Netzgeflüster: Magdeburger Dev Days 2022 – Bericht

Schande auf mein Haupt, dass ich mich bisher immer zu beschäftigt gefühlt habe um die Dev Days in Magdeburg zu besuchen, obwohl ich sowohl in Magdeburg lebe als auch arbeite. Zu meiner Verteidigung: ich habe es auch leider nicht immer mitbekommen, dass die Dev Days stattfinden. Und ja: meine Firma hat dafür geworben und Tickets organisiert. Aber wie das eben so ist … Dev is Dev und manchmal ist die Releaseplanung „im Weg“. Dieses Jahr war es aber endlich soweit. „Die Community-Konferenz für Entwickler“ fand vom 16.05. bis 18.05.2022 statt und ich habe sie an einem Tag im AMO in Magdeburg besucht.

„Dev is Dev“

Eröffnet wurde am 17. u.a. mit den Devtones und einer an Life is Life angelehnten Hommage mit dem klingenden Titel Dev is Dev, was sogleich das geflügelte Wort für den Rest des Tages wurde. 🙂 Im Anschluss gab es noch einen kurzen Kick-Off zum Thema Ethik in Dev/IT, der später am Abend wieder aufgegriffen wurde. Ganz sicher war ich mir im Vorfeld ja nicht, was eine Community-Konferenz ist. Das Ankommen gibt aber einen Hinweis darauf wie man es auslegen kann. Es ist ein schönes Gefühl irgendwo anzukommen und zu wissen, dass du bekannte Gesichter sehen wirst. Es dauerte nicht lang bis ich Kolleg:innen und ehemalige sah und bekannte Namen las.

„Everything is a widget“

… habe ich als Schlüsselsatz aus dem Vortrag über Flutter mitgenommen. Der Titel bewarb (mit Fragezeichen) Flutter als den heiligen Gral des cross-plattform development. Und tatsächlich bin auch ich noch bedient aus der Zeit als mein damaliges Team und ich mal eine Web-App, eine iOS-App, Win-App und eine Android-App bereitstellen sollten. Alles aus einem Topf generieren zu können, wäre schon nice. Ansätze sind nicht neu, aber brachten auch individuellen, anderen Schmerz. Googles Flutter ist in letzter Zeit in aller Munde und tatsächlich sah es in Vortrag und Demo ziemlich cool aus. Für Mobile App Entwicklung kann man das sicherlich mal ausprobieren. Bei Web bin ich noch nicht so überzeugt, zumal es in einen Canvas rendert, den man wohl nicht inspecten kann, wenn ich es richtig verstanden habe. Dart als Programmiersprache überzeugt mich bisher weniger wegen der language specifics. Lange Bandwurmklassen aus aneinandergereihten Properties wirkt für mich nicht wünschenswert und unübersichtlich. Sicherlich gibt es hier aber best practices, für die ein Vortrag als Spielwiese einfach nicht ausreicht. Versuch macht klug.

In Die Wahrheit über DevOps kam der Vortragende zu dem Schluss, dass diese darin besteht: wenn du DevOps richtig machen willst, solltest du es wollen, ansonsten lassen. Vor Allem war der Vortrag aber ein Rundumschlag a la „Everything wrong with IT projects“, sehr erheiternd und hat sicherlich vielen im Publikum aus der Seele gesprochen und Denkanstöße gegeben. Unter dem Titel „Einfach einfach machen“ ging es um Aspekte des Pragmatic Programming, die mir schon größtenteils bekannt waren, die man aber sicherlich immer mal wieder auffrischen kann und sollte. Leider fiel der von mir am meisten erwartete Vortrag über Pattern in Microservices ersatzlos aus, weswegen ich mich mal schnell in den über K3S schlich.

Magdeburg als IT-Hochburg!?

