Die Schattierungen der Toleranz

Ich mag es eigentlich nicht besonders aktuelle und umstrittene Ereignisse im Blog zu besprechen. Warum? Weil ich kein politischer Mensch bin und lieber über was schönes spreche. Aber heute geht es um Pegida, Charlie Hebdo, Toleranz, Scheinheiligkeit, Satire und die Frage warum meine Religion plötzlich für mich zum Thema wurde.

Bist du etwa religiös?

Ich bin christlich-evangelisch, aber nicht streng. Bisher war Religion nicht wirklich ein Thema für mich und ich habe selten von selber angefangen darüber zu sprechen. Christen, die missionieren und alle in ihre Religion einwickeln wollen, finde ich anstrengend. Und ich mag den Gedanken nicht, dass einer einem anderen versucht etwas aufzudrängen, wo doch die meisten Menschen eine sehr feste Meinung haben und wissen, woran sie glauben und woran nicht. Ich selber habe so meine Einstellungen, würde aber nicht sagen, dass mich Religionsfragen täglich beschäftigen. Die Bibel liegt auch nicht unter meinem Kopfkissen. Ich bin da ziemlich locker und habe eigentlich mehr sowas wie … Grundsätze. In den letzten 6 Monaten wurde ich aber erstaunlich oft gefragt, ob ich religiös bin. Liegt wahrscheinlich an dem Umzug und den vielen, neuen Menschen, denen ich begegnet bin. „Bist du etwa religiös?“ Denen sagte ich dann, was ich euch sage. Aber es wäre eigentlich auch egal, was ich sage. Religiös – da hat schon gereicht. Es gab dann Menschen, die haben plötzlich angefangen mich anders anzusehen. Die Mimik wurde härter, sie lehnten sich zurück, verschränkten die Arme. Manche machten es deutlicher und sagten mir, dass sie es nicht verstehen „wie ein intelligenter Mensch tatsächlich einer Religion angehören kann. Und dass in der heutigen Zeit, wo doch alle relativ aufgeklärt sind“. Andere sagten mir, dass Religion eine Lüge ist. Und plötzlich habe ich gemerkt, dass ich doch nicht so locker bin. Ich bin sauer. Und verletzt. Jemand nimmt es sich heraus über etwas zu urteilen und es zu belächeln und zu beleidigen, was mir scheinbar doch etwas bedeutet. Obwohl ich diese Person nicht belehrt habe oder versucht habe zu missionieren oder wasauchimmer.

Die Schattierungen der Toleranz

Solche Leute denken wahrscheinlich, mein Glaube besteht darin, dass ich an einen Mann mit langem Bart glaube, der auf einer Wolke sitzt. Aber wie das eben so mit Glauben ist: der hat viele Gestalten. Und hat nichts mit solchen weltfremden Schilderungen zutun. Ein Freund von mir sagte mal, dass er an seine Familie glaubt. Wunderbar! Es ist mir egal, woran ihr glaubt, solange ihr niemandem weh tut. Solange ihr niemandem weh tut! Es fällt mir ehrlich gesagt aber schwer zu glauben, dass alle Leute, die gegen Pegida urteilen und soviel Toleranz beweisen wollen und No-Pegida schreien, auch wirklich tolerant sein können. Wer schon mit mir ein Problem hat, die kaum ein Wort über das Christentum verliert, der hat wohl kein Problem mit Religionen und Kulturen, von denen er oder sie noch weniger weiß? Demonstriert eure Meinung, das ist euer Grundrecht und das ist wichtig. Dann seid aber bitte konsequent und lebt, was ihr predigt.

Pegida und Charlie

Damit meine ich: seid allen gegenüber tolerant und nicht nur, weil es gerade „mode“ ist. Aber bitte: pauschalisiert nicht und bleibt wach und umsichtig. Nicht alle Medien sind euer Freund. Pegida besteht mit Sicherheit nicht nur aus Rechtsradikalen und Wutbürgern – aber viele davon suchen sich eben diesen Kanal. Und bringen damit einige in Verruf. Und das wird so weit getragen, dass Deutschland plötzlich in den Nachrichten auf der Welt Negativschlagzeilen macht. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht dafür. Ich bin aber auch dagegen, dass pauschalisiert wird. Und wer meine Einstellung dazu nicht gut findet, bekommt gleich noch mehr davon. Denn: Ich bin nicht Charlie. Es ist furchtbar, was den Journalisten und Mitarbeitern bei Charlie Hebdo passiert ist. Es ist grauenvoll. Und das kann nicht entschuldigt oder relativiert werden. Aber ich bin nicht Charlie, weil ich kein Fan von Satire bin. Ich kann Charlie Hebdo nicht mögen und kann trotzdem schlimm und ungerecht finden, was passiert ist. Warum mag ich Satiremagazine nicht? Weil sie Menschen weh tun. Sie sind dieses „wo doch alle relativ aufgeklärt sind“, aber absichtlich. Sie tuen anderen Menschen weh. Wie die Fanatiker, nur anders. Harmloser. Nicht körperlich. Nicht tödlich. Aber weh tut’s trotzdem. Natürlich darf man Satire nicht verbieten. Wer einmal anfängt zu verbieten, hat am Ende alle Rechte genommen. Ich bin stattdessen für den guten Geschmack und die schwimmende Grenze des gesunden Menschenverstandes. Warum muss man da hintreffen wo es weh tut? Warum müsst ihr Karikaturen machen, von denen ihr wisst, dass die Hass nach sich ziehen? Karikaturen von etwas oder jemandem, das nicht abgebildet werden darf? Kritik, Ironie und Satire – das geht auch subtiler. Beweisen millionen Karikaturisten jeden Tag. Millionen Zeitungen. Millionen Menschen.

