Wo sich Narwal und Ozelot gute Nacht sagen…

…nein – das ist jetzt kein zoologischer Blog.
Alle Ubuntu-User und Linux-Kenner haben es sicherlich schon erkannt: es geht um verschiedene Versionen der Linux-Distribution Ubuntu. Die neuen Versionen des Betriebssystems erscheinen immer im April und Oktober und tragen neben der Jahr.Monat-Kennzahl immer auch einen lustigen Tiernamen. Und von dieser Tradition bin ich, um ehrlich zu sein, Fan. Eine Zeit lang habe ich zu den lustigen Tiernamen auch immer lustige Themen-Wallpaper gemacht. 🙂 (Nerd) Allerdings kam es mir seit Sommer 2011 wirklich wie im Zoo vor mit Ubuntu.

Anfangs habe ich Natty Narwhal großzügig umgangen und im April nicht aktualisiert, schon alleine weil ich auch die Meerkatze (Vorgänger) schon nicht installiert habe. Als dann aber mein armer Laptop 🙁 den Grafikkarten-Tod gestorben ist und eine Reparatur einem Neukauf nicht mehr preislich viel voraus hatte, hieß es also: ein Neuer kommt ins Haus. Mit dem bin ich auch sehr glücklich. Und ohne an was schlimmes zu denken habe ich Ubuntu neben meinem Win7 installiert. Da ich die letzten beiden Versionen nicht kennen gelernt habe, hatte ich irgendwie Lust das aktuelle Ubuntu auszuprobieren. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich dabei um das schon einige Monate alte Natty Narwhal (11.04). In diesem Kontext sollte das Wort „ausprobieren“ eine tiefschürfende Bedeutung haben.

Bei Freunden von mir habe ich das Drama mit bspw. der neuen Unity-Oberfläche schon erlebt aber wollte der ganzen Sache erstmal eine Chance geben.
Ja. Ich kann froh sein, dass es Gnome noch mit installiert hat. Ansonsten hätte ich entweder mit einer Konsole oder einem Low-Graphic-Modus auskommen müssen. Oder, wie ich neulich gelesen habe, mit einem schwarzen Bildschirm ohne alles.
Warum? Weil Unity 3D-Beschleunigung vorraussetzte und ich für meine Grafikkarte keinen aktuellen Treiber installieren konnte, der das wiederum unterstützt. Normalerweise auf den schlanken Ubuntu-Versionen kein Problem. Ein Glück, dass ich eben mit Gnome arbeiten konnte. Aber die Version sollte sich als genauso stachelig herausstellen wie sein tierischer Namensgeber.

Das kurioseste gleich zu Beginn. Zwar bin ich kein großer Konsolenheld und wenn mir etwas zu kompliziert oder umständlich erscheint, dann nehme ich GUIs gern an. Aber das installieren von Anwendungen o.Ä. mache ich gern über das Terminal. Und so haue ich begeistert in die Tasten und verdränge, das ich das tolle Unity noch nicht testen kann. Da nimmt es keinen meiner Befehle, weil einfach mal aptitude und apt-get nicht installiert sind. Was? Wie? Und Synaptics? Auch nicht. Und jetzt kommt das verrückte: der Aktualisierungsmanager und das Software-Center, was ja im Prinzip dasselbe ist, funktionieren.
Das erschien mir als ähnliches großes Rätsel wie die Frage warum zum Teufel man jetzt von Ubuntu-orange auf Ubuntu-lila umgeschwenkt ist. (Gut, das ist ein längerer Disput – glaube die 2008er oder 2009er waren die letzten orange-farbenen Themen.) Oder eine ähnliche Äquivalenzklasse wie die Frage (sprichwörtlich!!!) was war zuerst da: Huhn oder Ei?

Also ich dann um aptitude und apt-get reicher war, hat sich nach den ersten Aktualisierungen der generic-header ein neues Problem gezeigt. Undzwar gibt es auch für das Handling mit Grub eine GUI, den Startup-Manager. Und wie bereits gesagt, ich bin ganz froh, dass es für das eine oder andere eine GUI gibt.
Allerdings kam der Startup-Manager nicht damit klar, dass die älteren generic-header im Bootmenü zusammengefasst werden als „ältere generic-header“ (naja fast jedenfalls). Alles was ich von da an einstellte, wurde sehr ungenau. Die Positionen der einzelnen Optionen konnten nicht mehr eindeutig festgestellt werden. Sodass, wenn ich als vormarkierte Option etwas wählte, dieses eben dann NICHT vormarkiert war usw.
Also dann eben in die Datei schreiben, back to the roots.
Irgendwie gab es also immer ein kleines Problemchen. Und spätestens bei sowas, wenn man Umwege gehen muss, wird eben schnell alles als umständlicher wahrgenommen und wirkt nicht so durchdacht. Trotzdem habe ich den Narwal natürlich behalten. Auch wenn er mir beim Booten immer ein verpixelten, gestörten Bootscreen anzeigt.