Ab und zu wundern sich ja noch Menschen, wenn ich sage, dass ich als Softwareentwicklerin in Magdeburg arbeite. Also offenbar haben nicht alle Magdeburg als IT-Hochburg auf dem Schirm. Das könnte sich noch ändern. Dieses Jahr wurde verkündet, dass Intel nach Magdeburg kommt. Inzwischen haben sich hier also doch einige namhafte Player angesiedelt. Kein Scherz: von einigen der Namen, die dort genannt wurden, wusste ich nicht mal. Nicht zu vergessen die kleineren Softwareschmieden, die hier wachsen. Sandra Yvonne Stieger; Beigeordnete für Wirtschaft, Tourismus und regionale Zusammenarbeit der Landeshauptstadt Magdeburg; sprach in Wirtschaftsstandort Magdeburg – Entwicklung von der Maschinenbaustadt zur IT-Hochburg über Magdeburgs IT-Szene und was der Intel-Deal jetzt in punkto Stadtentwicklung nach sich zieht. Sehr spannend.

while(true){performDevDays();}

Natürlich ist eine Konferenz nicht nur Fachvortrag, Panel, Vortrag und das alles in Reihe, sondern auch Gespräche, Workshops, Verpflegung und Programm zwischendurch. Das Catering und die Verpflegung während der Dev Days war klasse. Besucher:innen mit bestimmten Bedürfnissen wurden angehalten das beim Ticketkauf anzugeben, bspw. in Hinblick auf Vegetarier:innen und vegane Verpflegung. Das könnte knifflig werden in Hinblick darauf, dass sicherlich oftmals Firmen die Tickets buchen statt Besucher:innen selber. Das Pausen-Highlight war für mich das Frischluft-Mittagessen im AMO Biergarten. Gern beibehalten. Also wieder Dev Days? Ja bitte. Ich fands sehr cool. Die Nähe, Standortbezogenheit und bekannten Gesichter tun natürlich einiges, damit sich die lokale IT-Konferenz besonders heimelig anfühlt. Dazu kommen zeitgemäße Themen und ein angenehmer Mix aus Fokusthemen rund um Ops, .NET, Frontend und Java. Gut – zu letzterem hätte ich mir mehr gewünscht, aber das ist wohl nur natürlich, wenn man damit vorrangig arbeitet.

Die Stellschrauben an denen zum nächsten Mal gern noch gedreht werden kann, ist die Ausschilderung und Kennzeichnung der Räume. Ein grober Raumplan auf der Webseite und am Monitor hätte es sicherlich getan. Leider wurde nur ein Teil der ausgefallenen Sessions im Vorfeld kommuniziert – das würde ich mir nächstes Mal anders wünschen. Angesichts des schwülen Wetters und der nicht vorhandenen Klimatisierung der Räume war lüften eine Sache für sich. Sagen wir mal so: die Bedürfnisse waren unterschiedlich. Über Agile Development und Scrum wurde viel gemeckert, im Programm fand ich nur einen Punkt in die Richtung. Vielleicht sind die nächsten Dev Days proaktiv und zeigen uns, was man anders oder besser machen soll? Auch genderneutrale Sprache habe ich bei vielen Vortragenden vermisst oder einfach auch nur das Mindset „Es gibt nicht nur Entwickler und Tester, sondern auch Entwicklerinnen und Testerinnen“ statt Phrasen wie „Natürlich können auch Frauen Software entwickeln“. Aber das ist offensichtlich ein Problem, dessen Wurzel wo anders zu suchen ist.

Welche IT-Konferenzen besucht ihr und empfehlt ihr? Wart ihr zufällig auf den Dev Days und wie haben sie euch gefallen? Habt ihr Magdeburg als IT-Standort auf dem Schirm oder leider so gar nicht?

Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen aus IT, Forschung, Netzwelt und Internet widme genauso wie Spaß rund um die Arbeit mit Bits und Bytes. 🙂

4 Antworten

  1. Uh, sehr cool, was sich so bewegt und dass sich Magdeburg zum IT-Standort mausert. Der Mix aus etablierten, international tätigen Unternehmen und neuen Playern wird Magdeburg bzw. Sachsen-Anhalt allgemein gut tun, denk ich. 🙂

    1. Avatar von Miss Booleana
      Miss Booleana

      Denke ich auch 🙂

  2. Avatar von voidpointer
    voidpointer

    Flutter gefiel mir nicht so gut, weil Dart keine wirklich gute Sprache ist, aber immerhin statisch typisiert und recht schnell ist sie. Nativer Code lässt sich auch nur umständlich einbinden. Ich frage mich ob mit Webassembly nicht was besseres mit breiterem Sprachsupport möglich wäre.

    Intel wird Magdeburg sicher einen gewaltigen Schub geben.

  3. […] ich 2022 das erste Mal die Magdeburger Dev Days besuchte, wiederholte ich das dieses Jahr – und durfte auch auf die […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert