Inventur 2011

Vermutlich geht es den meisten so, dass am Jahresende nochmal überschlagen wird, was alles passiert ist. Man macht Inventur – es stellt sich nur die Frage, ob man sich mehr an die guten oder die schlechten Dinge erinnert. Oder ob man sich überhaupt erinnert. Früher war ich immer stolz auf mein gutes Gedächtnis. In der Schulzeit war das mehr als praktisch. Selbst wenn das Fach nicht mein Fall war, bin ich dank meines Erinnerungsvermögens immer ziemlich gut klargekommen. 🙂 Tja…und dann überlege ich, was mir zu meinem Jahr 2011 einfällt und was kommt mir als erstes in den Sinn? Die Bachelorarbeit. Und sonst… erstmal eine zeitlang nichts. Natürlich die Familie. Aber die Bachelorarbeit prangt immer wieder über meinen Gedanken an 2011. Zuerst dachte ich „So…dass heißt wohl, dass du jetzt alt wirst“ aber dann wurde mir klar, dass das Jahr 2011 zum großen Teil nun mal aus dieser Bachelorarbeit bestand.

Zu Jahresbeginn habe ich angefangen mit Recherche, wenn ich mich richtig erinnere. Papers lesen und fachliche Kompetenzen erwerben. Irgendwann ging es dann an die 20 Wochen, die man Zeit hat um die Arbeit zu schreiben, eine Forschungsleistung zu erbringen und als Informatiker (hoffentlich) etwas zu programmieren an dem man dann rumforschen kann. Die Grenzen habe ich sogar ohne schummeln eingehalten und wer das geschafft hat, darf auch angeben 😉 , oder? Dann ging es daran das Thema zu verteidigen. Und das hat mich dann bis Mitte September beschäftigt.

Kaum sind ein paar Monate vergangen und ich sitze da und bin zwar immer noch stolz aber mir fallen hundert Dinge ein, die ich jetzt ganz anders angehen würde. Ein Freund hat gesagt, dass das normal wäre und wenn man an der Masterarbeit sitzt oder sich drauf zubewegt, dann blickt man zurück auf die Bachelorarbeit und sieht kaum noch den Abspruch, an dem man damals noch zu knabbern hatte. Dementsprechend geht es wohl mit einer Doktorarbeit einher usw.
Ein wenig schade. Das ewige Stolzsein hätte ruhig länger anhalten können haha XD.

Ein Grund mehr nochmal nachzudenken, was das Jahr 2011 für mich bereit hielt.

Da gibt es etwas, worauf ich trotz allem stolz bin – ohne wenn und aber, ohne Bedauern Dinge nicht anders gemacht zu haben: B.Sc.
Und dann sind da die persönlichen Tiefs, die man durchgemacht hat. Wie beispielsweise Freunde die weggegangen sind oder die man verloren hat.
Oder als mein Rechner den Geist aufgegeben hat mitten in der Bachelorarbeit. Wirtschaftlich gesehen war es nicht sinnvoll aufzurüsten. Eine Neuanschaffung stand an und die damit verbundenen und nicht geplanten Kosten.

Schreckliche Nachrichten: Den Moment, als ich den Fernseher angemacht habe und die Bilder aus Fukushima sah. Wie dem Land, was ich so liebe schreckliches passierte und den Menschen, die ich so verehre Angst und Schmerzen bereitet wurde. Das werde ich so schnell nicht vergessen.
Ohne allzu sentimental zu werden, muss ich sagen, dass einem angesichts dieser Bilder wieder einmal eines bewusst wird: wie glücklich man sein kann, wenn es der eigenen Familie gut geht und dass man ein Dach über dem Kopf hat und gesund ist. Wie es ist, wenn man sich sicher fühlen kann.

So bleiben die Widrigkeiten des Jahres und die Hürden, die man genommen hat. Manchmal habe ich im Stillen gedacht, dass ich im Jahr 2011 so viel mehr hätte machen können und hätte zeichnen sollen. Viel zu oft habe ich die Wettbewerbe gesehen, bei denen ich wieder nichts gewonnen habe. Oder die Tage, an denen ich Freunden abgesagt habe, wegen der Bachelorarbeit o.Ä.

Aber im Großen und Ganzen war 2011 das Jahr meines ersten Abschlusses, der ersten (kleinen) Forschungsleistung, mit meiner Familie habe ich schöne Wochenenden verbracht, an einem Science Slam habe ich teilgenommen und mal richtig Lampenfieber gehabt, das Jahr in dem ich das zweite Kapitel meines Herzblut-Manga „Morphin“ zeichnete, ich habe meine erste Klausur angefertigt und korrigiert und meinen ersten Jahrgang des Japanischkurses begleitet, ich habe so oft im Zug gesessen wie noch nie und bin mit laut aufgedrehter Musik selber über Sachsens Straßen gefahren, bei der Buchmesse habe ich eine Visitenkarte abgegriffen und mein „Idol“ unter den deutschen Zeichnern getroffen, mit meinen Freunden tolle Abende gehabt, mit meinem Vati auf der Terrasse gesessen und gelesen – die Heimat genossen, mit meiner Mutti zum shoppen gewesen und Plätze besucht die ich mit meiner Schulzeit verbinde, soviele schöne Momente, ich habe gespart und habe hinterher am Hungertuch genagt und einen neuen Rechner eingeweiht, drei verschiedene Länder habe ich in einer Woche bereist, habe auf der Prager Straße auf Stufen gesessen und japanisches Bier getrunken, man kann fast sagen in der Abwesenheit meines Betreuers meine Bachelorarbeit zu Ende geschrieben, ich habe mich mit Leuten angelegt, bin im Schloss Branitz rumspaziert in Cottbus, habe 3 Kurzgeschichten gezeichnet, habe einen kleinen Laden in der Nähe entdeckt – eine echte Perle – ein Ort an dem man Copics bekommt, war besoffen vor Glück als ich alle Weihnachtsgeschenke an einem Tag eingekauft habe + das was zwei andere Leute schenken sollen, in so kurzen Abständen soviele Prüfungen abgelegt wie noch nie und kurz darauf mein Masterstudium angefangen. Und plötzlich kommt mir 2011 ganz schön reich vor.

Na jetzt bin ich mal gespannt auf 2012.

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