Szenen für die Ewigkeit: Weihnachts-Sonderausgabe – und jetzt mit Gefühl

Im diesjährigen Blog-Adventskalender gab es ja schon eine Ausgabe mit „Szenen für die Ewigkeit“. Dort unter dem Motto Gut und Böse, Vergebung und Versöhnung. Letzteres klingt für mich sehr weihnachtlich. 🙂 Heute kommen wir Weihnachten noch näher mit immerhin drei Szenen aus Weihnachtsfilmen.

Aber, da ihr mich ja inzwischen schon etwas kennt, wisst ihr, dass ich meistens nicht mit dem fröhlichen Part anfange. Denn dass Weihnachten quasi unumgänglich ist, stellt für viele auch eine Herausforderung dar. Wer liebe Menschen verloren hat oder Weihnachten allein verbringt, fühlt sich verständlicherweise von dem Trubel und den weihnachtlichen Motiven eher erdrückt. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Im Film Tremble All You Want von Akiko Ōku begegnen wir der Buchhalterin Yoshika, die noch nie eine romantische Beziehung hatte. Sie leidet darunter, teilt das mit ihren Freunden. Erst im Laufe des Films ahnen wir, dass sie die ganze Zeit über eine unzuverlässige Erzählerin war und dass es ihr viel schlechter geht als wir denken. Mayu Matsuoka bringt das im Laufe des Films mit einem Song zum Ausdruck, der mich sehr berührt hat, der aber (hier die Warnung!) auch ein Spoiler ist.


Tremble All You Want | When she realizes …, abdola, Youtube

Da ist eben auch dieser Druck der vorgelebten Zweisamkeit, der gerade durch Weihnachtsfilme gern auch nochmal befeuert wird. Dafür finden manche Filme charmante Lösungen und Gegenbotschaften. Im Netflix-Weihnachtsfilm Love Hard will Natalie (Nina Dobrev) Weihnachten unbedingt mit ihrem Tinder-Date Josh verbringen und besucht ihn überraschend. Wer da vor ihr steht ist aber jemand ganz anderes. Der echte Josh (Jimmy O. Yang) hat Bilder eines fremden Typen verwendet. Natalie fühl sich verarscht – zu Recht. Dass sie vielleicht trotz der unterschiedlichen Erwartungen ganz gut zusammenpassen beweist ihr Weihnachtsduett. Das ist ein Gegenentwurf zu dem viel adaptierten Weihnachtssong „Baby, It’s Cold Outside“, das aus heutiger Sicht doch eher sexuell übergriffig klingt. Sie machen daraus was anderes und beweisen im Laufe des Films vielleicht, das man Liebe auch da findet, wo man sie nicht erwartet hat.


LOVE HARD (2021) – Baby It’s Cold Outside scene. ❤️🎄🎅🏻, Robbie33, Youtube

Damit will ich nicht sagen, dass man Love Hard unbedingt gesehen haben muss – die verlinkte Besprechung verrät dazu mehr. Aber die Szene ist charmant und zeigt zwei „kindred Spirits“ und eine angenehme und zeitgemäße Vorstellung von Konsens. Der kommt zumindest in dem Song und älteren Medien erschreckend kurz. Auch der Weihnachtsfilm Tatsächlich… Liebe wird nicht mehr nur geliebt. Aus guten Gründen. Im Nachhinein ist nicht alles toll, was die Charaktere darin tun und wie manche Beziehungen darin vernachlässigt werden. Genauso wenig wie die Obsession mit Weihnachten an sich. Aber: was der Film noch immer schafft ist uns in daran zu erinnern, dass es noch nicht zu spät ist die Beziehungen einzugehen, die man sich wünscht oder auf seine Mitmenschen einen Schritt zuzugehen. Auch, dass Liebe viele Gestalten haben kann. Nicht alles ist Familie oder Partnerschaft. Was ist mit Freundschaft, gegenseitigem Verständnis und simpel Gleichgesinnten? Dafür liefert zumindest auch eine Szene einen guten Hinweis – das Intro. Leider kann ich das Video nicht einbetten, aber es handelt sich dabei um Szenen vom London Heathrow Airport und den Menschen, die sich dort begrüßen. Von Beweisen, dass Zuneigung viele Formen haben kann, nicht immer großartig und episch sein muss, sondern manchmal auch ganz still.

Was ich aber Yoshika gern sagen würde, die sich unsichtbar und wie vom Rest der Welt getrennt fühlt: nicht aufgeben. Vielleicht findet sich noch all das, was wir von der Welt und den Menschen erwarten. Das mag jetzt nach „aushalten“ klingen, aber es liegt auch ein schöner Zauber darin es mit sich selbst auszuhalten und Freude aus anderen Dingen zu beziehen als dem, was einem Weihnachtsfilme sagen. Jack Skellington empfindet das zumindest sehr stark als er das erste Mal Weihnachten sieht. Vielleicht brauchen wir einfach alle etwas mehr von diesem „What’s this“-Gefühl. Den Zauber, den Weihnachtsbeleuchtung in den Fenstern beim abendlichen Spaziergang bringt. Oder die einfache Schönheit eines Tees auf der Couch, mit sich selbst und dem Buch, was man schon das ganze Jahr lang lesen wollte. Dem ersten Schnee und Schneemannbauen oder den weihnachtstypischen Gerichten und Gerüchen beim Plätzchen backen.


The Nightmare Before Christmas – What’s This (Lyrics), MovieClips, Youtube

Welche Szene aus einem Weihnachtsfilm weckt bei euch wirklich weihnachtliche Gefühle? Überhaupt, auf welchen Weihnachtsfilm möchtet ihr nicht verzichten? Und welcher Nicht-Weihnachtsfilm bringt für euren Geschmack am besten rüber wie sich Weihnachten eigentlich anfühlen sollte?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert