Meine Oma hat früher immer gesagt, dass Schaltjahre meistens nichts Gutes mit sich bringen. Ich gebe auf viele Weisheiten meiner Oma was, aber die Weisheit war mir bisher eher fern. Heute habe ich bei dem Gedanken an die Redensart ein seltsames Bauchgefühl. Das Wort heute ist: Dampfwalze.
Es ist kein Wunder, dass es soviele Memes a la „Me at the Beginning of 2016 vs. Me at the End of 2016“ gab. 2016 war ein schwieriges Jahr. Die Welt wurde einmal auf den Kopf gestellt. Der Brexit, Trump, Schießereien in Clubs, Syrien, Flüchtlinge, Krieg, Terror in Nizza und in Berlin, … man kann ewig so weitermachen. Dann dieses Massensterben unter Künstlern, Musikern, Schauspielern, etc etc. Es muss ja quasi jede Person des öffentlichen Lebens um ihr oder sein Leben fürchten. Das Jahr hat noch zwei Tage, nehmt euch in Acht. Das Jahr hat uns viele tolle Menschen genommen. David Bowie und Alan Rickman tuen mir besonders weh. Da ist aber auch Prince und jetzt um die Weihnachtsfeiertage erst George Michael, Carrie Fisher und Debbie Reynolds – Carrie Fishers Mutter. Nur einen Tag nach dem Tod ihrer Tochter. Was ist hier los!? Das ist doch nicht mehr normal.
Und wo wir gerade bei lieben Menschen sind: 2016 war auch nicht immer gut zu meiner Familie oder mir. Achtung, es wird persönlich. Etwas, dass ich in dem Ausmaß hier nur selten tue. Im Januar und Februar hat sich der Gesundheitszustand eines Familienmitglieds von uns rapide verschlechtert. Es gab jede Woche eine andere Hiobsbotschaft und die Tage wurden nur dunkler und dunkler. Dabei war er mittleren Alters. Im März schien es dann langsam für ihn aufwärts zu gehen. Und ganz unverhofft, war es vorbei. Ich kam etwas über eine Stunde zu spät ins Krankenhaus. Das wird mir wahrscheinlich mein ganzes Leben lang leid tun. Und ich schreibe das hier nicht leichtfertig. Noch mehr wird mir leid tun, dass ihm so etwas überhaupt widerfahren konnte und dass er überhaupt von uns gegangen ist. Und wir wissen noch nicht einmal mit Genauigkeit was der Auslöser war. Da ist nur ein stummes „Warum“. Es wirkt so sinnlos. Und ungerecht.
Über die folgenden Monate war das Jahr auch abgesehen von der Trauer katastrophal. Durch eine falsche Beratung beim Arzt habe ich ein Medikament bekommen, dass dafür gesorgt hat, dass mein Gesicht zu dem eines pickeligen Teenagers wird. Und das ist noch untertrieben – ich habe heute noch Narben davon zurückgetragen. So schlimm sah ich nicht mal als Teenager aus und ich dachte damals schon, dass das schlimm war. In den nächsten Monaten ging es von Apotheke zu Arzt zu Apotheke zu Arzt auf der Suche nach einer Lösung. Klar, es gibt millionen schlimmere Dinge auf dieser Welt. Aber es ist nun Mal so: man muss sich nicht kaputt machen (lassen), nur weil ein Arzt ein Mal nicht richtig zugehört hat. Vollkommen unnötig. Und der Blick in den Spiegel war für mich Monate lang ziemlich mies. Und das wegen jemandem, der ein Mal nicht zugehört hat. Es ist besser, aber Spuren sind geblieben. Kaum war das erledigt, habe ich eine so heftige Infektion mit Mandelentzündung aufgeschnappt, dass ich einen Urlaub absagen musste und drei Wochen flach lag. Mein Immunsystem war, warum auch immer, absolut unten. Und dann kamen die Rechnungen – ich zahle jetzt offiziell mein Bafög ab. Aber das ist eine Nichtigkeit zu den anderen Sachen, das musste ja kommen – das weiß jeder. Obwohl es schon witzig ist, wenn man bedenkt, dass ich jetzt das zurückzahle, was während meiner Studienzeit so arg wenig war, dass ich davon nicht mal annähernd leben konnte und nebenbei arbeiten gehen musste. Und andere kleine Ärgernisse gab es 2016 auch noch. Auch noch Dinge, die dann zu privat sind für das world wide web. Das ist alles nicht so schlimm wie das Ableben eines geliebten Menschen. Aber so in Summe – ich sage es jetzt, so in Summe ist es einfach große SCHEIßE. 2016 hat mich ziemlich zermürbt und bei meiner ganzen Familie und mir getestet wieviel wir aushalten. Ein Jahr wie eine Dampfwalze. Ohrfeigen noch und nöcher. Was ich damit sagen will … ich werde Silvester feiern. Weil gefeiert werden muss, dass dieses Jahr vorüber ist.
