Dass Filme meine große Leidenschaft sind, ist wahrscheinlich kein Geheimnis mehr. Auch zu Weihnachten gibt es ein paar Klassiker, die ich fast wie eine feierliche Zeremonie hervorhole und in Ehren halte. Eigentlich würde die Anzahl meiner liebsten Weihnachtsfilme nochmal für einen zweiten „7ème art“-Beitrag reichen. Aber heute gehts um die Favoriten unter meinen Favoriten. 🙂 Zwei davon kenne ich erst seit wenigen Wochen, liebe ich aber schon innig.
Das Wunder von Manhattan (1994)
Kris Kringle (Richard Attenborough) ist ein netter alter Mann mit einem schönen weißen Rauschebart, stets gut gelaunt und sehr menschenfreundlich. Außerdem sagt er, dass er der Weihnachtsmann ist. Der Echte. Der eine oder andere würde das für verrückt halten. Dem Oberindianer des Kaufhauses Cole ist das egal – er will, dass Kringle in der Weihnachtssaison den Kaufhaus-Weihnachtsmann gibt. Kein Wunder, denn er ist das perfekte Ebenbild der heute allseits bekannten Symbolfigur. Nur eine kann er nicht so recht überzeugen. Die kleine Susan (Mara Wilson) wächst mit dem Wissen auf, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Ihre Mutter Dorey (Elizabeth Perkins) arbeitet bei Coles und wurde scheinbar oft im Leben enttäuscht und möchte ihrer Tochter möglichst viele Enttäuschungen ersparen. Ihre Haltung macht es auch für das private Glück nicht leichter – sie schafft es einfach nicht sich ihrem Freund Bryan (Dylan McDermott) wirklich zu öffnen. Susan beschließt daher Mr. Kringle zu testen und wünscht sich von ihm zu Weihnachten einen Vater, ein Haus und einen Bruder. Wenn er das schafft, weiß sie dass er der Echte ist. Kris Kringle nimmt die Herausforderung an. Aber seine authentische Ausstrahlung und Coles Erfolg ist anderen Kaufhäusern ein Dorn im Auge – sie suchen nach einem Schandfleck auf Kringles reiner Weste und bald schon braucht es ein Wunder, damit der Glauben an Kris Kringle und an Weihnachten nicht erschüttert wird.
Bei Das Wunder von Manhattan handelt es sich um Les Mayfields Neuverfilmung des Klassikers von 1947. Leider steht mein Vergleich noch aus, aber man kann hier und da lesen, dass das Original noch schöner sein soll. Dazu kann ich noch nichts sagen. Für mich ist dieser Film seit meiner Kindheit Pflicht und ich liebe die neunmalkluge Attitüde von Susan. Man sieht ihr ganz wunderbar an wie sehr sie glauben möchte. Sir Richard Attenborough läßt mich ja sogar schon fast wieder an den Weihnachtsmann glauben 😉 am meisten rührt mich aber der Film gegen Ende. Wenn Menschen zu Weihnachten Zwist und Niedertracht vergessen können und sich für etwas einsetzen und zusammenhalten, tut das meinem Glauben an die Menschheit immer ganz gut. Ein bischen Punktabzug bekommt der Film dann aber doch wegen der meines Erachtens nach etwas zu blassen Elizabeth Perkins.
