Neulich im Kino … Review zu „Rings“

Hmmm. Warum wollte ich ‚Rings‘ schauen? Vor dem Film war das klarer als danach. Natürlich – wie konnte ich das vergessen. Als Abwechslung zu diesen ganzen oscar-nomminierten Filmen … so muss das gewesen sein. Nein. Eigentlich bin ich ein riesiger Fan des Ring-Franchise. Also der japanischen Bücher von Kōji Suzuki, den japanischen Filmen und auch ein Fan des amerikanischen Remake, dass ich außerordentlich gut getroffen finde. (Über den zweiten wollen wir mal nicht reden.) Als es hieß, dass ein weiterer Film folgen wird, war ich daher ziemlich neugierig. Keine Vorschusslorbeeren. Erstmal neugierig … . Review ist spoilerfrei.

Der Universitätsdozent Gabriel (Johnny Galecki) kauft einen alten Videorekorder um ihn aufzumotzen und wegen des Retro-Feelings. Und der Leser dieser Review weiß schon wie die Geschichte weitergeht. Natürlich ist in dem Videorekorder eine Videokassette voller albtraumhafter Fragmente. Und als Gabriel sie ansieht, klingelt das Telefon und eine Stimme sagt ihm, dass er nur noch sieben Tage zu leben hat. Einige Zeit später versucht Julia (Matilda Lutz) ihren Freund Holt (Alex Roe) zu erreichen, der seit Tagen kein Lebenszeichen von sich gibt. Sie beschließt kurzerhand zu seiner Uni und seinem Studentenwohnheim zu fahren und ihn zu suchen. Dort trifft sie erstmal eine Gruppe von Studenten und einen Dozenten, die den Fluch eines gewissen Videotapes erforschen wollen und einer der unglücklichen die zu Testzwecken das Video angesehen haben ist Holt.

Das ist zumindest der erste Teil des Films. Es wirkt fast wie ein verschworene Untergrund-Geheimorganisation im Hipster-High-Tech-Style, wenn sich Gabriel mit seinen bemitleidenswerten Studenten in dunklen Räumen versammelt in denen Monitore hängen wie lange noch jeder Zeit hat, bevor er jemanden finden muss, der sich das von ihm kopierte Video anschaut. Denn schließlich soll bei dem Experiment niemand draufgehen. So erforschen sie nicht wirklich Samara, aber ihre Geschichte und die Visionen, die die Verfluchten sieben Tage lang plagen. Bei all ihren Recherchen haben sie scheinbar nicht mehr über Samara herausgefunden, als das was der Zuschauer aus dem erstem Ring-Film kennt. Da muss schon Julia vorbeikommen, die ein anderes Videos sehen wird als alle anderen und deswegen Samaras Ursprung wirklich auf den Grund geht. Der zweite Teil des Films mündet also in Recherche. Wieder einmal. Und damit beginnt der Film die Handlung zu kopieren, die der erste Ring-Film (egal ob Remake oder Original) verfolgt haben. Anfangs denkt man, dass der Film eine neue Geschichte erzählt. Die Videos sind inzwischen digital und man fragt sich: was passiert, wenn sie ihren Weg ins Internet finden? Gerade wo nun durch Gabriels Experimente flächendeckend Menschen von dem Video erfahren? Irgendeinen Dummen wirds doch bestimmt geben, der das zu Youtube hochlädt? Aber nein, stattdessen geht der Film über in eine Wiederholung dessen, was wir schon kennen. Eine Frau, das Unrecht was ihr angetan wurde und der Backlash dessen.

Was man dem Film zu gute halten muss, ist dass er atmosphärisch ist und einige gute Jump Scares hat. Die Effekte sind auch okay und zeitgemäß und sparsam eingesetzt, sodass der Film auch noch in einigen Jahren anschaubar sein wird. Anfangs setzt er sich von anderen Horrorfilmen gut ab, da die Charaktere nicht in die üblichen Fallen laufen. Ihr wisst schon: sie machen das Licht an, wenn sie in einem Raum sind. So die Kategorie. Sie stellen sich gar nicht dumm an. Anfangs. Aber leider funktioniert auch das in der zweiten Hälfte schon nicht mehr und es gibt einfach wahnsinnig viele Momente, in denen man die Hand vor den Kopf schlagen möchte. Zu dem eher größeren Schwachsinn zählt auch, dass Szenen aus dem Trailer im Film gar nicht auftauchen. Und der allergrößte Schwachsinn ist die Flugzeugszene, die im Trailer angedeutet wird und im eigentlichen Film die Anfangsszene ist und lediglich als kleiner Aufhänger zur Einstimmung dient. Es gibt keinen Bezug zur eigentlichen Handlung des Films. Naja. Außer, dass eben offensichtlich jemand dieses eine Video geschaut hat. Letzten Endes ist Rings ein Gruselfilm, der ganz okay ist, aber für keine Zielgruppe ideal. Zuschauern, die die alten Ring-Filme kennen, wird hier versucht eine Ursprungsstory unterzujubeln, die erklären soll, warum Samara weitermordet. Die aber so einen gewaltigen Déjà-Vu-Effekt hat, dass man sich verkohlt vorkommen kann. Die Zuschauer, die die vorherigen Filme nicht kennen, werden wiederum mit dem ersten Teil der Geschichte nicht ganz mithalten können. In jedem Fall wäre es schlauer und spannender gewesen, wenn man tatsächlich einfach mal das zweite Buch (The Ring II – Spiral) verfilmt hätte, in denen Samaras/Sadakos Fluch eine noch bedrohlichere und globalere Gestalt annimmt oder den Horror aufgegriffen hätte, was passiert, wenn das Video viral umgeht.

Rings, USA, 2017, F. Javier Gutiérrez, 102min, (4/10)

Sternchen-4

„RINGS Trailer German Deutsch (2017)“, via KinoCheck (Youtube-Channel)

Habt ihr den Film gesehen? Und wenn ja – wie schneidet er bei euch ab? Verglichen mit den älteren Filmen? Kennt ihr die Bücher und die japanischen Verfilmungen? Es drängt sich einem der Verdacht auf, dass der Film v.A. deswegen aus dem Boden gestampft wurde, weil die Ring-Filme gerade in Japan auch ein kleines Revival erleben. U.a. mit Sadako vs Kayako – genau, da treffen das Mädchen aus dem Fernseher/Brunnen und die Frau aus ‚The Grudge‘ aufeinander. Das schafft definitiv nur Japan.

2 Antworten

  1. Ich muss gestehen, dass ich keinen der Filme gesehen habe und es wahrscheinlich auch dabei belassen werde. Eine Bekannte hat mir was über das Ende gesteckt und da ich für sowas anfällig bin, werd ich die DVD wahrscheinlich noch eingeschweist wieder abstoßen…

  2. […] und ur-komischen Situationen. Beispielsweise, wenn Jin Seon-mi einem Geist im Sadako-Style („The Ring“) Manieren beibringt und ihr sagt, dass sie sich jetzt erstmal beruhigen und die Haare zu einem […]

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