Am 08.03. in der Früh‘, man sollte eher sagen des nachtens :), machten wir uns auf nach Hannover zur Cebit.
Die riesige Fülle an Ausstellern und Themen läßt sich kaum zusammenfassen, deswegen konzentriere ich mich mal auf das was ich gesehen habe und was mich umgehauen hat. Und das war ziemlich viel – das war nämlich meine erste Cebit.
Im Hinterkopf hatte ich eigentlich zwei große Themen: „Jobs“ und „Forschung“, nach denen habe ich Ausschau gehalten. Die Messe war eigentlich ganz gut ausgeschildert und übersichtlich gestaltet, so dass man sich nicht verlaufen konnte. Und das Thema Forschung ging auch eindeutig daraus hervor – die Messe ist in Themenbereiche gespalten wie zum Beispiel CebitLAB u.a. Im Laufe des Tages sollte ich das Thema „Berufe“ aber dann doch leider noch etwas vermissen.
Besonders schön habe ich es empfunden, dass das Thema zeitgemäße Mensch-Maschine-Kommunikation/Benutzerschnittstellen v. a. im Sinne der Virtuellen Realität (VR) so stark vertreten war. Das erste Beispiel liefert Zeiss. Das Unternehmen stellte u.a. die neuste Version der Video-Brillen Cinemizer vor. Dabei wird jedem Auge ein eigenes Video präsentiert und den Rest macht das Gehirn und erzeugt den 3D-Eindruck. Wie passend, dass ich vor (und nach) der Cebit für meine VR-Prüfung gepaukt habe – daher weiß ich auch, dass der Cinemizer in der Vergangenheit dafür kritisiert wurde, dass man eine Stromzufuhr braucht und dass das Gerät etwas schwer wäre. Offensichtlich wurde auf dem Gebiet fiel gemacht. Die Vision dabei soll sein, dass man es beispielsweise Kiddies zur Ablenkung beim Zahnarzt aufsetzt oder eben einfach einen Spaziergang in der virtuellen Umgebung macht. Das konnte man auch vor Ort ausprobieren – allerdings war mir die Schlange dann doch etwas zu lang und so haben wir IT-Enthusiasten das Schauspiel auf dem Bildschirm angesehen.
Das Heinrich-Hertz-Institut (Fraunhofer) hat einen 3D-Bildschirm vorgestellt, der es auch mehr als nur einem Betrachter ermöglicht einen stereoskopischen Eindruck zu erhalten. Laut
Flyer funktioniert das durch eine Software, die anhand von Positionsinformationen „Sub-Bildpunkte“ generiert (RGB). Vor dem Display befindet sich ein um 70° geneigtes Streifenraster, welches die Bildpunkte verschachtelt und den 3D-Eindruck erzeugt. Dazu hätte ich noch 100 Fragen aber wir wurden dann von den anderen Errungenschaften des Instituts abgelenkt. Ein Interface ermöglicht es bspw. Bauteile durch Handbewegungen/Gesten zu rotieren und zu skalieren ohne dabei den Bildschirm zu berühren. Das ganze funktioniert durch Eye- und Handtracking (man beachte die Konsole u
nten am Bildschirm) und hat wirklich sehr gut funktioniert. Etwas störender war der Eindruck am 3D-Multiuser-Bildschirm. Für mich hat er nicht gut funktioniert, aber nicht nur etwa an den Randbereichen,
sondern auch wenn ich direkt davor stand. Einer meiner Begleiter hingegen hatte wohl ein sehr gutes 3D-Erlebnis.
Außerdem wurden mehrere 3D-Scanner vorgeführt und verschiedene andere Tracking-Systeme. Die Bundesländer waren scheinbar auf alle Hallen verteilt und haben sich vorgestellt. Bayern hat dabei offensichtlich nicht nur auf Forschung und IT alleine gesetzt…wäre vllt. besser gewesen sie hättenauf die Blaskapelle verzichtet.