Beklagen schön und gut – aber was ist denn jetzt deine grandiose Formel zur Rettung der Welt?

Jetzt tut doch einfach niemandem weh! Belächelt nicht jemanden, der an etwas glaubt, nur weil ihr nicht versteht, woran er glaubt. Oder nicht mögt, woran er glaubt. Tötet niemanden, der eine andere Ansicht hat. Tut einfach niemandem weh. Leben und Leben lassen.

Was sind eure Gedanken dazu? Seid ihr religiös? In welchen Situationen haben Menschen euch belächelt? Wie steht ihr zu Satire? Und was ist eure Einstellung zu Pegida, Je suis Charlie und all den Dingen, die im Januar passiert sind?/strong>

23 Antworten

  1. Ich sage immer: religiöses Gebahren verletzt meine atheistischen Gefühle! Wer nimmt eigentlich darauf Rücksicht? Wenn Gott allmächtig ist, dann braucht er weder eine Verherrlichung noch stört ihn Satire; erst recht nicht benötigt er den Schutz durch Glaubenskrieger aller Couleur 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Was das mit den Glaubenskriegern betrifft, kann ich dir da nur zustimmen. Wie das mit deinen atheistischen Gefühlen ist, weiß ich nicht. Das Recht auf freie Meinungsäußerung haben wir ja hierzulande alle. Stellt sich nur die Frage wie man damit umgeht. Solange mein Artikel deine atheistischen Gefühle nicht verletzt …

  2. Da könnte ich ja jetzt zu jedem Punkt, den du ansprichst was sagen… so viel Zeit habe ich gar nicht 🙂

    Aber nun mal soviel: ich kann es auch nicht leiden mit dieser Frage „Bist du etwa religiös?“ konfrontiert zu werden. Manchmal lasse ich mich dann dazu hinreißen und es entfacht eine große Diskussion, was ist eigentlich Religion? Das große Porblem ist nämlich, dass Religion von vielen als dieses große Instiutionaliserte Ding betrachtet wird, was sich unter dem Dach einer Kirche oder wie auch immer abspielt. Dabei ist das falsch. Niemand kann Religion vorschreiben. Religion ist Glaube und Glaube ist eine individuelle Sache. Auch mag ich diese Menschen nicht, die behaupten, sie hätten keinen Glauben. Denn mal ehrlich: warum leben sie dann?! An irgendwas muss jeder Mensch glauben um sich den Sinn des Lebens zu erklären. Meistens sind die Antworten simple: sie glauben an ihre Familie, an ihre Freunde, an die Kinder. Wegen all dieser Menschen sind sie hier auf der Welt, diese Menschen geben ihnen Sinn. Und v.a. geben sie ihnen Liebe. Und genau das ist es, was jede Religion auch vorgibt: Nächstenliebe, gut zueinander zu sein, niemanden weh tun. Und genau da schließt sich der Kreis: ob wir es Religion nennen oder nicht, das Ziel eines jeden ist es doch, dass wir firedlich miteinander leben können. Wir sollten uns öfters daran erinnern, dass wir alle dasselbe Ziel haben.

    Das waren jetzt meine unsortieren Gedanken dazu 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha, du kannst mich bei Gelegenheit gerne auch noch was zu den anderen Punkten wissen lassen 😉

      Menschen die an gar nichts glauben sind mir auch immer suspekt. D.h, jetzt wie von dir beschrieben nicht, dass sie alle einer Religion angehören müssen, sondern dass sie meinetwegen an ihre Familie, an Schicksal, an das Gute, an das Leben, was auch immer glauben. Wer an gar nichts glaubt, kommt mir schrecklich gleichgültig vor. Das finde ich ziemlich schrecklich. Und ich mag auch Leute nicht, die einfach nur der Sache wegen gegen Religion wettern und das mit Glauben verwechseln.
      Von daher ein sehr gutes Gefühl von jemandem zu lesen, der das so sieht wie ich. Auch was deine Worte zu Nächstenliebe betrifft. “ Wir soll­ten uns öfters daran erin­nern, dass wir alle das­selbe Ziel haben.“ – Sehr schöne Worte!

  3. Hallo,
    ich selbst bin nicht religiös, aber ob jemand religiös oder nicht, und woran er_sie glaubt oder auch nicht, ist mir ziemlich schnuppe, solange er_sie mich damit in ruhe lässt und niemandem wehtut. (->Zu letzterem fällt mir etwa evangelikaler Heterosexismus ein.)
    Was ich nicht ganz verstanden habe in deinem Text, ist wie du selbst zu Pegida stehst (bzw. hast du das überhaupt geschrieben? wenn nicht würde mich das sehr interessieren). Und auch den Zusammenhang zwischen deiner eigenen Religiösität und Pegida oder überhaupt Religiösität und PEGIDA ist für mich nicht verständlich.
    Für Klärung der Fragen wäre ich dir sehr dankbar! Liebe Grüße Lisa*

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Hi Lisa*,
      danke für deinen Kommentar.
      Falls du aber das Beispiel mit dem evan­ge­li­ka­ler Hete­ro­se­xis­mus gewählt hast, weil ich geschrieben habe, dass ich evangelisch bin, kann ich dir sagen, dass ich generell keine Fanatiker toleriere. Egal, ob sie meiner oder einen anderen Religion angehören. Und ich selber bin demzufolge auch keine Fanatikerin oder Anhängerin der Gedanken des evan­ge­li­ka­len Hete­ro­se­xis­mus.

      Der Zusammenhang zwischen Pegida und Religion besteht darin, dass Pegida den Islam ablehnt bzw. die Islamisierung. Und damit wird meiner Meinung nach v.A. auf die Religion hingedeutet.

      Warum ist dir das so wichtig wie ich zu Pegida stehe?
      Meine Artikel handelt nicht von Pegida, sondern davon wie die Menschen sich zu sehr von den Medien leiten lassen, nicht über ihr Handeln nachdenken und Menschen die religiös sind zu schnell über einen Kamm scheren. Und dass im Moment sehr viele Dinge zusammenspielen und sich beeinflussen.

      Da es dir aber so wichtig zu sein scheint: ich bin kein Fan von Pegida und keine Anhängerin.
      Ich habe aber deswegen ermahnt nicht voreilig alle Leute die bei Pegida mitlaufen über einen Kamm zu scheren, weil ich 1. nicht anders handeln sollte, als ich es anderen nahe legen möchte. Beim Thema Religion rufe ich ja dazu auf, nicht zu pauschalisieren. Und 2. hat Pegida einige erstaunlich gut klingende Grundsätze und Forderungen. Zum Beispiel „die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen und politisch oder religiös Verfolgten“ als Menschenpflicht“ und „„sexuelle Selbstbestimmung“. Hier nachzulesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Patriotische_Europ%C3%A4er_gegen_die_Islamisierung_des_Abendlandes#Forderungen
      Dann gibt es aber wieder Forderungen von Pegida, die ich mit meinem Gewissen und meinen Grundsätzen nicht vereinbaren kann, wie zum Beispiel: „die Erhaltung und den Schutz unserer christlich-jüdisch geprägten Abendlandkultur““, weil das für mich bedrohlich klingt. Daher kann ich Pegida nicht unterstützen.

      Viele Grüße

  4. Avatar von Eskapist
    Eskapist

    Jetzt hoffe ich aber wirklich, dass ich nicht mitschuld an deiner Aufgewühltheit bin, ich wollte nie in einer Kommentarspalte über Religion reden.

    Ich bin offiziell ohne Religion, aber ich kann meinen christlichen (katholischen) Wertekanon nicht verleugnen und habe damit auch kein Problem. Ich behaupte mal frech, dass ich den höher halte, als viele christliche Politiker. Fast alle aktuellen, religiös verbrämten Aufrührer haben mit Religion nichts am Hut, auch Boko Haram und IS sind eigentlich nur Räuberbanden, die Religion dazu benutzen, um sich im Volk eine Basis zu verschaffen und öffentlich agieren zu können.
    Der Gedanke, man könnte um einen halben Kontinent einen Zaun ziehen und diejenigen aussperren, deren Kaffee, deren Öl, deren Bodenschätze und deren Wasser und Geld man aber trotzdem haben möchte, ist mir in höchstem Maße zuwider. Noch schlimmer ist der Gedanke, man ließe jemanden „zu uns rein“ – in unsere Wagenburg? in unsere kuschelige Biedermeier-Stube? –, weil er ein Maschinenbau-Diplom hat, und sein Bruder, der nur Priester oder Sanskrit-Lehrer oder Elefantenführer oder ähnlich „unnützes“ ist, müsste wieder zurück in die Hungersnot oder in den Bürgerkrieg, ist geradezu pervers, obwohl diese „christliche“ Kulturnation dies im Augenblick ganz ernsthaft diskutiert. Menschen nach Nützlichkeit sortieren, ist das das neue Christentum? Da ist mir Frau Merkel noch eine Erklärung schuldig. Jetzt, wo alle mit dem Volk reden wollen, wäre es an der Zeit dazu.

    Die oberste Regel muss tatsächlich lauten: Tut niemandem weh, weil auch Ihr nicht wollt, dass man euch weh tut. Das müsste über alle Religionsgrenzen hinweg funktionieren – solange die Menschen noch in der Lage sind, einen bescheuerten Egoismus nach hinten zu stellen. Hungernde Menschen können das oft nicht mehr, und Verfolgte meist auch nicht, aber wenn die dann auf verunsicherte, sozial abgestiegene und auch irgendwie hilflose Menschen treffen (die werden bei uns immer mehr) – die dann noch entsprechend aufgeputscht werden (es sind inzwischen so viele, dass sie als Parteibasis taugen) –, ist auch diese schöne Regel wirkungslos.

    Satirische Texte, Bilder und Filme zum Thema Religion sind zwar rechtens, aber überflüssig, ich persönlich finde sie massiv unhöflich. Das Recht dazu muss bleiben, aber wirklich schlaue Leute kommen ohne den Quatsch aus. Da steckt eine Arroganz des angeblich „Gebildeten“ gegenüber dem angeblich „Unwissenden“ dahinter. Ich brauche das nicht.

