Neulich ging ich zur Uni und bahnte mir meinen Weg durch die ganzen Nebenstraßen mit dem Ziel: Algorithmik-Vorlesung, in Gedanken gerade bei der Japanischstunde, die ich selber anschließend halten würde. Automatisch laufen meine Beine den selben Weg wie jeden Dienstag, der MP3-Player spielt gerade Florence And The Machine, routinierter dienstäglicher Alltag. Als ich mich dem Stadtpark nähere, nehme ich etwas wahr, dass an anderen Dienstagen nicht da ist. Enten. Stockenten. Drei Enten auf dem Fußgängerweg. Gut 100 Meter von ihren Artgenossen im Park an der üblichen Fütterstelle entfent.
Die drei wackeln fröhlich den Fußgängerweg entlang und ich frage mich, wann sie durch den Zaun wieder in den Park schlüpfen. Nein, sie sind nun mitlerweile auf dem Fahrradweg und die Kurve, die sie laufen weist Richtung Straße. Es ist am Nachmittag, der Feierabendverkehr ist im vollen Gang und wir befinden uns nur vllt. 200 m entfernt von einer stark befahrenen Kreuzung. Das überlege ich mir in dem Moment nicht aber ich sehe jede Menge Autos. Auf Höhe des Parkhauses springt auf einmal die erste auf die Straße. Ich bin auf der anderen Straßenseite und beobachte das Schauspiel, eine Frau bleibt vor mir mit ihrem Fahrrad stehen und springt ab. Wir schauen nur auf die Enten. Und auf die Autofahrer.
Einige fahren ungerührt nur wenige Zentimeter an den Tieren vorbei ohne gedrosseltes Tempo. Mitlerweile sind alle 3 auf der Straße. Sie wirken, nun ja, nicht beunruhigt, wie sie da langwackeln. Der nächste Schub Autofahrer kommt und ich denke „Ja was machst du denn jetzt? Also… machst du denn was?“ Die Frau neben mir guckt böse in Richtung der Autofahrer. Und ich erst. Einer streift fast eine und sie scheut kurz zurück, alle 3 sind nun mitlerweile am Mittelstreifen angelangt und wesentlich schneller. Sie nehmen die Autoas wahr, die aus dieser Richtung noch viel zahlreicher kommen und außerdem auf zwei Spuren. Die Enten zögern und man merkt, dass sie verwirrt sind. Die Autos scheinen nicht abzubremsen. Wo wollen die Enten denn verflucht nochmal hin? Im Parkhaus gibt es doch nichts! Nicht weit von mir höre ich einen Laut, irgendjemand hat geflucht, ich drehe mich um und sehe, dass noch viel mehr Fußgänger und Fahrradfahrer stehen geblieben sind gebannt das Schauspiel verfolgen.
Das Auto auf einer Fahrspur wird langsamer, das an der Spitze der anderen Spur hält. Die Enten kommen auf der anderen Seite an. Deutlich schnellen „Schrittes“, eine stolpert beim Erklimmen der Bordsteinkante. Alle atmen auf – man sieht, dass wir die Luft angehalten haben. Von irgendwoher höre ich ein Lachen, von wo anders ein Seufzen und alle gehen ihren Weges. Die Autos fahren wieder, die Schlange hat fast die Kreuzung verstopft. Das war ein Schauspiel.
Triviale Geschichte, oder?
Enten die eine Straße überqueren. Naja, denkt sich jetzt der eine oder andere, schön und gut aber warum muss man darüber bloggen?
Weil ich es toll fand, dass soviele Leute stehen geblieben sind und Angst um Enten hatten. Die waren nicht schaulustig und wollten sehen wie die Enten platt gefahren werden. Die hatten schiss und ich auch. Es gibt soviel schlimmes auf der Welt, was jede Sekunde passiert. Schaltet man die Nachrichten ein, überlegt man sich, ob man es morgen wieder tun soll oder einfach läßt, weil es „Schreckens“nachrichten sind. Da gibt es Mord und Krieg… all das ist da und man kann schwer was dagegen tun. Aber wenn Menschen noch um Enten Angst haben, dann fällt mir wieder ein wie schön es hier ist.
Schreibe einen Kommentar