Es zeichnet sich für mich schon seit mehreren Wochen ab, dass sich die Meldungen über Anime-Realfilmadaptionen häufen und konkreter werden. Wo Hollywood jahrelang um Akira und ‚Battle Angel Alita‘ herumtanzte, da gibt es nun plötzlich wie aus dem Nichts Informationen über den Cast, einen Titel, ein Startdatum und einen Regiesseur. Es tut sich was. In meinem gestrigen Beitrag war das in Auszügen auch nachzulesen. Ich sehe da was auf uns zukommen: eine Welle von Anime Realverfilmungen.
Alles steht und fällt mit ‚Ghost in the Shell‘
Die Adaption des Cyberpunkt-Anime von Mamoru Oshii als Realfilm ist sogar was, an dass sich die Japaner noch nicht rangetraut haben. Stattdessen wurde das Franchise um immer mehr Anime-Ableger erweitert. 2017 nun kommt der Film mit großen Namen in die Lichtspielhäuser. Scarlett Johansson, Takeshi Kitano, Juliette Binoche – es wirkt fast so, als ob die Produzenten es richtig machen wollen. Das white washing Thema kam natürlich auf, aber was soll man bei einem Film über Cyborgs erwarten – dass zufällig alle Cyborgs asiatisch aussehen? Das ist vermutlich auch nicht ganz realistisch. Woher kam er dann doch noch so schnell der Anime-Realfilm? Fakt ist aber, dass sobald das US-„Ghost in the Shell“ Form annahm, die Meldungen durch die Medien schossen. Geplant: eine Death Note Serie bzw. ein Film, Battle Angel Alita und über Akira wird auch wieder geredet. Hollywood hat nach vielen anfangs abgestoßenen Projekten (Neon Genesis Evangelion beispielsweise) wieder angefangen über Anime-Adaptionen nachzudenken. Und das sieht man ziemlich deutlich. Mich würde allerdings interessieren, was diese Trendwende eingeläutet hat? Warum sind die Massen (und die Produzenten) jetzt plötzlich bereit für Anime-Adaptionen, was sie vor 5 Jahren angeblich noch nicht waren?
Natürlich ist es durchaus möglich, dass die Masse die Filme meidet. ‚Ist das nicht dieses Anime-Dings? Nee, kein Bock.‘ So wie die Masse auch nicht bereit ist sich mal einen Manga oder Anime anzuschauen im Falle es könnte ihnen ja gefallen. Vielleicht wird es keinen Hype geben. Da ich aber die Filme kenne und weiß, dass sich dahinter guter Stoff verbirgt, denke ich, dass es sein Publikum finden wird und Manga und Anime eine neue Plattform für Adaptionen werden. ‚Ghost in the Shell‘ macht nur den Anfang und hat ziemlich ein starkes Zugpferd (Scarlett Johansson – wieviele werden nur wegen ihr in den Film gehen?).
„Aber wir wollen keinen neuen Hype“
Ja ich weiß. Wenn diese ganzen Animeverfilmungen kommen und tatsächlich einen Hype auslösen, dann ist das auch für Fans wie mich nicht nur ein Grund zur Freude. Schließlich sind es alles Remakes von Animationsfilmen oder -serien. Und außerdem kommen da Begriffe wie white washing zum tragen. Viele Stoffe werden an westliche Schauplätze verlegt oder asiatische Rollen werden plötzlich amerikanisiert. Da schlägt das Anime-Fan-Herz nicht zwingend höher. Aber es ist nicht nur alles schlecht. Das, dessen sich Hollywood da annimmt, sind ziemlich gute Stoffe. Sie können zwar auch ziemlich viel falsch machen, aber wenn sie sich wirklich dahinter klemmen und was gutes abliefern, kann das den Ruf von Manga und Anime fördern und darauf aufmerksam machen. Natürlich wurmt es mich als Fan auch, wenn die Stoffe adaptiert werden, weil ich prinzipiell ein Remake-Gegner bin. Es ist keine schöne Sache, wenn ein Stoff aus einer Kreativschmiede kommt und sauer erarbeitet wurde und dann ein zweiter kommt, es nochmal verfilmt und damit groß rauskommt ohne den Schweiß und die Tränen vergossen zu haben, die man eben vergießt, wenn man eine Idee initial zu Papier bringt. Andererseits: japanische Realfilme sind auch nicht das Gelbe vom Ei. Eines wird man den Anime aber nie nehmen können. Mamoru Oshiis Ghost in the Shell stammt aus dem Jahr 1995 und ist damit ein Vorreiter des Cyberpunkt – die US-Adaption ist 20 Jahre später dran. Das Original wird immer der Vorreiter bleiben.
Und was das Thema Hype betrifft: so schlimm wie die Superheldenschwemme wird uns das nicht treffen. Warum? Nun erstens stehen hinter den Verfilmungen zahlreiche Verlage, zahlreiche Produktionsgesellschaften und nicht zwei Riesen, die sich krampfhaft versuchen zu übertrumpfen. Es gibt kein shared universe zwischen den Serien. Es gibt einfach den Film bzw. die Serie und gut ist. Klar haben manche Anime auch Prequels und Sequels, aber das passiert nicht in dieser überbordenden Schwemme wie bei Superhelden, die auf Comics basieren, in denen es schon zehn Paralleluniversen gab. D.h. man wird auch nicht wie bei Thor, Iron Man, etc. gezwungen werden andere Superheldenfilme mitzuverfolgen.
Na mal schauen, wann uns der erste Trailer zu ‚Ghost in the Shell‘ um die Ohren gehauen wird. Wie seht ihr den Trend, der sich hier abzeichnet? Freut ihr euch auf die Adaptionen oder habt ihr eher einen Horror? Denkt ihr überhaupt, dass es einen Hype geben wird? Glaubt ihr, dass die Animationsfilm-Adaptions-Welle kommt oder wird das verpuffen? Glaubt ihr an einen Aufschwung für Anime und Manga dadurch? Und dass die breite Masse Vorurteile gegenüber den japanischen Comics fallen lässt?
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