Serienlandschaft: Wiedergefundene Serien – „Ernest, der Vampir“

Es gibt sie eben, diese Serien, die man irgendwann als Kind geschaut hat und sich nicht mehr an den Titel erinnern kann. Dank des Internets kriegt man den heute relativ schnell raus, wenn man sich wenigstens an ein kleines Detail der Serie erinnern kann. Die letzte Ausgabe ist schon wieder frappierend lang her – aber die heutige wird dafür umso aktueller. Auf die jüngst wiedergefundene Serie kamen wir Kollegen neulich im Büro zu sprechen. Alle kannten die Serie, aber niemand wusste den Namen. Naaa? Gespannt? 🙂

„Die Dings … die Serie, ihr wisst schon. Mit dem tollpatschigen Vampir.“

Wir alle wussten noch, dass es eine Serie mit einem Vampir gab, der sehr tollpatschig war und in jeder Episode aus Versehen irgendwas schlimmes angestellt hat. Manchmal ging das auch für ihn tödlich aus. Meistens erwachte er dann aus dem Schlaf und schaute geschockt „in die Kamera“. Nachdem er realisiert hatte, dass es alles nur ein böser Traum war, hat er dann den Deckel seines Sargs geschlossen und weitergeschlafen. Der Vampir blieb mir auch deswegen in Erinnerung, weil er mega lange Zähne hatte und ein bisschen wie ein Elefant aussah. Die Recherche zeigte, dass es sich hierbei um die französische Zeichentrickserie Ernest, der Vampir handelt.

„Ernest, Le Vampire (Ep. 14: Ernest decroche la lune)“, via Luna Morgan (Youtube)

Es ist kein Wunder, dass sich niemand von uns an die Sendung erinnern konnte, den wir haben sie vermutlich gesehen bevor wir eingeschult wurden – zumindest ich und die jüngeren Kollegen aus unserem Team. Falls also der Titel der Serie angezeigt wurde, konnten wir den vermutlich noch gar nicht lesen. Ernest, der Vampir war in den 90er Jahren Teil des Käpt’n Blaubär Club. Die Kinderserie, deren Rahmenhandlung der Käpt’n, die Bärchen und Hein Blöd als Puppen zeigte. Was habe ich die Geschichten geliebt! Im Zuge der Sendung wurden verschiedene Einspieler gezeigt. Einer davon war Ernest, der Vampir. Eine Zeichentrickserie von François Bruel. Woran ich absolut keine Erinnerung hatte ist, dass die Serie ganz ohne Sprache auskam. Ein schönes Konzept! Mir gefiel, dass Ernest obwohl er ein Vampir und damit ja eigentlich gefährlich sein müsste, tollpatschig war und Angst vor Missgeschicken und gar dem Tod hatte. Der absurde Charakter mancher seiner Abenteuer war mir damals schon als abwegig und anders bewusst und ich liebte es! Den Kommentaren unter Youtube-Videos von Episoden entnehme ich aber, dass viele die Serie als gruselig empfanden und davon wohl sogar Albträume hatten.

Was ich beim Anschauen der einen oder anderen (jeweils übrigens nur ca. 2 Minuten langen Episode) auch bemerkt habe ist ein gewisser Einfluss M.C. Eschers und von optischen Täuschungen oder surrealen Einflüssen. Ernest lebt wie es sich für einen Vampir gehört, in einem Schloss. (Friss das, Edward Cullen). Es gibt einige Szenen in denen er dort durch verschlungene Gänge wandelt und schier unendliche Treppen entlang eilt. Das und das düstere ist schon ein sehr individueller Stil für eine Kinderserie. Ich mag wie die Serie mit Klischees bricht. Nicht nur Ernest macht einem keine Angst, auch die Drachen, die in seinem Schloss leben, sind sehr knuffig 😉 Außerdem durchbricht Ernest oftmals stumm die vierte Wand, indem er den Zuschauer ansieht und in irgendeine Richtung deutet. Dass die Serie nicht synchronisiert werden muss und aufgrund der „Wortlosigkeit“ allgemeingültig verstanden werden kann ist genial. Man halte sich nochmal vor Augen, dass die Serie von 1988 bis 1991 entstand. Wie immer fördert die Recherche noch einiges mehr zutage. So wurde die Herstellung der Serie ge-outsourct. In den 80er/90er Jahren! Kommt mir sehr früh vor. Sie wurde von dem koreanischen Studio SEK produziert – das ist allerdings nur der internationale Name. SEK bedeutet hierbei Scientific Educational Korea. Oha. Der inländische Name ist Korean April 26 Animation Film Studio und es scheint ein beliebtes Studio zum outsourcen von Animationen zu sein. Es besteht immer noch (zumindest konnte ich keine gegenteilige Information finden) und hat auch an einigen großen Produktionen mitgewirkt Die Simpons – Der Film, Stan Lee’s Mighty 7 und zumindest einer(!) Episode von The Last Airbender. Überraschung.

Andere wiedergefundene Serien

Land of the Lost
II Die Königin der tausend Jahre
III Rock’n’Cop

Habt ihr auch Erinnerungen an Ernest? Interessant ist ja immer, was von den Erinnerungen noch mit der „Realität“ zusammenpasst. Bei der letzten wiedergefundenen Serie, Rock’n’Cop, habe ich ja scheinbar versucht mir einige Lücken des Verständnisses selbst zu erklären und die Serien etwas „frei interpretiert“. Habt ihr den Blaubär Club auch geschaut? Und welche Serie habt ihr vielleicht vor Kurzem wiedergefunden?

5 Antworten

  1. Avatar von Voidpointer
    Voidpointer

    Den Käpt’n Blaubär Club habe ich zumindest ein paar mal gesehen und auch Ernest glaube ich schonmal gesehen zu haben. 😉 Danke fürs Teilen.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Gern geschehen. 🙂 Die Bärchen des Käpt’n Blaubär Club waren ja auch so knuffig … tolle Sendungen.

  2. Diese Zähne würde ich überall wiedererkennen! Käptn Blaubär und Ernest, der Vampir waren mir treue Begleiter in der frühen Kindheit. Den Namen der Serie hätte ich aber auch nicht mehr gewusst.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, die sind wohl ein Alleinstellungsmerkmal, die Zähne 😀

  3. Avatar von Markus Edlauer
    Markus Edlauer

    SEK ist das Nordkoreanische Animationssudio welches nicht nur für das Ausland Auftragsarbeiten machte.
    Auch die Propaganda des nordkoreanischen Staates wurde unterstützt.
    Wie man an der Liste an Filmen und Serien sehen kann gibt es so einiges mit Aha-Effekt.
    Bei der Durchsicht machte ich so manche Entdeckung wo ich erstaunt war woran das Studio mitgearbeitet hat.
    Siehe Wikipedia.
    https://de.wikipedia.org/wiki/SEK-Trickfilmstudio
    https://en.wikipedia.org/wiki/SEK_Studio

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