Erzählt wird die Geschichte eines Mannes (Edward Norton), der scheinbar sein Leben für relativ austauschbar hält. Er arbeitet für einen Autohersteller und sieht seine Tätigkeit selbst als sehr kritisch: das Abhandeln von Rückrufanträgen läßt ihn oft mit unfassbaren Mängeln bis hin zu Unfällen in Kontakt treten. Er mag seinen Job nicht. Auch ansonsten gibt es nicht viel wodurch er sich definiert, außer durch Konsum. (Müsste man sagen, was sein Hobby ist, so würde ich auf Ikea tippen.) Seine Einstellung ist alles andere als positiv und lebensbejahend – zumal er auch nachts nicht schlafen kann und zum Zeitvertrieb Selbsthilfegruppen für sich entdeckt hat. Nein nein, nicht etwa weil er dort an ihm nagende Probleme vorträgt und sich erleichtert, sondern weil er sich entspannt während andere über ihre Abhängigkeit oder Krankheit sprechen. Während der Zuschauer mit dem namenlosen Erzähler zurück gelassen wird und seinen Ohren und Augen nicht traut, nehmen die Geschehnisse eine rasche Wendung, als er Marla (Helena Bonham Carter) und Tyler (Brad Pitt) kennen lernt.
Marla ergötzt sich wie er auch an den Selbsthilfegruppen. Ist sie dabei, kann er allerdings kein Mitgefühl vortäuschen, findet nicht seine kuriose Form der Entspannung und kann nachts erneut nicht mehr schlafen. Der Protagonist lernt indessen Tyler Durden kennen, einen Seifenhändler, der mit dem Protagonist ähnliche Meinungen zu teilen scheint. Diese aber im Gegensatz zu ihm auslebt und aufrecht einen Lebenswandel führt und ein Selbstbewusstsein hat, dass dem Erzähler vollkommen fremd ist. Eine Begegnung, die polarisierend für den Protagonisten ist. Fast so, als wenn sich unter Milliarden von Menschen die einzigen finden, die dieselbe Sprache sprechen. Kaum landet der Protagonist in einer brenzligen Situationen, kommt er bei Tyler an, zieht sogar bei ihm ein. Die Gegenleistung die Tyler fordert, ist unerwartet und simpel: er solle ihm eine runter hauen. Dabei bleibt es nicht. Daraus wird eine Prügelei. Und sie wiederholen das stetig. Ohne einen wirklichen Anlass – nur des Nervenkitzels und Abreagierens wegen. Immerhin kann der Hauptcharakter dann schlafen wie ein Baby.
Ihre Prügeleien bleiben nicht unentdeckt und so scharen sich immer mehr Männer um sie und nehmen teil. Die Geburt des Fight Club. Wie ein Geschwür werden es immer mehr und mehr Männer die mitmachen – der Einfluss des Fight Club ist immens, genauso wie der des Erzählers und von Tyler Durden. Indes lernen sich Tyler und Marla kennen und beginnen eine Affäre, der Fightclub artet in eine Art Geheimorganisation aus, der Erzähler verliert seinen Job und ihm scheint alles zu entgleiten. Er begreift immer weniger Tylers Handlung und Intentionen. Die Zusammenhänge entziehen sich ihm völlig aber sein Status als eine Art Anführer bleibt erhalten. Als bei den Aktionen des immer brutaler nun auch außerhalb des Fightclubs vorgehenden Mitgliedern ein alter Bekannter stirbt, überschlagen sich die Ereignisse und er lernt die Wahrheit hinter den Vorgängen kennen. Und die sind im wahrsten Sinne des Wortes mind-blowing.
