Netzgeflüster: ein Jahr self-hosted WordPress, ein Fazit

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich einen Schritt gewagt, mit dem glaube ich viele WordPress-Blogger hadern. Ich bin umgestiegen von einem Blog auf wordpress.com zu einem selbstgehosteten wordpress.org-Blog. Nach einem Jahr möchte ich nun zurückblicken. Die Kurzfassung (TLDR): es lief nicht immer alles glatt. Ich habe dazugelernt. Aber ich bereue nichts. Und unter dem Cut die Langfassung.

Es war einmal …

… eine junge Frau, die sehr viel Zeit in ihren Blog investierte und dass Bloggen sehr liebt. Als ihr Blog einmal ohne Angaben von Gründen durch wordpress.com gesperrt wurde, beschloss sie ihre Informatikergene zu mobilisieren und jetzt gefälligst selbst zu hosten. Jawoll. Das Unterfangen hat effektiv einen langen Tag gedauert und sie hat ihre Erlebnisse niedergeschrieben: How To — Umzug von WordPress.com zu WordPress.org (self-hosted). Und wenn ihr Blog nicht inzwischen offline gegangen ist, dann … äh. Lebt er noch heute?

Und wie liefs so?

Der Umzug selber war nicht unproblematisch, aber es hat geklappt und ich hatte auf den langen Zeitraum betrachtet wenige Probleme. Dieselbe Funktionalität zur Verfügung zu haben und sein eigener Herr zu sein hat mir in der Vergangenheit viel Spaß gemacht und das tut es noch heute. Man ist etwas freier von der Willkür von wordpress.com. Keine Sperrung, keine seltsamen Updates, um die man nicht gebeten hat. Was ich installiere bleibt mir überlassen. Natürlich macht es sich bemerkbar, dass die Community von wordpress.com nicht mehr dahinter hängt. Konnte ich in anderen Jahren einen großen Followerzuwachs beobachten, stagniert es nun inzwischen eher. Die Follower kommen nicht mehr so leicht. Aber das ärgert mich nicht so sehr. Wer mich finden soll, findet mich schon.

Häufige Probleme und ihre Lösungen: über Feedreader, weiße Bildschirme und Wartungsfenster

Im Großen und Ganzen gab es sehr weniges, was in diesem Jahr Probleme gemacht hat. In diesem einen Jahr hatte ich sagen wir mal ca. fünf Mal den Umstand, dass ich sagen musste: hier läuft was nicht. Das beinhaltet, dass mein Blog etwa zwei Mal (für kürzere oder auch längere Zeit) nicht im Feedreader auf wordpress.com erschien, was in den meisten Fällen auf das Jetpack-Plugin zurückzuführen war. In diesen Fällen waren mir immer die Hände gebunden und ich konnte nichts direkt tun. Außerdem ist das nicht wirklich ein Problem meines Blogs, sondern das von wordpress.com. Die längste Periode, in der ich dort nicht auftauchte, war über eine Woche lang. Meistens lag es daran, dass ich Jetpack nicht aktualisiert hatte und es deswegen deaktiviert wurde.

Die anderen Probleme waren , dass mein Blog mal im Wartungsmodus festhing oder ich gar keinen Zugriff auf meine Seite hatte – und das sind definitiv die unschöneren Probleme. Wenn man in einem Feedreader nicht erscheint, gibt sich das meistens nach einem Update von Jetpack oder des Feedreaders.

Aber wenn man im Wartungsmodus festhängt oder auf die Seite gar nicht zugreifen kann, dann sind einem die Hände gebunden und man kann auch kein Backup mehr machen, weil man schlichtweg nicht auf die Admin-Seite zugreifen kann. (Einzige Option im Ernstfall ist dann ein Datenbankbackup zu machen, siehe unten).

Der Wartungsmodus ist ein Sperr-Zustand, in dem der Blog sich befindet, wenn gerade Plugins installiert oder aktualisiert werden. Währenddessen ist eure Seite nicht verfügbar, und User sehen nur den entsprechenden Text, dass die Seite demnächst wieder verfügbar ist. Falls euer Blog aus diesem Zustand nicht wieder rausgeht, könnt ihr das mit einem einfachen Trick beeinflussen, der euch bei wp-bistro beschrieben wird.

Falls ihr aber gar nichts mehr auf eurer Seite seht, habt ihr den sogenannten WordPress White Screen of Death – überaus dramatischer Name, mag ich nicht besonders. In dem Fall bleibt eure Seite einfach leer, ihr kommt ggf. nicht auf die Adminseite und könnt quasi nichts tun ohne euch die Hände schmutzig zu machen (d.h. FTP oder Datenbank oder Support bemühen).

