[TAG] Alice im Wunderland

Es ist schon ziemlich lange her, dass mich die liebe Kathrin getagt hat. Und ich habe mich sehr gefreut, dass sie an mich gedacht hat. Und wie wir wissen, mag ich TAGs und Blogparaden sehr gerne. Insbesondere, wenn sie interessante Fragen oder ein spezifisches Thema haben. So wie hier Lewis Carrolls ‚Alice im Wunderland‘ und generell das Leseverhalten und wie wir ticken, wenn es um Bücher geht. Leider hatte ich aber letzten August noch nicht das Buch gelesen und dachte, dass ich deswegen nicht teilnehmen sollte, weil ich trotz Popkultur nicht alle Anspielungen in den Fragen zuordnen konnte. (Eigentlich kann man aber trotzdem teilnehmen. 😉 ) Irgendwie war es aber Gedankenübertragung. Schließlich stand das Buch auf meiner Liste der Buchvorsätze für 2016 und war sogar schon physisch vorhanden, wartete nur darauf gelesen zu werden. Ich habe mir das Buch für Dezember aufgehoben und kann nun wo es auch endlich im Blog besprochen wurde, finde ich ist es ein guter Zeitpunkt den Tag zu machen, auch wenn er sich eigentlich vorrangig mit dem Leseverhalten beschäftigt und nicht mit Lewis Carrolls Buch. Ich habe es nicht vergessen, Kathrin! 😉

1) DER VERRÜCKTE HUTMACHER: HAT DICH EIN BUCH TOTAL VERWIRRT ODER MIT EINEM UNBEFRIEDIGEND OFFENEN ENDE ZURÜCKGELASSEN?

Ha, auf die Frage gibt es soviele Antworten wie Sterne am Himmel. (Fast.) 🙂 Ein Buch, dass mich auf unangenehme Art und Weise verwirrt hat war beispielsweise Harper Lees „Gehe hin, stelle einen Wächter“. Das hat so frappierend wenig mit „To Kill a Mockingbird“ zutun, obwohl es quasi die Fortsetzung ist, dass ich mehrmals ratlos davor saß und mich gefragt habe wo das Ganze denn noch hinführen soll. Die Charaktere waren out of character, es gab viel Hysterie … es war einfach nur seltsam und ich habe es wirklich nicht sehr gemocht, auch wenn ich versucht habe mir die Wende in der Handlung zu erklären. Ein anderes Buch war Mark Z Danielewskis „House of Leaves“, das soviele Andeutungen, Metaphern und ineinander verzahnte Handlungen hat, dass ich ab und zu nicht wusste wie ich mit dem Buch weitermache. Zur Erklärung: selbst der Schriftsatz wird wie ein Labyrinth. Was Sinn macht, denn es geht quasi um ein Labyrinth. Aber die überbordenden Fußnoten, die verschiedenen Zeitebenen … joar, das war eine ganz eigene Hausnummer. Das wird mal als Film oder Hörbuch definitiv besser aufzunehmen und zu verarbeiten.

Ein unbefriedigend offenes Ende bewerte ich anders als wahrscheinlich viele andere. Ich bin kein Fan von Mehrteilern und bin deswegen immer grundsätzlich dann unzufrieden, wenn ich ein Buch zur Hand nehme und das Ende andeutet, dass es weitergehen wird. Ich finde, dass das eine ganz hässliche Sache ist und Mehrteiler nur einem kleinen Prozentteil von Geschichten wirklich stehen und nur bei wenigen wirklich Sinn machen. Da denke ich, dass ein offenes Ende, das bewusst offen gelassen wurde und nicht nach einem zweiten oder fünfzehnten Teil schreit, manchmal sogar ziemlich okay ist. Ich kenne viele Bücher, deren offenes Ende ich sogar sehr passend finde wie zum Beispiel bei Rainbow Rowells „Eleanor & Park“ oder CLAMPs grandiosem Manga „Clover“. Ein Buch, dessen offenes Ende mir nicht so recht gepasst hat, weil ich noch soviele Fragen hatte, war aber Haruki Murakamis „1Q84 (Buch 3)“, obwohl ich selbst da nicht richtig böse war. 😉

2) DAS WEISSE KANINCHEN: LESESTIL – LIEBER SCHNELL UND VIEL ODER LANGSAM MIT GENUSS

Langsam mit Genuss 😉 Ich bin wirklich kein schneller Leser. Dazu kommt auch, dass ich darauf beharre mir auch Zeit für das Lesen zu nehmen. Nicht in einer lauten Straßenbahn zu lesen. Ich will das Lesen ein bisschen feiern und richtig auf mich wirken lassen.

3) DIE GRINSEKATZE: GIBT ES EIN BUCH, IN DEM DU DICH TOTAL GEIRRT HAST?

