Szenen für die Ewigkeit: Charlie Chaplins Appell an die Menschheit aus „Der große Diktator“

Was ich da für einen Flitz bekommen habe als ich letzte Woche „Der große Diktator“ geschaut habe, muss ich euch nicht erklären. Leider gibt es sie noch auf der Welt, Diktatoren. Das wird uns jetzt gerade in diesem Moment wieder bewiesen. Wie schon seit dem 24. Februar. Es schmerzt, es tut weh. Und es ist ein alter Hut. Wie einer daherkommt und wissentlich und willentlich Menschenleben opfert für eine Sache, die offenbar nur einem was wert ist und deren Wert ich nicht nachvollziehen kann. Charlie Chaplin hat’s gewusst.

Sein erster Tonfilm „Der große Diktator“ ist eine gelungene Satire auf Diktatoren, Militärmaschinerie und Kriegsanzettelei. Er thematisiert die Verfolgung der Juden und die Banalität des Bösen. So lässt er seinen Diktator „Anton Hynkel“ mit dem Erdball spielen und ich muss euch nicht sagen an wen „Hynkel“ angelehnt ist. Chaplin zeigt aber auch wie nah sich die Menschen in manchen Dingen sind. Seine ikonische Figur des „Tramps“ ist hier ein jüdischer Friseur, der am Ende des Films mit dem Diktator Hynkel verwechselt wird. Denn tja, sie sehen sich nun mal zum Verwechseln ähnlich. Und als er anstatt Hynkel eine Rede halten soll, tut er das. Und wie er das tut.


„Charlie Chaplin – Final Speech from The Great Dictator“, via Charlie Chaplin (Youtube)

Na? Pipi in den Augen? Ich auch, ich auch. Wer das ganze gern nochmal auf Deutsch hören würde, findet auf Yotube x Versionen. U.a. diese, die ich auch ganz gern mag, die aber durch den Soundtrack viel Emotionen vorgibt, was meiner Meinung nach nicht mal nötig wäre. Den ganzen Text kann man u.a. auf charliechaplin.com nachlesen. Besonders herauszustellen und auf bittere Art zeitgeistig sind aber wohl die nachfolgenden Abschnitte.

„Our knowledge has made us cynical. Our cleverness, hard and unkind. We think too much and feel too little. More than machinery we need humanity. More than cleverness we need kindness and gentleness. Without these qualities, life will be violent and all will be lost …“

„To those who can hear me, I say – do not despair. The misery that is now upon us is but the passing of greed – the bitterness of men who fear the way of human progress. The hate of men will pass, and dictators die, and the power they took from the people will return to the people. And so long as men die, liberty will never perish …“

„Soldiers! don’t give yourselves to brutes – men who despise you – enslave you – who regiment your lives – tell you what to do – what to think and what to feel! Who drill you – diet you – treat you like cattle, use you as cannon fodder. Don’t give yourselves to these unnatural men – machine men with machine minds and machine hearts! You are not machines! You are not cattle! You are men! You have the love of humanity in your hearts! You don’t hate! Only the unloved hate – the unloved and the unnatural!“

Ob Putin den Film gesehen hat? Ich habe ihn letzte Woche tatsächlich das erste Mal gesehen, die Rede kannte ich aber vorher schon, weil Youtube sie mir irgendwann in die Empfehlungen gespült hat. Und die trifft gerade schwer. Vielleicht geht es euch ähnlich. Kennt ihr den Film? Welche „Szene für die Ewigkeit“ passt eurer Meinung nach noch frappierend gut in unsere heutige Zeit? Lasst uns dabei aber auch nicht vergessen, dass „unsere heutige Zeit“ auch die von Solidarität ist.

5 Antworten

  1. Der vielleicht großartigste Film aller Zeiten. Besonders, wenn man den Entstehungszeitpunkt berücksichtigt. Hat mich früh (mit ca. 13) dazu gebracht, Charlie Chaplin zu verehren.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Krass, ne? V.A. wenn man auf das Entstehungsjahr schaut – da hat er sich was getraut der Charlie Chaplin. Die Faszination kann ich seit Lichter der Großstadt sehr gut nachvollziehen! Der hat mir schon gefallen. Aber der große Diktator ist nochmal eine Nummer für sich.

      1. „Moderne Zeiten“ ist auch ganz herrlich.

  2. Avatar von voidpointer
    voidpointer

    Da hast Du wieder eine sehr gute Szene ausgewählt! 🙂 Es gibt nur wenige Szenen die mir wohl so im Gedächtnis geblieben sind wie diese.
    Wenn ich bedenke, dass die Besetzung der Krim schon vor 8 Jahren stattfand und was seitdem geschehen ist, dann ergibt sich mir ein in vielerlei Hinsicht trauriges Bild, aber helfen tut das auch nicht.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Vielen Dank 🙂 Ja, die Szene hat mich auch sehr getroffen.
      Ich kann kaum glauben, dass wir all das 8 Jahre ignoriert haben … auch wenn aus einer gewissen Hilflosigkeit und Friedensliebe. Aber Sanktionen hätten wir früher geschafft.

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