Oscar-Wunschkonzert 2018

Da sind wir nun. Es gab schon viele Wunschkonzerte hier bzw. „Oscar-Tippspiele“. Und v.A. welche auf die ich mich besser vorbereiten konnte. Einige der nominierten Filme, die mich am meisten interessiert hätten, feiern ihren deutsche Kinostart leider erst im März oder April (Call Me By Your Name, Lady Bird, The Florida Project; I, Tonya). Bei anderen habe ich die Chance nicht ergriffen, weil ich im Vorfeld eigentlich nicht erwartet hatte, dass sie aus anderen Gründen als ihrer politischen oder geschichtlichen Relevanz und bestimmten Einzelleistungen eine Nominierung bekommen – und das treibt mich nicht unbedingt ins Kino (The Darkest Hour, The Post). Andere Filme, bei denen ich mehrere Nominierungen gesehen hätte, wurden übergangen. Für „Mother!“ beispielsweise habe ich eine Nominierung für Jennifer Lawrence als beste Hauptdarstellerin erwartet und eine für das beste Originaldrehbuch für Darren Aronofsky. Aber es war fast abzusehen, dass der Stoff zu speziell ist. Wie dem auch sei – ich versuche mir nicht davon die Laune und das Tippspiel verderben zu lassen 😉 obwohl vorprogrammiert ist, dass man einige Male daneben liegen wird. Aber hey, spannend und mitreißend finde ich es alle Jahre wieder. 🙂

Legende:

unterstrichen = gesehen und Besprechung ist ggf verlinkt
fett = sollte imho gewinnen

Bester Film

„Call Me by Your Name“
„Darkest Hour“
„Dunkirk“
„Get Out“
„Lady Bird“
„Phantom Thread“
„The Post“
„The Shape of Water“
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“

Um ehrlich zu sein: keine Ahnung. Unter den Filmen, die ich gesehen habe, kann ich es mir am ehesten bei Dunkirk vorstellen, vermute aber, dass es einer der Filme wird, die ich bisher nicht gesehen habe. Keiner der von mir gesehenen Filme ist in der Summe seiner Teile so, dass er mich noch Tage später beschäftigt hat, emotional tief ergriffen oder mich in Hochachtung versetzt hat wegen seiner Mittel, Geschichte, etc. Bei allen fehlte dieses Gefühl der Überwältigung, Dunkirk hallte zumindest einige Tage nach. Für Call me … würde es mich aber sehr freuen.

Beste Regie

„Dunkirk“ Christopher Nolan
„Get Out“ Jordan Peele
„Lady Bird“ Greta Gerwig
„Phantom Thread“ Paul Thomas Anderson
„The Shape of Water“ Guillermo del Toro

Es ist sehr schade, dass Dee Rees hier nicht für Mudbound berücksichtigt wurde oder wie schon oben erwähnt Darren Aronofsky für Mother!. Aber immerhin ist im Gegensatz zu den Golden Globes mal mit Greta Gerwig eine Frau in der Liste. Es würde mich freuen, wenn der Oscar an Greta Gerwig geht – aber beurteilen kann ich es leider nich. Unter allen anderen kann ich es mir am ehesten bei Dunkirk vorstellen – aber wie gesagt: eigentlich hätte ich hier komplett andere Regisseure gesehen.

Bester Hauptdarsteller

Timothée Chalamet, „Call Me by Your Name“
Daniel Day-Lewis, „Phantom Thread“
Daniel Kaluuya, „Get Out“
Gary Oldman, „Darkest Hour“
Denzel Washington, „Roman J. Israel, Esq.“

An der Stelle möchte ich mich nicht festlegen, da ich einfach nur eine der Leistungen gesehen habe. Und das ist Daniel Kaluuya, der sicherlich ein großartiger Newcomer ist, aber bei der Konkurrenz hat er keine Chance. Get Out hat auch nicht so wahnsinnig viel mehr als Angst als Emotion hergegeben und lässt gar nicht zu, dass man eine große Bandbreite zeigt. Müsste ich tippen, dann wird es wohl die älteren Herren in der Runde treffen: Daniel Day-Lewis, Gary Oldman oder Denzel Washington.