    Nicht weit von mir entfernt haben Eltern einer christlichen Sekte ihren Kindern mit Prügel die Fantasie austreiben wollen, weil ihrer Meinung nach, die Fantasie das Einfallstor des Teufels in den Geist des Menschen ist. Was soll man dazu sagen? Was soll ich als friedliebender, langjähriger Comic-Literatur-Musik-Kunst-Filmfan dazu sagen? Sie stehen jetzt vor Gericht und die Angehörigen stehen mit Plakaten vor dem Gericht und fordern Religionsfreiheit und werfen dem Rest der Menschheit vor, nur noch Werkzeug des Teufels zu sein. Ja, tatsächlich: auch ich werde von Gläubigen angegriffen und gelte als vom Teufel besessen, weil ich gegen sie bin. Ich bin eigentlich für gar niemanden. Der richtige Umgang mit Religion erfordert eine bestimmte Grundbildung, sonst geht das alles schief. Das waren noch schöne Zeiten, als es der Katholischen Kirche wichtig war, dass die Kinder Latein lernen.
    Da fällt mir nur noch ein, dass diese Leute (es sind fast 100) wahrscheinlich ein ganz anderes Problem haben, und alle irgendwie ganz dringend Hilfe bräuchten, aber ich weiß nicht von wem und wie man die zu ihnen bringt. Mit Spott ist hier nichts zu gewinnen, denn letztlich spotten wir über die Eltern der Kinder, dass kann den Kindern nicht gefallen.

    Im privaten Kreis gelebte Religion ist höchst respektabel, denn natürlich glaubt jeder an irgendwas, da gibt es im Gehirn sogar eine eigene Region dafür. Als denkende Wesen brauchen wir eine Erklärung, warum wir denken. Sonst würden wir wohl verrückt werden. Religion als Vorwand für irgendwelche kulturelle Abschottung, als Vorwand andere Menschen retten zu müssen, als Motivation für Krieger, die an die Front ziehen, das ist alles erbärmlich schlechter Unsinn für Ahnungslose.

    Das Attentat auf Charlie Hebdo ist nur böse und sonst nichts. Es war als Angriff auf die Freiheit der Kultur gedacht. Ernsthaft gelebte Religion stört sich über kurz oder lang leider immer an unserer westlichen Kultur: vom Tanzverbot der Pietisten über die Vernichtung von Kunstwerken mit nackten Menschen durch die katholische Kirche bis hin zur Forderung nach Entfernung von Harry Potter aus dem öffentlichen Fernsehen wegen seines heidnischen Inhaltes – die ganze Liste wäre riesig. Das Problem unserer Kultur ist wohl, dass sie ein Religionsersatz ist, vor allem da, wo sie mit der Wissenschaft gemeinsame Sache macht. Gemeint ist natürlich die westliche, ziemlich von allem religiösem befreite Kultur. In den meisten asiatischen und afrikanischen Ländern ist die Kultur ja noch durch die dortige Religion geprägt und die beiden unterstützen und fördern sich gegenseitig. Wir haben ja seit der Renaissance eine Spaltung (Bildungsbürgers größte Freude, ihn mal einstreuen zu können: dank Lukrez‘ „De rerum Natura“) und treten seither so ziemlich allen Religionen auf die Füße.
    Die Reaktion auf das Attentat ist zumindest ein gut gemeinter Versuch, uns allen die Möglichkeit zu geben, friedlich Stellung zu beziehen und unsere Haltung zu zeigen, daraus kann man auch Trost ziehen. Zugleich fördert das natürlich bei denen, die nur den Kampf wollen, die Motivation, noch stärker zuzuschlagen, denn mit Spott kann man nur selten jemanden überzeugen. Für viele Links- und Rechtsextremisten und Hooligans und Salafisten und Taliban ist der Kampf Lebensinhalt. Darin sind sie sich nämlich einig: Reden und Argumentieren ist für Weicheier, worüber soll man auch reden: Ihre Ziele sind ja keine politischen, sie wollen einfach nur gewinnen, irgendwas.

    Hier bleibt letztlich nur der alte und immer schwächer werdende Rat, dass man manches aushalten muss, bis die Bildung in der Gesellschaft für das Verschwinden hässlicher Auswüchse sorgt. Aber Bildung hat hierzulande nicht mehr die oberste Priorität. Auch dazu darf Frau Merkel gern mal etwas sagen. Wieso muss man die Schulzeit verkürzen wenn man schon den Wehrdienst abgeschafft hat? Brauchen unsere Fabriken so dringend Teenager und dreht sich alles nur um die Fabriken?

    Das alles ist sehr bedrückend, und man weiß gar nicht, woher hier noch Abhilfe kommen soll. Allerdings lebte ich auch schon lange unter der Gefahr eines Atomkrieges – der war mal so real, dass ich meinem Sohn gar nicht beschreiben kann, wie sehr. Dann kam Tschernobyl und hat uns alle verseucht, und jetzt ist es plötzlich der Islam – irgendwie gab es trotz allem immer auch etwas schönes, und wenn es nur ein schöner Film war.

    Wer auch immer dafür verantwortlich war: Trotz aller Ankündigungen ist das olle Abendland noch nie untergegangen, aber die, die damit gedroht haben, sind alle verschwunden.

    Herzliche Grüße aus der immer noch sehr stillen Provinz

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Du bist nicht Schuld an meiner „Aufgewühltheit“, dass habe ich vielen anderen zu verdanken. Aber du hast mit deinem vorhergehenden Kommentar sehr wohl einen wunden Punkt getroffen, obwohl dir ja aufgrund meines Artikels bewusst gewesen sein muss, dass ich religiös bin.
      Und da somit das Thema Religion in den Kommentaren aufgekommen ist, dachte ich mir: Stop. Wenn andere Leute in meinem Blog das Thema ansprechen, dann werde ich das als Auslöser nehmen und jetzt erst recht über das sprechen, was in meinem Kopf vor sich geht.

