Und jetzt auf Japanisch! Lektion 2: „Meine Japanischlerngeschichte“ und die Suche nach der richtigen Lernform

Als allererstes vielen Dank für eure zahlreichen Reaktionen zu dieser neuen Kategorie! Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ihr mir unter dem letzten Artikel soviel Zuspruch entgegen gebracht habt und Anregungen für künftige Artikel hattet. Mit der wahrscheinlich naheliegenden und oftmals gewünschten Frage soll es heute weitergehen – wie lernt man am besten Japanisch?

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Wie lernt man am besten Japanisch?

Gute Frage. Darauf gibt es keine Antwort. Wie man am besten eine Sprache lernt, muss letztendlich jeder für sich selbst herausfinden. Letztendlich kann ich euch nur sagen, wie ich gelernt habe und welches Vorgehen für mich gut oder schlecht funktioniert hat. Daraus ergaben sich für mich einige Hinweise zum Erlernen der japanischen Sprache, die ich ganz zum Schluss zusammenfasse.

Meine Lern-Geschichte …

… Autodidaktin.

Angefangen habe ich als Autodidaktin. D.h. ich hatte einen Kurs, der aus Buch und CDs bestand, durch den ich mich alleine durchgekämpft habe. Der Vorteil: ich konnte lernen, wann immer ich gerade Zeit und Lust hatte. Außerdem waren die Audioaufnahmen sehr cool und abwechslungsreich und man hat ein Beispiel für die Aussprache, dass man beliebig oft nachplappern kann, bis man es intus hat. Der Nachteil: niemand kann dir eine Frage beantworten und du musst (manchmal) vergeblich selber nachforschen, wenn dir eine Erklärung fehlt. Spezieller Nachteil des Selbstlern-Kurses, den ich gemacht habe: wir haben keine Schriftzeichen gelernt. Ganz schlecht. Das schlimmste ist aber, wenn einem niemand eine Frage beantworten kann, weswegen dieser Ansatz vermutlich nur für ganz wenige geeignet ist. Das Fazit: Autodidaktisch lernen geht meines Erachtens nur dann, wenn man schon genügend Erfahrung und Gefühl für eine Sprache gesammelt hat, sodass man ungefähr weiß wie die Sprache funktioniert. Das ist also auf keinen Fall per se schlecht – man sollte aber generell immer auf die Qualität des Kurses achten. Heute weiß ich, dass meiner bspw. voller Rechtschreibfehler war.

… Kurse.

Danach habe ich Kurse bei Japanischlehrern besucht, zuletzt bspw. am Fachsprachenzentrum meiner Uni. Da hatte ich also bereits Vorwissen, konnte aber beispielsweise keine Schriftzeichen und hatte da Nachholbedarf. Der Vorteil bei Kursen: man hat einen Auskenner, den man Fragen kann, wenn etwas unklar ist – den Lehrer oder die Lehrerin. Außerdem kommt man in den Dialog mit anderen, muss live sprechen und erfährt evtl. auch live was man falsch macht. Sehr wertvoll! Zudem empfand ich es generell immer motivierender, wenn man sich an eine neue Sprache ranwagt, wenn man nicht alleine ist. Der Nachteil: feste Zeiten, die man einhalten muss. Das Fazit: Meines Erachtens nach die Lernform, die v.A. Anfänger in Erwägung ziehen sollten. Kurse können sehr sehr viel Spaß machen und mit etwas Regelmäßigkeit kommt man gut durch. Leider mitunter schwer für Berufstätige.

… Autodidaktin. (Fortgeschritten)

Als das Angebot an Kursen erschöpft war, bin ich wieder Autodidaktin geworden und habe mit Material für Fortgeschrittene gearbeitet. Hier ist es ein guter Hinweis sich an eine Reihe zu halten, mit der man schon vorher gut klar gekommen ist. Idealerweise gibt es von der Reihe alle möglichen Schwierigkeitsgrade und man kann sich zusammen mit dem Buch ins unendliche nach oben schrauben. Ein guter Hinweis und ein gutes „Maß“ sind Bücher, die sich nach dem JLPT richten. Das ist der Japanese Language Proficiency Test, den man auch 2 Mal im Jahr an verschiedenen Orten in Deutschland ablegen kann. Der Test und die danach ausgerichteten Bücher unterscheiden 5 Schwierigkeitslevel, die mit N5 (einfach) beginnen und bei N1 aufhören. Ich habe im Laufe der Zeit etliche Bücher ausprobiert, die ich evtl. mal in einem zukünftigen Beitrag reviewen könnte!? Mein erster Fortgeschrittenen-Kurs war der 2. Band der Reihe „Japanisch, bitte!“ von Langenscheidt, den ich als sehr gut empfand. Der Vorteil: Jetzt, da ich Vorkenntnisse hatte, fiel mir das Lernen als Autodidaktin wesentlicher leichter. Das Gefühl für die Sprache war da, aber man muss eben trotzdem hier und da selber nachforschen, wenn man was nicht gut verstanden hat. Im besten Fall weiß man jetzt wo und kann bspw. im Wörterbuch auch besser deuten, was dort steht. Zeitlich super: man ist wesentlich flexibler. Ein Nachteil bleibt: es fehlt einfach die Interaktion. Wenn ich trotzdem Fehler mache, weist mich das Buch wohl eher nicht darauf hin. Leider. Und ein weiterer Nachteil: von meinen bevorzugten Lehrbuchreihen gibt es keine Ausgaben für weiter fortgeschrittene Lerner und ich habe zunehmend weniger Zeit selber nachzuforschen, wenn ich Fragen habe. Das Fazit: Lohnt sich mehr für fortgeschrittene Lerner, man ist flexibel – muss aber auch deutlich mehr Zeit investieren, weil man zwangsläufig selber Ressourcen raussucht oder Erklärungen nachschlägt.

… Privatlehrer.

Und der aktuelle Stand: im Moment nehme ich Privatunterricht bei einer Japanerin. Ihr seht also, dass sich meine Lernmethoden etwas im Kreis gedreht haben und sich immer meiner aktuellen Situation anpassen. Der Vorteil beim Lernen bei einem Privatlehrer: die Themen werden immer direkt an dich angepasst. Du hast Probleme bei etwas bestimmten – also wird darauf eingegangen. Und du kannst natürlich wieder direkt Fragen stellen. Interaktion ist auch automatisch da und du erfährst aus allererster Hand, was du evtl. falsch machst. Wenn du gut mit dem Lehrer klarkommst, machts Spaß und jemand außer dir selber freut sich über deine Fortschritte. Der Nachteil: Privatlehrer sind ggf. teurer. Muss aber nicht sein. Auch manche Sprachkurse in Großstädten oder an exklusiveren Unis können sehr sehr teuer sein. Das Fazit: wenn die Chemie stimmt die vielleicht beste Lernmethode, abgesehen von den Kosten. Zeitliche Flexibilität ist verhandelbar.

… Filme und Serien?

Was für mich in der Vergangenheit gar nicht funktioniert hat, ist das Lernen beim Anime schauen. Also den Original-Anime mit japanischer Tonspur und bspw. englischen oder deutschen Untertiteln. Der Vorteil wäre: man lernt meistens sehr natürlichen Umgangston und guckt gleichzeitig bspw. eine tolle Serie. Der Nachteil: Wenn ich ein Wort nicht kenne, dann „höre“ ich leider nur in ca. 40% der Fälle die richtige Schreibweise und ich denke, dass das den meisten so gehen würde. Und das Schriftzeichen lernt man so gar nicht, was die Unternehmung richtiggehend sinnlos macht. (Warum es sinnlos ist die Schriftzeichen nicht gleich mitzulernen, erläutere ich im nächsten Artikel.) Es ginge vielleicht, wenn man einen Weg fände, sowohl mit englischen, als auch japanischen Untertiteln zu schauen. Eine Option wäre wahrscheinlich das Mangalesen, wobei es mir hier einfach zu mühselig wird, insbesondere wegen mangelnder Freizeit. Außerdem empfinde ich beim „Lern-Schauen“ leider nicht unbedingt „Spaß“. Das Fazit: schöne Theorie. Funktioniert besser, wenn man sehr fortgeschritten ist. Denkt mal dran: ihr schaut englische Serien ja bspw. auch erst, wenn ihr schon einen guten Wortschatz habt.

… Onlinekurse und Lernsoftware?

Onlinekurse habe ich noch nicht ausprobiert – das Spielprinzip ist aber wahrscheinlich sehr ähnlich zu dem Buch + CD Kurs – man ist eben wieder Autodidakt. Nur diesmal am Computer. Ich vermute, dass die Kurse auch teilweise dem Rosetta-Stone-Prinzip folgen. Rosetta Stone ist eine Lernsoftware, die dem Prinzip folgt, dass man wie ein Kind eine Sprache natürlich lernen soll. Also dadurch, dass einem Bilder von einem Apfel gezeigt werden und zeitgleich hört man die korrekte Aussprache des Wortes („ringo“). Das muss man nachsprechen und ganz nebenbei erfährt man die Schreibweise. So wie eben Kinder, die lernen durch Bilder, durch das was die Eltern sagen und dadurch, dass sie alles nachplappern und korrigiert werden. Rosetta Stone habe ich mal kurzzeitig ausprobiert, aber es „erbt“ ebenfalls die Vor- und Nachteile des selbstständigen Lernens. (s.o.)

Meine Schlussfolgerungen basieren letztendlich nur auf meinen Erfahrungen – es ist absolut möglich, dass jemand eben doch viel besser mit der einen oder anderen Lernform klar kommt als ich. Wie habt ihr bereits gelernt? Nicht nur auf die japanische Sprache bezogen. Welche Formen helfen euch am meisten und welche sind am wenigsten sinnvoll für euch? Lernt ihr gerne Sprachen oder ist das für euch eine Qual?

zu den bisherigen Artikeln der Reihe 

In „Und jetzt auf Japanisch!“ widme ich mich in unregelmäßigen Abständen der japanischen Sprache und versuche ich euch näher zu bringen, was ich an der Sprache spannend und großartig finde, aber auch, was einem manchmal echt Kopfzerbrechen bereiten kann. 🙂 Vielleicht eine Lernhilfe, wahrscheinlich Informationen von denen du nicht wusstest, dass du sie brauchst 😉

6 Antworten

  1. Noch ein Problem was Kurse angeht: Japanisch wird leider nicht überall angeboten. Für mich ist das mangels Auto ein K.O.-Kriterium, denn ich müsste nach Neunkirchen, da fahren aber die Busse nur stündlich und später abends will ich eh nicht mehr. Naja, im Moment fehlt mir allerdings auch die Zeit für die Autodidaktik 😉

    1. Ach ja … sehr schade, dass ich vergessen habe das zu erwähnen! Das war ursprünglich der Grund, warum ich damals Autodidaktin geworden bin … bzw. versucht habe eine zu werden. :-/ Weil es bei mir in der Umgebung anfangs hoffnungslos war – kein Japanischkurs in Sicht. Nicht im Umkreis von 30 km. Sag mal … du als Sprachenprofi – was sind deine Ratschläge für Anfänger bei einer Sprache?

  2. Ich bin grade relativ gut in Japanisch und hab alles mit Rosetta Stone gemacht. Generell kann ich jedem empfehlen, der wie ich in einem Kaff wohnt und keinen Bock hat mehrmals in der Woche 70 km zum Unterricht zu fahren, Rosetta Stone zu nehmen. Man muss keine Vokabeln, keine Grammatik und gar nichts lernen und ist sehr schnell sehr flüssig unterwegs.

  3. Ich will ja auch immer mal einen Kurs machen, aber zeit- und geldtechnisch sieht es da bei mir auch eher naja aus. ^^ Außerdem fände ich es viel motivierender mit jemandem zusammen zu lernen, den ich schon kenne, aber da muss ich mir gar keine Illusionen machen. 😀
    Deswegen hatte ich mir mal Online-Kurse und Apps angeschaut, da gibt es schon einige, die auch mit Bildern, Ton und Schriftzeichen arbeiten, also alles kombinieren, was man so braucht. Ist dann halt nur die Frage, wie sehr man sich alleine motivieren kann (ladidaa..) und wie du gesagt hast: Fragen werden einem nicht beantwortet und dann steht man manchmal auf dem Schlauch. Online-Kurse bieten sich aber aus einem anderen Grund an. Ich glaube es war busuu.com, wo man in der Community schauen konnte, wer die Sprache spricht, die man selbst lernen möchte und dann konnte man diejenigen anrufen. Finde ich an sich eine coole Idee, denn so redet man vielleicht auch mal mit Muttersprachlern. Allerdings muss man dann auch eine Sprache lernen, die ein paar Leute in der Community sprechen, was bei Japanisch glaube ich nicht so der Fall war. ^^

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Naja … also im Kurs selber kommt man ja meistens ganz gut mit den Leuten ins Gespräch. Wenn du niemanden findest, der dort mit dir hingeht, findest du bestimmt jemanden dort, der zumindest schon mal ein gemeinsames Thema mit dir hat. 😉

      Ich fand das eigentlich immer ganz einfach mich zu motivieren … anfangs. Aber wenn du dann Fragen hast, die dir der Online-Kurs oder das Buch nicht beantwortet, wirds plötzlich manchmal sehr nervig. Aber so ein Online-Kurs mit Forum wie du es beschreibst, klingt eigentlich ganz cool. Und vielleicht ist es gar nicht so abwegig, dass dort JapanerInnen unterwegs sind!? 😀

      1. Hm, das stimmt natürlich! Mal sehn ob ich mich so besser aufraffen kann. ^^
        Ja, das mit den weiterführenden Fragen ist bei Apps oder Online-Kursen ohne Betreuung/Foren doof. Für den Anfang ist so ein Einsteiger-Real-Life-Kurs sicher besser 😀

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