Gibt es den perfekten Tag um zur Buchmesse zu fahren?
Die Leipziger Buchmesse (LBM) beginnt immer an einem Donnerstag und schließt an einem Sonntag ihre Pforten. Die meisten Leute, die sich schon etwas mit der Messe auskennen, sagen „bloß nicht am Samstag“. Das sagen sie deshalb, weil sie das Treiben der Comic-Gemeinde bereits kennen. An dem Tag sind idR besonder viele da, die Cosplay betreiben. Außerdem nehmen sich die wenigstens unter der Woche frei, um am Event teilzunehmen. Und Sonntags deprimiert bereits der Gedanke an Montag, schätze ich.
Allerdings muss ich sagen: Samstag ist der Tag, an dem man da sein muss.
Ich kann gar nicht genau sagen seit wievielen Jahren ich schon auf die Messe fahre – aber eine Sache kann ich mit Genauigkeit feststellen: es ist bisher immer einer der schönsten Tage im jeweils noch jungen Jahr gewesen. Die LBM ist für mich ein Ort an dem man unglaublich viele Dinge beobachten kann. Ungezügelte Begeisterung. Beispielsweise, wenn die Leute mit ihren Büchern rausgehen und gleich auf den Wiesen des Messegeländes lesen müssen. Träume, die sich erfüllen oder eben nicht – ich denke da nur an junge Autoren oder alte Hasen, die vielleicht einen Verlag gefunden haben!? Oder einfach Leute, die lange an ihren Kostümen geschneidert haben und nun in ihre Rollen schlüpfen können und ihre Freunde treffen – einfach um mal jemand anderes zu sein. Menschen treffen ihre Idole und rangeln um eine Signatur oder ein freundliches Wort. Freude an sowas altem und schönen wie Büchern oder Dahinsiechen auf den Messefluren, weil man einfach dabei sein will.
Die LBM ist für mich eine großartige Sache und egal wieviel ich geschubst werde, der Messesamstag ist der Tag an dem alle diese Gefühle wie in einem Schmelztiegel zusammen kommen und an einem vorbei ziehen. Das muss man einfach mitnehmen.
Und ein wenig Ruhe kann mn schließlich auch tanken. Dieses Jahr bin ich extra früh losgefahren und auch etwas eher gegangen und damit sehr zufrieden. Mein erster Termin war eine Mappensichtung bei einem Verlag. Von meinen Ergebnissen und Schlussfolgerungen diesbezüglich soll ein anderer Post berichten.
Bis dahin habe ich die Halle 2 in Ruhe genossen, bevor es alles von Cosplayern und Comicfans überlaufen ist. In Halle 2 siedeln sich immer Jugend- und Schulbuch, Comics und Kinderbücher, Manga und Rollenspiele aber auch der Cosplaybereich an. Was ich in dieser Halle kaufen wollte, habe ich gleich gekauft, bevor ich nicht mal mehr rankomme XD. Außerdem habe ich mich direkt bei den Verlagen erkundigt, die keine Mappensichtungstermine im Vorfeld herausgegeben haben. Damit stand dann auch der Plan für den Rest des Tages.
Nach der ersten Mappensichtung hatte ich 2 Stunden Zeit und habe mir die anderen Hallen angesehen. Im Direktvergleich mit der Cebit muss ich sagen, dass mir die Übersichtlichkeit auf dem kleinen Messegelände wesentlich besser gefällt. Man kann alles sehr schnell erreichen und hat das System nach kurzer Zeit verstanden und weiß wo man hin muss. Obwohl die Cebit dasselbe System benutzt hat, um die Stände zu nummerieren, ist die Aufteilung der LBM stimmiger. Auf eine Zeile die mit G nummeriert ist, folgt auch wirklich die mit H. (Man staune! Und nein, auf der Cebit hat das nicht so gut geklappt… .)
Danach ging es in die Halle 3, in der sich alles um das Thema buch + art dreht, sowie Religion und Reisebuch, Hörspiel, Grafik und internationale Literatur.