(9/10)
Tatsächliche … Liebe
Richard Curtis‘ Episodenfilm aus dem Jahr 2003 ist wahrscheinlich mitlerweile das was Das Wunder von Manhattan nicht mehr ist: ein modernerer Weihnachtsklassiker, der nicht unbedingt auf schlechten Sendeplätzen vergammeln muss. In dem Film werden einzelne Geschichten von Menschen wie du und ich erzählt und geschickt miteinander verwoben. So wird der frisch gebackene britische Premierminister David (Hugh Grant) mit einer möglichen Liebe am Arbeitsplatz konfrontiert (Martine McCutcheon) – heikel. Währenddessen trauert Daniel (Liam Neeson) um seine verstorbene Frau und muss sich um seinen Stiefsohn Sam (Thomas Sangster) kümmern, der zwar seine Mum vermisst, sich aber auch verliebt hat und das ganz furchtbar findet. Jamie (Colin Firth) hat da ganz andere Sorgen: er ertappt seine Freundin mit seinem Bruder im Bett und setzt sich nach der Trennung kurzerhand nach Frankreich ab, um an seinem Buch zu arbeiten. Sein einziger Kontakt ist sein portugiesisches Hausmädchen. Zu dumm nur, dass sie kein Wort des jeweils anderen verstehen. Oder doch? Unvergessen auch Alan Rickman in der Rolle eines Familienvaters, der versucht die Avancen einer Kollegin einzuordnen und Emma Thompson, seine Frau. Und das ist noch längst nicht alles … . Für mich wahrscheinlich der perfekte Film, da auch Liebeskummer und Verlust nicht ausgelassen wird. Tatsächlich … Liebe gibt sich richtig Mühe viele Geschichten mit unterschiedlichem Ausgang zu erzählen und findet den Mittelweg zwischen Komik und Tragik und läßt uns trotz des einen oder anderen unglücklichen Ausgangs wissen: auch wenn es mit denjenigen die wir für Mr. Right oder Mrs. Right hielten nicht geklappt hat, sind wir noch lange nicht allein. Es gibt immer jemanden der uns liebt, vermisst und gerne bei sich haben möchte.
(10/10)
Der kleine Lord
Der eine hasst ihn, der andere liebt ihn – den Film Der kleine Lord aus dem Jahr 1980 mit Ricky Schroder als Cedric Errol und Alec Guinness als Earl of Dorincourt. Die Geschichte von einem Jungen, der eines Tages einen Adelstitel erben soll und mit seiner Mutter von Amerika nach Großbritannien übersiedelt hat sich fest im Programm zur Weihnachtszeit etabliert. Cedric, genannt Ceddie, sieht sich damit konfrontiert, dass sein Großvater und seine Mutter nicht miteinander auskommen. Der alte Earl of Dorincourt hat sich nie damit abfinden können, dass sein Sohn eine Amerikanerin heiratete. Dass sein Enkel dem mitlerweile verstorbenen Sohn ähnelt, rüttelt vielleicht etwas im kalt und unnahbar wirkenden Earl wach. Der muntere Ceddie wird mit seiner aufgeweckten Art so einiges im staubigen Anwesen und Herzen des Earls ändern. Die Momente in denen sich der Earl kaltherzig zeigt und Ceddie den Spieß umdreht und ihn ganz naiv in Zugzwang zu guten Taten bringt, sind einfach entwaffnend. Manchmal zu entwaffnend. Es gibt Szenen, da bringt mich Ceddies Naivität auch ein bischen auf die Palme. Aber mit einem Grinsen im Gesicht. 😉
(7/10)
Die Geister, die ich rief …
Francis Xavier Cross (Bill Murray) ist der Oberhäuptling eines großen Fernsehsenders. Er kennt den steinigen Weg, den man in dem Business beschreitet. Ganz unten hat er einst angefangen und sich bis an die Spitze hochgearbeitet. Und ist trotzdem zu einem rücksichtslosen Mistkerl geworden, dem das Befinden und die Meinung seiner Mitarbeiter und Mitmenschen vollkommen egal ist. Als er sich in der besinnlichen Weihnachtszeit bei der Planung einer Fernsehshow die auf Dickens‘ Weihnachtsgeschichte beruht, besonders ignorant gibt, erscheint ihm plötzlich sein verstorbener Boss in seinem Büro und erklärt ihm, dass 3 Geister ihm nacheinander einen Besuch abstatten werden. Der Geist der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht. Und die werden ihm eine Lehre erteilen.
