Filmbesprechung „Lupin III: The First“ & „Seven Days War“ (Nippon Connection 2021)

Oh-oh … es ist ein Ende der Review-Welle in Sicht. Die „Nippon Connection 2021“ hallt offenbar lange hier im Blog nach. 🙂 Das ist der vorletzte Review-Beitrag. Und nein, ich war leider nicht wirklisch schnell. Schließlich war das Filmfestival Anfang Juni. ^^ Zu meiner Verteidigung: es waren einige Filme. Und einige Reviews. Der gemeinsame Nenner der heute besprochenen Filme ist, dass es sich bei ihnen um Animationen handelt. Die Besprechungen sind spoilerfrei.

Lupin III: The First

Eigentlich bin ich alles andere als ein großer Fan der Idee 3D-animierte Spielfilme oder Serien als „Anime“ zu verkaufen. Egal aus welchem Land oder mit welcher Grundlage die kreiert wurden. Lupin III: The First ist nun der erste 3D-Film des populären Lupin III-Franchise des Mangazeichners Monkey Punch. Leider ist Monkey Punch 2019 verstorben und hat das Screening des finalen Animationsfilms nicht mehr miterlebt, obwohl er die 3D-Adaption wohl sehr gespannt erwartet hat. Lupin III handelt vom Enkel des Meisterdiebs Arsène Lupin, der seinen Namen und seine Profession geerbt hat. Er wird wie auch in der Mangavorlage vom Meisterschützen Daisuke Jigen und dem Samurai Goemon Ishikawa XIII unterstützt, liefert sich hingegen augenzwinkernde Duelle mit Fujiko Mine, die ebenso Meisterdiebin ist und sie alle werden natürlich auch hier von Inspektor Zenigata gejagt. Und ich hatte nicht erwartet, dass die Adaption in einen 3D-Animationsfilm so gut gelingt.

Dankbarerweise löst sich das CG-Studio Marza Animation Planet von bisherigen, westlichen Tropen in punkto „Wie animiere ich Charaktere in 3D“ und adaptiert Monkey Punchs Charakterdesign sehr originalgetreu in 3D. Es ist mir nichts mehr ein Graus als die disney- und pixar-liken, untereinander geclonten 3D-Animationsfilme der westlichen Studios. Die angenehme Schlaksigkeit der Charaktere findet sich hingegen hier ebenso wieder wie die coole bis gewiefte Mimik von Lupin III und seinen Kumpan*innen. Was ich auch sehr schätze und macht, dass ich fast wieder Gefallen an 3D-Animation finde sind die Oberflächen, Materialien und Texturen, v.A. die von Haaren. Einen zusätzlichen Bonuspunkt gibt es für die Erwähnung des berühmten Opas inklusive einiger (ist vielleicht schon zuviel gesagt) Easter Eggs. Vielleicht empfinde auch nur ich das so, da es noch nicht so lange her ist, dass ich einen der Lupin-Romane gelesen habe.


„Lupin III: The First [Official English Trailer, GKIDS]“, via GKIDS Films (Youtube)

Wo dem Animationsfilm dann doch die Luft ausgeht ist die Story. Viele der Handlungszweige wie die um Laetitia und ihre Familie wirken wie vom Story-Reißbrett und überraschen nicht mehr besonders. Auch ist es nicht das erste Mal in der Geschichte der Lupin-III-Adaptionen, dass er und seine Bande Nazis ins Gehege gekommen. Aber der Film heißt ja „The First“, also wahrscheinlich kann man hier von einer Art Neubeginn sprechen. Im weiteren Verlauf verschiebt sich der Diebeszug zu einem Indiana-Jones-ähnlichen Abenteuer, das aber auch hier nicht besonders überrascht. Am ehesten sorgt noch eine eigentlich für tot gehaltene historische Figur für staunen. Wer kann das nur sein …

Lupin III: The First (OT: ルパン三世 THE FIRST „Rupan Sansei Za Fāsuto“), Japan, 2019, Takashi Yamazaki, 93 min, (7/10)