Halle 5 hat neben Kunstbuch und Angeboten für Dienstleister und Autoren auch ein digitales Forum angeboten und eine Platform für Berufsbilder und Ausbildungen – auch das hat die kleine Messe dem großen Bruder Cebit eindeutig voraus. Und schon musste ich zurück zu den restlichen Mappensichtungen bis mein Weg mich in Halle 4 führte. War auch sehr naheliegend, denn nun nachdem der Zenit überschritten war und sehr viele Besucher da waren, gab es kaum eine Möglichkeit aus Halle 2 in die Haupthalle zurückzugehen, weil einem so dermaßen viele Leute entgegen kamen. In der Messebuchhandlung habe ich dann abgestaubt, was mir unter den Nägeln brannte.
Einen Abschnitt mit Belletristik gibt es übrigens in jeder Halle, sodass man immer zwischen den Themen und den Verlagen mit allgemeinem Angebot pendeln kann. Internationale Bücher und Verlage trifft man auch jedes Mal. Eine Auswahl von Bücher aus sehr vielen Ländern liegt immer zum Anschauen aus, genauso wie preisgekrönte Bücher. Jedes Jahr wird auch ein Land fokussiert vorgestellt. Besonders scharf bin ich immer auf die japanischen Bücher. 🙂
Was ich aber zu gerne noch mitnehme ist die Gelegenheit was signieren zu lassen oder mir ein Interview anzuhören – leider war ich da zu schlecht informiert. In den Tagen vor der Messe habe ich mich fast nur mit der Mappe beschäftigt. Am Stand der ARD habe ich dann aber gelesen, dass am selben Tag noch Sarah Kuttner bei ttt ist. Das ist eine ähnliche Überraschungen wie das Jahr, in dem ich Mängelexemplar gekauft habe und dann mitbekam, dass sie zum Signieren auf der Messe ist. 😀
Ich war total glücklich, dass so unvermittelt doch noch dazu gekommen bin, eine Autorin zu sehen, deren Bücher ich wirklich mag. (Obwohl sehen jetzt auch etwas übertrieben ist…der Andrang war ziemlich groß und ein Pärchen hinter mir hat sich die ganze Zeit in die Haare gekriegt und meinen Audiokanal massiv gestört…MASSIV) Sie hat über ihr neues Buch Wachstumsschmerz geredet und Beziehung, Männer und Zusammenziehen thematisiert.
Eine schöne Debatte war die, warum Männer „so viel“ sein müssen. Softie, verständnisvoll, harter Kerl usw. und ob man das gut finden soll und ob das Männer gut finden. Sinngemäß war ihr Kommentar, dass sich die Männer darüber nicht beschweren sollen, denn wir Frauen müssen das schon immer.
Bei Sarah Kuttner werde ich immer etwas zum Groupie, ich mochte schon damals ihre TV Show.
Leider war damit auch schon mein Messebesuch zu Ende und ich musste zum Zug. War aber auf jeden Fall ein richtig toller Tag :D.
Und zuletzt räume ich nochmal mit ein paar Messe-Mythen auf…es gab erstaunlich viele unaufgeklärte Personen.
Leipziger Buchmesse-Fakten
- man kann bei den Ausstellern im Normalfall keine Bücher kaufen …
- … stattdessen in der Messebuchhandlungen (es gibt aber auch Ausnahmen)
- und nein – am Sonntag sind die Bücher nicht alle billiger 😉
- jedes Jahr gibt es ein Land, dessen Literaturszene im Fokus steht
- da gehts nicht nur um Bücher, sondern auch um Zeitschriften, Radio, Fernsehen, Musik, Hörbücher, Kunst und… Essen (wenn man den einen oder anderen sieht, der mit Crêpe und Eis auf einen zuwankt)
wer allerdings bei dieser Messe keine Lust bekommt ein Buch zu lesen – dem es nicht zu helfen. Schon alleine weil alles dort eine (manchmal natürlich kleinere) Platform findet. Fantasy und Trollschlachten, SM-Bücher, Bibelklub, Lebenshilfebücher, Kochen und Backen und Garten und Haushalt, Romane aller Couleur, Freundschaftsbücher (ohne Quatsch…und die haben nur das halbe japanische Schriftzeichen für „Freund“ abgedruckt, nur mal so nebenbei gesagt), ja sogar Sekten haben einen eigenen Stand. XD
Diese Messe ist mehr als eine Messe.
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