Beste Hauptdarstellerin

Sally Hawkins, „The Shape of Water“
Frances McDormand, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“
Margot Robbie, „I, Tonya“
Saoirse Ronan, „Lady Bird“
Meryl Streep, „The Post“

Auch hier habe ich leider wenig Vergleichsmöglichkeiten. Frances McDormand hat mich aber in ihrer Rolle sehr beeindruckt, weswegen ich jetzt auf sie tippe. Aber ich würde mich auch unendlich für Sally Hawkins, Margot Robbie und Saoirse Ronan freuen. Noch mehr hätte ich mich gefreut, wenn ich I, Tonya und Lady Bird schon hätte sehen dürfen. Und Meryl Streep … ich weiß nicht, ich habe zu „The Post“ irgendwie keine Meinung. Bei dem Film muss ich stattdessen immer an „Spotlight“ denken – ich kann mir nicht helfen. Ich vergesse ständig, dass es den Film „The Post“ gibt. Das klingt böse, ich weiß. Deswegen hatte ich auch keinen Antrieb ihn zu schauen. Und außerdem hat Meryl Streep ja schon drei Oscars … jaja, ich weiß! Auch sicherlich verdient!

„Three Billboards outside Ebbing, Missouri | Offizieller Trailer | Deutsch HD German (2017)“, via FoxKino (Youtube)

Bester Nebendarsteller

Willem Dafoe, „The Florida Project“
Woody Harrelson, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“
Richard Jenkins, „The Shape of Water“
Christopher Plummer, „All the Money in the World“
Sam Rockwell, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“

Richard Jenkins hat nicht nur einen Charakter gespielt, der für comic relief sorgt, sondern der sehr deutlich demonstriert, dass manche Menschen von der Gesellschaft ausgestoßen werden, einfach weil sie ihrer Zeit etwas voraus sind. Undzwar auf eine vielschichtige Art und Weise, ohne Schwere, ohne Pathis. Aber mit viel Menschlichkeit. Aber obwohl ich The Florida Project nicht gesehen habe, könnte ich mir vorstellen, dass es auch Willem Dafoe werden könnte.

„THE SHAPE OF WATER | Official Trailer | FOX Searchlight“, via FoxSearchlight (Youtube)

Beste Nebendarstellerin

Mary J. Blige, „Mudbound“
Allison Janney, „I, Tonya“
Lesley Manville, „Phantom Thread“
Laurie Metcalf, „Lady Bird“
Octavia Spencer, „The Shape of Water“

Mary J. Blige hat meines Wissens zuvor eher in ein paar Serien mitgewirkt, aber ihre Florence ist in Mudbound trotz wenig Screen-Time ein sehr präsenter und bewegender Charakter. Sie tut nicht viel, lässt einen aber deutlich spüren mit wieviel Durchhaltevermögen, Leidensfähigkeit und Ruhe Florence ihr Leben durchsteht – sie ist ein Fels in der Brandung ohne laut zu sein. Dass man sie als glamourösen Star kennt, trägt zu der Überraschung über ihre Performance vielleicht auch etwas bei. Allison Janney hat sicherlich auch eine realistische Chance auf den Oscar – das kann ich aber nur von Ausschnitten her beurteilen. Und obwohl ich Octavia Spencers Charakter in The Shape of Water sehr mochte, frage ich mich doch, ob ihre Nominierung an dieser Stelle nicht eher was mit der #OscarsSoWhite Debatte von vor zwei Jahren zutun hat. Ihre Zelda hat eigentlich nicht wahnsinnig viel Spielraum in dem Film und bleibt recht vorhersehbar gestrickt, hat auch meines Erachtens nach keine große persönliche Entwicklung oder Schlüsselszenen. Das ist aber schon fast schade, denn Octavia Spencer ist eine wunderbare Schauspielerin und sollte auch realistisch bewertet und nominiert werden, sodass ihre herausragenden Leistungen auch noch wirklich herausstechen. Da hat sie ja nun weiß Gott andere Rollen gespielt. Sehe nur ich das so?

