ausgelesen: „100 Karten über die Ukraine“

Willkommen zum bereits elften Türchen im Adventskalender hier im Blog. Falls ihr noch ein Weihnachtsgeschenk sucht, habe ich da vielleicht was für euch. 🙂 Etwas, das schlauer macht und zeitgeistiger kaum sein könnte. Im Lauf des Jahres brachte der KATAPULT Verlag aus der Reihe „x Karten über …“ einen Band heraus, der sich der Ukraine widmet und speziell auch dem Krieg Russlands in der Ukraine. Dass das Wort „Spezialoperation“ auf dem Cover durchgestrichen ist, zeigt auch sehr deutlich wie sich der Verlag positioniert – seitens der Wahrheit und gegen die Propaganda. Das Schicksal Betroffener und Geflüchteter, tägliche Schreckensnachrichten, Kriegsmüdigkeit, Angst, Einschränkungen, und jetzt komme ich mit so einer Idee als Weihnachtsgeschenk?

Ja, denn das Buch zeigt auch abseits des Krieges was die ukrainische Kultur ausmacht. Nicht nur habe ich viel Neues gelernt, auch in unserem teil-ukrainischen Haushalt haben die Fakten sogar noch beeindruckt von vielen „ja, das stimmt“ bis hin zu „oha, das wusste ich auch noch nicht“. 🙂 Die Fakten sind nachprüfbar, manchmal dramatisch, manchmal witzig und sehr gut durchmischt. Und es ist definitiv aktueller und erklärt mir mehr über den Krieg als das, worüber ich mich hier beschwert habe.

Die in Form von Karten und Infografiken dargestellten Fakten lassen sich einteilen in welche, die die ukrainische Kultur, Sprache, Geografie und Infrastruktur betreffen, sowie welche die den Krieg und die Kriegspropaganda im Speziellen adressieren. Gelernt habe ich durch 100 Karten … eine ganze Menge. Beispielsweise begegnete mir hier überhaupt das erste Mal der Begriff Holodomor. Erst vor Kurzem, am 30. November wurde dieser offiziell als Völkermord, Tod durch Aushungerung („gezielte und massenhafte Tötung durch Hunger, der in den Jahren 1932 und 1933 Millionen Menschen in der damals zur Sowjetunion gehörenden Ukraine zum Opfer fielen“ siehe Link), vom Bundestag anerkannt.

Manche Aspekte des vermittelten Wissens wirken ggf. etwas „random“ und unzusammenhängend, halten aber gerade dadurch jeweils ein Stück Ukraine fest (beispielsweise typisch regionale Textilmuster, Wörter in bestimmten Dialekten, etc.) und bilden einen Kontrast zu den ernsteren Themen. Sehr einleuchtend fand ich auch die Reaktionen auf oft gedreschte Phrasen wie, dass es sich beim Ukrainekrieg um den ersten Krieg in Europa seit dem 2. Weltkrieg handeln würde – was (leider) Unsinn ist. Oftmals wird so mit der Ukraine auch Europa thematisch vereint und ein Gefühl dafür geschaffen wie nah wir uns sind. Falls wir das noch nicht wussten.

Mich hat der Band sehr beeindruckt. Allgemein zeigen euch die Beispiele vielleicht, dass man in dem Buch eine Menge lernen kann und keine Scheu vor dem Thema Krieg diesbezüglich haben muss. Es ist eins dieser schönen Dinge, denen man anmerkt, dass sie mit Enthusiasmus, Liebe und Zeitgeist gewortschmiedet wurden. Gab es mal eine Statistik, die ich nicht sofort kapiert habe? Ja, aber beim zweiten Mal hingucken kriegt man das auch bewältigt.

Fazit

Sehr informatives und vielfältig zusammengestelltes Buch, das ich jedem:r sehr ans Herz legen kann.

Besprochene Ausgabe: ISBN 9783948923419, KATAPULT Verlag

„ausgelesen“ ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich immer zwischen dem 15. und 20. eines jeden Monats ein Buch unter die Lupe nehme. Der Begriff „ausgelesen“ ist sehr dehnbar. So wie die Themenvielfalt meines Blogs. Ein „Buch unter die Lupe nehmen“ schließt Belletristik, Sachbücher, Manga, Comics unvm mit ein. 🙂

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