  5. Nein, ich bin nicht religiös, bezeichne mich als Agnostikerin. Ich mache mich aber nicht über religiöse Menschen lustig und hoffe, ein toleranter Mensch zu sein. Zu meinem Freundeskreis gehören sowohl praktizierende als auch nicht praktizierende Muslime sowie gläubige Christen, eine davon ist katholische Religionslehrerin. Das „Je suis Charlie“-Bekenntnis, das auch ich gepostet habe, heißt aber meinem Verständnis nach gar nicht, dass man die Karikaturen in Charlie Hebdo gut findet, es ist viel mehr eine Solidarisierung und heißt „Ihr hab nicht nur Charlie angegriffen, ihr hab mich und meine Werte angegriffen. Ich verteidige diese Werte, zu denen Meinungsfreiheit gehört, und ihr könnt uns nicht alle töten“.
    Zu Pegida: Mir ist klar, dass nicht nur Rechtsradikale in dieser Bewegung vertreten sind. Aber ich halte die Forderungen von Pegida für grundfalsch und gefährlich und sehe es nicht nur als mein Recht, sondern auch als meine Pflicht an, das auch laut und deutlich zu sagen.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Hi Anette,
      ich habe auch nicht behauptet, dass „Je Suis Charlie“ bedeutet, dass man die Karikaturen gut findet. Und ich weiß auch, dass dahinter eigentlich eine sehr Message steckt. Nämlich, dass man, wie du sagst, sich nicht den Mund verbieten lassen darf. Allerdings finde ich Satire ja eben ziemlich schwierig. Insbesondere wenn immer wieder Leute Salz in die Wunde streuen und diese Karikaturen so provokativ immer wieder und wieder auf den Tisch bringen. Daher bin ich nicht so ganz bereit „Charlie“ als Aushängeschilder der Botschaft zu akzeptieren. Ich respektiere die Meinung anderer. Ich ärgere mich jetzt nicht, wenn du oder andere „Je suis Charlie“ posten. Aber ich habe für mich entschieden, dass ich das unter dem Gesichtspunkt der Satire nicht tun werde.

      Ich hoffe du fühlst dich nicht angegriffen.
      In meinem Artikel sage ich selber, dass freie Meinungsäußerung wichtig ist und nicht verboten werden darf.

      Zum Thema Pegida und grundfalsch: schau dir, falls du möchtest, mal meinen Kommentar an Lisa* weiter oben an. Obwohl auch ich Pegida nicht unterstütze(!), muss man sich schon wundern, was für teilweise sinnvolle Forderungen sie haben. Aber selbstverständlich auch welche, die ich nicht vertreten kann und deswegen eben gegen Pegida bin. Da stellt sich mir trotzdem die Frage, wieviel die Medien eventuell verzerren und wieviel an den „sinnvollen Forderungen“ verloren geht, weil sich Radikale Pegida anschließen.

      1. Keine Sorge, ich fühle mich nicht angegriffen, ich wollte nur erklären, was ich mit „Je suis Charlie“ meine. Satire kann tatsächlich unschön sein und man muss auch nicht alle ihre Formen gut finden, aber ich finde schon, dass man auch Satire differenziert betrachten muss. Sie hat meiner Meinung nach eine ganz wichtige Funktion in einer Demokratie und mir persönlich auch schon das ein oder andere Mal die Augen geöffnet. Dieter Hildebrandt etwa hat meine politische Meinung stark geprägt und ich habe ihn wirklich verehrt.
        Zu Pegida: Mir ist wie ich schon gesagt habe klar, dass nicht nur rechte Ansichten dort verreten sind. Aber es geht meiner Meinung nach einfach nicht, sich hinter Typen wie Bachmann und seine Ansichten zu stellen, indem man an den Veranstaltungen teilnimmt. Viele Demonstranten haben wirklich ganz unsägliche Aussagen gemacht. Und da laufen auch NPD-Leute mit.

  6. Das klingt jetzt zwar hart: Aber falls IS-Terroristen im Internet verfolgen, was der Anschlag in Paris und der Trubel um die Pegida-Bewegung ausgelöst hat, werden sie wahrscheinlich hoch begeistert sein.
    Denn sie drohen regelmäßig damit auch Europa zerstören zu wollen – und der Wirbel um Pegida zeigt ihnen, wie viel Angst die Bevölkerung schon hat und wie bedroht sie sich bereits fühlt. Und außerdem entsteht dadurch immer mehr eine Spaltung der Gesellschaft in jene, die immer feindseliger und misstrauischer werden und den anderen, die diese Einstellung total verurteilen. Es gibt kaum mehr Menschen, die dem Thema etwas neutraler gegenüberstehen, die Meinungen drifter immer weiter auseinander. Also eigentlich haben sie schon viel geschafft, ohne in Europa einmarschiert zu sein.
    Ich will jetzt damit nicht sagen, dass man seine Meinung nicht äußern darf und alles stillschweigend akzeptieren soll. Aber man muss auch versuchen sich in die anderen hinein zu versetzen, denn sonst werden Gewaltübergriffe auch bald in Europa zur Tagesordnung übergehen. Ich hasse Schubladendenken und finde, man muss jeden Menschen gesondert beurteilen, egal welcher Religion oder Herkunft er angehört. Trotzdem verstehe ich es auch wenn Menschen immer mehr Angst davor haben, dass die – nicht gerade zimperlichen – IS-Terroristen auch bald vor ihrer Tür stehen.

