Ich mag es eigentlich nicht besonders aktuelle und umstrittene Ereignisse im Blog zu besprechen. Warum? Weil ich kein politischer Mensch bin und lieber über was schönes spreche. Aber heute geht es um Pegida, Charlie Hebdo, Toleranz, Scheinheiligkeit, Satire und die Frage warum meine Religion plötzlich für mich zum Thema wurde.
Bist du etwa religiös?
Ich bin christlich-evangelisch, aber nicht streng. Bisher war Religion nicht wirklich ein Thema für mich und ich habe selten von selber angefangen darüber zu sprechen. Christen, die missionieren und alle in ihre Religion einwickeln wollen, finde ich anstrengend. Und ich mag den Gedanken nicht, dass einer einem anderen versucht etwas aufzudrängen, wo doch die meisten Menschen eine sehr feste Meinung haben und wissen, woran sie glauben und woran nicht. Ich selber habe so meine Einstellungen, würde aber nicht sagen, dass mich Religionsfragen täglich beschäftigen. Die Bibel liegt auch nicht unter meinem Kopfkissen. Ich bin da ziemlich locker und habe eigentlich mehr sowas wie … Grundsätze. In den letzten 6 Monaten wurde ich aber erstaunlich oft gefragt, ob ich religiös bin. Liegt wahrscheinlich an dem Umzug und den vielen, neuen Menschen, denen ich begegnet bin. „Bist du etwa religiös?“ Denen sagte ich dann, was ich euch sage. Aber es wäre eigentlich auch egal, was ich sage. Religiös – da hat schon gereicht. Es gab dann Menschen, die haben plötzlich angefangen mich anders anzusehen. Die Mimik wurde härter, sie lehnten sich zurück, verschränkten die Arme. Manche machten es deutlicher und sagten mir, dass sie es nicht verstehen „wie ein intelligenter Mensch tatsächlich einer Religion angehören kann. Und dass in der heutigen Zeit, wo doch alle relativ aufgeklärt sind“. Andere sagten mir, dass Religion eine Lüge ist. Und plötzlich habe ich gemerkt, dass ich doch nicht so locker bin. Ich bin sauer. Und verletzt. Jemand nimmt es sich heraus über etwas zu urteilen und es zu belächeln und zu beleidigen, was mir scheinbar doch etwas bedeutet. Obwohl ich diese Person nicht belehrt habe oder versucht habe zu missionieren oder wasauchimmer.
Die Schattierungen der Toleranz
Solche Leute denken wahrscheinlich, mein Glaube besteht darin, dass ich an einen Mann mit langem Bart glaube, der auf einer Wolke sitzt. Aber wie das eben so mit Glauben ist: der hat viele Gestalten. Und hat nichts mit solchen weltfremden Schilderungen zutun. Ein Freund von mir sagte mal, dass er an seine Familie glaubt. Wunderbar! Es ist mir egal, woran ihr glaubt, solange ihr niemandem weh tut. Solange ihr niemandem weh tut! Es fällt mir ehrlich gesagt aber schwer zu glauben, dass alle Leute, die gegen Pegida urteilen und soviel Toleranz beweisen wollen und No-Pegida schreien, auch wirklich tolerant sein können. Wer schon mit mir ein Problem hat, die kaum ein Wort über das Christentum verliert, der hat wohl kein Problem mit Religionen und Kulturen, von denen er oder sie noch weniger weiß? Demonstriert eure Meinung, das ist euer Grundrecht und das ist wichtig. Dann seid aber bitte konsequent und lebt, was ihr predigt.
Pegida und Charlie
Damit meine ich: seid allen gegenüber tolerant und nicht nur, weil es gerade „mode“ ist. Aber bitte: pauschalisiert nicht und bleibt wach und umsichtig. Nicht alle Medien sind euer Freund. Pegida besteht mit Sicherheit nicht nur aus Rechtsradikalen und Wutbürgern – aber viele davon suchen sich eben diesen Kanal. Und bringen damit einige in Verruf. Und das wird so weit getragen, dass Deutschland plötzlich in den Nachrichten auf der Welt Negativschlagzeilen macht. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht dafür. Ich bin aber auch dagegen, dass pauschalisiert wird. Und wer meine Einstellung dazu nicht gut findet, bekommt gleich noch mehr davon. Denn: Ich bin nicht Charlie. Es ist furchtbar, was den Journalisten und Mitarbeitern bei Charlie Hebdo passiert ist. Es ist grauenvoll. Und das kann nicht entschuldigt oder relativiert werden. Aber ich bin nicht Charlie, weil ich kein Fan von Satire bin. Ich kann Charlie Hebdo nicht mögen und kann trotzdem schlimm und ungerecht finden, was passiert ist. Warum mag ich Satiremagazine nicht? Weil sie Menschen weh tun. Sie sind dieses „wo doch alle relativ aufgeklärt sind“, aber absichtlich. Sie tuen anderen Menschen weh. Wie die Fanatiker, nur anders. Harmloser. Nicht körperlich. Nicht tödlich. Aber weh tut’s trotzdem. Natürlich darf man Satire nicht verbieten. Wer einmal anfängt zu verbieten, hat am Ende alle Rechte genommen. Ich bin stattdessen für den guten Geschmack und die schwimmende Grenze des gesunden Menschenverstandes. Warum muss man da hintreffen wo es weh tut? Warum müsst ihr Karikaturen machen, von denen ihr wisst, dass die Hass nach sich ziehen? Karikaturen von etwas oder jemandem, das nicht abgebildet werden darf? Kritik, Ironie und Satire – das geht auch subtiler. Beweisen millionen Karikaturisten jeden Tag. Millionen Zeitungen. Millionen Menschen.
Beklagen schön und gut – aber was ist denn jetzt deine grandiose Formel zur Rettung der Welt?
Jetzt tut doch einfach niemandem weh! Belächelt nicht jemanden, der an etwas glaubt, nur weil ihr nicht versteht, woran er glaubt. Oder nicht mögt, woran er glaubt. Tötet niemanden, der eine andere Ansicht hat. Tut einfach niemandem weh. Leben und Leben lassen.
Was sind eure Gedanken dazu? Seid ihr religiös? In welchen Situationen haben Menschen euch belächelt? Wie steht ihr zu Satire? Und was ist eure Einstellung zu Pegida, Je suis Charlie und all den Dingen, die im Januar passiert sind?/strong>
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