Mappensichtungskonsequenzen

Wie ist das, wenn man seine kreative Schöpfung bei einem Event von Fachleuten sichten läßt? Erfahrungen aus Manga-Mappensichtungen bei der Leipziger Buchmesse (LBM) 2012.

Warum?

Wie mir die Leipziger Buchmesse gefallen hat, schilderte ich ja bereits in einem vergangenen Eintrag. Bei der LBM gibt es für mich immer die Messe an sich mit all ihren Attraktionen, allerdings auch die Möglichkeit Redakteure bzw. Verlagsmitglieder zu treffen. Daher bin ich an den Tagen direkt vor der Messe meist damit beschäftigt gaaaanz viel zu zeichnen und mir eine nette Mappe zusammenzustellen. Bedeutet auch ein wenig Arbeit.

In der Vergangenheit habe ich hauptsächlich konstruktive und nützliche Kritik bekommen. Die Meinung der Verlagsangehörigen ist unbezahlbar. 🙂 Sie betrachten die Geschichte und die Zeichnungen aus dem Standpunkt wie gut es sich verkauft und weisen einen direkt vor Ort auf alle Schwächen hin. Ein persönliches Gespräch ist immer das beste! In seltenen Fällen ist es auch mal nicht hilfreich. Das hängst wohl zwingend auch ein wenig davon ab, wie man so gepolt ist und was man für Einstellungen und Ansichten hat. Geht das Empfinden der Parteien sehr weit auseinander was das Wort „schön“ betrifft, dann kann es schon mal schwierig werden. Das sollte ich auch noch merken… .
Allgemein wird man aber vor allem „wach gerüttelt“. Wenn man viel zeichnet und nicht abzeichnet von anderen Künstlern, verliert man schnell das Gefühl für „die Norm“. Man entdeckt die Macken nicht mehr, die man Bildern zufügt. Beispielsweise, wenn man denkt, das eigene Bild ist das schönste der Welt aber alle anderen finden die Nasen beispielsweise total seltsam. Man ist dann so „blind“, dass man das gar nicht erkennt und nicht weiß, was das Problem der anderen ist. Das kann jedem passieren und ich hatte schon öfter dieses Brett vor’m Kopf!

Insgesamt kann ich es also wärmstens empfehlen!
Das Zusammenstellen der Mappe ist stark davon abhängig, was man erreichen möchte. Da es mir um mein Herzblut-Projekt geht, habe ich u.a. Teile des frisch ausgedruckten Kapitels mitgenommen.

Über Geschmack läßt sich streiten

Bei der Leipziger Buchmesse 2012 (LBM) bin ich ein weiteres Mal mit meiner Mappe losgezogen. Diesmal mit einer besseren. XD Noch vor einem Jahr war meine Mappe viel zu voll. Die Tipps die man den Blogs einiger deutscher Zeichner oder der Plattform Animexx entnehmen kann, sind da auch sehr hilfreich. Da meine Mangaseiten noch sehr frisch waren und ich mit mir selber sehr zufrieden, bin ich mit positiven Gefühlen zu den Terminen (die übrigens teilweise von den Verlagen auf den Websites angegeben werden oder wegen des Andrangs bei bestimmten Verlagen erst am Tag bekannt gegeben werden).

Mein erster Termin war etwas unangenehm. Eine meiner schlechteren Charaktereigenschaften ist, dass ich schwer Kritik annehmen kann. Aber ich arbeite wirklich an mir, halte die Klappe und höre erstmal zu. XD In diesem Fall war das aber irgendwie sehr hart still zu sein. Am Stand war eine deutsche Zeichnerin anwesend und hat sich die Mappen mit angesehen und Hinweise gegeben. Mein Problem ist, dass ich ihren Zeichenstil gar nicht mag. Es gibt wirklich viele deutsche Zeichner, von denen ich mir mal ganz gerne Hinweise anhören würde. Marika Herzog, Anike Hage, Margarita Till, Inga Steinmetz, um nur einige zu nennen. Da gibt es also schon ein paar, deren Werke ich als auf dem Markt gut platziert empfinde und als gerechtfertigt, dass sie veröffentlichen. Ihre Werke mag ich nicht immer persönlich, empfinde aber den Stil i.d.R. als schön. Bei der anwesenden Zeichnerin ist das leider nicht so. Sicherlich versteht sie ihr Handwerk, schließlich hat sie bereits mehrmals veröffentlicht. Deswegen habe ich auch diesmal die Klappe gehalten. Schon nach 2, 3 Minuten ging ihre Kritik aber in eine Richtung, die meinen Stil kritisierte und ihren als „Ziel“ definierte. Damit war ich überhaupt nicht einverstanden.

Sie bemängelte Dinge, die noch nie anderen bei meinen Bildern unangenehm aufgefallen sind oder die zuvor schon mal jemand kritisiert hätte bei Sichtungen, Vorstellungen oder im Internet. Teilweise sogar Dinge, die ich als „meine Stärke“ betrachte. Das muss natürlich nichts heißen. Als sie mir dann aber sagte, wie ich „schönere Frisuren“ zeichnen könnte, wurde mir anhand ihrer Argumentation klar, in welche Richtung sich das bewegt. Leider war das ganze Gespräch so. Die restliche Form war okay, sie war freundlich und gründlich. Habe alles zur Kenntnis genommen und keine Kritik an ihrer Kritik geäußert, bin aber ohne wirkliche Erkenntnisse von dem Stand weggegangen. 🙁 Da ihr Stil für mich kein Maß ist (weil ich einfach so nicht zeichnen möchte, nicht weil ich hochnäsig bin ;)) , war die Zeit etwas verschwendet. Stil sollte man nicht verändern wollen, höchstens optimieren. Eigentlich empfinde ich es auch nicht als eine gute Idee den Zeichnern so zu begegnen, als müsse man so zeichnen wie jemand ganz bestimmtes. Egal, ob es dabei um einen weltbekannten japanischen Manga-ka oder eine deutsche Zeichnerin geht. Normalerweise würde ich das als einen messetechnischen Fauxpas bezeichnen. Es bringt dem Zeichner nichts. Hat es mir leider auch nicht. Zumal die Redakteurin/Verlagsangehörige nicht viel gesagt hat. Außer einige Hinweise zum Bewerbungsvorgang. Das war bis hierhin schon mal fast so, als ob man in eine platte Komödie versetzt wird und ich habe wirklich gehofft, dass der Tag und die nächsten Sichtungen mir mehr bringen.

Und so sollte es auch sein.

Oh happy day

Danach hatte ich erstmal eine Weile Zeit die Messe zu erkunden und hatte dann nochmal 2 Mappensichtungen.

Die erste war sehr gründlich, der Redakteur sehr nett und mit dem was er gesehen hat, sehr zufrieden. Er hat sich ca. 10 Minuten, vllt. sogar etwas länger meine Mappe angesehen und eine kurze Zusammenfassung der Handlung angehört, meinen Plan das Projekt vorzustellen und in welche Zielgruppe ich das einordnen möchte usw. 2-3 Hinweise hat er mir gegeben, woran ich arbeiten könnte. Das waren aber nicht mal schwerwiegende Sachen. Er hat mich aufgefordert etwas einzusenden, wenn auch ohne Visitenkarte. (Früher war das für mich immer das Maß aller Dinge aber ich schätze, dass das veraltet ist. Zumal ich in den ganzen Warteschlangen nicht einen einzigen Zeichner sah, der eine bekommen hat.) Außerdem hat er noch aufgezählt, was alles an Sichtmaterial bei der Projektvorstellung dabei sein sollte.

Die zweite Sichtung war eigentlich keine, es waren keine Termine vorgesehen. Der Redakteur hat sich das angesehen, weil er gerade etwas Luft hatte und die Reaktionen waren so ziemlich dieselben wie bei der vorhergehenden Sichtung. Nur die Hinweise und Vorschläge waren anders.

Es ist mir eigentlich das erste Mal passiert, dass ich von den Verlagen vorherrschend positive Meinungen gehört habe. Früher war da vorherrschend Kritik und Verbesserungsvorschläge. Normalerweise war mein persönliches Stichtwort immer „Proportionen“ und „Raster“. Meine Baustellen, die ich auch in Zukunft nicht vernachlässigen darf. Vermutlich können das die wenigsten nachvollziehen aber ich bin dermaßen glücklich, dass diese beiden Punkte nicht kritisiert wurden. Ich kann also davon ausgehen, dass die Arbeit des letzten Jahres gefruchtet hat und ich merklich an mir gearbeitet habe. Außerdem habe ich mehrere Aufforderungen und/oder Ermutigungen bekommen, etwas einzusenden. Das Einsenden hatte ich sowieso vor in ca. 6 Wochen. Dabei hatte ich nie ein so gutes Gefühl wie im Moment. Natürlich bilde ich mir jetzt nicht automatisch ein, dass ich Erfolg haben „muss“. Die Meinung der Redakteure ist subjektiv, ein anderer hätte das alles vielleicht ganz anders betrachtet. Außerdem sind Profis auch nur Menschen. War mein erster Mappensichtungstermin so unbefriedigend, weil sie schlecht drauf waren und waren die anderen so gut, weil sie zu gut drauf waren? Das sind alles Fragen, auf die es keine wirklichen Antworten gibt und das Nachdenken Zeitverschwendung ist. Ich traue meinem Gefühl und bin gespannt, was für Meinungen ich zurück erhalte. Bis zur Bewerbung dauert es aber noch etwas.

Allerdings habe ich auch einen anderen Plan. Eine andere Mappensichtungskonsequenz.

Mappensichtungskonsequenzen

Als ich von dem ersten Gespräch weggegangen bin, in dem mein Stil versucht wurde in die (meiner Meinung nach) falsche Richtung zu korrigieren, hatte ich das Gefühl, dass der Termin Zeitverschwendung war. Eine meiner ersten unnützen Mappensichtungen. Davon sollte es in der Zukunft hoffentlich keine weiteren geben. Schließlich macht jede Vorbereitung Arbeit. Wie lange würde ich das zeitlich auf mich nehmen können?

Ich habe mir die Frage gestellt, wo ich nach meinem Master sein werde – das weiß ich nicht. Ist ja auch noch ein bischen hin. Werde ich mich da noch für Mappensichtungen anstellen? Und was wäre das für ein Jammer, wenn die dann so ergebnislos ausfallen wie meine erste an diesem Tag. Werde ich Projektvorstellungen an die Verlage senden? Wachse ich am Ende aus der Zielgruppe heraus oder kann das zeitlich neben dem Job vielleicht gar nicht mehr bewältigen?
Ich weiß es nicht.
Daher brauch es auch für einen Traum einen Plan B. So unromantisch das klingt.
Durch Zufall drehte ich mich um und entdeckte die großen Reklamen von On-Demand-Services und entschied, dass ich meinen Traum notfalls in Eigenregie ermöglichen werde. Um ehrlich zu sein … es ist nicht ganz dasselbe. Aber was ist der Traum? Warum will man einen Comic/Manga herausgeben?

Ich habe im Gefühl, dass diese Geschichte mehr sein kann. Ich habe das Gefühl, dass es diese Geschichte geben sollte.

Das ist ein manchmal quälendes Gefühl. Manchmal auch ein tolles, was einen über die Wolken hebt. Aber immer eins, das einen antreibt. Das nennt man wohl Traum. Und wie als Antwort auf alle meine Fragen und Gedanken vom Vortag, sah ich mir ein Making-Of über einen Film an. Abends am Tag darauf. Der Drehbuchautor sprach über seine Vision und dass das Film schwer auf dem Markt zu platzieren sei und dass es anfangs gar nicht gut für das Drehbuch aussah. Er sprach darüber wie besessen er davon war, dass das Projekt Gestalt annehmen sollte und sagte schließlich, dass die Gewissheit darüber auf einer unergründbaren Tatsache beruhe:

You just think it should exist.

Das hat mich irgendwie umgehauen. Sollte ich mich eines Tages nicht mehr wohlfühlen zwischen den ganzen Teenies mit ihren Manga-Gehversuchen bei Mappensichtungen oder mit dem Gedanken neben der normalen Arbeit nach Zeitplan und Deadline zu leben, dann wird es Zeit die On-Demand-Services in Anspruch zu nehmen. Die haben zwar auch ihre Ecken und Kanten aber auf eine ganz eigene Art und Weise ist das auch die Erfüllung eines Traums.

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