klartext redet und sich dagegen aufbäumt und tatsächlich auch gehört wird. Das Problem ist nur, dass niemand Lösungsvorschläge liefert, sondern systematisch das ganze Elend auf ein, zwei Hanseln abgeladen wird, die wahrscheinlich zurecht jetzt die unbeliebtesten Männer der USA sind, aber das bedeutet eben auch Freifahrtscheine für alle anderen in Hollywood, die jetzt ganz verlogen betonen, wie schockiert sie sind. Dabei haben einige schon vor Jahren das Maul aufgerissen. Ist halt eben nicht so gut zu vermarkten, wenn jemand eine Courtney Love oder Rose McGowan ist.

    https://www.youtube.com/watch?v=g70XbYd0bZ8

    Wie fandest du das Statement von Louis C.K?

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