Hintergrund
Fight Club basiert auf einem Roman des amerikanischen Autors Chuck Palahniuk – sogar seiner Erstveröffentlichung. Der Gedanke zu der Geschichte kam ihm, als er mit einem Veilchen aus einer Prügelei auf Arbeit erschien. Tatsächlich fragte ihn niemand wie das passiert sei oder ob es ihm gut gehe. Daraus resultierte sein Überlegung, ob so ein Doppelleben unerkannt bliebe, obwohl man Spuren sogar sieht. (siehe auch Wikipedia)
So entstand eine Kurzgeschichte, um die herum er Fight Club schuf. Der Stil und die selbstzerstörerischen Charaktere machten den Film zu einem Publikumserfolg, auch wenn er von den Kritikern teilweise nicht gut angenommen wurde. An den Kinokassen selber war Fight Club nicht extrem erfolgreich. Auch die Vorlage erlangte erst nach dem Film diesen von der breiten Masse produzierten Kultstatus. Der Film findet sich regelmäßig in Fan-Listen wieder mit Titeln wie „Die von Kritikern am meisten unterschätzten Filme der Geschichte“.
Und ist einer der Filme die man mehrmals schauen kann. Und sollte. Warum?
Wegen den Hinweisen, die so öffentlich und unaufgeregt im Film versteckt sind, dass man sie nur zu leicht übersehen kann.
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Schaut man den Film ein zweites Mal werden sehr viele Zusammenhänge zwischen den Identitäten Tyler Durden und der des Erzählers deutlich. In Schlüsselszenen am Anfang des Films sieht man oftmals sehr kurze Einblendungen von Tyler Durden, der in der Nähe des Erzählers zu stehen scheint. Das passiert oftmals in Momenten, wenn die Fassade wortwörtlich bröckelt und die andere, mutige und selbstbewusste Persönlichkeit des Erzählers in Form von Tyler Durden droht die Kontrolle zu übernehmen. So beispielsweise, bei der Konfrontation mit Marla.
Außerdem erkennt man die gut verborgene multiple Persönlichkeit besser. Beispielsweise sind nie Marla, der Erzähler und Tyler im selben Raum. Genauso wie es noch offensichtlicher wird, dass der Erzähler während er schläft zu Tyler wird. Das erklärt die stark voran geschrittenen Aktionen des Projekts Mayhem, jedes Mal wenn er aufwacht. Ein anderer Hinweis auf seine ständige nächtlichen Nebentätigkeiten als Tyler Durden ist seine ständige Müdigkeit. Klar, bei so vielen Jobs… .
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Fight Club hatte einen einzigartigen Einfluss – der Film muss einen bestimmten Nerv getroffen haben. So stelle ich ab und zu in Frage ob sich jeder gleich viel Gedanken über den Film macht. Vermutlich eher nicht. Aber Fight Clubs schafften es in die Realität.
Meinung
Ich habe Fightclub an den Kinokassen ebenfalls ignoriert. Hauptsächlich weil ich da gerade mal 11 war. Als der Film Jahre später im Fernsehen lief, war ich zuerst neugierig, weil ich schon gehört habe, dass es jetzt in der Realität auch immer mehr echte Fight Clubs gibt. Als der selbstzerstörerische Charakter des Erzählers geschildert wird, hätte ich fast umgeschalten. Vermutlich muss man das als ein Zeugnis und Kompliment für Edward Nortons Darstellung sehen. Zuerst hielt ich es alles für sehr offensichtlich: kranker Typ findet nur Genugtuung bei grundlosem Prügeln. Ich bin froh, dass ich nicht umgeschalten habe. Dahinter steckt eine ganze Menge mehr.
Fight Club ist in einer einzigartigen Art und Weise konstruiert, die einen nicht erahnen läßt, wo die Geschichte hinführt. Schaut man sich das überwältigende Ende an, wird einem erst bewusst wieviele Hinweise man nicht gesehen hat. Die Tragweite der Zusammenhänge eröffnen sich so blitzschnell, dass der Eindruck noch krasser wird. Fight Club ist ein absoluter Kultfilm und von seiner Aussage her treffender dennje, auch wenn er 1999 veröffentlicht wurde. Und auch wenn man es dem Film die erste halbe Stunde nicht ansieht.
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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