Mit dem Semesterstart habe ich auch Virtuelle Realität in meinen Stundenplan bekommen und hatte auch richtig Lust mal wieder was mit OpenScene Graph zu machen. Zuletzt war das für die AG Spieletechnik und somit auch schon wieder 1 Jahr her. Allzu viel wusste ich nicht mehr, was schade ist – denn immerhin habe ich mal einen HUD geschrieben in OSG. Gerade deswegen habe ich mich richtig drauf gefreut. Da will ich OpenSceneGraph auf dem Narwal installieren und muss feststellen, dass er die Pakete hinwarf wie er lustig war und ich partout die Umgebung nicht zum Laufen brachte. Sowas ist immer ganz besonders bitter, weil man von kommerziellen OS wie Windows oder Mac solche Leiden eben nicht kennt. Und noch bitterer, weil ich so gerne programmieren wollte und die erste Aufgabe nicht unbedingt unendlich schwierig erschien, die Lösung sogar eigentlich nach der Übung auf der Hand lag. Und dann das. Nach der ersten Installation über das Software-Center fehlten scheinbar libs und einige Pakete waren in alle Himmelsrichtungen verstreut. Die darauffolgenden per-Hand-Installationen sind als Folge dessen auch Müll gewesen.

Als ich dann sah, dass am 13.10. die Oktoberversion von Ubuntu rauskommen würde, Oneiric Ocelot, dachte ich „na wenn das mal kein Wink mit dem Zaunspfahl ist…“ und schwups, habe ich nach langem hin und her einfach den Ozelot installiert.

Und das war stellenweise sehr dramatisch. Während der Installation ist das Programm abgeschmiert. Einige Packages konnten nicht aktualisiert werden und ich wurde aufgefordert einen Report zu senden. Dummerweise habe ich nicht gesehen, dass meine mitlerweile zerpflückte Oberfläche und mein vermutlich ebenso zerpflücktes System (das kann man während dem Installieren immer schön beobachten) mitlerweile kein wlan-Netz mehr erkennt und dementsprechend konnte ich keinen Bericht senden. Dass dann aber der Update-Wizard abschmiert, … das nenn ich dumm gelaufen. Nach der optimistischen Meldung „Die Installation wurde nicht korrekt beendet, eventuell ist ihr System in einem nicht funktionsfähigen Zustand“ (so ungefähr) habe ich den Abend schon fast abgeschrieben. Aber nach einem Neustart war ich mehr als nur überrascht.

Die Unity-Oberfläche setzt keine 3D-Beschleunigung usw. mehr vorraus, wodurch man sie auch ohne extra-Grafikkarten-Bonbons bedienen kann. (Und das ist auch besser so, denn Gnome ist standardmäßig nicht mehr dabei) Es war zwar auch hier ein überaus steiniger Weg aber auch die Installation von OpenSceneGraph hat dann bald funktioniert und mir erscheint Ozelot wesentlich stabiler als sein Vorgänger. Mitlerweile starte ich mein Ubuntu wieder gerne und muss mir noch überlegen, ob ich überhaupt Lust habe im nächsten Frühjahr zu updaten.

Nachdem ich mich nun programmiertechnisch ausgelassen habe, bin ich also sehr zufrieden. Insbesondere, wenn ich auf das alles zurückblicke, was ich zuvor ausprobieren musste, damit ich OSG erstmal zum Laufen bekomme.

Screenshot von Oneiric Ocelot (11.10), Oberfläche Unity
Screenshot von Oneiric Ocelot (11.10), Oberfläche Unity

Das einzige, woran man meckern kann, ist Unity. Ob die Oberfläche wirklich alles benutzerfreundlicher gestaltet? Ich weiß nicht. Eigentlich eher nicht. Man bedient sich der Menüleiste ähnlich Mac, die also immer am oberen Bildschirmrand ist. Das gemeine ist aber, dass bestimmte Optionen (Minimieren, Schließen) nur mouse-over angezeigt werden. Man hat das Gefühl ein eingeschränktes, abgeriegeltes Fenster vor sich zu haben. Minimierte Anwendung werden nämlich in der linken Unity-Leiste angezeigt und sind nur dort wieder maximierbar. Allerdings wird diese Leiste solange andere Programme geöffnet sind, eingeklappt. Also richtig einfach ist das nicht. Deswegen ist mein bester Freund Alt+Tab. Schon immer gewesen. Auf den kann man sich verlassen. Viele dürften auch mit der Lösung bzgl. der verschiedenen Arbeitsflächen unzufrieden sein aber mich hat das noch nie sonderlich gekratzt.
Aber wie gesagt, trotz diesem oder jenen Manko bin ich mit Ozelot sehr zufrieden.

Seither habe ich eine These für die mich einige belächeln werden.
Die Tiere haben was mit dem Charakter der Version zutun.
Kein Wunder, dass ich mit dem Narwal Probleme hatte. Mal im ernst. Am stabilsten lief bei mir glaube ich der Koala, der Luchs und jetzt der Ozelot (vermute ich jedenfalls…wer kann das schon genau sagen? 😉 ). Das sind alles … mehr oder weniger…. flauschige Tiere. Ich hätte sofort wissen müssen, dass es gut wird, als ich gegoogelt habe, was ein Ozelot überhaupt ist. (Wusste nur, dass es was große-Katze-mäßiges ist.) Bei den schlauen Augen, die die Tiere haben… . 😀 Naja. Jedenfalls schaue ich da jetzt immer genauer hin bei den Tiernamen. Das nächste ist ein Schuppentier. Ein präzises Schuppentier. Klingt vertrauenerweckend.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert