Das Blutbad, dass diesen Monat in Orlando in einem Schwulenclub angerichtet wurde, vermittelt eine sehr traurige Botschaft. Wo ist die Weltoffenheit? Wo das gegenseitige Verständnis und die Akzeptanz? Wir leben im 21. Jahrhundert, aber wieviel haben die Menschen dazugelernt? Das nehme ich mal als Anlass um im Blog im Zuge der Kategorie Manga Manie einen Manga zu besprechen, der sich mit den Schwierigkeiten auseinandersetzt, denen sich homosexuelle Paare stellen müssen. Marimo Ragawa war eine der Vorreiterinnen, die das Thema sachlich und unverblümt im Manga niedergeschrieben hat. Ihre in vier Bänden abgeschlossene Manga-Reihe New York New York erschien von 1995 bis 1998 im japanischen Magazin Hana to Yume und wurde in Deutschland durch Panini Manga veröffentlicht. New York New York erzählt die Geschichte des Polizisten Kain Walker, der seine Homosexualität geheim auslebt. Er befürchtet, dass es ihm Schwierigkeiten in seinem Beruf machen würde und hat Angst vor Ausgrenzung. Lange Zeit ist er nur an lockeren Affären interessiert, dann trifft er Mel Frederics.
Mel ist anders als er ein sehr einfühlsamer Charakter, der weder Angst vor dem Coming-Out noch vor Beziehungen hat. Beide wissen sofort, dass sie zusammen gehören und sind schon bald ein Paar. Ihre unterschiedlichen Charaktere und Meinungen sorgen für Spannungen und Situationen, wie sie in Beziehungen unterschiedlichster Couleur auftreten. Zum Beispiel das Drama, wenn der Ex plötzlich wieder vor der Tür steht und sich in das Leben drängt. Aber auch Situationen, die sich speziell aus Beziehungen ergeben, die nicht von allen Menschen akzeptiert werden wie homosexuellen Beziehungen. Zum Beispiel Homophobie – zum Ausdruck gebracht von Nachbarn oder auch von der eigenen Familie.
Marimo Ragawas Manga ist dabei ein schönes Beispiel für Manga fernab von großen Kulleraugen, sondern eine schöne slice of life – Erzählung: aus dem echten Leben gegriffen. Da der Manga seine 20 Jahre auf dem Buckel hat, mag Kains Angst vor dem Coming-Out vielleicht etwas unbegründet erscheinen, aber das kann ich nicht beurteilen. Die Ängste und Unsicherheiten sind glaubhaft in Szene gesetzt. Vom Genre und Ton her richtet sich New York New York deutlich an Teenager oder das erwachsene Publikum. Sexszenen werden lediglich angedeutet. Man kann den Manga daher am ehesten als Shounen-Ai oder Josei einordnen. Marimo Ragawas Zeichenstil ist sauber und größtenteils unverkitscht. Mal abgesehen von ein paar Blumen-Panels wie man sie von den klassischen 90er-Jahre-Manga kennt. 😉 Wegen der realistischen Zeichnungen ist der Manga ein schönes Beispiel für die Vielfältigkeit der Manga-Industrie und -Genres und ist durchaus ein guter Einstieg für Manga-Neulinge die das Thema interessiert.
Wo lesen?
New York New York wurde in zahlreichen Länden veröffentlicht und erfreute sich großer Beliebtheit. In Deutschland erschien der Manga vollständig übersetzt ab 2002 bei Panini Manga. Inzwischen scheinen die vier Bände größtenteils vergriffen zu sein, können aber durchaus gebraucht erstanden werden z.B. bei Amazon.
Links:
Panini Manga Webseite
New York New York bei Panini Manga
Kennt ihr den Manga? Und wenn ja, wie hat er euch gefallen? Viel-Manga-Leser wissen vermutlich sofort, was ich mit Blumen-Panels meine … ist das inzwischen out oder kann man das immer noch im Manga machen, was meint ihr?
Manga sind ein wunderbares Medium, dass für jeden Geschichten parat hält und mehr kann als die gängigen Vorurteile behaupten. In dieser Kategorie stelle ich Manga vor, die stellvertretend für die Vielfalt der japanischen Comics stehen: Manga Manie ist an der Tagesordnung! 🙂
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