Bestes adaptiertes Drehbuch

„Call Me by Your Name“ James Ivory
„The Disaster Artist“ Scott Neustadter & Michael H. Weber
„Logan“ Scott Frank & James Mangold and Michael Green
„Molly’s Game“ Aaron Sorkin
„Mudbound“ Virgil Williams and Dee Rees

Auch hier habe ich leider wenig realistische Möglichkeiten für ein Tippspiel. Obwohl Logan verglichen mit anderen Comic-Verfilmungen der letzten Jahre ein wirklich herausragendes Skript hatte, sehe ich den Oscar eher bei Mudbound. Der Film schließt eine Lücke über Rassendiskriminierung, in der man beide Seiten sieht. Der Film lässt Platz dafür Farbige über etwas anderes als ihre Hautfarbe zu definieren und Weiße nicht nur als Rassisten zu brandmarken. Der Spagat das alles abzubilden gelingt dem Film unglaublich gut. Aber die Konkurrenz scheint auch stark zu sein. Meine Intuition sagt auch Call me by your Name. Schwierig!

Bestes Originaldrehbuch

„The Big Sick“ Emily V. Gordon & Kumail Nanjiani
„Get Out“ Jordan Peele
„Lady Bird“ Greta Gerwig
„The Shape of Water“ Guillermo del Toro, Vanessa Taylor
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ Martin McDonagh

Unter den Filmen, die ich gesehen habe, ist Three Billboards … die sehr sehr klare Antwort. Das Drehbuch und die Idee von Get Out mag gut sein, aber andererseits auch nicht so  lebensverändernd, dass ich hier einen Oscar sehe. The Shape of Water kann es meiner Meinung nach nicht werden, weil es einfach zuviele Einflüsse aus anderen Filmen und Medien vereint. Damit meine ich nicht die platzierte Hommage an viele Filme etc. Es ist insgesamt wie ein Potpourri der weirden Popkultur mit Einflüssen von Die fabelhafte Welt der Amélie, Hellboys Ape Sapien und sehr deutlicher Ähnlichkeit zu einem gewissen anderen Stück. Das ist einfach ein bisschen zuviel Ähnlichkeit. Three Billboards hingegen spielt sehr mit den Erwartungen und traut sich Dinge anders zu machen als es der Zuschauer aus zig anderen Filmen kennt und vermutet. Lady Bird ist sicherlich eine große Konkurrenz.

Beste Kamera

„Blade Runner 2049“ Roger Deakins
„Darkest Hour“ Bruno Delbonnel
„Dunkirk“ Hoyte van Hoytema
„Mudbound“ Rachel Morrison
„The Shape of Water“ Dan Laustsen

Die Kamera in Dunkirk ist eigentlich eins der Elemente, die den Film formen und zu dem mitreißenden Film machen, der er ist. Dass die insbesondere technischen Disziplinen des Films so großartig sind, ist vielleicht auch der Grund, aus dem er viele Leute emotional weniger anspricht. Schon beim Schauen von Dunkirk dachte ich, dass das bestimmt einen Oscar für Hoyte van Hoytema gibt. Aber was mich auch unendlich freuen würde ist, wenn der Oscar in der Kategorie das erste Mal an eine Frau gehen würde. Nur ist es leider eben doch so, dass mir die Kameraarbeit in Dunkirk deutlicher als herausragend in Erinnerung geblieben ist als in Mudbound.

Bestes Szenenbild

„Beauty and the Beast“ Sarah Greenwood; Katie Spencer
„Blade Runner 2049“ Dennis Gassner, Alessandra Querzola
„Darkest Hour“ Sarah Greenwood, Katie Spencer
„Dunkirk“ Nathan Crowley, Gary Fettis
„The Shape of Water“ Paul D. Austerberry, Jeffrey A. Melvin, Shane Vieau

… das finde ich an der Stelle nicht so schwer. Sicherlich ist The Shape of Water ein sehr sehr starker Konkurrent, aber in Blade Runner 2049 gab es Szenen, Kulissen und visuelles Storytelling für die Ewigkeit. Es gibt soviele Bilder, die sich mir ins Gehirn gebrannt haben, obwohl es schon eine Weile her ist, dass ich den Film gesehen habe. Das Szenenbild ist eine konsequente Darstellung eines Menschenkults und von untergegangenem Humanismus und Identitätsverständnis. Muss ich noch mehr sagen?

Bestes Kostümdesign

„Beauty and the Beast“ Jacqueline Durran
„Darkest Hour“ Jacqueline Durran
„Phantom Thread“ Mark Bridges
„The Shape of Water“ Luis Sequeira
„Victoria and Abdul“ Consolata Boyle

Mein Gespür sagt ja eher „Phantom Thread“, aber ich habe den Film im Kino leider verpasst. Und The Shape of Water war ein wirklich wunderbar durchkomponierter Film was das Kostümdesign betrifft. Ich denke da allein an das Amphibienwesen.

Beste Filmmusik

„Dunkirk“ Hans Zimmer
„Phantom Thread“ Jonny Greenwood
„The Shape of Water“ Alexandre Desplat
„Star Wars: The Last Jedi“ John Williams
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ Carter Burwell

Leider ist mir der Soundtrack von Three Billdboards nicht wirklich als herausragend aufgefallen. Trotz Carter Burdwell. Star Wars sehe ich auch nicht wirklich in dieser Kategorie. Desplats The Shape of Water klang sehr stark nach Yann Tiersens Soundtrack zu Die fabelhafte Welt der Amélie und ist alleine deswegen für mich raus. Hans Zimmer hingegen hat für Dunkirk ziemlich in die Trickkiste gegriffen und das würde ich gern mit einem Oscar belohnt sehen.

„The sound illusion that makes Dunkirk so intense“, by Vox (Youtube)

Bester Filmsong

„Mighty River“ from „Mudbound“ Mary J. Blige
„Mystery of Love“ from „Call Me by Your Name“ Sufjan Stevens
„Remember Me“ from „Coco“ Kristen Anderson-Lopez, Robert Lopez
„Stand Up for Something“ from „Marshall“ Diane Warren, Common
„This Is Me“ from „The Greatest Showman“ Benj Pasek, Justin Paul

Immerhin ist es in der Kategorie mal einfacher sich alles zu Gemüte zu führen. 🙂 Obwohl ich die Filme alle nicht gesehen habe, konnte ich zumindest alle Songs hören und die haben alles was – sehr mitreißend. Nur „Remember Me“ hat bei mir nicht wirklich Eindruck hinterlassen. Es klingt sehr nach dem dramatischen, typischen Popcornfilmsong, der in voller Inbrunst geschmettert wird und schon zehn Mal nominiert war. Ich würde für Mystery of Love plädieren, aber ich glaube da hinkt meine Wahrnehmung, weil es einfach meinen persönlichen Geschmack am meisten entspricht. Bei Musik habe ich nicht die Fachkenntnis, um objektiv genug zu antworten.

„Sufjan Stevens – Mystery of Love (From „Call Me By Your Name“ Soundtrack)“, via SonySoundtracksVEVO (Youtube)

Bestes Make-up und beste Frisuren

„Darkest Hour“ Kazuhiro Tsuji, David Malinowski, Lucy Sibbick
„Victoria and Abdul“ Daniel Phillips and Lou Sheppard
„Wonder“ Arjen Tuiten

Uff. Das ist tough. Vor Allem ohne sich vorher einen Eindruck gemacht zu haben. Alle drei hier genannten Filme habe eine Berechtigung in der Liste der nominierten zu sein, da bin ich mir sicher. Wonder würde ich es wegen des Themas des Films sehr wünschen und weil es naheliegt, denn dahinter steckt sicherlich eine Menge Arbeit. Aber das Darstellen real-existierender Personen der Weltgeschichte ist ebenso tough und erlaubt weniger Freiheitsgrade. Und ich denke, dass es letzten Endes dann auch The Darkest Hour machen wird.

