„Please Save My Earth“ – Worum gehts?
Die 16-jährige Alice ist ein schüchternes und einfühlsames Mädchen, das sich nach einem Umzug nur schwer in ihr neues Umfeld Tokyo einfügt. Da lernt sie in der Schule die Jungen Jinpachi und Issei kennen, die seltsamerweise beide stets dieselben Träume haben. Nämlich von Wissenschaftlern auf einer Mondbasis, die die Erde beobachten. Allerdings fühlt es sich mehr nach Erinnerungen an, da Issei den Traum aus der Perspektive der Wissenschaftlerin Enju erlebt und Jinpachi aus der Perspektive des Wissenschaftlers Gyokuran. Kaum hat Alice davon erfahren, hat auch sie diese Träume. Bald schon erkennen auch die anderen in ihr die empfindsame Biologin Mokuren, die mit ihnen auf der Mondbasis gelebt hat. Kann es möglich sein, dass sie Reinkarnationen dieser Wissenschaftler sind? Als die Gruppe auch noch andere mit diesen Träumen trifft, bestätigt sich der Verdacht und Gefühle aus einem anderen Leben kochen in ihnen hoch. Und das sind nicht nur gute – das Leben der Gruppe ist gefährdet.
Meinung
Saki Hiwatari hat mit „Please Save My Earth“ eine faszinierende Geschichte geschaffen, deren Grundgedanken ich grandios finde. Wie spannend ist der Gedanke plötzlich zu entdecken, dass man bereits gelebt hat? Und dann noch das wissen zu haben, dass man einer anderen menschlichen außerirdischen Kultur entstammt, die einst die Erde vom Mond aus observierte? Hiwatari geht noch weiter und beantwortet alle dringlichen Fragen, so zum Beispiel wo die Wissenschaftler der Mondbasis herkamen und warum sie die Erde beobachteten. Ich empfand es als extrem faszinierend das Aufwachsen und Leben der „Außerirdischen“ so herrlich „menschlich“, vielleicht ab und zu etwas esoterisch, geschildert zu bekommen. Der klare Fokus liegt allerdings auf dem zarten sozialen Gefüge der Wissenschaftler – unglückliche Liebe, Neid, Angst, Hass. All diese Gefühle haben die Erinnerungen der Teenager an das Leben auf der Mondbasis fast zu einem Krimi gemacht. Nachdem „Please Save My Earth“ anfangs sehr ruhig und gediegen daherkommt, steigert sich der Manga extrem und wird sehr spannend.
„Please Save My Earth ED – 時の記憶(Memory of Time) [cover]“, via milkiewhite (Youtube)
Woran man sich etwas gewöhnen muss (und womit ich mich eher ein wenig schwer getan habe) ist der Zeichenstil von Saki Hiwatari. „Please Save My Earth“ ist von 1987 bis 1994 in Japan erschienen, weswegen der Stil in erster Linie schon Mal etwas „alt“ wirkt aus heutiger Sicht. Es ist tatsächlich einer der Shoujo-Manga („Mädchenmanga“) die viel mit Blumenmotiven arbeiten. Außerdem war Hiwatari anfangs noch ein Mangazeichner-Frischling und ihr Stil wirkt anfangs enorm ungeschliffen. Nach einer Weile hat sie allerdings zu ihrem Stil gefunden und überzeugt. Das große Plus ist aber die geniale Geschichte, der melancholische bis manchmal esoterische Unterton, der Hauch Sci-Fi und vor Allem das kompliziert-spannende soziale Gefüge mit all dem „Ballast“ aus einem früheren Leben. Ein wunderbarer intelligenter Manga, der sich hauptsächlich an Mädchen und Frauen richtet.
Wo lesen?
Alle 21 Bände des Manga sind ab 2002 bei (damals noch) Carlsen Comics erschienen. (Heute heißt es „Carlsen Manga“.) Scheinbar ist der Manga offiziell vergriffen, man kann ihn aber bspw. bei Amazon o.a. Webseiten noch erstehen. Hierbei gilt: bei Preisen über 8€ ist Misstrauen angesagt – das ist dann wohl ein „Sammlerstück“.
Links:
sehr ausführlicher Beitrag in der englischen Wikipedia
Manga sind ein wunderbares Medium, dass für jeden Geschichten parat hält und mehr kann als die gängigen Vorurteile behaupten. In dieser Kategorie stelle ich jeden Monat einen Manga vor, der stellvertretend für die Vielfalt der japanischen Comics steht: Manga Manie ist an der Tagesordnung! 🙂
Schreibe einen Kommentar