Serien-Besprechung: „Mad Men“ S2 & „Bates Motel“ S4

Vor Kurzem habe ich ja schon angekündigt, dass ich in nächster Zeit viele, zu lange angesammelte Serien-Besprechungen in die Welt schicken möchte. Was wäre da besser als die Review zu nehmen, die am längsten liegt (Mad Men Season 2) und die, die zuletzt geschrieben wurde (Bates Motel Season 4)? Reviews sind spoilerfrei.

‚Mad Men‘ S2

Etwas, das ich gern in Staffel 1 von Mad Men geändert hätte, sind Konsequenzen. Ich hätte gern mehr davon gesehen. Das Saufen und Rumgehure in der Serie ist so erschütternd, weil die Charaktere scheinbar mit ihrem Tun und Handeln durchkommen. Das verblüfft in Staffel 1 und die Macher haben an der Stelle alles richtig gemacht, denn in Staffel 2 geht das nicht mehr. Aber der Prozess ist schleichend und man kann zumindest ein bisschen besser in die Köpfe der Charaktere schauen. Don Draper (John Hamm) beispielsweise hadert anfangs noch mit sich und man glaubt, dass das Fremdgehen ein Ende hat. Ihn plagen Gewissensbisse. Als er aber einer Frau gegenübersteht, die das ähnlich lax betrachtet wie er, bricht er ein. Aber wenn es zu viele Überschneidungen gibt, ist die Gefahr groß entdeckt zu werden. Die Frau ist niemand geringeres als Bobby Barrett (Melinda McGraw), die Managerin des bissigen Comedians Jimmy Barrett (Patrick Fischler) mit dem Don zusammen arbeitet. Und die Zusammenarbeit gestaltet sich schon ohne Affären nicht besonders einfach.

Eine der weiteren großen Storylines ist Peggys (Elisabeth Moss), die am Anfang in Hinblick auf das Finale der ersten Staffel Rätsel aufgibt. Aber die werden gelüftet. Die Entwicklung der Frauen, nicht nur Peggys, sind wahrscheinlich die größeren in dieser Staffel, da sie sich (manchmal in Frieden, manchmal rebellisch) von den Männern abheben und nicht mehr tun, was von ihnen erwartet wird oder sie stürzen von dem hohen Ross, auf dem sie saßen und dachten, dass sie wissen wie man alles um sich herum manipuliert. Aber auch neue Konflikte kommen hinzu wie Rassendiskriminierung und Homosexualität. Von Salvatore „Sal“ Romano (Bryan Batt) würde ich gern mehr sehen. Aber so ganz nebenbei erfährt man, dass er inzwischen verheiratet ist. Einige Konflikte von Nebencharakteren werden so nebenbei thematisiert. Kurz und schmerzlos. Zwar wünsche ich mir mehr Screentime und Beachtung für ihr Dilemma, aber ich muss zugeben: es funktioniert trotzdem. Damit hat sich Mad Men in Staffel 2 gesteigert und ist kritischer geworden, zeigt Konsequenzen und Spannungspotential, sodass Staffel 1 rückblickend mehr wie ein zur-Schau-Stellen der Konflikte wirkt. Schön, wenn sich Serien steigern.

(8/10)

Sternchen-8

„Mad Men Season 2 Trailer“, via madmenamc (Youtube)