Bei mir sind alle diese Probleme schon Mal aufgetreten. Der Wartungsmodus ist schon Mal hängen geblieben, das hat sich aber von selbst gelöst. Sicherlich durch einen Timeout oder ähnliches. Auch der White Screen hat sich schon Mal von selbst geklärt. Bis auf das eine Mal … vorletzte Woche.

„White Screen of Death“?

Ich kann jedem nur raten regelmäßig den Blog zu exportieren, d.h. Eine Sicherungskopie anzulegen. Wer besonders gut ist, macht auch ein Datenbank Backup. WordPress ist quasi nur eine „Hülle“, ein Frontend, eine grafische Benutzer- und Steuerungsoberfläche. Alle reellen Inhalte, z.B. eure Blogbeiträge und die Kommentare die ihr erhaltet, landen in eurer Datenbank. Über euren Webspace-Anbieter/Provider/Hoster (z.B. bei mir Strato) bekommt ihr idR eine Software, mit der ihr auf eure Datenbank schauen könnt, sie administrieren (verwalten) könnt. Dazu wird oftmals die Software PHPMyAdmin bereitgestellt. Die hat eine Web-Oberfläche, ihr verwaltet also ganz einfach über eine Webseite, ihr müsst nichts installieren o.Ä. Der Zugang zu dieser Verwaltungssoftware ist meistens irgendwo in eurem Benutzerkonto oder der Übersicht über eure gebuchten Leistungen beim Provider verfügbar. Sichert ihr direkt die Datenbank ist der Schaden bei großen Problemen mit WordPress am geringsten, weil ihr einfach mal die Essent, den Inhalt, noch habt.

Hier ein paar Links zu dem Thema Datenbank Backup machen:

Eine etwas ältere Anleitung, die aber auf deutsch ist und nicht zu fern von dem, was ihr tun müsst: bueltge.de (die Web-Oberfläche sieht wahrscheinlich nicht so aus wie die, die bei euch vorliegt, da ihr mit Sicherheit eine neuere Version von PHPMyAdmin habt.)

Und eine Anleitung von WordPress, die ich sehr gut finde, die auf englisch ist: codex.wordpress.org
Wenn ihr euch nicht mit Datenbanken auskennt, rate ich euch: haltet euch strikt an die Anleitung oder lasst es jemand anderen für euch machen.

Die runtergeladenen Skripte (.sql) enthalten alle eure Inhalte als eine ausführbare Datenbank-Operation. Heißt: diese Skripte bauen euch im Ernstfall mal eure Datenbank wieder auf. Falls ihr auf das Dashboard zugreifen könnt und euch ein einfaches Update reicht, dann müsst ihr das lediglich in eurer WordPress-Administration auf Tools (Werkzeuge) und Exportieren gehen. Alles was ihr hier rauszieht (Beiträge, Kommentare, Seiten, …) müsst ihr dann aber manuell wieder in einen Blog exportieren, falls ihr in die missliche Lage kommt, dass ihr euren Blog umziehen müsst oder der Blog aus anderen Gründen nicht mehr verfügbar ist. Und das manuell anzulegen kann Arbeit machen. Unter Umständen mehr Arbeit als das Datenbankbackup. Das ist dann dasselbe Vorgehen wie ich es beim Umzug benutzen musste und deswegen in meinem damaligen Blogartikel beschrieben.

Das war aber bisher nur generell zum Thema Backup – wie habe ich denn nun meinen White Screen of Dingens gelöst? Ganz einfach. Er ist aufgetreten, während ich Jetpack geupdated habe. Also wusste ich: da muss was schief gelaufen sein. Ich habe mich mit einem FTP-Client auf meinen Server verbunden, bin in die Dateien gegangen wo die plugins abgespeichert werden (idR /wp-content/plugins/) und habe den Jetpack-Ordner umbenannt. So hat WordPress die fehlerhafte Installation nicht gefunden und ich konnte meine Seite wieder öffnen. Jetpack fehlte nun und ich habe es ganz simpel und einfach neu installiert und alles lief wie gehabt. Könnt ihr auch machen, wenn ein Theme mal nicht läuft oder ähnliches. War gar nicht so schlimm wie es klingt. Da ich mich nicht sofort drum kümmern konnte, musste ich ledigliche einige Stunden ohne miss-booleana.de auskommen.

