Inhalt
Der Abend lief für Oh Dae-su bisher nicht glänzend: er ist betrunken und in einer Polizeidienststelle gelandet. Den Geburtstag seiner Tochter hat er im Prinzip vergessen und der Anruf mit lallendem Unterton ist mit Sicherheit kein Trost für das Mädchen. Besser wird dieser Abend auch nicht werden. Kaum hat er die Polizeibehörde verlassen, wird er entführt und weggesperrt. Die Gründe werden ihm nicht verraten. So lebt er von nun an abgeriegelt in einem Raum, der zwar nicht direkt menschenunwürdig ist aber kein Tageslicht hinein läßt und es gibt kein Entkommen. Er spricht mit niemanden, er sieht niemanden. Er hat lediglichen einen Fernseher. Das Essen wird ihm durch einen Türschlitz gebracht. 15 Jahre lang – ohne die Angabe auch nur eines einzigen Beweggrundes.
Er weiß nicht, dass er nach 15 Jahren freigelassen wird und stellt alles mögliche an. Beschimpfungen, Überwältigungsversuche, hartes Training (mit bloßen Fäusten auf die Wände einhauen), Ausbruchversuche. Den Grund nicht zu wissen, macht ihn wahnsinnig. Er erfährt durch das Fernsehen sogar von dem Tod seiner Frau und dass er dafür beschuldigt wird. Alles scheint in sich einzubrechen, vor Allem sein Verstand. Bis er eines Tages auf einem Hochhaus aufwacht – freigelassen. Einfach so. Einfach so?
Sein einziger Gedanke ist von nun an herauszufinden, wer ihm das angetan hat und vor Allem: warum.
Sein einziger Anhaltspunkt ist der Geschmack der Teigtaschen, die er 15 Jahre lang als Mahlzeiten vorgesetzt bekam. Beim Abklappern aller möglichen Gaststätten, trifft er die Sushi-Köchin Mi-do, die sich seiner annimmt und ihm hilft, egal was für verschrobene Eigenschaften der ehemals isolierte Oh Dae-su entwickelt hat. Beide beginnen eine Affäre. Währenddessen geht Oh Dae-su den Weg der Gewalt, um aus allen in die Geschichte verwickelten Personen etwas über den Hintergrund und den Initiator seiner Pein der letzten 15 Jahre herauszufinden.
Dabei geht er nahezu bis zum Äußersten und spätestens im Finale, wenn alles enthüllt wird, kann man die Tragweite des Gesehenen und Gehörten kaum ertragen.
Hintergrund
Die Vorlage zu dem Film ist der gleichnamige Manga (japanischer Comic) von Garon Tsuchiya und Nobuaki Minegishi. Der südkoreanische Regiesseur Park Chan-wook verlegte den Stoff nach Korea, um seiner Rachetrilogie einen weiteren Teil hinzuzufügen. Er ist außerdem bekannt für preisgekrönte Filme wie Durst und I’m a Cyborg, But Thats Okay und befindet sich somit weit abseits vom Mainstream. Seine Filme werden als Kult gehandelt und seine Umsetzung von Oldboy hat offensichtlich sehr begeistert, mit Sicherheit aber auch sehr erschüttert.
Was die Gewaltdarstellungen betrifft, steht Oldboy beispielsweise Tarantinos Werken in nichts nach. Inhalt, Tragweite und Tiefe der Geschichte sind allerdings von einem höheren Niveau. Das ist auch ein Verdienst der phantastischen Manga-Vorlage.
Seit geraumer Zeit ist außerdem bekannt, dass Spike Lee den Stoff neuverfilmen wird – davon mag man halten was man will. Ich bin kein Fan des Neuverfilmungs-Wahnsinns. Auch Amerikaner können ruhig einen Film aus Korea, Skandinavien oder sonstwo schauen. Man muss den Stoffen nicht immer zwangsläufig den US-Stempel aufdrücken und sollte einen guten Film würdigen, so wie er ist.
Stattdessen werfe ich lieber mit ein paar Fakten um mich:
Der Schauspieler Choi Min-sik (Vegetarier) verkörpert Oh Dae-Su und verspeist im Laufe des Films einen lebenden Kalmar – 4 Tiere wurden dabei benötigt. Soviel zu einer der Szenen, die den Film meiner Meinung nochmals sehr stark von allem abgrenzen, was man bisher gesehen hat.
Mehrmals während des Films kommen Teile aus Vivaldis Vier Jahreszeiten zum Einsatz – der krasse Gegensatz zu der Gewalt ist beabsichtigt. Genau aus diesem Grund wurden die Stücke gewählt.
Kontroversen dürfte Zinda ausgelöst haben. Der indische Film gilt als Plagiat von Oldboy.
Weiterhin liefert der englische Wikipedia-Artikel eine kurze Zusammenfassung einiger Unterschiede zum Manga.
Meinung
Oldboy widmet sich großen Themen wie Rache und Vergeltung und ruft dabei moralische Werte, die Unantastbarkeit der Person, Ekel und Gewalt auf den Plan. Ich kann mir vorstellen, dass manch einer den Film ausschalten möchte, um Folterszenen zu entgehen oder nicht sehen zu müssen wie ein lebender Kalmar gegessen wird. Manch einer schaut ihn nur wegen der Gewalt an. Oldboy ist aber viel mehr als das. Die meisten Gewaltorgien haben extrem wenig Hintergrund und Intention, genauso wie die meisten Action-Blockbuster. Oldboy hingegen ist ein faszinierender Film, der unglaubliche viele Muster selber neu kreiert. Wenige Filme schaffen es, dass man deren Ende nicht erahnt und das Muster noch nicht erkannt hat – Oldboy schon. Und der Film läßt einen mit einer Menge an (nicht nur) moralischen Fragestellungen zurück, die einen noch Tage beschäftigen können. Und das schlägt besonders hart ein, denn moralische Fragestellungen ist man von westlichen Filmen fast gar nicht gewöhnt, so als ob sie zu „anstrengend“ wären.
Gesetz dem Motto: Lache, und die ganze Welt lacht mit dir. Weine, und du weinst allein. (Oft von Oh Dae-su verwendetes Zitat)
Jeden Monat stelle ich einen Film vor, den ich für einen fantastischen Film halte – losgelöst von Mainstream, Genre, Entstehungsjahr oder -land. Einfach nur: fantastisch. 😆
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