Allerdings. Undzwar in Joe Hills Graphic Novel „The Cape“. Da geht es um einen Mann, der seine alte Kuscheldecke aus Kinderzeiten wiederfindet und entdeckt, dass er damit fliegen kann. Als er das als Kind auch meinte, hat ihm keiner geglaubt. Ich dachte, dass wird eine Geschichte über einen Antihelden, der über sich hinauswächst. Stattdessen wurde es die Geschichte eines Antihelden, der seine neu gewonnenen Fähigkeiten nutzt, um erstmal allen zu schaden, die ihn irgendwann nicht gut behandelt haben. Er vergießt sogar Blut. Im ernst: als er mit einer Kettensäge durch die Kante fliegt, war ich ziemlich angewidert von ihm. Außerdem habe ich mich sehr in dem Manga „Ousama Game“ getäuscht. Darin geht es um eine Schulklasse, die den Anweisungen eines Königs“ (O – sama bzw. Ousama) folgen muss, sonst stirbt nach und nach einer. Ich dachte, dass das ein perfides Katz-und-Maus-Spiel wird, aber der Manga kam mit seltsam brutalen Toden und einer hanebüchenen Erklärung daher, was ich sehr nervig fand.

4) ISS MICH, TRINK MICH: LIEBER DICKE ODER DÜNNE BÜCHER?

Dünne Bücher sind okay und sollte man nicht unterschätzen. Es gibt fantastische Bücher, die auf wenigen Seiten großartige Welten entfalten wie zum Beispiel Stanislaw Lems „Solaris“. Was ich genauso gern mag ist das „Mittelding“, also Bücher bis sagen wir maximal 600 Seiten. Das gibt mir immer das Gefühl auch wirklich lange mit den Charaktere auf der Reise zu sein und ich erinnere mich meistens lange an die Handlung und die Charaktere. Was ich hingegen weniger gern mag sind 1000-Seiten-Wälzer. Als ich noch Teenager und Studentin war, fand ich das super und gar nicht abschreckend. Heute ist es eine Frage der Zeit. Ich komme nicht jeden Tag und manchmal auch nicht jede Woche dazu zu lesen und irgendwie ist es dann deprimierend so wenig Fortschritt zu machen, es locken andere Bücher etc. In letzter Zeit finde ich 1000-Seiten-Wälzer etwas belastend. Allerdings hält es mich nicht davon ab hin und wieder welche zu kaufen und zu lesen. Wenn es mich interessiert, dann will ich es trotzdem lesen.

5) DIE HERZKÖNIGIN: LIEBER HELDEN ODER ANTI-HELDEN?

Antihelden. Ich war schon immer mehr der Donald-Fan als der Micky-Mouse-Fan. Sowohl die Welt als auch die Menschen sind nicht schwarz-weiß. Ich will wissen, was sie für Ängste haben, was für Hürden überwinden müssen, was ihnen für wunderliche Dinge passieren oder wie sie größer als ihre Schwächen werden. Das sind die Abenteuer im Buch. Manchmal habe ich den Eindruck, dass frappierend viele Geschichten darauf basieren, dass ein guter Typ oder ein nettes Mädchen die Auserwählten sind, die besondere Kräfte haben und den Tag retten und nach einer Trilogie wissen wir, dass sie glücklich bis an ihr Ende leben. Pffff. So einfach ist das nicht. Ich will mehr mitnehmen als das. Zum Beispiel Geschichten von vom Bergsteigen besessener Männer wie Hase oder Habu in Taniguchis „Gipfel der Götter“, der verängstigte Winston Smith in einer beängstigenden Welt in „1984“, die Überlebenskünstlerin Eleanor in „Eleanor & Park“ oder die resolute und harte Aomame in 1Q84.

6) WUNDERLAND: LIEBER FANTASYWELTEN ODER DIE REALE WELT?

Beides gut. 🙂 Eine der schönsten gestalteten Welten ist wohl die melancholische steampunk-angehauchte Welt in CLAMPS Manga „Clover“. Andererseits ist „1984“ von George Orwell faszinierend und wie ein Mahnmal sich nicht einlullen zu lassen. Fiktive Welten können viel. Aber auch Geschichten die auf wahren Begebenheiten beruhen oder zumindest in der Realität ihren Schauplatz finden, können viel. Aktuell finde ich beispielsweise „Alias Grace“ von Margaret Atwood faszinierend. Sei es auch nur, wenn es um Graces Leben als Dienstmädchen geht und wie sie als Mörderin verurteilt wurde. Es gibt soviel da draußen in der echten Welt über das man lernen kann, das einen fasziniert. Und selbst wenn es ein bekanntes Setting ist, dann muss das nicht langweilig sein. Schließlich kann man sich meistens besser in die Szene hineinversetzen.

7) DER JABBERWOCKY: KANNST DU LAUT LESEN ODER LIEBER LEISE?

Lieber leise bzw stumm. Ich fühle mich immer etwas künstlich, wenn ich mir selber etwas laut vorlese und es reißt mich immer aus der Handlung raus, in die ich mich doch eigentlich vertiefen will. Anderen etwas vorlesen ist okay. Ich verstelle auch gern die Stimmen 😉

8) TWEEDLEDEE UND TWEEDLEDUM: WENN DU ZWEI ODER MEHR BÜCHER LIEST, GIBST DU EINEM DEN VORZUG?

Meistens lese ich tatsächlich mehrere Bücher gleichzeitig. Meistens ein Roman, eine Fachliteratur und eine Mangareihe. Was davon ich tatsächlich lese, kommt immer auf die Situation an. Ich gehe meistens einfach nach der Zeit und den Umständen. Für Romane brauche ich meistens länger, weil ich relativ langsam lese. Da es mich aber deprimiert nur eine halbe Stunde Zeit zum lesen zu haben und dann vielleicht nur 15-20 Seiten zu lesen, fange ich in dem Fall gar nicht erst an, sondern nehme einen Manga zur Hand. Durch den stark bildlastigen Charakter schafft man mehr und kann sich trotzdem die Illustrationen im Detail anschauen. Fachliteratur nehme ich eigentlich nur dann zur Hand, wenn ich wirklich viel Zeit habe, da man ja meistens was aus der Situation mit raus nehmen will. D.h. bei IT-Fachliteratur was nebenbei programmieren. Wo ich aber ganz bockig bin ist das Ende von Büchern. Wenn ich die letzten 80 Seiten eines Romans oder den letzten Band einer Mangareihe vor mir habe, möchte ich die meistens ungestört am Stück lesen. Wenn da jemand anruft, unangemeldet vor der Tür steht oder sonstwas, kann ich schon Mal ganz kurz angebunden sein oder … gehe nicht ran. … Sorry.

9) POOL OF TEARS: GIBT ES EIN BUCH, DAS DICH SCHOCKIERT ODER ZUM WEINEN GEBRACHT HAT?

Jepp. Bei Band 1 der Mangareihe „Pluto“ von Naoki Urasawa gab es eine Stelle, die mich zu Tränen gerührt hat. Stichwort träumende Roboter. Bei „Eleanor & Park“ musste ich tatsächlich auch etwas weinen. Und bei „20th Century Boys“ bzw „21st Century Boys“ von Naoki Urasawa. Geschockt hat mich beispielsweise George Orwells „1984“ – generell braucht es aber schon etwas mehr um mich zu schocken.

So – das war’s von mir und meinen Antworten auf die an Alice angelehnten Fragen. 🙂 Welche Antworten würden bei euch ganz anders ausfallen? Hand aufs Herz: wer liest lieber von den klassischen Helden als von Antihelden? Lest ihr immer strikt ein Buch oder mehrere parallel? Und eine Frage, die hier zwar nicht drin ist, die mich aber immer sehr interessiert: brecht ihr Bücher ab? Oder seid ihr dann doch neugierig wie es ausgeht und lest weiter? Wie es der Brauch so will, tagge ich auch ein paar Lesewütige. Ich könnte mir vorstellen, dass die Fragen spannend für Don Pozuelo, Zeilenende, Franzi, Jasmin und Amerdale sind. Das sollte aber alle anderen nicht davon abhalten, sich die Fragen einfach so zu schnappen 😉

3 Antworten

  1. Ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass manche Menschen genauso wie ich dem Phänomen unterliegen öfters dieselben Bücher zu nennen.
    Eleanor& Park war definitiv eine Leseweide für mein Leserattengemüt… Gute Jugendbücher sind immer seltener geworden, leider.

    Solaris habe ich übrigens beendet und für genial befunden, wobei gen Ende es eher zu einem Mindfuck wurde. 1Q84, habe ich noch nie verstanden. Vielleicht war ich zu jung oder ich verstehe Murakami einfach nicht… Den Verdacht hege ich eher

  2. UUUUUUUUUUUhhhh, na wenn du mich schon bedacht hast, so muss ich wohl bald ans Werk.

  3. Bücher lese ich immer bis zum bitteren Ende. Da halte ich es wie mit Filmen. Man muss ja bei allen Schwierigkeiten, die man mit einem Werk hat, auch die Arbeit des Autors oder Regisseurs anerkennen und zumindest in Ansätzen verstehen wollen, was sie/er uns damit nun eigentlich sagen wollte. Auch wenn man vielleicht nicht zu irgendeinem befriedigenden Ergebnis kommt.

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