Dänemark hat sich vor vielen Jahren so nach und nach ein bisschen in mein Herz geschlichen. Der dänische Film ist schuld. Neben amerikanischen, britischen und japanischen Filmen, sind die meisten, die ich bisher geschaut habe dänische. Das gilt v.A. wenn wir vom gezielten Schauen von Filmen von bspw. von Trier, Vinterberg, Susanne Bier und vielen anderen sprechen. Ein paar Meinungen zu dänischen Filmen findet man u.a. hier oder auch hier. Schon länger wollte ich das Land von Dogma 95, Heimat von Hans Christian Andersen und seiner kleinen Meerjungfrau, Mads Mikkelsen und Nicolas Winding Refn und Design-Hauptstadt Europas besuchen. Jetzt war es soweit. 🙂
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Urlaub in Kopenhagen – Das wichtigste kurz und knapp
Je nachdem wo in Deutschland man wohnt, ist der Weg nach Dänemark nicht mal besonders lang. Von Hamburg aus kommt man wohl in etwas mehr als vier Stunden mit dem Zug nach Kopenhagen. Unsere Anreise war etwas länger und wir haben es mit einem Flug versucht. Was irgendwie Nonsense ist, wenn man bedenkt, dass unsere Anreise zum Flughafen länger ist als der Flug und über den ökologischen Fußabdruck wollen wir schon gar nicht reden. Wie man hinkommt ist vielleicht die kniffligste Frage. Der Rest ist relativ einfach. Dänemark ist zwar wie andere skandinavische Länder sehr teuer (Ein Glas Bier zwischen vier und acht Euro, d.h. vier Euro regulär, acht Euro in der Nähe von Touristenattraktionen), aber es ist im Heute angekommen. Quasi überall kann man bargeldlos bezahlen und an das Umrechnen zwischen dänischen Kronen und Euro gewöhnt man sich auch. Richtig: Dänemark hat Anfang der 2000er Jahre gegen den Euro gestimmt. Der Umrechnungsfaktor ist zur Zeit irgendwas um die 7 DKK für 1€. 140 DKK sind also rund 20€ – große Zahlen. 🙂 In Dänemark wird, klar: Dänisch gesprochen. Das ähnelt dem Deutschen so stark, dass man vieles lesend verstehen kann. Und was das Sprechen betrifft, kamen uns die Dänen sehr entgegen. Ausnahmslos jeder hat mit uns Englisch gesprochen als ob es das Natürlichste der Welt ist (und darüber waren wir sehr froh).
Wie in vielen europäischen Haupt- oder Großstädten gibt es auch in Kopenhagen ein Touristen-Rundum-sorglos-Paket: die Copenhagen Card. Die Anschaffung wirkt auf den ersten Blick nicht billig, kostet derzeit beispielsweise 93€ für 72h. Für den Preis darf man aber während der Gültigkeitsdauer mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und hat in vielen Museen und Sehenswürdigkeiten freien oder ermäßigten Eintritt. In Kopenhagen finde ich die Anzahl der Sehenswürdigkeiten, die mit Karte freien Eintritt ermöglichen sogar unschlagbar und noch umfassender als in anderen europäischen Großstädten. Ich glaube wir mussten nur einen Eintritt ohne Copenhagen Card bezahlen und konnten beim Rest einfach durchgehen. Das ist der zweite Pluspunkt der All-inclusive-cards: oftmals muss man nicht Schlange stehen, damit hatten wir aber in Kopenhagen allgemein kein Problem. So oder so finde ich es allein schon praktisch, wenn man sich um das Ziehen der Tickets für den ÖPNV keine Sorgen machen muss.