Apropos Tracking-System: im Modul VR hat ein ganzer Tracking-Anzug bei mir immer für etwas Heiterkeit gesorgt. Ungefähr die selbe Art Heiterkeit, die auch die bayerische Blaskapelle bei mir ausgelöst hat. Tatsächlich hat die Universität Kassel eine homebrew-Lösung vorgestellt um Ergonomie-Analysen vorzunehmen. Und das ganze mit 18 Sensoren und Eyetracking und dem Namen cEYEberman. (Ob die auch Doktor-Who-Fans sind?) Das auffälligste war aber, dass man nun im Bereich der Universitäten deutlich freundlicher an uns heran getreten ist – das war nicht überall so. Zwischenzeitlich hatte ich sogar den Eindruck, dass Studenten als „nicht interessant“ betrachtet werden und vieles auf das Knüpfen von Geschäftskontakten ausgerichtet ist. (Natürlich ist es auch anstrengend jeden Tag dort auf der Messe rumzustehen – zur Kenntnis genommen.)
Den tollsten Stand hatte aber natürlich die TU Bergakademie Freiberg. Wer sonst. 😀
Nein aber mal im ernst: die anderen Unis hatten manchmal ein oder zwei Projekte zum Vorstellen, die TUBAF hatte da schon ne Menge mehr zu zeigen.
Die Roboter waren aber nicht nur an dem Stand unserer Uni die Sieger der Herzen. Da gab es noch einige andere Vertreter wie zum Beispiel einen zeichnenden Roboter – der allerdings normalerweise Oberflächen analysiert. Zu seinem Repertoire zählt aber auch, dass er ein Foto aufnehmen und dieses rudimentär nachziehen kann, siehe Foto. Ich hätte zu gerne mal Porträt gestanden aber auch da war zuviel los.
Eine besonders interessante Technik war Lichtübertragung. Unter dem Begriff hätte ich mir jetzt viel vorstellen können und mein erster Gedanke war Glasfaser aber nein – tatsächlich wurde da mittels ner Lampe übertragen. Das Szenario des Ausstellers sah eher aus wie’n hübsches modernes Wohnzimmer und ich habe es im ersten Moment nicht gecheckt, was dort vorgestellt wurde aber ein Video hat geholfen und das Prinzip rudimentär erklärt. Datenübertragung anhand einer Lichtquelle und dementsprechend Lichtmessung war auf die Art und Weise vollkommen neu für mich.
Besonders stark war auch die Kinect vertreten. Im Prinzip wurde fast an jeder Ecke getrackt, ob mit oder ohne Kinect … beispielsweise bei HOLLiE, einem intelligenten Begleit-, Assistenz- und Serviceroboter des FZI. Leider haben wir den nicht richtig in Aktion gesehen, sondern jeweils nur eine Simulation. Er soll dazu in der Lage sein Besuchergruppen herumzuführen oder Pflegedienste zu entlasten, in dem man über Entfernungen seine Kamerasysteme und Sprachausgabe nutzt, um zu interagieren. Der Roboter wirkt so, als könnte er einem mit Leichtigkeit was brechen oder einen verletzen, wenn man nicht aufpasst aber irgendwie ist er auch niedlich XD trotz nicht erkennbaren Kindchen-Schemas. Vielleicht merkt man an der Reaktion einfach, dass ich ein Informatikermädchen bin… .
Ja, was wurde noch getrackt? Unsere Gesichter…unsere Mimik…unsere Gesten…hach, alles. Besonders schön war es die Leistung von Fraunhofer IIS‘ Technologie SHORE zu beobachten und wie es reagiert, wenn sehr viele Menschen im Fokus stehen und möchten, dass ihre Mimik erkannt wird. Es ist etwas langsamer geworden. Bei meinem grundsätzliche neutralen bis leicht schlecht gelaunten Ausdruck (dabei bin ich eigentlich die meiste Zeit gut drauf, ehrlich) musste ich mich ganz schön anstrengen, dass meine Mimik mal als „happy“ erkannt wurde. Das macht das frühe Aufstehen an dem Tag… .
Eine kleine, runde Cave + mittels Cry-Engine erstellter Demo konnte auch begutachtet werden und auch ein Auto mit Frontscheibenprojektion. Der aufmerksame leser dürfte gemerkt haben, was meine Lieblingshallen waren.
Ein paar Kleinigkeit möchte ich aber auch kritisieren. Beispielsweise war der OpenSource-Bereich ziemlich klein und labyrinthisch. Fast schon irgendwie reingequetscht zwischen die anderen Stände und schön alle ganz dicht nebeneinander. LibreOffice war da noch am gesprächigsten und hatte mal einen größeren Stand – aber Studenten zu Spenden aufzufordern … mh. Mäh. Ja, wenn ich’s hätte, würd ich’s euch bestimmt zukommen lassen. Und vorher noch armen Kindern und der medizinischen Forschung. Ich hab’s aber nich. Der Open-Source-Bereich hätte für die Programmierer unter uns eine Spielwiese sein sollen, war aber etwas ernüchternd. Genauso wie eben das Gefühl, dass nicht jeder „mit uns reden will“.
