Februar-Aufreger oder aufregender Februar?

Der große Aufreger:

Wulff.

Muss ich noch mehr dazu sagen?
Es ist eigentlich traurig mit welchen Geldsummen da hin- und hergeschoben wird und dass die „Reichen“ sich nach Lust und Laune beschenken können, während so viele an der Grenze des Zumutbaren leben. Manchmal wäre es wohl wünschenswert, dass sich unsere Vertreter mit den Problemen in Deutschland beschäftigen…aber wenn man sich erstmal um sowas kümmern muss… .

Der kleine Aufreger:

Comicstars gibt es nicht mehr.

Dazu kann ich mich zumindest fachkundiger äußern.
Neulich wollte ich mal wieder die Platformen checken, auf denen ich angemeldet bin und meine Comics/Manga verbreite und unters Volk bringe in der Hoffnung auf konstruktive Kritik und vielleicht sogar ein Lob. Eine meiner ersten Anlaufstellen sollte also Anfang des Monats die Platform Comicstars sein.
Comicstars ist ein Joint-Venture (nachzulesen: hier) also ein Gemeinschaftsunternehmen der Droemer-Knaur Verlagsgruppe und von Gorilla Concept. Oder sollte ich besser sagen „es war“?
Comicstars gibt es nicht mehr.
Der Niedergang des vorher preisgekrönten Unternehmens ist mir leider nicht richtig bewusst gewesen. Wohl bewusst war mir, dass ein Wettbewerb (so eine Art „Casting“, ohne Quatsch!) an dem ich teilnehmen wollte, abgesagt wurde. Auch hatte ich bemerkt, dass die Platform in den Social Networks gestoppt hat Nachrichten zu posten und keinen Stand auf der letzten Leipziger Buchmesse hatte. Selbst von dem geplanten Verkauf habe ich noch gelesen aber war recht zuversichtlich, dass ein Unternehmen, was Preise erhalten hat, schon „einen Weg finden wird“. Vor allem weil Comicstars so ziemlich der Vorreiter auf dem Gebiet des Web-Publishing war was die deutsche Mangaszene betrifft. Zumal es jedem bei dieser Platform frei stand seine Manga zu veröffentlichen. Gratis oder gegen Geld zum Herunterladen oder sogar zum Drucken. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich bemerkt hatte, dass die Platform offline ist, habe ich sogar noch mit dem Gedanken gespielt, es eventuell als meine Option zur Veröffentlichung meines „Herzblut-Projekts“ zu wählen. Ich war nicht „Politiker“ genug, um zu recherchieren wie gut es läuft bei Comicstars.

Als die Website nicht geladen werden konnte, dachte ich mir noch nicht mal allzuviel dabei, die Website war sowieso immer etwas schwach auf der Brust was den Besucheransturm, Traffic und die Ladezeiten der Dienste betrifft aber irgendwann wurde es dann auffällig und das Suchen ergab das hier: Aus für Comicstars.
Da ist hart. Vor allem weil es offensichtlich Ende August war und mir erst Monate danach aufgefallen ist. Gut, ich war ziemlich beschäftigt und immer schon etwas abgestoßen von dem Gedanken mich zwingend an anderen zu messen oder übertrieben akribisch Kontakte zu hegen und zu pflegen. Das macht mich auch auf anderen Platformen wie Animexx zu einem „Gelegenheits-User“.

Ich bin allerdings der Meinung, dass es keinen anderen Dienst und keine andere Platform dieser Art speziell für Manga gibt. Mycomics wäre vermutlich eine Option aber nach Gesprächen mit Comickünstlern, die der Mangaszene nicht besonders wohl gesinnt sind, denke ich, dass das eher keine Option ist. Beziehungsweise das falsche Publikum? Es gibt viele tolle Websites durch die die deutsche Mangaszene mit Informationen gefüttert wird aber sowas wie Comicstars – ich denke nicht. Schmerzlich muss ich an den einen oder anderen lieben Kommentar denken, der unter meinen Uploads stand und nun auf einem Server gammelt, der offline ist oder gar nicht mehr existiert. Aus Sicht des Informatikers war die Platform übrigens nicht so eine starke Leistung… aber alles in allem werde ich Comicstars schmerzlich vermissen. Zumal sie große Förderer des Nachwuchses waren. Davon könnten wir noch mehr gebrauchen.

Und ziemlich aufregend:

Sie ist Assistentin bei einem echten Manga-ka!

Ich habe da sowas wie ein Idol oder Vorbild.
Das ist die deutsche Mangazeichnerin Margarita Till. Sie ist nicht direkt an einen Verlag gebunden veröffentlicht aber beispielsweise im Zuge der Eigeninitiative der Deutsch-Japanischen-Gesellschaft-Berlin (DJGB). Ich selbst würde dort gerne „mitmachen“, da es mir fehlt mich über Japan, Japanisch und Manga auszutauschen. Auch die Veranstaltungen finde ich ausgesprochen interessant und bewundere es, dass sie sich über die Verlagspolitik hinwegsetzen und selber veröffentlichen. Zumal dahinter mit Sicherheit viel Arbeit steckt.

Jedenfalls verfolge ich nun seit einiger Zeit das was Margarita Till so macht. Als Japan-Enthusiast, komme ich da immer ziemlich ins Staunen, wenn sie beispielsweise ihr Japanologiestudium schildert. Oder bekomme Fernweh, wenn sie ihren Aufenthalt in Japan schildert. Oder ich sitze vor den Blogeinträgen, die ich in großen Abständen immer mal lese und sage laut vor mich hin „Genau! Genau! Die sollten viel mehr unterschiedlich weiche Zeichenfedern verwenden, um unterschiedliche Strichführung und -breiten zu bekommen! Das denke ich auch!“ Wobei man sich vor ihrer Technik und ihrem Können absolut verneigen muss.

