Fantastischer Film: Willkommen bei den Sch’tis

Inhalt

Der Franzose Philippe Abrams hat ein Problem, das viele kennen dürften. Er wohnt in einer schönen Gegend in der Nähe von Marseille, hat einen guten Posten als Filialleiter bei der Post, ist verheiratet und hat einen Sohn. Aber man strebt nach mehr, insbesondere seine Frau. Das Objekt der Begierde ist ein begehrter Posten im Süden. Des lieben Frieden willens, versucht Philippe durch Beziehungen sein Ziel zu erreichen. Das will nicht gelingen und prompt greift er zu ernsteren Methoden: er gibt sich als behindert aus, um für den Posten bevozugt behandelt zu werden. Bauchschmerzen hat er dabei selber – aus gutem Grund. Und letztendlich verrät er sich auf königlich lustige Weise. Die Strafe: Versetzung. Aber nicht in den Süden, sondern in den Norden.

Dem französischen Norden hängen einige Merkmale (um nicht zu sagen Vorurteile) an. Insbesondere der Region in dem der Dialekt „Sch’ti“ gesprochen wird. Da heißt es, dort sei es so kalt, dass man es nicht ertragen könne und die Leute würden dort oben wahnsinnig werden. Ihr Dialekt wäre kaum zu verstehen und ihre Art … sprechen wir nicht drüber. Und genau dorthin wird Philippe versetzt. Das Mitleid das ihm entgegen gebracht wird, ließe vermuten er ist schwer krank. (Dabei wird er nur in den Norden versetzt …)

Als er in Bergues ankommt, wirkt tatsächlich alles nur allzu befremdlich. Dank des Dialekts wird aus dem Bus der Busch und die vorprogrammierten Missverständnisse kommen zahlreich. Die Handhabe der Dinge ist auch anders, als Philippe es gewohnt ist. Antoine, ein Kollege bei dem er erstmal unterkommt, erscheint ihm auch mehr als sonderbar. Die Ländlichkeit und der weniger schicke Lifestyle wirken anfangs dörfisch auf ihn aber letztendlich lernt er den Norden richtig kennen und sieht über die Vorurteile hinweg den echten Charme des neuen Zuhauses.

Von nun an hat er eine richtig gute Zeit. Er versteht sich bestens mit den Kollegen, wird überall gern gesehen und hat richtig Spaß. Auch Antoine wird zu seinem besten Freund. Kommt er nach Hause, wird er bemitleidet, bekocht und nach Strich und Faden betüdelt, weil er es ja ach so schwer oben im Norden hat. Und Philippe denkt gar nicht daran, die Sachverhalte richtig zu stellen. Bis seine Frau beschließt ihn zu besuchen… .

Hintergrund

Für den denkenden Menschen liegt es auf der Hand: nicht nur hierzulande gibt es Stereotypen bezüglich Bewohner bestimmter Landstriche oder Bundesländer, auch in anderen Ländern gibt es ähnliche Sichtweisen. Als glückliche Ostdeutsche bekomme ich leider oft das Gefühl vermittelt, dass Westdeutsche uns für weniger gebildet halten und unsere Region für wenig sehenswert. Nach dem Motto: irgendeinen Grund für den demographischen Wandel und die Abwanderung muss es ja geben. (Tipp: Der Grund ist die Demontage der Industrie nach der Wende neben vielen anderen Faktoren aber das soll hier nicht das Thema sein) Ingrid und Klaus, die regelmäßig ihren Senf bei TV Total dazu geben, meinten neulich beispielsweise der Westen hätte dem Osten erstmal zeigen müssen wie alles geht. Das Bild bekomme ich leider nicht nur durch die Medien, sondern auch Personen vermittelt. Neulich habe ich mich erst wegen einer Bemerkung mit einem Blogger darüber ausgetauscht. Aber alle außer mir waren dagegen den Ossi-Witz aus dem Web zu nehmen… .

Daher war es einfach heilsam den Film zu sehen und zu merken wie es in anderen Ländern läuft. In Frankreich gilt der Süden wohl weitverbreitet als mondän aber überkandidelt und der Norden als sprichwörtlich „hinter dem Mond“.

Dany Boon (bekannt u.a. aus Mein bester Freund, Micmacs, Nichts zu verzollen u.a.) spielt den Antoine und hat auch ein persönliches Interesse an dem Stoff und ist Impulsgeber. Stammt er doch selber aus der Region und wurde auch wegen dem Dialekt früher gehänselt. Nachzulesen auf: Wikipedia.

Meinung

Willkommen bei den Sch’ti war das Feel-Good-Movie der Jahre 2008 und 2009. Der Film kommt ohne Special Effects und digitale Blitzgewitter aus und glänzt stattdessen mit dem Humor wie er vom Leben geschrieben wird. Natürlich, von Herzen und so gewaltig, dass man sich zum Schluss vor Lachen auf dem Boden kringelt. Ich selber habe im Kino Tränen gelacht. Dany Boon und Kad Merad (Philippe) sind ein Spitzenduo, deren ruhiger Charme mit plötzlichen Lachern, einen einfach aus dem Sitz reißt. Die so sehr menschliche Nachricht, die der Film vermittelt, sollte uns allen eine Lehre sein uns von Vorurteilen loszusagen und uns von unserer besten Seite zu präsentieren. Wie die Sch’ti. Und das zu recht.

Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆

  1. Das ist wirklich ein fantastischer Film, einfach nur zum schreien. Besonders wo Dany Boon und Kad Merad bei jeder Übergabe eines Briefes eingeladen werden und am Ende hackedicht durch die Stadt fahren. Zudem liebe ich einfach diese französischen Gesten ähnlich wie bei Louis de Funès. Diesen Film kann ich nur jedem weiterempfehlen.

    1. Das ist eine der besten Szenen des Films! 😀 „Schipfel, Poscht isch da!“

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