Bester Schnitt

„Baby Driver“ Jonathan Amos, Paul Machliss
„Dunkirk“ Lee Smith
„I, Tonya“ Tatiana S. Riegel
„The Shape of Water“ Sidney Wolinsky
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ Jon Gregory

Wenn Baby Driver irgendwo überzeugt hat, dann in den technischen Kategorien des Films. Schade, dass es keinen Oscar für Stunts gibt. Genauso gut kann ich mir an der Stelle aber den Oscar für Lee Smith für Dunkirk vorstellen.

Bester Ton

„Baby Driver“ Mary H. Ellis, Julian Slater, Tim Cavagin
„Blade Runner 2049“ Mac Ruth, Ron Bartlett, Doug Hephill
„Dunkirk“ Mark Weingarten, Gregg Landaker, Gary A. Rizzo
„The Shape of Water“ Glen Gauthier, Christian Cooke, Brad Zoern
„Star Wars: The Last Jedi“ Stuart Wilson, Ren Klyce, David Parker, Michael Semanick

Es würde mich ehrlich gesagt wundern, wenn der Oscar in dieser Kategorie nicht an das Team hinter Dunkirk geht. Natürlich haben die anderen Filme in dieser Kategorie alle eine Berechtigung, aber Dunkirk hat dem Krieg eine bedrohlich und verdammt echt wirkende Soundkulisse gegeben. Blade Runner 2049 ist aber sicherlich ein starker Konkurrent.

„Dunkirk – Trailer 1 [HD]“, via Warner Bros. Pictures (Youtube)

Bester Tonschnitt

„Baby Driver“ Julian Slater
„Blade Runner 2049“ Mark Mangini, Theo Green
„Dunkirk“ Alex Gibson, Richard King
„The Shape of Water“ Nathan Robitaille, Nelson Ferreira
„Star Wars: The Last Jedi“ Ren Klyce, Matthew Wood

Ähnlich wie bei dem Ton würde es mich wundern, wenn Julian Slater für Baby Driver nicht abräumt. Schließlich ist der Tonschnitt in Baby Driver eigentlich das Hauptfeature des Films durch das er sich auch deutlich absetzt und überhaupt erst lebt. Dem stehen aber mit Blade Runner 2049 und Dunkirk starke Kontrahenten gegenüber.

„BABY DRIVER – 6-Minute Opening Clip“, via ColumbiaPicturesPhils (Youtube)

Beste visuelle Effekte

„Blade Runner 2049“ John Nelson, Paul Lambert, Richard R. Hoover, Gerd Nefzer
„Guardians of the Galaxy Vol. 2“ Christopher Townsend, Guy Williams, Jonathan Fawkner, Dan Sudick
„Kong: Skull Island“ Stephen Rosenbaum, Jeff White, Scott Benza, Mike Meinardus
„Star Wars: The Last Jedi“ Ben Morris, Mike Mulholland, Chris Corbould, Neal Scanlan
„War for the Planet of the Apes“ Joe Letteri, Dan Lemmon, Daniel Barrett, Joel Whist

Um ehrlich zu sein finde ich die Kategorie hier etwas dünn was die Nominierten betrifft. Bei allen anderen Filmen außer Blade Runner 2049 und War for the Planet of the Apes sehe ich eigentlich nicht, warum die sich von anderen budget-starken Filmen mit CGI absetzen.