„Bates Motel“ Season 4

Bereits in der letzten Staffel steuerte die Serie deutlich auf Psycho zu, seine geistige Vorlage. Der Zuschauer und auch Charaktere der Serie wurden Zeuge Normans gespaltener Persönlichkeit, die die Züge seiner Mutter angenommen hat und über Leichen geht, um ihn zu beschützen. Und Norman als seine Mutter zu sehen hat den Creepiness-Faktor hoch zehn, den man in den vergangenen Staffeln erahnt hat. Freddie Highmore darf endlich das volle Spektrum seines Könnens zeigen, sowie die Gedankenwelt Normans voll ausschöpfen bis hin zum arkward-igen, bei dem man unruhig auf dem Sitzt hin- und herrutscht. Ziel erreicht. Nach dem Norma (Vera Farmiga) erkannt hat, dass Norman wirklich gefährlich ist, sie ihm nicht mehr helfen kann und er möglicherweise zwangs-eingewiesen wird, sucht sie einen Weg ihn in Pineview unterzubringen, einer gehobenen, geschlossenen Anstalt. Da bedarf es aber reichlich Kohle und einer Krankenversicherung. Kurzerhand bittet Norma Sheriff Romero (Nestor Carbonell) sie zu heiraten, damit sie versichert ist. Ein pre-Obama-Albtraum!? Romero willigt trotz anfänglicher Zweifel wie so oft ein, weil wir wissen es schon: er sich von Norma angezogen fühlt, trotz oder gerade wegen allem was die beiden schon erlebt haben. Norman ist bei all dem außen vor und hat sich selbst und sein Problem nicht erkannt. Stattdessen ist er der felsenfesten Überzeugung, dass es seine Mutter ist, auf deren Konto die Morde gehen, von denen er in einer Ecke seines Geistes eben noch weiß. Und so gleitet die vierte Staffel langsam, aber treffsicher dem großen Unglück entgegen.

Auf die Entwicklung rund um Norma und Norman wartet man seit drei Staffeln und wird nun Zeuge der sich immer weiter zuspitzenden Handlung. Selten hat es so laut „Unhappy Ending“ geschrien wie in dieser Serie und dieser Staffel, v.A. mit dem Wissen, dass die letzte Staffel quasi die Handlung von Psycho abdeckt. Was die Serie dabei schlecht macht: sie wiederholt sich. Norma führt den immer selben Tanz auf, entscheidet sich letzten Endes dafür ihren Sohn an sich zu binden. Ihr emotionaler Zwiespalt ist zwar wie immer genial von Vera Farmiga gespielt, ermüdet aber in der inzwischen vierten Staffel. Auch wenn der Konflikt zwischen Mutter und Sohn in einem Höhepunkt kulmuliert, der extrem spannend ist. Schön ist, dass die Serie an anderen Punkten dazugelernt hat und das wiederauftauchen von Chick (Ryan Hurst) auch mal überraschend leichtfüßig, kurz und schmerzlos löst. Man erwartet, dass es wieder Erpressungen und großes Drama gibt, aber siehe da: es kann auch mal anders ausgehen. Ein weiterer Pluspunkt ist das Spiel mit den Nebencharakteren: ihre Storylines werden abgeschlossen, sie tänzeln lange um ein Happy-End und doch muss der Zuschauer die ganze Zeit befürchten, dass Emma, Dylan und Romero noch ein Opfer von Normans Psychosen werden. Ob oder ob nicht, davon kann sich der Zuschauer und Leser dieser Review selber überzeugen. Was aber Fakt ist: wie glücklich Norma und Romero wurden, hat mir angesichts des unvermeidlichen Endes fast das Herz gebrochen.

(9/10)

Sternchen-9

„Bates Motel: Season 4 Official Teaser“, via IGN (Youtube)

Übrigens sind auch hier wieder beide Staffeln auf Netflix verfügbar. Falls es dem enthusiastischen Mitleser hier noch nicht aufgefallen ist, fühle ich mich der Streaming-Plattform am meisten verbunden  (und das trotz geschnittener BIldverhältnisse) und mag das Spektrum ganz gerne. Wobei Watchbox im Bereich der freien Plattformen echt sehr gut ist. Wie sieht’s da bei euch aus? Wo schaltet ihr am meisten ein? Oder aus? Und gehört ihr auch zu den Mad-Men-Jüngern? Ich bin im Begriff bald Staffel drei zu schauen und freue mich drauf, auch wenn ich erst spät auf dem Hype-Zug aufspringe. Auf Staffel 5 von Bates Motel bin ich ebenso gespannt und finde den Trailer schon mal irre gut. Wie steht ihr zu der Neuauflage des Psycho-Stoffs?

3 Antworten

  1. Bates Motel ist wirklich klasse und Staffel 5 bildet ein super Ende für die Serie! Netflix-Kunden müssen darauf nur ein Jahr länger warten als Pay-TV-Abonennten 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja leider … das wurmt uns auch sehr. Aber andererseits lässt es sich ganz gut mit anderen Serien ablenken. Zum Beispiel weiteren fünf Staffeln Mad Men 🙂

  2. […] Mad Men S2 gekonnte Gesellschaftskritik, die sich entwickelt […]

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