    Was Religion betrifft: Ich bin zwar katholisch, aber nicht wirklich religiös. Ich bin nicht der Meinung, dass es keine „höhere Macht“ geben kann und gebe eigentlich prinzipiell keine Wertung über den Glauben einer Person ab. Jeder hat das Recht an das zu glauben, was er für richtig hält. Ob man jetzt glaubt von einem Schutzengel beschützt zu werden, an ein Reich nach dem Tod, an Wiedergeburt oder das mit dem Sterben des Körpers einfach alles endet – das soll doch jedem selbst überlassen sein. Warum muss man Menschen immer versuchen davon zu überzeugen, dass nur der eigene Weg der Richtige ist?
    Ich bin ehrlich gesagt noch fast nie darauf angesprochen worden, ob ich religiös bin. Ich merke auch eher, dass das Thema Religion bei uns ziemlich intim behandelt wird, es wird eigentlich kaum darüber gesprochen, woran man jetzt konkret glaubt. Zumindest habe ich noch nie etwas davon mitbekommen.

    Aber was in Paris passiert ist oder was die IS-Terroristen derzeit abziehen, hat für mich nichts mit Religion zu tun. Nicht umsonst distanzieren sich derzeit alle, nicht der IS angehörigen, Muslime vehement von den Ansichten der IS. Das ist kein Gott, der die Menschen zu dem „Glaubenskrieg“ und den vielen schrecklichen Morden auffordert. (Genauso wenig wie ein Gott den Christen damals die Kreuzzüge aufgetragen hat) Das sind schlicht und einfach machthungrige Menschen, die nach mehr Land, Geld, Unterdrückung und Einfluss trachten. Nicht mehr und nicht weniger. Der „Glaube“ dient nur als Köder, um mehr naive Schafe für ihre Machenschaften anlocken zu können.

    So sehe ich das.
    Leben und leben lassen. Wenn sich das mal mehr Menschen zu Herzen nehmen würden…

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Danke für deinen Kommentar, Nekosani – ich denke wir sind da so ziemlich gleicher Meinung.

      Ich teile komplett deine Ansicht, was zum Beispiel die Aussage „Warum muss man Men­schen immer ver­su­chen davon zu über­zeu­gen, dass nur der eigene Weg der Rich­tige ist?“ betrifft.
      „Das ist kein Gott, der die Men­schen zu dem “Glau­bens­krieg” und den vie­len schreck­li­chen Mor­den auf­for­dert. […] Der “Glaube” dient nur als Köder, um mehr naive Schafe für ihre Machen­schaf­ten anlo­cken zu können.“ – sehr gut gesagt!
      Ich wünschte ich hätte das so formuliert, das hätte mir viel Diskussion erspart.

  7. Ich finde das einen super interessanten Beitrag. Ich habe mal vor Ewigkeiten über das Thema „Ich und Religion“ geblogged weil es mir auch total auf den Keks ging.

    Mir geht es quasi ähnlich wie dir. Ich bin evangelisch. Ich bin gläubig aber nicht so, dass ich es immer thematisiere. Ich gehe nicht regelmäßig in die Kirche oder versuche meine Mitmenschen von etwas zu überzeugen was Sie nicht wollen. Ich glaube an Gott aber fokussiere mich auf andere Dinge als ein personifiziertes Wesen. Generell denke ich, dass es gut ist in einer Gemeinschaft aufzuwachsen. In einer Kirchengemeinde aufzuwachsen fand ich im Nachhinein immer gut. Deswegen versuche ich auch meine Geschwister dann doch ein wenig davon zu überzeugen die Kinder taufen zu lassen. Klar kann man sich immer noch taufen lassen, aber ich glaube einfach das wenn man nicht aufwächst in dieser Gemeinschaft, dieser auch später meist nichts abgewinnen kann. Ich glaube das Gott nicht nur mir sondern auch anderen Halt gibt wenn Sie nicht mehr weiter wissen. Wenn Sie verzweifelt sind und einen Rat brauchen kann Gott helfen. Gott gibt Hoffnung und viele Menschen brauchen diese Hoffnung. Wenn ich mal bete geht es mir nicht darum das ich eine Botschaft erhalte oder Gott oder mein Glaube meine Probleme löst.
    Ich finde man kann das generell ganz schwer in Worte fassen und sowieso noch weniger in einem Blog als Antwort. Das ist dann doch eher ein Gespräch unter vier Augen. ;D

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Danke für deinen Kommentar! Das ist schon fast Balsam für die Seele von Leuten zu hören, denen es ähnlich geht und die eine ähnliche Sicht auf die Dinge haben. ich kam mir schon fast wie ein Sonderling wegen meiner Meinung vor. Immer wieder ein unangenehmes Gefühl.

  8. Ich muss gestehen, in meinem Umkreis habe ich noch nicht erlebt, dass jemand Toleranz predigt und gleichzeitig aber verächtlich die Augenbraue hochzieht, sobald jemand religiös ist. Aber ja, wenn ich näher drüber nachdenke, gibt es solche Menschen – wenn diese dann behaupten, tolerant zu sein, ist das natürlich schon arg diskutabel. Da kann ich deinen Frust verstehen!

    Ich selbst bin Zeit meines Lebens Atheistin und glaube nicht an irgendeine höhere Macht. Auch in meinem engeren Freundeskreis gibt es fast nur Atheisten, sodass man da selten über Religion spricht. Lediglich eine Freundin ist vor ein paar Jahren in die Kirche eingetreten (bzw. wieder eingetreten). Über diesen Schritt war ich anfangs überrascht, da ich sie zuvor immer nur als total realistischen Faktenmensch kannte. Doch nie käme es mir in den Sinn, sie oder einen anderen religiösen Menschen zu kritisieren oder gar zu belächeln! Mir selbst fiele es schwer, an einen Gott zu glauben, da es für mich absolut keinen Sinn ergibt, dass es da jemanden geben soll, der alles hier auf Erden lenkt und dabei aber so viele unschuldige Menschen leiden lässt (ich denke da v.a. an Folter, Missbrauch etc.) – hinter so etwas kann ich bei bestem Willen keinen höheren Zweck oder ähnliches sehen. Doch wenn der Glaube an eine höhere Macht anderen Menschen hilft, hinter allem hier auf Erden ein höheres Ziel oder einen Grund zu erkennen und es ihnen bspw. bei Entscheidungen im Leben hilft, ist das völlig in Ordnung. Meine Freundin wandte sich damals zur Religion, als sie etliche Schicksalsschläge sowie private und berufliche Veränderungen durchmachte und sie folglich nur unglücklich mit allem war. Tatsächlich hat sich ihr Leben, seit sie wieder Christin ist, grundlegend verändert. Sie sieht darin die Unterstützung Gottes, ich sehe darin einfach ihr gestärktes Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und den wiedergefundenen Optimismus. Doch egal, was es ist – der Glaube hat ihr geholfen. Warum sollte ich das dann kritisieren? Ist es nicht vielleicht sogar bewundernswert, wenn jemand so viel Vertrauen in etwas haben kann, dessen Existenz sich nicht beweisen lässt – gerade wo doch viele Menschen nicht einmal anderen Menschen vertrauen, also Wesen, die sie mit allen Sinnen wahrnehmen können?!

    Abgesehen davon kann Religion ja auch sehr interessant sein. Ich habe mich z.B. schon immer gern mit den Religion dieser Welt auseinandergesetzt und finde es faszinierend, woran Menschen glauben, wie sie für sich Leben und Tod erklären. Auch gibt es doch nichts an Religion an sich auszusetzen – so weit ich weiß, vermitteln alle Religionen der Welt viel Positives und vertreten Werte, die eigentlich jeder Leben sollte (Nächstenliebe, Ehrlichkeit etc.). Daran ist nichts Verkehrtes. Falsch ist eben nur, wie du schon sagst, wenn jemand anderen Menschen ihren Glauben aufdrängen will – das finde ich übrigens genauso unrecht wie einem Gläubigen zum Atheisten bekehren zu wollen – oder wenn Religion für Gewaltakte und Machtspielchen missbraucht wird.

    Von daher: Daumen hoch, dass du deinen Gedanken Luft gemacht hast und die heuchlerischen Toleranzbekundungen mancher Leute einmal thematisiert hast, denn dieser Aspekt geht bei den ganzen Toleranzdebatten bislang tatsächlich unter. Doch lass dich bloß nicht von den intoleranten Toleranzpredigern auf die Palme bringen und denk dran: Nicht alle Atheisten sind so 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Vielen Dank für deinen Kommentar!
      Ich weiß, dass nicht alle Atheisten so sind, aber es gibt so Zeiten (wie unsere verrückten Zeiten im Moment), da muss man sich eben mal Luft machen 😉

      Freut mich jedenfalls von deiner Sichtweise auf die Dinge zu lesen. Insbesondere der Abschnitt
      “ Falsch ist eben nur, wie du schon sagst, wenn jemand ande­ren Men­schen ihren Glau­ben auf­drän­gen will — das finde ich übri­gens genauso unrecht wie einem Gläu­bi­gen zum Athe­is­ten bekeh­ren zu wol­len — oder wenn Reli­gion für Gewalt­akte und Macht­spiel­chen miss­braucht wird.“ Genauso sehe ich das auch! Das Thema Religion gibt vielen einen Deckmantel, um ihre verdrehte Logik und fanatische Gedanken durchzusetzen. Ich bin aber auch immer wieder froh, solche positiven Geschichten über Glauben zu lesen wie die von deiner Freundin – denn darum geht es eigentlich beim Glauben. Dabei habe ich mir selber vorher um das Thema echt wenig Gedanken gemacht und sehe mich wirklich als alles andere als streng gläubig … aber es tut gut zu hören, dass man nicht gleich von allen als Geisteskranke angesehen wird 😉

  9. Da hast du ja ein Thema aufgeworfen! Eine spannende Sichtweise, danke 🙂 Ich muss zugeben, ich gehöre zu den Leuten, die sich manchmal über religiöse Menschen lustig machen bzw. aufregen. Das aber eher im Kontext von Schulen, die Evolution vom Lehrplan streichen oder bei Menschen, die generell sehr fanatisch sind, was ihre Religion angeht, die angeblich die einzig wahre Wahrheit ist. Da rieche ich dann Fakten-Verneinung und die altbekannte religiöse Form von Intoleranz. Früher war ich (da ich aus einer sehr unreligiösen Familie komme) auch oft irritiert, wenn mir Leute erzählt haben, dass sie religiös sind. Das war eben für mich unnormal und ich hatte dieses „in der heutigen Zeit, tsss …“ im Kopf. Aber da ich mittlerweile (direkter Kontakt zu andersartigen Menschen ist immer gut) ein paar Mal sehr tolle Menschen kennen gelernt habe, die bekennende Gläubige sind, hab ich mittlerweile so halbwegs verstanden, dass das ja auch irgendwie einen Sinn haben kann. ^^ Wenn ich mit anderen Menschen zu tun habe und die an irgendwas glauben, was zufälligerweise eine Religion ist, dann ist mir das mittlerweile also relativ egal. Und auch obwohl ich früher irritiert davon war, würde ich jetzt nie über jemanden schlecht urteilen, nur weil die Person sagt, dass sie betet oder an Gott glaubt, also das fände ich völligen Schwachsinn. Jeder hat halt sein eigenes Ding. Wie du selbst sagst: „Seid doch einfach alle nett zueinander.“ Oder zumindest hab ich dich so verstanden. 😉

