Dieser Tage reden alle über Iron Man 3 – den dritten Teil des erfolgreichen Franchise aus dem Hause Marvel. Iron Man machte seine ersten Schritte in Comic. Die Filmadaption mit Robert Downey Jr. als Tony Stark (Iron Man) war ein riesiger (und unerwarteter?) Erfolg für das Marvel Cinematic Universe. Ich selber habe dem dritten Teil lange entgegen gefiebert und war bereits in der Preview am Dienstag. Robert Downey Jr. (RDJ) hat Tony Stark lebendig gemacht. Und dass so markant, dass eine andere Darstellung unvorstellbar ist. Jüngst gab es Gerüchte, dass es evtl. kein Iron Man 4 mit RDJ als Tony Stark geben wird und er den Anzug ggf. ablegt – das wäre sehr traurig. Ich kann mich nicht erinnern jemals eine mittelmäßige Leistung von ihm gesehen zu haben. Er eignet sich die Figuren regelrecht an. Robert Downey jr. selber ist auch nicht langweilig – er verfügt über das was man als komplexe und bewegende Biografie bezeichnet. Da dachte ich mir so… warum nicht heute speziell einige seiner Filme näher beleuchten?
Chaplin (1992)
Richard Attenborough (der Bilderbuch-Weihnachtsmann aus Das Wunder von Manhattan und Inhaber des eindrucksvollen Titels Lord) führte bei Chaplin Regie: der Biografie des weltbekannten Schauspielers und Komikers Charles Spencer Chaplin. Die Rahmenhandlung des Films ist das Treffen von Biograf (Anthony Hopkins) und Chaplin (Robert Downey Jr). Nach und nach erzählt er aus seinem Leben und führt uns nach London zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er ist eines der klassischen Beispiele, wenn nicht sogar das Beispiel: ganz unten angefangen, viele Hürden überwinden und sich oft beweisen müssen, um zwar großen Ruhm zu erlangen aber immer noch missverstanden werden. So müssen wir zusehen wie Charlie seine eigene Mutter in eine Nervenheilanstalt einweist, sich als Slapstick Komiker von Engagement zu Engagement hangelt und schließlich ankommt als er die Figur des Tramp kreiert und damit unglaublich viel Erfolg hat. Die Biografie wirkt hierbei nicht geschönt: auch seine Eskapaden und vielen Beziehungen und Ehen werden beleuchtet. Darunter auch eine Minderjährige und der Skandal, den diese Liaison auslöst. Einige Schlüsselmomente sind beispielsweise auch die Verdächtigungen durch das FBI und die Torheit der Leute Chaplins Ironie mit Ideologie zu verwechseln. Chaplin ist ein runder Film, der den Menschen Charlie Chaplin greifbar macht. Besonders markant war die Entwurzelung Chaplins zu beobachten. Zwar in London geboren, ist er dort nicht wirklich willkommen und muss sich trotz allen Ruhms wie ein Außenseiter fühlen. Fast wie zu seinen Anfängen.
Kiss Kiss Bang Bang (2005)
Harry Lockhart (RDJ) ist ein Gauner, der in Kiss Kiss Bang Bang unverhofft zu einer Anstellung als Schauspieler gelangt. Er soll einen Detektiv spielen. Was für eine Ironie. Er weiß selber kaum wie er das geschafft hat. Nun findet er sich auf einer Party wieder und trifft dort auch noch zufällig seine Sandkastenliebe Harmony (Michelle Monaghan) und den Detektiv Perry van Shrike (Val Kilmer), den er begleiten darf, um das Handwerk des Detektivs möglichst nah am echten Leben kennen zu lernen. Nun die Party geht nur halb brilliant für Harry aus, der nächste Tag klopft aber mit einem Auftrag zur Observation an seine Tür. Worauf sowohl der echte Detektiv Perry, als auch der unechte Schauspieler Harry nicht gefasst waren, ist die Leiche die sie finden. Und plötzlich stecken Harry, Perry und Harmony knietief im Scheibenkleister. Kiss Kiss Bang Bang ist eine herrliche Krimikomödie mit spleenigen Figuren und noch viel spleenigeren Biografien der einzelnen. Wer den Film schaut, darf sich auf Harrys launige Erklärungen aus dem Off freuen und hat viel zu lachen.
Fell – Eine Liebesgeschichte (2006)
Dieses imaginäre Portrait (so ein alternativer Titel) der Fotografin Diane Arbus zeigt ihre Anfänge und den Beginn eines neuen Verständnisses von Fotokunst. Diane Arbus hat u.a. Nudisten und Kleinwüchsige fotografiert und damit altbackene Vorstellungen von schönen aber überinszenierten Fotos mit der Realität abgelöst. Sie hat Menschen fotografiert, von denen sich die Masse eher abwenden würde. Der Beginn von Arbus‘ Geschichte ist jedoch erst eninmal eine andere: Diane (Nicole Kidman) hilft ihrem Gatten, einem Fotografen und ist mehr das Schmuckstück an seiner Seite. Diese Rolle wurde ihr anerzogen und sie fühlt sich sichtlich unwohl und den Normen ihrer Mutter nicht gewachsen. Sie hat andere Vorstellungen davon was interessant ist und versteckt ihre Neigungen zur Entblößung und einen angedeuteten Haar-Fetisch. Belächelt wurde sie oft genug. Als sie aber den Wolfsmenschen Lionel (RDJ) trifft, ändert sich alles. Die Affäre mit ihm öffnet ihr die Augen. Lionel bringt sie mit vielen Menschen zusammen, die nicht dem idealen Schönheitsbild entsprechen oder die in den Augen der Öffentlichkeit abartige Neigungen haben. Diane Arbus erkennt darin (und in Lionel) stattdessen Schönheit. Die Welt dreht sich aber um sie herum weiter: was wird aus Mann und Kindern? Und was aus Lionel? Das Husten und die Atemnot sind keine Alltagserscheinung.
Wie großartig die Botschaft des Films ist und dass Diane Arbus‘ Werk künstlerische Bedeutung hat, steht außer Frage. Der Film an sich wirkt jedoch sehr unausgereift. Anfangs leidet man mit Diane mit und merkt wie deplatziert sie in der plumpen schönen Welt ihrer Mutter und ihres Gatten ist. Leider wirkt Kidmans Darstellung der Diane irgendwann nur noch teilnahmslos und kalt. Falls es das Ziel ist zu zeigen wie sich Diane verliert, dann ist das wirklich gelungen. Lionel (RDJ) ist ein interessanter Charakter, der den Film an Spannung gewinnen läßt. Obwohl seine Mimik durch die Haare praktisch nicht vorhanden ist, schafft er es den Charakter Lionels zu vermitteln. Die Spannung zwischen Diane und ihm bleibt aber unterkühlt und abwesend wie Kidmans Darstellung von Diane Arbus.
Iron Man (2008)
Jon Favreau muss den Comic wirklich lieben, denn er hat mit der Verfilmung des Stoffs einen der erfolgreichsten und am positivsten angenommenen Superheldenfilme geschaffen. Es geht um den Großindustriellen Tony Stark (RDJ), den man durchaus als waschechten Playboy und Wissenschaftsgenie bezeichnen kann. Seine Industrie ist die Rüstungsindustrie, Waffen seine Produkte. Als er eben diese im Afghanistan vermarkten will, wird er gekidnappt und von Terroristen gezwungen für deren Zwecke Raketen nachzubauen. Aber das ist nur der zweite Schock. Der erste: bei der Entführung haben ihn Metallsplitter getroffen, die noch immer in seinem Organismus sind und ihn umbringen könnten. Der ebenfalls gefangene Wissenschaftler Yinsen (Shaun Toub) hat ihm einen Elektromagneten eingesetzt, der die Splitter von seinem Herzen fernhalten soll. Tony denkt aber gar nicht daran die Raketen zu bauen. Er läßt es nur so aussehen und baut mithilfe von Yinsen eine frühere Erfindung nach: den ARK-Reaktor. Dieser soll von nun an die Splitter kontrollieren und als Energiequelle dienen. Er setzt ihn in seine eigene Brust ein und betreibt damit einen martialisch mit wenig Mitteln zusammen geschusterten aber funktionierenden Eisen-Anzug, mit dem er sich den Weg frei schlagen will. Der Plan gelingt halb. Er verliert Yinsen. Aber er entkommt und als er wieder zuhause ist, muss sich einiges ändern. Er will der Rüstungsindustrie auf Wiedersehen sagen. Was er bei der Entführung gesehen hat reicht. Tony entwirft und baut einen state-of-the-art Anzug und will stattdessen schützen. Womit er aber nicht rechnet ist die Gefahr aus dem Hinterhalt.