Aber es war nicht alles schlecht. Im Jahr 2016 habe ich auch eine größere berufliche Zertifizierung abgeschlossen. Ich habe beruflich enorm viel dazu gelernt und ich denke ich habe mich persönlich auch weiterentwickelt. Ich habe viel über mich gelernt. Und über andere. Den Blog gibts noch – 2016 war kein schlechtes Jahr. Denn obwohl die Zahlen (Klicks, Kommentare, …) immer noch niedriger sind als früher, komme ich klar und ihr lest noch mit 😉 Das ist die Hauptsache. Es macht auch Spaß und es passieren spannende Dinge rund um den Blog. Die wahrscheinlich größte und wichtigste Sache ist aber, dass auch jemand in mein Leben getreten ist. Es hat ein bisschen gedauert und war ein steiniger Weg bis dahin, aber jetzt ist mein Freund da und ich bin sehr glücklich. Und deswegen gehe ich erhobenen Hauptes ins neue Jahr und sage … wir haben es geschafft. Schauen wir was kommt. Ich will an die Verluste denken und werde die nicht verschweigen. Aber ich will an die Hürden nur denken wie an Prüfungen, die wir irgendwie überstanden haben. Und ich will mich an das gute erinnern. Zum Beispiel an den Tag am Fluss mit Waldmeisterbrause. Zum Beispiel an die Harry Potter Studio Tour in London. Oder an die Nachricht, dass ich die Prüfung bestanden habe. An das Besteigen des Brockens, an die Abende mit Freunden, an die Geständnisse und die Liebe. An die Meilensteine. Die Blicke und unvergesslichen Momente. Das ist es was bleiben muss. Und die Narben die das Jahr hinter lassen hat, trage ich lieber wie die Zeugnisse aus Prüfungen, die nicht einfach waren. Eigentlich wollte ich einen Artikel mit einem Blog-Rückblick schreiben. Aber mir reicht glaube ich, was ich bisher getippt habe. Und das tat gut. So banal manches von dem was ich hier schriebe für euch vielleicht klingt. So wars. So war das Jahr. Und ich stelle fest, dass das bloggen eine wunderbare Ablenkung ist. Eine schöne Therapie. Eine angenehme Flucht. Danke. Ich bin dankbar. Für sehr vieles sehr dankbar. Und so gehe ich in 2017. Und ihr? Kommt gut rein!
Das schlimme ist … meine Oma meinte auch, dass Jahre mit einer sieben kein Glück bringen. Jackpot oder!? Aber ich will nicht so ins neue Jahr gehen.Lieber erhobenen Hauptes und nach vorne blickend. Und wie ist es bei euch? War 2016 gut zu euch oder seid ihr auch etwas zermürbt? Wie würde euer persönlicher Rückblick aussehen?
Schreibe einen Kommentar