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      „direk­ter Kon­takt zu anders­ar­ti­gen Men­schen ist immer gut“ 😉
      Ja – es gibt da diese schwimmende Grenze zwischen ein bisschen an irgendwas glauben, glauben, stark glauben und Fanatiker sein. Und wie bei sovielen anderen großen Themen, kann keiner wirkliche die Grenzen bestimmen. Immer sehr gefährlich sowas. Aber es freut mich, dass die Botschaft “Seid doch ein­fach alle nett zuein­an­der.” rübergekommen ist 😀

  10. Ein ganz wunderbarer Text. Ich freue mich immer sehr über deine Meinung zu egal was eigentlich. Und speziell bei aktuellen Themen finde ich es auch schön und wichtig, dass man dazu steht was man wirklich denkt und fühlt, und nicht mitmacht weil es eben alle tun, oder es alle gerade Mode ist.

    Ich allerdings habe eine etwas andere Einstellung zu Religion, da ich damit meine eigenen traurigen Erfahrungen gemacht habe. Ich musste nämlich wegen einem Krieg, der aus religiösen Gründen geführt wurde, aus meinem Land flüchten und alles zurücklassen. Und das in einem Land das kommunistisch war und Religion verschmäht hatte. Ich wußte bis zu meinen 12 Lebensjahr nicht einmal was Religion ist und welcher ich theoretisch angehören würde. Ich war zwar klein und habe mich in der neuen Heimat einleben können, aber meine Elter leider immer noch darunter. Und alles nur wegen erfundenen Märchenbüchern, die sich irgendwelche Menschen ausgedacht haben um die Menschheit im Zaum zu halten. In meinen Augen lächerlich und primitiv.

    Und jetzt kommt das große ABER. Religion kann auch auf andere Art aufgefasst werden. Sie kann helfen und Halt geben. An etwas zu glauben hilft oft schlimme Sachen zu überstehen. Das sehe ich an meine Großmutter, die sehr gläubig ist. Ich weiß, dass sie nicht mehr am Leben wäre wenn sie nicht „Glauben“ würde. Somit plädiere ich auch an die Menschliche Toleranz und lebe und lasse leben. Glaube oder nicht und lasse anderen ihren Glauben … aber bitte diese schöne spirituelle Sache nicht als Grund für Kriege und Hass missbrauchen, denn das macht mich richtig wütend! Menschen sind sehr dumm und lassen sich leicht manipulieren und Religion hat leider eine immer noch zu große Macht auf der Welt, was sehr gefährlich ist.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Das mut mir sehr leid und macht mich wütend, zu hören, dass deine Familie wegen eines Glaubenskrieges flüchten musste. Dass überhaupt Glauben sowas auslöst und dafür missbraucht wird, irgendwelche fanatischen Gedanken durchzusetzen ist einfach traurig. Ich kann nicht im mindesten in derselben Intensität nachvollziehen wie sich das anfühlen muss, wenn man wegen sowas alles zurücklassen muss. Und da kann ich auch deine Aussagen verstehen, wenn du sagst „Und alles nur wegen erfun­de­nen Mär­chen­bü­chern, die sich irgend­wel­che Men­schen aus­ge­dacht haben um die Mensch­heit im Zaum zu hal­ten. In mei­nen Augen lächer­lich und primitiv.“ (auch wenns etwas weh tut, wenn man es nur hört und deine Geschichte jetzt vielleicht nicht gerade gelesen hat.)

      Vielleicht klinge ich jetzt gerade furchtbar, aber ich befürchte, wenn es nicht die Religion ist, dann finden sich andere Gründe um Krieg zu führen. Denn, wenn der Zerstörungswahn keine Grenzen kennt, dann findet sich scheinbar immer eine fanatische, dumme Erklärung. Glaube ist da eine sehr bequeme Lösung. Das tut weh. „Men­schen sind sehr dumm und las­sen sich leicht mani­pu­lie­ren“ – gut gesagt. Danke für deinen Kommentar!

  11. Avatar von Andreas
    Andreas

    Man respektiere was anderen ehrwürdig ist. Ich bin weder sehr gläubig noch bin ich Charlie. Satire gefällt mir nur dann, wenn sie nicht grob ist. Mir läuft es angesichts des großen medialen Interesses and Charlie Hebdo kalt den Rücken runter, da es meiner Meinung nach deutlich wichtigeres zu berichten gäbe.

    Toleranz ist wichtig und die muss man auch den Leuten von Pegida entgegen bringen, so lange diese verfassungskonform ihr Demonstrationsrecht wahrnehmen. Generell ist auf die Belange von Bevölkerungsteilen so weit wie möglich Rücksicht zu nehmen.

  12. […] äußerst lesenswerten Beitrag über Religion und Toleranz hat die liebe Miss Booleana geschrieben, in dem sie die Frage aufwirft, wie es sein kann, dass […]

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