Jetzt neulich habe ich in ihrem Blog gelesen, dass sie Assistentin geworden ist. In Japan. Bei Soda Masahito. Das sind drei große BAMs.
Für alle Nicht-Mangawelt-kundigen: das bedeutet man assistiert einem Manga-Zeichner. Und auch wenn das Ausmaß jetzt schwer verständlich ist und dem einen oder anderen deutlich macht das die Mangaszene eine echte Subkultur ist: DAS IST PHÄNOMENAL! Und das schafft unter Garantie nicht jeder. Ich denke, ich würde das nicht schaffen.
Das ist eine Ehre.
Wenn ich nur an das alles denke, was sie dort lernen kann….Wahnsinn.
Ich lese nur darüber (zum Beispiel den Manga Bakuman 😀 ) und sie macht es. In echt.

Und noch was aufregendes:

Lawful Drug wird fortgesetzt

wieder aus meiner Lieblingssubkultur.

CLAMP ist eine Gruppe die sich anfangs aus 16 Mangazeichnern formierte. Seit vielen Jahren besteht CLAMP nur noch aus 4 Zeichnern mit sehr klar definierten Aufgaben. Ihre Geschichten sind immer sehr unterschiedlich, meist an weibliches Publikum gerichtet und handwerklich und inhaltlich anspruchsvoll. Selbst die zuckersüßeste Geschichte bekommt früher oder später einen ernsten Unterton, das nächste Projekt ist vielleicht sogar mal blutig oder am Ende einfach eine bunte Fantasy-Story. Was CLAMP zu meinen Lieblingskünstlern macht, sind vor allem folgende vier Gründe:

  • sie verbinden stets mehrere Facetten (eine düstere Geschichte hat auch mal einen Comedy-Moment oder andersrum)
  • sie sind Meister des „Unberechenbaren“ (bei fast jedem Film gibt es den „üblichen“ Spannungsbogen, wer kann nicht erraten wie die Hälfte aller Filme oder Bücher heutzutage ausgeht? CLAMP ist schwer vorauszusehen)
  • sie arbeiten traditionell (krakeln ihre Figuren nicht mit einem Grafiktablett) – für mich ein sehr wichtiger Punkt, dass ein Künstler, dass Papier unter den Fingern fühlt
  • sie ändern ihren Stil von Werk zu Werk „Clover“ beispielsweise ist sehr minimalistisch mit sparsamer Seitenaufteilung und vielen Schwarz- und Weißflächen, wohingegen xxxHolic sehr düster und wie in einem Morphiumrausch gestaltet ist)

Vielleicht liest man zwischen den Zeilen, dass ich viele Werke von CLAMP gelesen habe und fast jedes liebe … umso schlimmer ist es, dass drei meiner Lieblingsmanga von CLAMP bisher nicht vollendet, ja sogar abgebrochen oder auf Eis gelegt wurden.

Meine Lieblinge sind X-1999, Clover, xxxHolic und Lawful Drug.

X-1999: eine düstere Jahrtausendwechsel-Endzeit-Geschichte, in der zwei Gruppen von Menschen gegeneinander kämpfen um das Fortbestehen der Menschheit oder deren Untergang. Wenn man das in einem Satz zusammenfassen muss, wird es nur noch dramatischer…für den einen oder anderen klingt es mit Sicherheit auch trashig.

Clover: eine futuristische Zukunft in märchenhaftem Gewand in der Personen aufgrund ihrer übermenschlichen Fähigkeit Dramen durchleben müssen.

xxxHolic: ein Junge leidet darunter, dass Geister ihn stets verfolgen und bittet eine geheimnisvolle Frau ihn von dieser Last zu befreien – die stellt allerdings die Anforderung, dass er dafür in ihrem Antiquitätenladen arbeiten muss. Da wird es für ihn erst richtig spannend… . Der einzige abgeschlossene von meinen 4 Lieblingswerken.

Lawful Drug: zwei junge Männer mit übersinnlichen Begabungen verfolgen ihre eigenen undurchsichtigen Ziele und erledigen Aufträge für die Inhaber eines Drugstores – tagsüber Regale ausräumen und nachts Artefakten hinterherjagen (das war jetzt allerdings etwas ungenau zusammengefasst).

Über das Einstellen von X-1999 wurde bisher nur spekuliert – da gibt es die wildesten Gerüchte. Zu gewalttätige Darstellungen, Streitigkeiten zwischen Herausgeber und Zeichnern, usw. Clover erschien in einem Magazin in Japan, das eingestellt wurde und Lawful Drug pausierte.

Letzterer war so ziemlich unvollendet. 2004 bis 2005 erschienen drei Bände bei Carlsen Comics in Deutschland und vor kurzem wurde die Serie noch einmal wiederholt in Japan und seit November erscheint tatsächlich das Sequel: Drug&Drop. (Quelle: AnimaniA 02-03/2012) Egal wie die Geschichte ausgeht…für Fans (wie mich) hat alleine die Vorstellung das nicht jedes Aus ein Aus bleiben muss fast Happy-End-Charakter. Ich bin gespannt.

Eine Antwort

  1. […] das Absagen von Wettbewerben manchmal ein zum Verderben schlechtes Zeichen. Man erinnere sich an Comicstars. Da wurde auch zuerst der Wettbewerb verschoben, dann abgesagt und schwups… gab es kein […]

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