Traditionell oder modern – das ist die Frage. Welche der Interpretationen von Charles Dickens‘ A Christmas Carol würde ich hier in die Liste aufnehmen? Ich liebe die traditionelle Variante mit Patrick Stewart als Scrooge, aber auch die moderne mit Bill Murray in der Rolle. Ihr seht wofür ich mich entschieden habe. Vielleicht liegt der Reiz hier im Verbotenen, weil ich mir früher immer die Augen zuhalten musste, wenn der verweste Lew Hayward in Cross‘ Büro auftaucht, um ihm von den Geistern zu berichten. (Ja, Mutti und Vati – wenn ihr das hier lest, ich habe natürlich nicht geschummelt. *räusper* Heute halte ich mir die Augen aber nicht mehr zu. ;)) Der Film ist übrigens genauso alt wie ich. Als ich das Erscheinungsjahr nachgeschlagen habe, hat Wikipedia mir auch verraten, dass Miles Davis im Film einen kurzen Auftritt hat – gute zu wissen! Die Geister, die ich rief … heißt im Original übrigens Scrooged und ist ein wunderbarer Film, der herrlich komödiantisch und karikaturistisch in Szene gesetzt ist. Hier und da schießt der Film ein bischen über das Ziel hinaus, nur um dann an anderer Stelle wiederum zu still und langatmig zu sein. Insbesondere der Geist der gegenwärtigen Weihnacht strapaziert meine Nerven – jaja, das ist Sinn der Sache, ich weiß 😉 Aber mal ehrlich, die Stimme bringt Gläser zum springen. Bill Murray als Beulchen, Verzeihung, Francis Cross ist aber (wie immer) herrlich und die Episoden seines Lebens bringen einen zum Nachdenken ganz im Sinne der berühmten Vorlage.
(8/10)
Liebe braucht keine Ferien
Iris (Kate Winslet) arbeitet bei einer Londoner Zeitung und kommt einfach nicht von ihrem Ex Jasper los. Der ist inzwischen zwar mit einer anderen zusammen, läßt aber auch Iris nicht wirklich vom Haken. Als seine Verlobung mit der anderen bekannt gegeben wird, ist Iris am Boden zerstört. Viele tausende Kilometer weiter westlich geht gerade die Ehe von Amanda (Cameron Diaz) in L.A. in die Brüche. Sie will nichts anderes als weg – irgendwohin wo sie keiner kennt und keiner findet. Hauptsache sie muss Weihnachten nicht zuhause sein. Und Hauptsache sie ist irgendwo, wo man Englisch spricht. Aber so weit wie möglich von L.A. weg. Da entdeckt sie ein wunderschönes Cottage in Surrey. Iris‘ Cottage. Sie nimmt mit ihr Kontakt auf und beide Frauen beschließen die Häuser zu tauschen. Amanda zieht also vom sonnigen L.A. ins verschneite Cottage in Großbritannien und Iris andersrum. Dabei macht sie mit Amandas Kollegen Miles (Jack Black) Bekanntschaft, während Amanda Iris‘ Bruder Graham (Jude Law) kennenlernt.
Liebe braucht keine Ferien (Original: The Holiday – das macht Sinn ….) ist ein schöner weihnachtlicher Liebesfilm, der zwar etwas simpel gestrickt ist, aber durch seine zutiefst sympathischen Charaktere punktet. Selten schafft es ein Film ein so positives Gefühl beim Schauen zu erzeugen und aufrecht zu halten. Selbst für Weihnachtsmuffel und/oder Winterhasser hat der Film schöne warme L.A.-Kulissen zu bieten und zeichnet ähnlich Tatsächlich … Liebe das Bild unterschiedlicher Liebesgeschichten, wenn auch nicht ganz so konsequent und facettenreich. Filmfans kommen auch auf ihre Kosten, wenn Miles Filmmusik zelebriert oder Amanda ihr Leben als Kinotrailer vor ihrem inneren Auge ablaufen sieht.
(9/10)
Kevin – Allein zu Haus
Die McCallisters wollen über die Weihnachtsfeiertage verreisen und das Chaos regiert im Haus, nicht zuletzt weil die Familie nicht gerade klein ist. Insbesondere Kevin (Macaulay Culkin) sorgt für viele Reibereien – der Junge läßt keinen Streich aus und auch keinen Streit mit seinem Bruder Buzz. Als er wegen des jüngsten Disputs bestraft wird, wünscht er sich seine Familie nie wieder sehen zu müssen. Als er am nächsten Morgen aufsteht, ist das festlich geschmückte Haus leer. Sie sind ohne ihn gefahren. Sie haben ihn einfach vergessen. Für Kevin der Hauptgewinn – endlich in Buzz‘ Sachen rumwühlen, den Film schauen den er sonst nicht sehen darf und essen was er will. Währenddessen stellt seine Mutter im Flugzeug entsetzt fest, dass Kevin fehlt und tritt eine beschwerliche und umständliche Heimreise an, um bei ihrem Sohn zu sein. Auch Kevin wird es mulmig zumute, wenn er an den gruseligen Nachbarn denkt, oder den gruseligen Ofen im Keller … oder an die Einbrecher, die zu Weihnachten auch bei den McCallisters auf Raubzug gehen wollen.
