Serien-Besprechung: „Schitt’s Creek“ Season 4

In der Besprechung zur dritten Staffel habe ich es schon gesagt: ich bin am Haken. Es lohnt sich an der Serie dranzubleiben, auch wenn einem die erste Staffel noch nicht so wahnsinnig gefallen hat. Zumindest ich bin seit der dritten Staffel im Binge-Modus. Wie gehts weiter für die Roses und ihre Freunde und Kollegen in „Schitt’s Creek“? Besprechung ist weitestgehend spoilerfrei für die vierte Staffel, leider nicht für vorherige.

Das kann man wohl einen Auftakt mit Paukenschlag nennen. Nachdem Johnny (Eugene Levy) mit Stevie (Emily Hampshire) zusammen das Hotel leitet, ist er entsprechend auf gute PR bedacht und beide werden eines morgens sehr von der Entdeckung überrumpelt, dass offenbar ein Hotelgast verstorben ist. Es gestaltet sich nicht ganz einfach eine Leiche aus dem Hotel zu schaffen, sodass es niemand mitbekommt. Nur eine Episode aus einer ganzen Reihe von Herausforderungen im Motel. ^^ Nachde, sich das Abendssen mit Patrick (Noah Reid) als Date herausstellte, ist David (Daniel Levy) umso gespannter was aus ihnen beiden wird. Das „ob“ ist inzwischen weniger die Frage. 🙂 Alexis (Annie Murphy) hat inzwischen ihren Highschool-Abschluss in der Tasche und startet sehr zielstrebig durch, indem sie direkt mit dem College weitermacht und versucht sich von Ted (Dustin Milligan) abzunabeln – mit durchwachsenem Erfolg. Moira (Catherine O’Hara) muss sich so langsam eingestehen, dass ihre in Schitt’s Creek geknüpften sozialen Kontakte ihr mehr bedeuten als sie anfangs zugegeben hätte. Und Schitt’s Creek bekommt Nachwuchs.


„Schitt’s Creek Season 4 2018 OFFICIAL Trailers HD“, via Trailers HD (Youtube)

Man kann sagen, dass die Staffel David und Alexis gehört. Oder besser: David und Patrick wie auch Alexis und Ted. Alexis hat einige Momente, an denen man klar erkennt, dass sie gewachsen ist. Beispielsweise, wenn ein paar Influencer-High-Society-Gören auftauchen. Als die hören, dass Alexis diverse Abschlüsse nachholt, finden sie das absolut unbeeindruckend und lassen sie wissen, dass sie dringend aus Schitt’s Creek weg muss. Alexis zieht daraus ihre eigenen Schlüsse – und das bedeutet auch wirklich ihre eigenen, ohne dass sie mit ihrer Familie darüber reden muss. Mir gefällt die neue Alexis mit den stillen Momenten. Die Episoden 4×04 „Girls‘ Night“, 4×10 „Baby Sprinkle“ und 4×12 „Single’s Week“ sind richtig gute Alexis-Episoden. Es macht was her, wenn man fiktiven Figuren beim wachsen zuschauen kann.

Sehr am Haken hatte mich auch wie und ob sich die Beziehung zwischen Patrick und David entwickelt. Dem Staffelfinale der letzten Season konnte man entnehmen, dass es die erste Beziehung mit einem Mann für Patrick ist. Nichtsdestotrotz geht ihr Miteinander ungebrochen ausgewogen weiter. Patrick ist angenehm allürenfrei und gerade deswegen der wahrscheinlich ideale Counterpart zu David. Nicht selten gibt er ihm kontra und holt ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich denke da an Episoden wie 4×04 „Girls‘ Night“ in der Patrick David die eine oder andere Lektion über Kompromisse erteilt. I’m going under with this ship. Es macht so Spaß zu sehen wie sich ihre Beziehung entwickelt von zwei Menschen, die sich wegen einer alltäglichen Sache treffen zu Business-Partnern zu einer (vielleicht) Beziehung. Voller „Hach“-Momente. 4×06 „Open Mic“, 4×07 „The Barbecue“, 4×09 „The Gesture“ und 4×12 „Singles Week“ sind hervorragende „David und Patrick“-Episoden. Es macht außerdem Spaß zu sehen, dass in ihrer beider Beziehung die Drehbuchautor*innen auf allzu künstlich gedehnte Dramen verzichtet haben.

Nachfolgendes Video enthält Spoiler für 4×06 „Open Mic“

„Behind the Episode – Open Mic“, via Liam Schitt (Youtube)

Schitt’s Creek mausert sich auch in den kleineren Entwicklungen (d.h. denen mit weniger Screentime, nicht weniger Bedeutung) zu einer Feelgood-Serie. Man nehme beispielsweise auch Stevies (Emily Hampshire) in dieser Staffel etwas kleineren Fokus-Episoden und Weiterentwicklungen, aber auch ihrer Freundschaft zu David. Ihre beste Episode ist wohl 4×08 „The Jazzaguy“. Die Siegesstrecke mit guten Staffelfinales geht weiter mit den letzten beiden Episoden, klassische Feelgood-Folgen. Die letzte 4×13 „Merry Christmas, Johnny Rose“ ist außerdem eine sehr schöne Weihnachtsepisode. Offenbar setzt die Staffeln hier hinter einiges einen Punkt. Johnny will in der Episode eine Weihnachtsparty schmeißen. Die Roses sind aber abgesehen von ihm eher weniger motiviert und denken an frühere, rauschende Feste. Anfangs denkt man, dass Johnny aus ähnlichen Gründen wieder auf den Putz hauen will. Tatsächlich sieht er aber etwas in ihrem neuen Leben in Schitt’s Creek was die früheren Feste in den Schatten stellt. Echt gut.

Ein paar Kleinigkeiten trennen aber Schitt’s Creek für mein Empfinden immer noch von 9 oder 10 von 10 Sternen. So stelle ich mir schon seit einer Weile die Frage, was Moiras Storyline ist? Im Gegensatz zu den anderen Charakteren sehe ich da keinen roten Faden außer dass sie sich deutlich mehr für die Menschen in Schitt’s Creek und ihre eigene Familie erwärmt. Vermutlich soll es mal dahin gehen, dass Moira irgendwann am Ende der Serie die letzte der Roses ist, die sich für Schitt’s Creek entscheiden wird. Oder anders ausgedrückt: diejenige, die bis zuletzt wieder zurück in ihr altes Leben will. Nur meine Vermutung.

Etwas inkonsequent finde ich auch die Verarbeitung von Patricks Vergangenheit. Coming-Out/Inviting-In, das sind große Themen, die aber für mein Empfinden recht unadressiert bleiben. Insbesondere nach der Episode „The Barbecue“, wohl eine der dramatischeren der Staffel, hatte ich etwas mehr Aufarbeitung erwartet. Es ist immer etwas schade, wenn solche doch aber andererseits offensichtlich sehr geliebten Nebencharaktere immer nur zusammen mit den Protagonist*innen koexistieren können. Wir haben gesehen wie es danach mit David weiterging, aber wie mag es Patrick gegangen sein? Ich denke da gab es einige dunkle Stunden. Aber das ist wahrscheinlich der Nachteil eines solchen 25-Minuten-Formats wie „Schitt’s Creek“, dass sich nicht die Zeit für alle Handlungsfäden nimmt oder nehmen kann. (8/10)

Sternchen-8

Mir ist schon klar, dass Besprechungen zu 4. und nachfolgenden Staffeln von Serien meist unkommentiert bleiben, weil niemand die Artikel liest, weil sich niemand spoilern will. 🙂 Aber ich vermute inzwischen haben einige die Staffel gesehen und umso mehr bin ich daran interessiert, was euch an der Staffel gefallen hat, was nicht? Wie seht ihr die von mir geäußerten Kritikpunkte? Und ab wann hatte euch die Serie am Haken? Denn immerhin … ihr habt wohl mindestens bis Staffel 3 oder 4 geschaut. 😉

3 Antworten

  1. Mich hatte die Serie so ungefähr ab Staffel 3 am Haken. Wobei ich sie eigentlich nie richtig gut fand, aber es ist ein nettes Format zum Abschalten. Allerdings bin ich mit Moira bis zum Schluß nicht so richtig warm geworden (genau wie mit Ted).

    Habe grade noch mal in meine Bewertungen geschaut, da war ich mit Staffel 4 wieder etwas kritischer als mit den beiden Vorgängerstaffeln, aber die beiden letzten Staffeln waren dann für meine Begriffe wieder deutlich besser.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja, ich glaube viel geht durch die Charaktere. Wenn David, Stevie und Patrick so „Komfortcharaktere“ werden wie bei mir, dann erklärt sich der Boom denke ich ganz gut. Irgendwann war es tatsächlich so, dass ich kaum abwarten konnte die nächste Folge zu sehen.
      Dass die so kurz sind, tut wohl auch einiges. Die Konflikte können selten wahnsinnig lang bis zur Auflösung anhalten.

  2. […] die Besprechung von „The Expanse“ Season 4 & 5 nachgeholt, auch von neuen Serienlieben wie „Schitt’s Creek“ Season 4 und natürlich auch einige weihnachtliche Artikel rausgehauen. Unter anderem die […]

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