Sternchen-7

Seven Days War

Yuta Muranos erster Animationsfilm in Spielfilmdauer handelt vom Teenager Mamoru, der in seine Mitschülerin Aya verliebt ist. Als bekannt wird, dass sie wegen des Jobs ihres Vaters wegziehen muss und auch eigentlich gar nicht weg will, beschließen sie zusammen abzuhauen. Wenigstens um Ayas Geburtstag noch zusammen zu feiern. Mit dabei sind auch noch eine Handvoll Freunde. Sie wollen sich in einer leerstehenden Fabrik verstecken, finden dort aber ein ihnen unbekanntes Kind namens Mallet. Offenbar sind Mallets Eltern (illegale) Einwanderer und die Familie ist auf der Flucht vor den Behörden getrennt worden. Als die Erwachsenen die Kinder aufspüren, beginnt ein sieben Tage andauernder Kleinkrieg zwischen den Kindern und der Außenwelt, in dem es u.a. um Kinderrechte, soziale Verantwortung und Mitspracherecht von Kindern und Jugendlichen geht.


„Seven Days War // Trailer“, via NipponConnectionTV (Youtube)

Das muss man dem Film lassen: um sich weiter in der Fabrik verschanzen zu können, werden die Kinder ganz schön einfallsreich. Zugrunde liegt der Handlung ein Drehbuch von Ichiro Okoushi, das wiederum einen Roman von Osamu Soda adaptiert. Obwohl es in der Zusammenfassung nach schwerem Tobak klingt, ist es doch eher kinderfreundlich und seicht inszeniert. Kinderrechte und die Themen rund um (il)legale Einwanderung werden in einem Maß angesprochen, sodass sie Eltern die Gelegenheit geben mal ihre Kinder zu fragen wie sie das finden oder wie sie sich verhalten würden. Von dem Standpunkt her also wahrscheinlich genau richtig. Älteren Zuschauenden wird doch aber auffallen, dass einiges an dem Film nicht so gut durchdacht ist und sich bewusst einiger Auslassungen und Vereinfachungen bedient, um seine Geschichte erzählen zu können.

Denn was Seven Days War eigentlich als zentrales Motiv behandelt ist der Drang dazu gehören zu wollen. Jeder in der Gruppe aus Klassenkameraden und Mallet hat seine eigenen Ängst und Wünsche, die ab einem Punkt ganz gewaltig konfliktieren. Hier geht es dann v.A. um das Erwachsenwerden und Beziehungen untereinander. Das ist auch wahrscheinlich die Stärke und der eigentlich Höhepunkte des Films. Nur denkt man daran weniger, wegen der Verpackung eines Einwanderungsdramas. Beides könnte man gut verschmelzen – schließlich sucht auch Mallets Familie Zugehörigkeit. Aber den Faden verliert der Film zwischendurch und hebt ihn erst zu spät wieder auf.

Wo Seven Days War wirklich gut ist, ist das Spiel mit Geschlechterklischees und Erwartungen. Überraschenderweise wird hier ein bisschen Straightbaiting betrieben und ich finde das ist mal eine verdiente Abwechslung. 🙂 Sollte es mehr geben. Wo Muranos Film aber überrascht und erfrischend andere Wege geht, wird an anderer Stelle ein schrecklich überholtes und unangenehmes Bild von Ayas Politiker-Vater gezeichnet. Da hätte man sich doch etwas weniger Buh-Mann-Bild gewünscht, wenn der Film schon ansonsten so darum bemüht ist keine Schwarz-Weiß-Denke aufkommen zu lassen.

Seven Days War (OT: ぼくらの7日間戦争 „Bokura no nanokakan senso“), Japan, 2019, Yuta Murano, 88 min, (6/10)

Sternchen-6

Eine Beobachtung am Rande ist, dass der Titel des Lupin-Films in real kaum aussprechbar ist … gesprochen würde der doch sowas heißen wie „Lupin the third The First“ … hui. Habt ihr zufällig beide Filme gesehen und wie haben sie euch gefallen? „Seven Days War“ erlebt dieser Tage seine Kinopremiere in Deutschland.

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