Kopenhagen und Kunst
Kopenhagen ist Kunst. Das werfe ich einfach mal in den Raum. Es gibt soviele großartige Sammlungen zu bewundern! Nicht zuletzt weil einer der großen Mäzene der Stadt, Carl Jabobsen (Erbe des Carlsberg Bier-Imperiums), eine seiner Sammlungen der Stadt spendete. Die kann man heute als Ny Carlsberg Glyptotek bewundern. Wir haben die zwar leider ausgelassen, waren aber stattdessen im SMK (Statens Museum for Kunst), das ich mal frei als Nationalgalerie übersetze. Es beinhaltet u.a. eine Sammlung dänischer bzw. nordischer Künstler des Realismus, Symbolismus und Impressionismus, die ich sehr mag und besonders gern sehen wollte. Neu entdeckt habe ich dort u.a. L. A. Ring und Hammershøi, die wunderbar Stimmung und Zeitgeist des einfachen Lebens und der Natur einfangen. Als wir an unserem zweiten Tag an dem Museum ankamen, taten uns von einem längeren Marsch ordentlich die Füße weh und wir hatten reichlich Hunger, sodass ich beim Titel der temporären, zeitgenössischer Ausstellung des Künstlers Danh Vo statt „Take my breath away“ „Cake my breath away“ las. Ein deutliches Zeichen. SMK hat eine sehr teure, aber sehr coole Caféteria mit handgemachten und sehr hippen Speisen. Leider wurden wir schmerzhaft von der Öffnungszeit überrumpelt und wir mussten auslassen, was mir bei Kunstmuseen immer eine Riesenfreude macht: der Shop. Übrigens ist der Eintritt ins SMK seit bereits zwei Jahren nicht mehr frei – man liest es noch recht häufig in Reiseblogs. Allerdings kommt man mit der Copenhagen Card rein.
Ein großer Tipp ist das Designmuseum, das beispielsweise mittwochs bis in die Abend- und Nachtstunden geöffnet hat. Dänemark ist bekannt für Design, sowohl was Möbel betrifft (Klint und Hansen bspw., um nur ein paar Namen zu nennen) oder auch moderne Architektur. Die Stadt strotzt nur so vor modernen Bauwerken, aber dazu später mehr. Im Designmuseum gibt es sowohl einen Schnitt durch Design in den Jahrhunderten als auch einen Fokus auf aktuelles, dänisches Design und wie es sich im Laufe der Zeit gewandelt hat. Für mich persönlich ein weiteres Highlight: „Learning from Japan“ – eine temporäre Ausstellung die zeigt in welchen Bereichen dänisches Design durch japanisches beeinflusst wurde. Übrigens werden natürlich nicht nur Möbel fokussiert, sondern auch Bilder, Alltagsgegenstände und Kleidung. Bei manchen Sofas und Sesseln ist nicht ganz klar, ob man sich darauf setzen darf oder ob sie ein Ausstellungsstück sind 😉 Für Design-Fans gibt es in Dänemark also allgemein jede Menge zu entdecken. Wer aufmerksam die Netflix-Doku Abstract geschaut hat, wird aus der Episode über Bjarke Ingels einiges in Kopenhagen wiedererkennen, beispielsweise die futuristisch aussehende Abfallverwertungsanlage mit Ski-Abfahrtspiste auf dem Dach (soll bald eröffnet werden). Kein Scherz.
Nyhavn, Christian Andersen und ein, zwei oder drei kleine Meerjungfrauen?
Der Nyhavn, also der neue Hafen, ist gar nicht mehr so neu: dort stehen einige der ältesten Hafenhäuschen und geben Aufschluss darüber wie man damals so gelebt hat, obwohl große prunkvolle Bauten nicht weit weg sind. Heute sind dort v.A. Cafés und viele Reisegruppen. Nr 67 zieht witzigerweise weniger Touristen an als die netten Selfie-Spots mit Booten und bunten Häusern, obwohl es eine Nummer ist, die man sich merken sollte: dort hat Hans Christian Andersen gelebt und vielleicht seine kleine Meerjungfrau geschrieben. Das tragische Märchen habe ich erst letztes Jahr wieder gelesen. Die Geschichte der kleine Meerjungfrau hat den oben bereits erwähnten Mäzen Carl Jacobsen einst so bewegt, dass er eine Statue in Auftrag gab, die man in der Nähe des Kastellet bewundern kann. Ich würde empfehlen, dass man die Kleine sehr früh oder sehr spät am abend besucht, da dort sehr viele selfie-hungrige Touris lauern. Die eher kleine Statue schaut aber so liebenswert melancholisch auf das Wasser, dass man ihr am liebsten auf den Kopf streichen und sagen möchte „Alles wird gut“. Auch die Statue hat kein leichtes Leben – ihr wurde schon mehrmals Arm, Kopf etc abgesägt, sie wurde mit Farbe besprüht und es gab sogar einen Sprengungsversuch. Verrückte Menschheit, ehrlich.
Bei der Reiseplanung stieß ich übrigens darauf, dass es eigentlich drei kleine Meerjungfrauen gibt. So machten wir uns auf die Suche nach den Schwestern und fanden bald die zweite. Sie ist eine Hommage an den Wandel der Zeit und die Wissenschaft und Teil des Kunstwerks Det genmodificerede Paradis, also Das genmodifizierte Paradies. Dementsprechend sieht die genmodifizierte, kleine Meerjungfrau etwas entrückt aus und ist damit ein starkes Statement. Mal abgesehen von den nicht minder stark aussehenden anderen Skulpturen die zum Kunstwerk gehören ist ihre Wirkung vielleicht noch krasser, da sie an ein Wahrzeichen der Stadt angelehnt ist. Sehr eindrucksvoll und macht nachdenklich. Was wir aber trotz einiger Wanderungen nicht fanden ist die dritte Meerjungfrau, die barbusige. Auf Nachfrage haben wir dann erfahren, dass sie entfernt wurde.
Viel zu sehen
Um alle Sehenswürdigkeiten abzudecken, müsste ich wohl fünf Artikel schreiben. Aber ich kann erzählen, dass wir den Ausflug zum Nyhavn genutzt haben, um noch eine Bootsfahrt zu machen, was ich sehr empfehlen kann. So kommt man auch zum Christianshavn – einem Stadtteil, der nicht grundlos an Amsterdam erinnert. Bei den meisten Routen fährt man auch sicherlich an architektonischen Aushängeschildern der Stadt vorbei wie dem Schwarzen Diamant oder der Börse. Und wenn man schon mal in der Nähe ist, lohnt es sich das Schloss Amalienborg anzuschauen. Da ist übrigens täglich 12 Uhr eine Wachablösung, die zwar nicht so pompös ist wie die in London, aber dafür hat man auch eine realistische Chance etwas zu sehen. 😉 Wer das „echte“ Stadtzentrum und Innenstadtfeeling mitsamt viel Shoppingpotential sucht, sollte nach dem Rathaus bzw Rathausplatz suchen. Und wer einen schönen Blick über die Stadt gewinnen will, kann den Rundetårn (runden Turm) erklimmen. Dort oben kann man sogar die Öresund-Brücke sehen, die Dänemark und Schweden verbindet.
Nachdem Carl Jacobsen hier schon zwei Mal Erwähnung fand, muss auch Carlsberg erwähnt werden. J.C. Jacobsen gründete die Brauerei, quasi benannt nach seinem Sohn. Carlsberg begegnet einem überall in der Stadt. Als Bier, in Form der gespendeten Kunst und Artefakte und als einer der Eckpfeiler der Kopenhagener Geschichte. Es lohnt sich sehr die alte Brauerei zu besuchen und ich empfehle eine Führung mitzumachen, da sie die Geschichte der Jacobsens und der Stadt lebendiger rüberbringt als das Museum. Und da entfaltet sich eine überraschend spannende Familiengeschichte. Ich hatte keine Ahnung, dass Vater und Sohn Jacobsen im Zwist waren und es zwischenzeitlich zwei Firmen gab: ein Ny Carlsberg und ein Gamle Carlsberg (neues und altes Carlsberg). Ein weiteres absolutes Must-See ist der Vergnügungspark Tivoli. Egal ob man Achterbahnen nun mag oder nicht, denn der Park hat viel mehr zu bieten. Nostalgie trifft es: der Park öffnete 1843 seine Pforten und ist damit wohl historisch, aber in Betrieb. Und unglaublich liebevoll gestaltet. Alle Attraktionen haben ein Thema, die Lichter sind besonders abends wunderschön und neben Achterbahnen und Karussells gibt es Theater- und Musikdarbietungen. Ein fast verzauberter Ort. Ich weiß was Nina Hagen mit Du hast den Farbfilm vergessen ausdrücken wollte, denn ausgerechnet bei unserem wunderbaren Besuch dort standen wir später am Abend ohne funktionierende Kameras da, nur mit leeren Akkus und waren sehr traurig, dass wir die Lichter nicht mehr einfangen konnten. Ob ich Achterbahn gefahren bin? Klar. Und ich habe geschrien. 😉 Sehr cool war auch der Besuch im Tycho Brahe Planetarium, das sich u.a. zur Zeit mit einer Computer Vision gestützten Ausstellung dem Big Bang widmet – sehr eindrucksvoll. Abgesehen davon hat Kopenhagen v.A. im Zentrum viele Parks zu bieten und einen wunderbaren Botanischen Garten mit Palmen- und Schmetterlingshaus, die zum Verweilen einladen. Und um die Füße mal auszuruhen.
