Das gehörte Wort … Marc-Uwe Klings „Die Känguru-Chroniken“ & „Das Känguru-Manifest“ Hörbuch-Review

Ich gestehe … ich habe einige Zeit nicht gewusst, dass es Marc-Uwe Klings Geschichten vom Zusammenleben mit einem vorlauten Beuteltier, einem kommunistischen Känguru, als Buch und Hörbuch gibt. Stattdessen kannte ich es lange als Show „Neues vom Känguru“, die auf Fritz lief und dafür auch mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet wurde. Also kannte ich hier und da einige Geschichten und die mochte ich sehr! Inzwischen kennt jeder alles, ich kannte nur Fragmente. Gute Gelegenheit da mal was nachzuholen. Entschieden habe ich mich für die Hörspiele – nicht zuletzt weil es unbezahlbar ist wie Marc-Uwe Kling das Känguru spricht.

Marc-Uwe Kling „Die Känguru-Chroniken“

Da ist er. Der Anfang der epischen Saga von einem der einzog einen Kleinkünstler zu nerven. Tatsächlich habe ich nie gewusst wie die Geschichte eigentlich anfängt. Und sie beginnt so: ein sprechendes Känguru zieht gegenüber ein. Hat aber quasi keinen Hausrat, klopft bei Marc-Uwe, will alles mögliche zum Eierkuchen machen leihen, und zum Schluss ist es schneller eingezogen als Marc-Uwe Razupaltuff sagen kann. Die einzelnen Geschichten vom Zusammenleben mit dem Känguru kann man quasi losgelöst voneinander hören. Marc-Uwe Kling gibt das Geschehen in einfacher, prägnanter Sprache wider. Ein Kapitel umfasst ruhig mal drei bis sechs Minuten ca. Im Hörspiel spricht er selbst das Känguru mit cartoonhafter Sprache – meine Fantasie hätte das an der Stelle nicht besser hinbekommen. Die Geschichten sind an Wahnsinn kaum zu überbieten. So war das Känguru Vietcong-Kämpfer im Vietnamkrieg und ist Kommunist. Marc-Uwes Leben wird ganz schön aufgewirbelt und durcheinander gebracht. Und die Erfahrungswerte beim Zuhörer sind enorm. So habe ich beispielsweise gelernt, dass es ratsam ist, seinem Psychiater nicht zu erzählen, dass man mit einem sprechenden Känguru zusammenwohnt. All das mündet schließlich in einem ziemlich erfolgreichen Buch, was das Känguru natürlich auch zu kommentieren weiß … .

Egal ob Saufgelage, zwielichtige Geschäftsideen oder Pläne zur Vereitelung der Verbreitung des Kapitalismus – mitgehangen, mitgefangen. Aber Marc-Uwe wehrt sich gar nicht gegen die Pläne des Kängurus. Der Wortwitz der Anekdoten vom Leben mit Beuteltier ist extrem unterhaltsam, der Humor subversiv. Alles ist mal dran. Die Kirche, das Qualitätsfernsehen à la Dschungelbuch, der Kapitalismus, das Internet. Dadurch, dass immer mal Details auf früheren Geschichten aufgegriffen werden und es haufenweise Anspielungen gibt, erkennt man einen dünnen roten Faden. Nicht, dass man den vermisst. Die Geschichten sind kurzweilig und auf den Punkt. Aber für das nächste Buch wäre irgendwie etwas mehr episodenübergreifende Handlung vonnöten.

Marc-Uwe Kling „Das Känguru-Manifest“

Das Universum hat es so gewollt. Marc-Uwes Buch ist bekannt, genauso wie inzwischen das Känguru. Sogar einen Film soll es geben – wenn schon denn schon in 3D. Und gegenüber zieht der absolute Nemesis des Kängurus ein. Der Pinguin. Er steht für alles, was das Känguru hasst und verachtet. Er hat sogar ein Buch über Betriebswirtschaftslehre geschrieben. Brrrrr. Und so kommt es, dass der zweite Teil des Känguru-Wahnsinns den roten Faden bekommt, der manchmal ein wenig beim Hören des ersten Teils gefehlt hat. Die Fehde mit dem Pinguin und der Kampf gegen das System. (Du fragst welches System? Nennen wir es einfach das ‚große Ganze‘.) Es ist nicht zuletzt die Gründung des Asozialen Netzwerkes und das Einführen vieler weiterer Nebencharaktere, die dem Hörbuch ein bisschen mehr Fundament geben.

Die Qualität bleibt so oder so gleich gut. Marc-Uwe Kling spricht alle Akteure, fällt nicht ein Mal aus der Rolle und würzt die Geschichten mit einem herrlich falsch zugeordnetem Zitat am Anfang eines jeden Kapitels – entlarvend und manchmal zum schreien komisch. Die Nebencharaktere können dem Känguru durchaus auch mal das Wasser reichen. Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass es noch mehr Stories rund um den Pinguin geben würde – den kosmischen Nemesis des Beuteltiers. Aber das kommt scheinbar noch. Ein extrem gelungener zweiter Teil, obwohl man sonst an denen eher zu meckern hat. Hier gelingt alles: der subversive Humor wird beibehalten, aber es gibt eine übergreifende, fortlaufende Handlung. Und trotzdem wird man die Geschichten losgelöst voneinander hören können. Perfekter Spagat.

Kennt ihr die Bücher oder die Hörspiele und wie habt ihr davon erfahren? Und was erwartet mich im dritten Teil – die „Känguru-Offenbarung“? Falls ihr alle kennt: was ist eurer Meinung nach der beste Teil? Ich kenne den letzten noch nicht, finde aber jetzt schon, dass das schwer zu messen ist. Und wusstet ihr, dass es die Chroniken inzwischen als Theaterstück gibt? Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob das besser funktionieren kann als das Hörbuch. Vielleicht eher als Puppentheater.

15 Antworten

  1. Die Känguru-Offenbarung ist noch mal genial, mit vielen Running Gags, Zitaten usw., herrlich! Ich liebe das Känguru! 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Klingt so als ob ich mir die „Offenbarung“ auch noch anhören sollte 😀 Danke

  2. Ich liebe, liebe, liebe die Känguru Hörbücher!! Ich mochte alle drei Teile super gern, den ersten wahrscheinlich am meisten…? Ich weiß nicht, sind alle toll. Dass es das auch als Theaterstück jetzt gibt, klingt… interessant 😀

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Ja aber in dem Artikel, den ich verlinkt habe klingen sie mäßig begeistert vom Theaterstück. Da ist scheinbar einer als Känguru verkleidet. Ich würde behaupten, dass das als Puppentheater mit Mensch & Puppe vielleicht besser geht. 🙂

      1. Ja, habs gesehen^^ Ist einfach schwer umsetzbar, würde ich sagen.

  3. Ich kenne die Hörbücher nur in Ausschnitten, da ich meiner Frau die Trilogie einmal geschenkt habe und sie mir Ausschnitte daraus vorgespielt hat. Sehr unterhaltsam! 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Kann ich nur so unterschreiben. 🙂 Wirst du es dir selber auch noch anhören? Manchmal wenn die Leute in meiner Umgebung viel über Medien reden, ist bei mir manchmal der Drops gelutscht und ich finde es nicht mehr interessant.

  4. Uff … Gute Fragen … Ich kannte das Känguru lange nur vom Hörensagen, bis ich eines Abends in der Onleihe die Hörbücher entdeckte. Und man mich fortan nur noch mit Stöpseln im Ohr durchs Haus rennen sah. Mir ging es wie dir, es ist zum Niederknien. Zumindest die ersten beiden Teile. Den dritten fand ich über manche Strecke hinweg etwas einfallslos, was aber Klings Unterhaltungstalent in keinster Weise schmälert. Mein Favorit indes ist das Manifest … Weil ich einfach noch mehr gelacht habe als bei der Offenbarung.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Geht mir ähnlich – ich fand das Manifest bis jetzt auch am genialsten. Die Meinungen hier in den Kommentaren sind aber sehr gemischt was die Offenbarung betrifft. 🙂 Mal schauen … spätestens wenn mein pausiertes Audible-Abo weiterläuft ohne dass ich es merke, werde ich es wohl hören.

  5. Ich habe mir alle drei Teile ziemlich schnell hintereinander als Hörbuch reingezogen und muss sagen, dass ich mir das Ganze als Buch irgendwie nicht vorstellen kann (Und das sage ich selten!), da Marc-Uwe Kling einfach so genial liest.

    In meinem Bekanntenkreis ist das Känguru schon zu einer Art Kultur geworden. Man zitiert daraus, spielt darauf an und alle lachen wissend. Das find ich echt klasse!

    Wenn du die falsch zugeordneten Zitate magst, kann ich den „Falschen Kalender“ empfehlen.

    Der dritte Teil, hm, naja. Eine zusammenhängenden Handlung und mehr Kapitel mit dem Pinguin hat er, außerdem geniale Anspielungen auf andere filmische und literarische Werke. Mich hat aber gerade diese Handlung nicht so überzeugt, weil sie mir selbst fürs Känguru zu abgedreht vorkam. Trotzdem immer noch ein klasse Hörbuch, aber 1&2 bleiben meine Favoriten.

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      In meinem Bekanntenkreis kennt das erstaunlicherweise niemand, weil sie weder Fritz hören, noch komische Literatur lesen. Aber auf Arbeit ist es immer wieder genial wieviele Leute plötzlich aufhorchen, wenn man einen Känguru-Witz macht oder Ratzupaltuf sagt 🙂 Da kennen es doch richtig viele. 😀

      Ja den falschen Kalender habe ich auch schon entdeckt und werde mir den bestimmt mal zulegen. 🙂 Man ahnt, dass das Konzept aus den Känguru-Geschichten entstanden ist 😉

  6. Teil eins sowie zwei bleiben meine Lieblinge, dennoch gilt derjenige der nicht einige Passagen aus diesem Offenbarungswerk auswendig rezitieren kann in meinem gesamten Freundesumfeld als ungebildet ;D Der Stellenwert liegt also ziemlich hoch….

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Haha XD wie cool 😀 Man kann sagen, dass es wirklich euer Manifest geworden ist 😉

  7. Die „Offenbarung“ hat noch mal ein bisschen mehr an kapitelübergreifender Handlung zu bieten, wenn dir das also am ersten Teil gefehlt hat, sollte der dritte dir auf jeden Fall gefallen. Ich mag das „Manifest“ wohl am liebsten, finde aber natürlich alle großartig. Ich habe übrigens mit den Büchern angefangen und bin erst nachträglich aufs Hörbuch umgestiegen, das in diesem Fall mal das einzig ware Medium ist.

  8. […] überhaupt gefunden? Hat es nicht viel mehr mich gefunden? Der Youtube-Algorithmus ist schuld. Wer Die Känguru-Chroniken noch nicht kennt, erstens: hat was verpasst, zweitens: kann hier einen Vorgeschmack gewinnen und […]

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