Fazit

Trotz der von mir geschilderten Probleme … ich bereue nichts. Es gab mal unschöne Situationen, aber aus all denen habe ich etwas gelernt. Und bin nach wie vor mein eigener Herr. Und deswegen bin ich mit meinem letzten Blog-Jahr mehr als zufrieden. Und habe Lust auf weitere Schritte. Wer weiß … vielleicht gibts bald einen neuen Anstrich? 🙂

Wie ist euer Fazit zum Thema Blog umziehen und selber hosten? Habt ihr euch schon getraut? Oder werdet ihr euch noch trauen? Habt ihr Angst vor den technischen Problemen?

Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen rund um IT, Forschung, Netzwelt, Internet und eben auch Gerüchten widme. 🙂

8 Antworten

  1. Witzig – bei mir ist der Umzug auf eigenen Space wohl auch fast auf den Tag 1 Jahr her. Ich war vorher bei nem ganz kleenen free-Hoster (blogsport.de), bei dem uralte WP-Versionen liefen (glaube 1.7). Da lief mal gar nichts an zeitgemäßem WP-Krams und ich wollte irgendwann nur weg. Wegen des Versionsunterschieds hat sich der Umzug dann als EXTREM arbeitsaufwändig gestaltet, denn Schlagworte und Kategorien wurden nicht „mitgenommen“. Ich hab es dann genutzt, um meine Kategoriestruktur, etc. bis ins letzte zu durchdenken und das Blog von Null an neu aufzubauen.

    Bei nem Jetpack-Update hatte ich auch mal trouble (white Screen), hab dann ebenfalls auf dem Server rumgedoktort, musste allerdings Jetpack komplett löschen und neu installieren. Zum Glück liegen die Konfiguration, die Likes, etc. scheinbar nicht im Plugin Ordner, sondern irgendwo extern bei WordPress rum – war nach Neuinstallation alles wieder da.

    Ansonsten bin ich sehr zufrieden. Mit „2014“ hatte ich mir zwar direkt ein schlecht anzupassendes Theme eingefangen, hab mich mittlerweile so weit in Child-Themes, etc. eingefuchst, dass ich meine Appearance so wie ich es mag anpassen konnte, etc. Auch das Optimieren der Seitengeschwindigkeit hat mich viel rumprobieren und Hirnschmalz gekostet. Z.B. war da ein Plugin (Autoptimize), das die Seite wegen Html, CSS und Java Kompression wunderbar fix machte, plötzlich gingen aber die Jetpack-Likes nicht mehr und mein Amazon-Widget (auf Java Basis) war zerschossen. Also wieder weg damit und neu probieren. Probleme immer noch da. Irgendwann hab ich gemerkt, dass Deinstallieren nicht reicht, sondern ich wirklich Verzeichnise aus dem Plugin-Ordner am Server manuell löschen muss. In der Art hatte ich einiges, aber mittlerweile passt die PageRank Score ganz gut (und man merkt echt, dass Google einem dann mehr Besucher zu spült!)…

    Jetpack Updates führe ich aber immer noch mit mulmigem Gefühl durch 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ui, 1.7 ??? Das kann ich mir vorstellen, dass sich das nicht 1:1 umziehen ließ. Dann muss WordPress nur zwischendrin das XML-Format geändert haben wie Beiträge abgelegt werden etc. und schon klappt der Umzug nicht mehr. Andererseits ist so ein Neustart auch manchmal sehr viel. Ich habe auch mal überlegt die Kategorien der Filme so sauber zu unterteilen wie du und Schlopsi von Infernal Cinematic Affairs – aber das nachträglich zu machen, dafür fehlt mir die Zeit. Da geht echt viel Zeit drauf, was??

      Ja das was du schilderst, habe ich oben auch als Lösung für das White Screen Problem beschrieben. Wenn man sich per ftp auf den Server verbindet und einfach den Jetpack-Ordner umbenennt, findet WordPress den nicht mehr und das kommt einer Deinstallation gleich. Aber mir gehts genauso – wenn ich sehe, dass es ein Jetpack-Update gibt, stellt sich auch bei mir der Argwohn ein. Manchmal ist es aber auch ziemlich mies – wenn ein Sicherheitsupdate vorliegt, deaktivieren sie einem das Plugin auch schon Mal dauerhaft und dann ist man plötzlich nicht mehr im WordPress Feed oder oder oder. Schwierige Kiste.