Kaum zu glauben, aber der Film ist tatsächlich aus dem Jahr 1990 und hat somit schon über 20 Jahre auf dem Buckel. Ist aber immer noch ein schöner Film, der nicht nur von Kevins unmöglichen Aktionen lebt. (Das kann man vom Nachfolge-Film nicht unbedingt behaupten.) Es ist herrlich anzuschauen wie Kevin den Traum eines jeden Kindes lebt, zuhause alles machen zu dürfen, was ansonsten tabu ist. Und irgendwie sehr heilsam zu sehen wie er im Laufe der Zeit geläutert feststellt, dass es ein blöder Wunsch war, seine Familie nie wieder sehen zu müssen. Besonders gut gefällt mir die Nebenhandlung mit dem alten Nachbarn, den er anfangs nur als gruselig wahrnimmt, bald aber schon die Geschichte hinter dem Mann kennenlernt. Zwar hat der Film Macaulay Culkin damals über Nacht berühmt gemacht, aber seine ganzen Grimassen sind der Hauptgrund, warum es bei mir etwas Punktabzug gibt.
(7/10)
Wir sind keine Engel (1955)
Der Film aus dem Jahr 1955 spielt auf der Teufelsinsel und handelt von den frisch entflohenen Sträflingen Joseph (Humphrey Bogart), Julius (Peter Ustinov) und Albert (Aldo Ray). Bevor sie es per Schiff von der Insel schaffen, müssen sie eine Weile untertauchen und geben sich beim Kolonialwarenhändler Felix Ducotel als Experten für Dachreparaturen aus, und danach als Experten für so ziemlich alles. Während sie bei der Familie dieses und jenes mitgehen lassen, bekommen sie mit unter welchen Problemen die Ducotels zu leiden haben und nehmen die Dinge selbst in die Hand, indem sie erstaunliches Verkaufsgeschick beweisen, das Weihnachtsfest aufhübschen und naja … vielleicht auch unliebsame Verwandte um die Ecke bringen.
Der spitzbübische Halunken-Charme der Sträflinge ist Gold wert und macht richtig viel Spaß – außerdem wurde dank des Films meine Film-Wissenslücke geschlossen und ich habe Peter Ustinov endlich mal in einer anderen Rolle gesehen, anstatt immer nur als Hercule Poirot. (Ich sage ja… Wissenslücke!) Die besondere Stärke des Films ist das die Sträflinge hier klar als die besseren Menschen auftreten – zumindest verglichen mit einem bestimmten Vetter Ducotels. Die Anzahl der lockeren Sprüche ist rekordverdächtig, aber ich gebe ein bischen Punktabzug, weil ich mich beim Film zu oft daran erinnere wie alt er ist. So beispielsweise aufgrund der Theater-haften Machart, wenn man beispiels nie die Schlange Adolf, die Leichen oder den Rest der Teufelsinsel zu Gesicht bekommt.
(7/10)
Jetzt seid ihr dran: Auf welchen Film könnt ihr zu Weihnachten nicht verzichten? Oder welchen findet ihr ganz furchtbar kitschig? Stehen vielleicht bei euch gar keine Filme auf dem Plan und ihr zelebriert das Beisammensein anders?
„7ème art“ (Sprich: septième art) heißt „siebte Kunst“. Gemäß der Klassifikation der Künste handelt es sich hierbei um das Kino. In dieser Kategorie meines Blogs widme ich mich also Filmen – evtl. dehne ich den Begriff dabei etwas. Regulär stelle ich zwischen dem 1. und 5. jeden Monats jeweils 7 Filme in kurzen Reviews vor.
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