Iron Man ist ein Superheldenfilm, der durch die Motive des Rüstungswettkampfs und Terrorismus realitätsnah wirkt. Zudem ist Tony Stark jemand der durch Gehirn und Menpower zum Helden wird und nicht durch den Biss eines mysteriösen Krabbeltiers, Mächte aus dem Universum oder Strahlung. Ich würde sagen, dass Iron Man den Nerv der Zeit getroffen hat und mit einer guten Portion Humor mischt. Zudem legt Robert Downey Jr. eine Glanzleistung als unverbesserlicher Playboy mit Herz hin – er schmeißt mit Onelinern um sich und er IST praktisch Tony Stark himself. Die sympathischen Nebenfiguren wie seine Assistentin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) oder Lt. Col. James Rhodes (hier noch verkörpert durch Terrence Howard) runden das ganze noch ab und bringen Tony/RDJ in den richtigen Momenten wieder auf den Boden der Tatsachen. Zumindest bevor Iron Man wieder abhebt und Menschen rettet.
Charlie Bartlett (2008)
Charlie Bartlett (Anton Yelchin) ist ein Junge, den man sich wahrscheinlich mit Ü20 als Freund in der Schulzeit gewünscht hätte aber mit U20 gelten andere Gesetze und Hackordnungen. Er ist klug, belesen und hat eine gewisse Bauernschläue. Als er mit dem Jacket seiner letzten Privatschule und Aktentasche auftaucht, gilt er auf den Fluren seiner neuen High School nicht zwingend als cool. Schnell hat er die erste Tracht Prügel eingesteckt und stellt fest: so soll das hier nicht für mich laufen. Er erkennt die Bedürfnisse seiner Mitschüler schnell und sucht sich einen Weg, um sie für sich zu gewinnen. Sie wollen, dass ihnen jemand zuhört. Bei manchen dürfen es vielleicht auch ein paar Pillchen sein. So eröffnet Charlie auf der Jungstoilette eine psychotherapeutische Praxis. Mit Rezepten für Psychopharmaka. Die Tabletten erschleicht er sich, indem er echten Therapeuten die jeweiligen Symptome vorspielt. Ohne das ganze Theater und ganz alleine durch seine Art gewinnt er das Herz von Susan (Kat Dennings), der Tochter des Schuldirektors (RDJ). Aber die Probleme sind vorprogrammiert, seine Praxis bleibt nicht unentdeckt und die Pillchen-Vergabe nicht ohne Folgen.
Dieser Film mit Anton Yelchin in der Hauptrolle erzählt die Geschichte eines Jungen, der etwas zu früh Erwachsener spielen muss und deswegen am üblichen Zeitgeist seiner Altersgenossen vorbei schießt. Er hat das Gefühl dafür sorgen zu müssen, dass ihn die Leute mögen, obwohl es vielleicht auch anders ginge. Und obwohl das vor Allem für Charlie selber nicht die beste Lösung zu sein scheint, verursacht er mit seinen waghalsigen Aktionen eine Wende im Leben der Menschen um ihn herum. So auch im Leben des etwas mitgenommenen Schuldirektors, dargestellt durch Robert Downey jr. Ein guter Film, der sehr schön die typischen Schul-Stereotypen auseinandernimmt und aufruft unter die Oberfläche der Kids zu schauen.
Der Solist (2009)
Steve Lopez (RDJ) ist Reporter, kämpft üblicherweise mit Maulwürfen und seiner Ex. Bei einem Spaziergang auf der Suche nach einer Story traut er plötzlich seinen Augen nicht. Oder besser seinen Ohren. Ganz unerwartet begegnet er dem Obdachlosen Nathaniel Ayers (Jamie Foxx), der verlottert aussieht und dummes Zeug spricht aber Violine spielt wie ein Gott. Und dass mit fehlenden Saiten. Der Obdachlose erzählt Lopez, dass er an der Juilliard School war. Wenn das war ist wie kann es dann sein, dass ein musikalisches Genie auf der Straße landet? Aber die Geschichte ist wahr und Lopez wittert eine große Story. Dabei versucht er auch noch ein bischen mehr und will Nathaniel von der Straße holen. Und muss dabei Nathaniels Wutausbrüche und schizophrene Schübe am eigenen Leib miterleben. Die Zwänge und Zwiespalte, die Nathaniel beherrschen könnten höchstens mit viel Chemie eingedämmt werden. Und das auf Kosten der Musik. Ist das die Lösung für Nathaniel?
Musik ist in allem der Schlüssel zur Verständigung und der gemeinsame Nenner. Die Sprache, die alle verstehen. Der Solist basiert auf einer wahren Geschichte und zeigt uns einmal mehr wie schnell sich unser Leben verändern kann, wie in diesem Fall durch eine Erkrankungen. An Nathaniels Beispiel wird berührend geschildert wie Tief die Liebe eines Künstlers zu seiner Kunst ist und im krassen Gegensatz zu dem Krieg in seinem Kopf steht.
Iron Man 3 (2013)
Tony Stark (RDJ) ist unruhig. Ihm sitzen noch die jüngsten Katastrophen in den Knochen: das Geschehen in New York (geschildert im Film Avengers). Wie kann er es schaffen im Ernstfall alles zu beschützen, woran ihm etwas liegt? Seine Geliebte Pepper (Gwyneth Paltrow)? Er hat in der Zwischenzeit andere Dimensionen, Götter und Aliens kennen gelernt. Er bekommt Panik, er kann nicht schlafen, er baut nur noch mehr und mehr Anzüge – fühlt sich nur sicher, wenn er eine Armada Anzüge sicher in der Rückhand weiß. Umso härter trifft es ihn, als bei den jüngsten Anschlägen des Mandarin (Ben Kingsley) genannten Terroristen sein Freund Happy Hogan (Jon Favreau) schwer verletzt wird. Er schwört Rache und bekommt stattdessen die Quittung für sein Kampfgebrüll: der Mandarin sprengt seinen Wohnsitz. Tony und Pepper kommen nur knapp mit dem Leben davon. Währendessen verkündet der Madarin seinen nächsten teuflischen Schachzug.
Iron Man 3 ist meines Erachtens nach der mit Abstand schwächste Film der Reihe. Iron Man 2 war für mich noch ein Erlebnis, wohingegen der dritte Teil den Vorgängern in einigen Punkten widerspricht. Insbesondere gegen Ende werden einige Wunder und fantastische Wendungen zuviel auf den Plan gerufen. Die Extremis-Storyline der Comics und die Figur des Mandarin wurden bis zur Unkenntlichkeit zerrupft. Dass mir keine Minute langweilig war und ich meinen Unmut darüber unterdrücken konnte, ist allein Robert Downey jr. (und dem kleinen Jungen Harley 🙂 ) zu verdanken. Zusammen mit Aktionen wie dem sogenannten Houseparty-Protokoll und den Anzügen allgemein hat der bewährte Iron-Man-Charme die Lage gerettet. Auch dass die Gegener diesmal nicht selber Anzüge aus dem Ärmel schütteln war schön anzusehen. Außerdem war Tony in diesem Fall zwangsläufig sehr viel ohne Anzug unterwegs, hatte dabei sehr menschliche Probleme (Stichwort Transport) und musste sich seines Köpfchens bedienen. Diese Pluspunkte können das miese Storytelling nur ein wenig aufwerten. Wegen den beiden Spitzen-Vorgängern fällt das Urteil besonders hart aus. Ich hoffe schwer, dass es nur die Vorbereitung für den Kern der Extremis-Storyline ist und sich vielleicht der Mandarin von einer anderen Seite zeigt.Vielleicht in einem zukünftigen Iron Man-Film? Ich würde es nicht ausschließen, auch wenn alle was anderes erzählen.
Eigentlich könnte ich hier noch eine Menge mehr Filme von ihm aufführen … Zodiac, Gothika, Sherlock Holmes, Nur für dich (!), Avengers, Iron Man 2 usw. Mir war es aber ganz wichtig ein besonders breites Spektrum abzudecken: Sein erster und aktueller Auftritt als Tony Stark, ein sehr früher Film mit ihm und ein sehr aktueller und einige in denen er einen ernsten Ton anschlägt. Viele Leute in Foren und auf Websites werfen ihm vor, dass er nur eine Figur kann. Den überdrehten, One-Liner-werfenden Tony-Stark-Sherlock-Holmes-Verschnitt. Letztendlich ist das aber eine Rolle die die Leute/Produzenten/Studios und Zuschauer sehen wollen. Erste Züge dieser Furengestaltung sieht man bereits in seiner Darstellung in Zodiac – Die Spur des Killers. Offensichtlich kam das gut an. Wer den aufgedrehten Pointen-RDJ nicht sehen will, muss wahrscheinlich mal was anderes als das Marvel Cinematic Universe oder Guy Ritchies Sherlock Holmes gucken. RDJ ist wahrscheinlich einer der besten Schauspieler unserer Zeit. Und ich finde ihn großartig.
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
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