„BLADE RUNNER 2049 – Official Trailer“, via Warner Bros. Pictures (Youtube)

Bester Animationsfilm

„The Boss Baby“ Tom McGrath, Ramsey Ann Naito
„The Breadwinner“ Nora Twomey, Anthony Leo
„Coco“ Lee Unkrich, Darla K. Anderson
„Ferdinand“ Carlos Saldanha
„Loving Vincent“ Dorota Kobiela, Hugh Welchman, Sean Bobbitt, Ivan Mactaggart, Hugh Welchman

Das ist meine Aufreger-Kategorie Nummer eins. Warum? Weil einfach so oft Disney/Pixar gewinnt, dass ich schon an eine Verschwörung glaube. Denn die Konkurrenz und der Mehrwert der anderen Nominierten erschien mir immer außerordentlich hoch. Was die Aussage betrifft und auch den Mut zu traditionellen oder alternativen Animationsmethoden zu greifen. Stattdessen gewinnt immer der CGI-Bombast. Teilweise auch bei ausgelutschten Geschichten. Ich verstehe es nicht. Hat Disney inzwischen vielleicht auch die Academy Awards gekauft? Die Nominierung von The Boss Baby kann ich schwer nachvollziehen, die Handlung ist für mich ein Witz. Undzwar ein schlechter. Coco und Ferdinand schon eher, obwohl ich mir auch bei den beiden nicht sicher sind, ob sie so neue Maßstäbe setzen, eine so fantastische Geschichte erzählen, dass sie einen derart bedeutenden Preis abräumen sollten. Bei The Breadwinner von den Machern von The Secret of Kells und Song of the Sea sehe ich das eher. Leider habe ich den nicht gesehen, könnte mir aber sehr gut vorstellen, dass der es wird. Für Loving Vincent würde ich es mir von Herzen wünschen, auch wenn die Handlung und Spannungskurve erzählerisch etwas hinkt. Die Machart des Films ist jedenfalls einzigartig und die Mittel sind die wohl allumfassendste Verbeugung vor einem Künstler, die man sich vorstellen kann. Und wenn die Mittel den Gedanken eines Films derart unterstreichen, dann ist das doch eigentlich ein Gewinner oder? Aber von solchem Denken hat man sich in den letzten Jahren ja auch nicht beeindrucken lassen. Ich denke da nur an Ghiblis Die Legende der Prinzessin Kaguya.

„LOVING VINCENT | Trailer deutsch german [HD]“, via vipmagazin (Youtube)

„The Breadwinner [Official US Trailer]“, via GKIDS Films (Youtube)

Bester fremdsprachiger Film

„A Fantastic Woman“ (Chile)
„The Insult“ (Lebanon)
„Loveless“ (Russia)
„On Body and Soul (Hungary)
„The Square“ (Sweden)

Leider habe ich keinen der Filme bisher sehen können – The Square habe ich im Kino leider verpasst. Auch Loveless ist mir schon begegnet und ich könnte mir bei beiden den Gewinn vorstellen.

Komplett passen muss ich leider in den Kategorien bester Dokumentarfilm, bester Dokumentar-Kurzfilm, bester animierter Kurzfilm und bester Kurzfilm. Ich kannte leider aus Reviews, der Presse oder sonstwoher keinen und habe es zeitlich nicht geschafft mich mit ihnen auseinanderzusetzen. Das wird aber nachgeholt, denn die Filmschaffenden haben die Aufmerksamkeit eigentlich mehr verdient, als die eh schon weltbekannten, großen Stars, die keine Unterstützung mehr nötig haben. Behaupte ich jetzt einfach mal frech. Wie sind eure Oscar-Tipps? Wo seid ihr meiner Meinung? Wo nicht? Und welcher Film oder welche Filmschaffenden wurden eurer Meinung nach sträflich vernachlässigt? Leider kann ich diesmal nicht die Oscars live sehen, sondern muss mich mit einer Aufnahme begnügen und einen Arbeitstag versuchen ohne Spoiler zu überstehen. Keine sozialen Netze und Nachrichten für mich am Montag, das wird hart. Wie macht ihr das? Live schauen, gar nicht schauen oder zuhause im Dunkeln einschließen?