      1. Ja, da geht endlos viel Zeit drauf. Aber wenn man in der Beziehung so gepolt ist wie ich, führt kein Weg drum herum. So unordentlich ich auch in meiner Wohnung bin (haha), so viel Ordnung (und zwar penible) brauche ich bei derartigen Sachen. Ich hatte auch in meiner Zeit als DJ bis aufs letzte meiner Plattensammlung durch sortiert – was man sucht, muss man sofort finden. Gleiches gilt für den Blog. Auch wenn das selten passiert, aber wenn jemand nach asiatischen Film sucht, möchte ich dass er sie auf einen Klick finden kann. Im Laufe meiner „Blog-Karriere“ habe ich das auch zigfach umstrukturiert, immer wieder überlegt wie es sinnvoll ist, immer wieder daran rum gebastelt welche Dach-Kategorien sich anbieten und bin nun endlich zu einem Ergebnis gekommen, was mir sehr zu sagt. Die Stunden die da rein geflossen sind möchte ich aber lieber nicht aufsummieren. Da denke ich dann „in der Zeit hätte ich auch einen schönen Jahres-Urlaub nehmen können“, oder so. Aber es lohnt sich, wir tun das ja immerhin alle aus Leidenschaft und jetzt bin ich an einem Punkt wo ich es nicht wieder ändern werde, weil ich keine Notwendigkeit sehe. Ab und zu mal ein neues Film- oder Musik-Genre hinzufügen und gut ist.
        Und trotz aller Probleme bei gelegentlichen Updates (und so weiter) will ich es heute auf keinen Fall mehr missen selbst zu hosten.

        Allein jedes Mal, wenn ich auf Schlopsi’s Blog lese (die ja das gleiche Theme wie ich benutzt) freue ich mich, dass ich bei mir die Text-Breite anpassen kann, weil ich ganz einfach in meiner WordPress Installation ein Child-Theme anlegen konnte. Genau wegen solcher Freiheiten hab ich das gemacht 🙂

  2. Wow, schon ein Jahr? Wie die Zeit vergeht! Und ich habe es immer noch nicht gewagt bzw. geschafft. Wird dieses Jahr vermutlich auch nix mehr, doch für kommendes Jahr nehme ich es in meine Ziele mit auf. Vielleicht gibt mir das ja den richtigen Anstoß? 😉

    Achja, da ich euch beide hier mal versammelt habe (höhö) Miss Booleana und Jacker: Bei deinem Blog, Miss Booleana, kann man nicht über die WordPress-Kommentarfunktion kommentieren, liken usw. Bei Jacker funktioniert es allerdings – vielleicht solltet ihr euch mal kurzschließen? 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja mir kommt es auch gar nicht wie ein Jahr vor … die zeit vergeht zu schnell XD
      Wäre klasse, wenn dir das nochmal etwas Antrieb gibt 🙂 Ich finde ja nach wie vor, dass es sich sehr lohnt. Allerdings macht es sich schon bemerkbar, dass nicht ganz soviele neue Leser dazukommen wie durch die Community im Hintergrund.

      Welche WordPress-Kommentarfunktion meinst du? Der Bug, den mein Theme hatte, ist inzwischen gefixt.
      Und ich kommentiere ja selber über die WordPress-Kommentarfunktion direkt unter den Artikeln.
      Meinst du das Benachrichtigungsfensterchen im Admin-Menü? Das Ding finde ich allgemein total buggy und wünsche mir das alte zurück. Oder meinst du die WordPress Mobile-App? Die kommt glaube ich nicht mit selbstgehosteten Blogs klar.

      1. Ich meine tatsächlich die Kommentarfunktion im Admin-Menü, die ich sehr gerne nutze und auch tadellos funktioniert. Hindert mich aber nicht daran auch weiterhin bei dir zu kommentieren… 😉

  3. Avatar von heimkinotagebuch
    heimkinotagebuch

    Zum Thema Backup: Strato und sicher auch andere Anbieter haben ein tägliches Backup. Sollte die Seite also wirklich mal hängen und man hat seit dem letzten Tag keine wichtigen Inhalte hinzugefügt, dann kann man in seinem Account per Mausklick innerhalb weniger Sekunden die Seite auf den Stand einer der letzten Tage zurücksetzen. Das hat mir bei einigen Websites, die aber eher statisch sind, viel Zeit erspart.

    Ansonsten ist BackupBuddy auch sehr bequem und kann automatische Backups machen. Aufgrund der Preisstruktur des Plugins lohnt sich das aber eher bei mehreren Webseiten plus Blog.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Oh danke für die Info.
      Ich bin bisher nicht in die Verlegenheit gekommen das in Anspruch nehmen zu müssen, aber ich werde zumindest mal nachfragen. Oder besser gesagt vehementer nachfragen. Auf meine letzte Serviceanfrage bekam ich leider nur eine nichtssagende Antwort.

Schreibe einen Kommentar zu bullion Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert