Die französische Serie Les Revenants habe ich zur deutschen Erstausstrahlung 2014 im Free-TV gesehen und die Serie schlug bei mir ein. Von null auf 100 zu einer der Lieblingsserien. Das Konzept der Serie, die selber auf einem Film namens The Returned (2004) basiert, wurde in mehreren Serien aufgegriffen und schien ein populäres Thema zu werden (bspw. Glitch – auch so eine Serie, bei der Menschen einfach von den Toten auferstehen). Zu allem Überfluss erhielt Les Revenants ein US-Remake, das man bei Netflix sehen konnte, bevor Les Revenants dem Programm hinzugefügt wurde. Und dass man das US-Remake getrost in die Tonne treten kann, habe ich ja schon mal erörtert … . Übrigens heißt das Remake auch ‚The Returned‘, also die Zurückkehrer oder Zurückgekehrten wie man in etwa auch den französischen Titel übersetzen würde. Verwirrung komplett? Gut. Dann hat die in meinen Augen abgeschlossene Serie ‚Les Revenants‘ eine zweite Staffel spendiert bekommen. Ja. Kann eigentlich nur schief gehen oder? Review istspoilerfrei, solltet ihr aber meiden, wenn ihr die erste Staffel noch nicht gesehen habt.
Eine Serie, die durch das unausgesprochene lebt, bekommt eine zweite Staffel, die alles klären soll. Eine Serie, bei der das Unausgesprochene, die große Faszination ist. Eine zweite Staffel, wo keine ins Bild passt. Zum Scheitern verurteilt? Jein. Les Revenants macht erst einmal da weiter, wo die erste Staffel angefangen hat. Wir erinnern uns: in ein französisches Städtchen an einem Staudamm in den Bergen, kehren plötzlich Menschen wieder, die eigentlich tot und begraben sind. Dabei ist es egal, ob sie erst vor ein paar Tagen oder mehreren Jahrzehnten gestorben sind. Sie sind einfach wieder da und erinnern sich an wenig. Umso größer ist die Überraschung als die Verstorbenen wieder auftauchen und den Staub vergangener Zeiten aufwirbeln. Beispielsweise Simon (Pierre Perrier), der vor vielen Jahren seine hochschwangere Freundin Adèle (Clotilde Hesme) vor dem Traualtar stehen ließ und Selbstmord begangen hat. Zum Ende der ersten Staffel hat sich eine ganze Horde von Rückkehrern versammelt und sie sind geschlossen gegangen und haben dabei die Menschen getrennt, die wieder zueinander gefunden hatten. Zusammen mit ihnen ging beispielsweise Camilles Mutter Claire (Anne Consigny), die ihre Tochter nicht wieder gehen lassen wollte und auch Julie (Céline Sallette), die sich nicht von Victor (Swann Nambotin) trennen wollte. Und als die Horde erst einmal verschwunden ist, offenbarte sich die große Katastrophe: die Stadt wurde erneut überschwemmt.
„THE RETURNED | Season 2 Official Trailer | SundanceTV“, via SundanceTV (Youtube)
History Repeating. Die Geschichte der Stadt, der Menschen und des Wassers ist eine bittere. Man versucht herauszufinden wie das passieren konnte, denn eigentlich ist der Staudamm nicht gebrochen. Wo kommt das ganze Wasser her? Währenddessen suchen Jérôme (Frédéric Pierrot) und Léna (Jenna Thiam) nach Camille und Claire. Adèle verkraftet nur schwer, dass sie schwanger von Simon ist. Einem verschwunden, verstorbenen, einem Rückkehrer, der gegangen ist. Währenddessen wird ein Ermittler angestellt, der herausfinden soll wie es zu der Überschwemmung kam und der selber eine Bindung zu dem Ort hat. Serge (Guillaume Gouix) hingegen, muss sich damit abfinden, dass sein Vater Milan zurückgekehrt ist und viele Fragen hat. Tatsächlich versteckt sich aber die Horde, um Claire, Julie, Victor, Camille und viele andere in einer wahrhaftigen Geisterstadt. Die Horde lässt sie nicht gehen, weiß aber auch nicht wohin mit sich in dieser Welt, in der sie eigentlich nicht mehr gehören. Gespenstisch sind die Bilder von fahlen Menschen, die ohne Aufgabe, ohne Leben, zusammengepfercht in Häusern sitzen und vor sich hinstarren. Bis sich langsam alle losen Enden verknüpfen. Dabei werden nach dem altbewährten Rezept der ersten Staffel in jeder Episode in Flashbacks einige Schicksale alter und neuer Charaktere erzählt.
Meine Theorie war, dass das Auftauchen der Horde den Zweck hatte, ihre geliebten Menschen vor dem erneuten Unglück zu bewahren. Schließlich haben sich gegen Ende der ersten Staffel viele bei der Tafel auf dem Berg getroffen und sind so Katastrophe entgangen. Aber die zweite Staffel gibt in ihrer letzten Episode eine andere Erklärung. Es ist letzten Endes ein Gedanke gewesen. Ja! Ein Gedanke, der stark genug war, sie alle zurückzuholen. „Lass mich nicht allein.“ Das wer, was, wie, weshalb, warum, will ich nicht verraten – ich wollte ja nicht spoilern. Aber die letzte Folge der zweiten Staffel ist das fehlende, runde Ende der ersten. Das Problem dabei: der steinige Weg bis dahin. Denn der Rest der zweiten Staffel war leider sehr wirr. Die Beziehung von Simon und Adèle ist offensichtlich eine Geschichte voller Missverständnisse. Auch die hysterische Claire macht es dem Zuschauer nicht leicht. Warum die Horde sie angeblich nicht gehen lässt, aber ständig jemand abhaut, wird wohl auch auf ewig ein Rätsel bleiben. Und die Serie schafft neue Fragen. Beispielsweise: woher weiß Lucie (Ana Girardot), was sie alles weiß? Das wohl aber schwierigste und für einige Zuschauer ärgerlichste ist wohl aber, dass Les Revenants sich in der zweiten Staffel dem üblichen Bild des Zombies zaghaft annähert. Ein Verlust. Während in der ersten Staffel das Experiment, das Gedankenspiel, die schwelenden Konflikte und Emotionen und Bindungen und der Verzicht auf Gore das große Plus waren, macht die zweite Staffel einen Schritt zurück. Jetzt beginnen wahllos doch die einen oder anderen Zombies Menschenfleisch zu schnabulieren. Aber Achtung: man kann erkennen, dass das v.A. die tun, denen man jegliche Menschlichkeit abgestritten hat und die man gefoltert hat. Vielleicht doch kein Zombie-Klischee, sondern ein Wink?
„Les Revenants Season 2 Teaser“, via Trailers Promos Teasers (Youtube)
https://www.youtube.com/watch?v=tmd__yablrI
In jedem Fall beantwortet die Staffel aber auch Fragen. So wird in das Dunkel von Viktors Geschichte etwas Licht gebracht und auch erklärt wie Serge geworden ist, was er ist. Mal abgesehen von diesen Lichtmomenten, war die zweite Staffel im Großen und Ganzen eine verzichtbare. Alles, was man dort gesehen hat, hätte man weglassen können und stattdessen an die erste Staffel die letzte Episode der zweiten ranhängen. Fertig ist der Lack. Natürlich hätten dann einige interessante Nebenhandlungen gefehlt. Aber die zweite Staffel hat außer diesen und der wunderbaren letzten Episode nicht viel Gutes getan. Wirr und konfus wurde die Auflösung und Handlung gestreckt und mit Zutaten gewürzt, die man nicht braucht. Hysterie beispielsweise. Dabei ist die letzte Folge, diese eine geheime Zutat. Während die ganze Staffeln in kaltem Licht gefilmt ist und graue Filter uns davon überzeugen, dass alles ernst und traurig ist, gelingt den Machern ein sonnenbeschienenes Finale. Eins, das hoffnungsvoll wirkt. Und wem die Auflösung nicht reicht, der soll (sich bitte keine dritte Staffel wünschen, sondern) mal bei Reddit die Theorie nachlesen, nach der die Rückkehrer Wechselbälge sind bzw. Changelings. Macht erschreckend viel Sinn.
(7/10)
Derzeit zu schauen auf: Netflix. Müsste ich es in TDLR fassen, würde ich sagen, dass die Staffel ziemlich schlecht war. Aber das Finale ziemlich gut. Wenn man aber die Wechselbälge-Theorie nachempfindet, könnte man fast auf den Gedanken kommen, dass Victor vielleicht der einzige echte „Rückkehrer“ ist!? Und ich komme nicht umhin mich zu fragen wie alt er wohl wirklich ist? Nur ein paar Gedanken. Habt ihr die Staffel schon gesehen? Und wie hat sie euch gefallen? Seid ihr etwas zufriedener damit als ich es bin? Was hattet ihr für Theorien über das Finale der ersten? Habt ihr das US-Remake, eine der Serien mit ähnlichem Konzept oder den zugrunde liegenden Film gesehen? Irgendwie würde es mich ja reizen auseinanderzunehmen wo das Konzept am besten umgesetzt wurde … aber ich halt es mal wie bei Effi Briest. Das ist ein weites Feld. Sehr weit.
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