Die Gamer-Halle war außerdem nicht so mein Fall. Eigentlich zocke ich schon gerne mal ausgiebig aber das fand ich irgendwie etwas übertrieben. Technogedöhns und ’ne Bühne mit lauter lauten Kiddies davor, die ihre Arme in die Luft strecken, weil sie was geschenkt bekommen wollen. Ja … macht ihr nur. Für die Leute, die sich davon angesprochen fühlen, war es aber bestimmt ein toller Anlaufpunkt. Von dem Standpunkt aus betrachtet, war vermutlich für jeden was dabei. Nur reicht kaum die Zeit an einem Tag, um sich alles anzugucken.
Das umständliche Parkleitsystem hat es vereitelt, dass wir uns einen Vortrag über den aktuellen Stand der KI-Forschung anhören konnten aber einen Vortrag, oder besser: eine Vorführung, konnten wir dann doch noch mitnehmen. Nämlich die Vorführung von Windows 8.
(Da fällt mir noch eine Sache ein, die ich vermisst habe – die „Großen“. Zum Beispiel die großen Betriebssysteme. Da war wirklich noch Microsoft am besten, übersichtlichsten und am freundlichsten. Und da gab es mal Gummibärchen. Muss auch erwähnt werden.)
Windows 8 wurde nicht zum „Rumspielen“ angeboten, sondern stattdessen mehrmals täglich auf der Mircosoft-Bühne vorgestellt. Meine Begleiter haben ja zu meinem Leidwesen schon fast Wetten abgeschlossen, dass irgendwas abstürzt aber ich fand die Präsentation sehr gut und das Gezeigte war stabil und hat einen guten Eindruck auf mich gemacht. Bei den emotionalen Apple-Kampagnen und dem Rumreiten auf dem Fakt, dass die Benutzerschnittstellen immer sehr modern und intuitiv gestaltet sind, habe ich es mir wirklich gewünscht, dass Windows auf sich aufmerksam macht durch eine komplett neue Oberfläche und Steuerung. Das ist nämlich nur eine der beiden Sachen an denen ich mir eine Veränderung vorstellen kann. Die andere Sache sind die Systemanforderungen. Hat sich scheinbar auch erledigt mit einem meiner Meinung nach besonders großen Schritt nach vorn: Dasselbe Betriebssystem läuft auf dem Desktop, Laptop und dem Smartphone. Während ich begeistert bin, hadern die meisten Leute ziemlich damit. Sie denken, dass die Oberfläche komplett an Touchgesten orientiert ist und mit der Maus nicht mehr soviel Sinn macht. Außerdem läuft das nicht mehr mit 20 Fenstern visuell übereinander, es sei denn man geht in den Win7-Modus. Allerdings appelliere ich jetzt immer mal an die menschliche Anpassungsfähigkeit und glaube wirklich, dass es ein guter Schritt ist, etwas ganz anders zu machen.
Nur weil es das mit Abstand meist-genutzte Betriebssystem ist, darf man sich durch die vielen dann verwirrten User nicht dazu drängen lassen, nicht mehr innovativ zu sein. Radikale Aussage, ich weiß.
Eine richtige Meinung kann man sich erst bilden, wenn man das fertige Produkt auf dem Tisch hat. In letzter Zeit gefällt mir aber die Microsoft-Taktik ziemlich gut, auch das was ich so beim Lesen der Blogs entdecke. Eine weitere nette Neuerung war das „Betriebssystem zum Mitnehmen“ auf USB. Das gibt es zwar bereits schon war mit Windows aber nicht immer so simpel.
Mein anderes persönliches Highlight war aber die Microsoft-Band. 🙂 Ja, die hatten tatsächlich ne Band. Und bei bestimmten Aussagen der Moderatoren gab’s einen Tusch. 🙂
War auf jeden Fall ein sehr cooler Tag auf der Cebit, an dem ich viele Sachen gesehen habe, über die ich ansonsten nur lese. V.a. aber auch danke an unseren tatkräftigen Fahrer. 😀
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