Vom Glück haben und vom Pech haben
Wie das eben so ist mit Reisen – es läuft nicht immer alles nach Plan. Manche Informationen entziehen sich einem trotz der besten Reiseplanung oder das Leben hatte andere Pläne mit dir. So kam ich als Filmfan mit großen Ambitionen nach Kopenhagen, wo es natürlich auch ein Filmmuseum gibt – leider zu dem Zeitpunkt unserer Reise ohne englischsprachige Veranstaltungen. Der Botanische Garten war auch ein wirklich wundervoller Ort, nur leider war das Palmenhaus wegen Umbauarbeiten geschlossen. Und auch bei Carlsberg bekam ich kein Bild vom Elefantentor wie erwartet (das den Kindern von Carl Jacobsen in Ny Carlsberg gewidmet ist), da dort bis in die 2020er Jahre hinein ein großes Bauprojekt läuft – Carlsberg City. In ein paar Jahren erwartet Carlsberg-Besucher dort also ein ganzes Stadtviertel. Im Moment leider viele viele Baustellen. Nichtsdestotrotz sind natürlich alle Attraktionen sehr sehenswert, nur trübt es eben den Augenblick ein wenig.
Tipps für Reiseführer
Viele setzen bei der Reise auf Apps, die Sehenswürdigkeiten vorschlagen etc. Aber ich schone gerne meinen Akku um mehr Fotos machen zu können und setze gern auf etwas handfest: Bücher. Zur Vorbereitung auf die Reise und als Wegweiser während der Reise hatte ich zwei Bücher. Zum Einen von Marco Polo ein Reiseführer über Dänemark allgemein, um ein Gefühl für das ganze Land zu bekommen. Das Buch ist solide, keine Frage. Es ist klar, dass es bei der Planung der Kopenhagen-Städtereise keine große Hilfe ist, aber es hat einige Features, die man nicht in vielen anderen Reiseführern findet wie einen kleinen Teil um die Sprache zu lernen oder zumindest die wichtigsten Sätze für Touristen. Wie immer sehr cool war aber die Kopenhagen-Ausgabe des National Geographic Explorer. Mit den Reiseführern bin ich schon in mindestens 3 weiteren Städten unterwegs gewesen und es war immer extrem hilfreich. Das kleine Buch kann viel: es hat ausklappbare Karten. Zusammengeklappt hat es Tipps für Sehenswürdigkeiten, Essen, Einkaufen, etc. und verzeichnet alle Tipps auf der Karte. Außerdem sind immer Pläne für den öffentlichen Nahverkehr dabei – es ist wirklich das handlichste Rundumpaket für die Navigation in der Stadt. Große Empfehlung.
Es war eine wundervolle Reise und wir werden definitiv wiederkommen. V.A. jetzt wo wir gelernt haben die Kronen-Münzen zu unterscheiden 😉 Wart ihr schon mal in Kopenhagen oder Dänemark allgemein? Seid ihr auch Fan des dänischen Films? Habt ihr Tipps für unseren nächsten Besuch? Wie navigiert ihr euch eigentlich durch eine fremde Stadt? Nutzt ihr die diversen Städte-Apps? Oder klassisch mit Karte?
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