Inhalt
Big Fish ist wie eine Geschichte in der Geschichte – zu Beginn begleiten wir William Bloom zu seinem im Sterben liegenden Vater Edward. Die Beziehung der Beiden ist offensichtlich gespannt. Der Grund dafür ist die größte Leidenschaft seines Vaters: er erzählt gerne Geschichten, v.A. seine eigene Lebensgeschichte. Normalerweise müsste man jetzt befürchten, dass es etwas dröge werden könnte sich diese anzuhören. Aber nicht so wie Edward Bloom sie erzählt.
Die beinhaltet unter anderem, dass er als kleiner Junge wagemutig eine echte Hexe traf. Und weiterhin, dass er sich Jahre später mit einem Riesen verbündete und durch die Welt zog. Seine Abenteuer führten ihn an fantastische und vergessene Orte. Selbst den verschwundenen Dichter Norther Winslow trifft er. Zweimal. Wer findet schon zweimal einen Verschwundenen wieder, obwohl er ihn gar nicht gesucht hatte!? Ganz nebenbei trifft er die Liebe seines Lebens und pflanzt nur für sie ein ganzes Narzissenfeld. Bis er plötzlich in den Korreakrieg muss – und dort siamesischen Zwillingen begegnet zusammen mit allerlei Gefahren. Als er wieder heimkehrt, fristet er ein nicht minder fantastisches Leben … und genau dieses fabulöse Leben wird ein weiteres Mal erzählt.
Die Dinge von denen er berichtet sind unvorstellbar und märchenhaft. William war davon als kleiner Junge begeistert. Dass er aber von seinem Vater nie die Wahrheit hinter den fabelhaften Erzählungen erfuhr, machte ihn verbittert. Nahm man ihn nicht ernst? Wollte man ihm nicht erzählen wie es wirklich war? Als Erwachsener belächelt William diese Seite seines Vaters oder ist genervt. Dass er ihn am Sterbebett besucht und er immer noch die letzten kostbaren Momente mit seinem Sohn mit dem Erzählen seiner Lügengeschichten vergeudet, macht William rasend. Oder… sind sie am Ende doch wahr?
Hintergrund
Man merkt es dem Film kaum an, aber Regie führte Tim Burton. Die für Burton typischen Elemente findet man kaum vor. Der allgemeine Ton des 2003ers ist fröhlich, euphorisch, lustig und nur manchmal etwas düster. Man erlebt die Rahmenhandlung des Sohns der seinen sterbenden Vater besucht und darin eingebettet die unglaubliche Lebensgeschichte von Edward Bloom. Also zwei Geschichten zum Preis von einer. Wobei der krasse Gegensatz zwischen Realität und Edwards Geschichte einen wortwörtlichen aus der wunderschönen Erzählung in die harte Realität zurückruft. Edward Blooms Lebensgeschichte ist ein verpflochtenes Gesamtkonstrukt, dass so viele Überraschungen bereithält, dass man sich nicht vorstellen kann, dass es wahr sein könnte aber auch nicht, dass es sich ein Kopf alleine ausgedacht hat. Es gibt kaum Worte, um die Fantastereien Erdward Blooms wiederzugegeben. Seine Geschichte ist einfach reich. Reich an allem.
Der Film wiederum ist vor allem reich an guten Schauspielern: der junge Edward Bloom wird verkörpert von Ewan McGregor, des Weiteren begegnet man beispielsweise Jessica Lange und Danny DeVito.
Fantastische Stoffe sind sowieso Burtons Ding aber der fröhliche Ton ist wahrscheinlich der gleichnamigen Buchvorlage von Daniel Wallace zu verdanken. Würde man das Buch bzw. den Film analysieren wollen, so prangt ein schwergewichtiges Wort über der Interpretation: Vater-Sohn-Konflikt. Ich möchte mich nicht allzu tief in Spekulationen und Auslegungen verlieren. Nur soviel sei gesagt: Zweifler mögen denken, dass Edward Blooms wahre Lebensgeschichte eventuell ZU unspektakulär war. Oder er einfach ein notorischer Lügner oder Spinner ist. Aber dafür sind die Zweifler ja Zweifler. Ist es nicht viel mehr so, dass in Edward Blooms mehr Wahrheit steckt, als vermutet? Und dass sein Leben eben für ihn genauso fantastisch war!? Dass muss der Betrachter für sich alleine entscheiden.
Da ich ausgesprochen gerne Trivia in meine kleinen Reviews mische, sei hier noch gesagt, dass ein Burton-Markenzeichen seine Frau ist. Helena Bonham Carter spielt in vielen Tim Burton Filmen mit, beispielsweise in Planet der Affen, Sweeney Todd, Charlie und die Schokoladenfabrik und Dark Shadows. So auch in Big Fish. Sie spielt die Hexe, in deren Auge der junge Edward Bloom seinen eigenen Tod sieht.
In dieser Szene und der Sage um die Hexe ist auch noch eine kleine Referenz auf Fightclub verborgen: man sagt, die Hexe würde Menschen zu Seife verarbeiten. 😉 (nachzulesen auf: Wikipedia)
Meinung
Die Inhaltsangabe klingt eher seicht und ich selbst verstand vor dem ersten Anschauen nicht das Problem Williams mit seinem Vater. Ich würde mir gerne mal so eine Geschichte anhören – warum nicht? Vor allem diese unglaublich bunte und mitreißend ausgestaltete Erzählung macht es schwer loszulassen und zur Rahmenhandlung zurückzukehren, in der Edward im Sterben liegt. Man würde sich selber soviel Magie manchmal im Leben wünschen. Es ist nicht leicht zurückzukehren und sich anzuschauen wie erschreckend normal es mit Edward zu Ende geht. Und plötzlich erscheint auch Williams Problem klarer. Am schlausten ist aber der, der den Film anschaut. Bis zum Ende.
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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