8 Antworten

  1. Ich habe noch keinen dieser Filme gesehen, aber was ich aus Trailers weiß, hoffe ich, dass „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ sowie „Ladybird“ mindestens einen Oscar holen werden.

    Ich finde es auch doof, dass Pixar-Filme anscheinend über ein Oscar-Abo verfügen. 🙁 Aber Animationsfilme haben generell einen schweren Stand bei den Academy-Mitgliedern und ich wage zu vermuten, dass sie nur den Film ankreuzen, den die eigenen Enkelkindern kennen. *hüstel*

    Ich hoffe, dass Wunder keinen Oscar für Make Up erhält. Ich persönlich finde es befremdlich, wenn Nichtbehinderte die Rollen Behinderter übernehmen und finde das auch eine Beleidung für alle Betroffenen.

    Ich denke, wenn ich nicht zu müde bin, schaue ich mir das live an. Gutes Gelingen beim Ausweichen der Spoilers. 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ und „Ladybird“ habe ich die Oscars auch gewünscht! 🙂 Muss ich aufpassen, was ich sage oder hast du die Ergebnisse mitbekommen? Dann weißt du vielleicht schon wie das mit dem Oscar-Abo von Pixar/Disney dieses Jahr lief … ohne Worte.

      Da bringst du mich zum nachdenken – darüber habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Im Grunde kann man das mit den Behinderten ja auch auf Sally Hawkins Charakter in „Shape of Water“ beziehen. Einerseits hat Guillermo del Toro gesagt, dass er sich seit jeher Hawkins in der Rolle vorgestellt hat, andererseits wäre es ein schönes Statement gewesen, einfach mal jemandem die Plattform zu geben, der wirklich tagtäglich die Hürden überwinden muss. Das ist ein Punkt!

      Danke – das ausweichen hat fast geklappt. Irgendwie haben die Oscars dieses Jahr gefühlt nicht die Medien erschüttert …

  2. Was ist eigentlich dein mehrmals erwähnter „Ladybug“ für ein Film? Ist das die Geschichte der Frau des Brainbug aus „Starship Troopers“? 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ladybug? Welcher Ladybug? 😉

      1. Der Bug ist ausgemerzt. Gab wohl ein Update der Software. 😀

  3. Beim Animationsfilm sprichst du mir aus der Seele. Jahr um Jahr die einzigartige Innovationskraft dieser fantasievollsten aller Filmgattungen zu ignorieren, ist eine Frechheit. Das sagt schon alles über das Desinteresse der Academy an der Kunstform Film aus. Positiv ist lediglich, dass allein eine Nennung unter den Nominierten Studios wie dem Cartoon Saloon hilft, weitere Filme zu finanzieren.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Danke! Ich bin sehr froh, in den Kommentaren hier zu lesen, dass ich mit der Ansicht nicht alleine dastehe. Aber vielleicht brauchen wir ein #OscarsSoDisney oder #OscarsSoCGI, bevor das der breiten Masse auffällt … mir bereitet das inzwischen fast körperliche Schmerzen. Ich hätte fast ausgeschalten, als ich es dieses Mal gesehen habe und die Gewinner der Kategorie verkündet wurden.

      1. Den Hashtag #OscarsSoDisney wollte ich tatsächlich auch schon bringen, dann habe ich es aber vorgezogen, das Ganze auf sozialen Netzwerken weitestgehend zu ignorieren (nächsten Sonntag muss ich trotzdem noch kurz was dazu bloggen). Tatsächlich ist das für mich ein Grund, einen Bogen um diese Veranstaltung zu machen. Das Problem ist, dass Pixar-Filme ja generell gut ankommen und daher wohl kaum jemand das Problem sieht. Und um eine „Kinderfilmkategorie“ muss man ja kein Gewese machen. Aber gut, nächstes Jahr geht Wes Anderson ins Rennen, vielleicht kann der was reißen.

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