Netzgeflüster: Vorbereitung AZ-900 Microsoft Azure Fundamentals

Interessanterweise gibt es so Phasen, in denen bestimmte Zertifizierungen boomen und dann wieder nicht. Einer meiner meistgeklickten Artikel hier im Blog war jahrelang der über die OCA Zertifizierung für Java 8. Selbst nachdem Java 8 durch andere populäre Versionen abgelöst wurde. Wer hätt’s gedacht!? In den vergangenen Jahren habe ich mich auf Themen wie Agile, Positive- und Servant Leadership konzentriert. Dieses Jahr ging es wieder eher in die Richtung einer technischeren Zertifizierung. Genauer im Bereich Cloud – und es ging los mit den „Fundamentals“ der Azure Cloud Zertifizierung, also einer Basis-Prüfung. Im nachfolgenden Beitrag berichte ich darüber wie ich mich vorbereitet habe und was ich anders machen würde, nachdem ich nun kürzlich die Zertifizierung erfolgreich abgelegt habe.

Was dieser Beitrag nicht ist

Dieser Beitrag kann dir nicht die Entscheidung abnehmen, ob du diese Zertifizierung machen solltest. Am ehesten kann dir der Beitrag Hinweise liefern, was dich an Inhalten während der Vorbereitung erwartet und wie du dich vorbereiten kannst. Der Grund warum ich mich für diese Zertifizierung entschieden habe ist lediglich der, dass ich in meinem beruflichen Umfeld vermehrt mit Cloud zutun habe. Gepaart mit dem sehr günstigen und schönen Umstand, dass mehrere Kolleg:innen Lerngruppen bildeten und sich dazu entschlossen die AZ-900 abzulegen. Dankbar nicht allein mit der Vorbereitung zu sein, schloss ich mich an. Was ich auch nicht verschweigen möchte ist, dass der Beitrag eine gewisse Halbwertszeit hat. Azure haut ständig neue Dienste auf den Markt und dementsprechend können sich die Inhalte ändern. Ich habe ca. im Mai 2022 mit meiner Lerngruppe angefangen als die Inhalte scheinbar gerade wieder angepasst wurden. Abgelegt habe ich die Zertifizierung im September 2022 und kann auch nur meine Erfahrungen aus diesem Zeitabschnitt schildern. Liest du diesen Bericht später, kann sich bereits einiges an Azure und den Prüfungsinhalten geändert haben. Was dieser Beitrag übrigens auch nicht ist: ich verrate selbstverständlich keine Prüfungsfragen und Antworten.

Vorbereitung

In meiner Vorbereitungszeit hatte ich im Grunde drei wesentliche Lernphasen. 1. Ich habe den Udemy-Kurs AZ-900: Microsoft Azure Fundamentals Exam Prep – MAY 2022 von Scott Duffy geschaut. Alle Lernressourcen habe ich auf Englisch gelesen bzw. gehört, da ich durch erfahrene Kollegen wusste, dass die schlussendliche Prüfung auch in Englisch sein würde. Einfach um mich nicht selber zu verwirren oder mir am Ende mehrere hemdsärmelige Übersetzungen zu merken statt des „real deals“. Der Kurs dauert 5h und beinhaltet einen groben Fahrplan der Fachlichkeit und sachkundigen Erklärungen der Konzepte von Cloud, Azure Services, Security Prinzipien, etc. Anhängig ist außerdem auch ein Übungstest.

2. Habe ich an einer Lerngruppe aus Kolleg:innen teilgenommen, die sich ca. 1 Mal pro Woche (mit Unterbrechungen) getroffen hat und jeweils ein Modul zusammengefasst besprochen hat. Wir haben uns auch gegenseitig Aufgaben der Übungs-Testfragen gestellt und diskutiert. Nachdem ich den Kurs zu Ende geschaut habe und sich die Lerngruppentermine dem Ende näherten, war auch langsam klar, wann ich die Zertifizierung einplanen müsste. Denn für mich stand fest, dass ich zwischen der Auseinandersetzung mit Kurs + Lerngruppe und dem Ablegen der Zertifizierungen nicht viel Zeit lassen möchte, weil ich sonst alles vergesse und nochmal fast von vorn anfange. 🙂 Klar. Auch wenn ich es mir nicht herausnehme irgendwem zu sagen wie man sich auf Zertifizierungen und Prüfungen vorbereiten muss, würde ich dringend empfehlen die Zertifizierung zügig abzulegen.

Photo by Headway on Unsplash

Als der Termin also absehbar war, begann für mich die 3. Phase, in der ich mich intensiv selbstständig vorbereitete. Ich schlug alle Begriffe nach, die in dem Udemy-Kurs eher zu kurz kamen und las über Themen, in denen ich bei mir noch zu viele Unklarheiten feststellte. Von Kollegen wurde mir außerdem AZ-900 : Microsoft Azure Fundamentals Practice Tests 2022 von Amandeep Sawhney empfohlen. Die Sammlung von 6 Übungstests hat nochmal einiges verändert. Viele der Services und Konzepte, die darin abgefragt wurden, hatten bisher meinen Weg gar nicht gekreuzt. Ich denke da an alles, was in die Richtung Big Data & Analytics, Cognitive Services und Data Warehousing geht. Oder an Themen wie Conditional Access und Defense-in-Depth. So wurde es in der dritten Phase dann gefühlt noch ziemlich brenzlig und ich las im Endeffekt zum Schluss gezielt die Microsoft Docs zu entsprechenden Themen. Das alles nachzuholen kostete am meisten Zeit. Der Prüfungstermin war inzwischen ausgemacht, die Themenliste schien zu wachsen und ich bin tatsächlich gegen Ende ganz schön ins Schwitzen gekommen. Nicht wegen der Komplexität, sondern der Masse an Themen.

Zeitaufwand/Etappen
1. Udemy-Kurs: ca. 5h
2. Lerngruppe: ca. 8-10h
3. Übungs-Prüfungen + Theorie nachholen: ca. 30h

Planung und Durchführung der Zertifizierung

Die Anmeldung zur Prüfung war unnötig kompliziert. Empfohlen ist die Prüfung über einen privaten Microsoft-Account abzulegen, da die Zertifizierung personengebunden sein sollte (zum eigenen Vorteil) und nicht firmengebunden. Zu dem Zweck wollte ich mehrere Accounts koppeln, was höchst widersprüchlich war, aber dann nach einigem hin und her funktionierte. Die Prüfung legte ich online über Pearson VUE ab und kam das erste Mal in den Genuss einer Zertifizierung bei der ich vorher peinlichst genau den Raum fotografiere und mir per Webcam zugeschaut wird. ^^ Seltsames Gefühl. Aber spätestens wenn die Fragen aufpoppen, hat man eh was anderes zutun als sich darüber Sorgen zu machen. Schlussendlich dauerte der Kurs 45 min und ich hatte 35 Fragen zu beantworten. Ich habe die 45 Minuten benötigt, sei es auch nur um alle Fragen bei denen ich mir unsicher war nochmal zu reviewen. Denn ja, die Funktion Fragen zu flaggen und später nochmal anzuschauen gibt es.

Die Wartezeiten zwischen Checkin-Phase (Technik prüfen, Fotos vom Raum machen, authentifizieren etc.) und Beginn des Tests war nicht nennenswert. Von Kollegen weiß ich, dass das schon mal länger dauern kann (in Einzelfällen>1h). Bei mir waren es wenn überhaupt 5 Minuten. Abgelegt habe ich in den frühen Morgenstunden. Technisch und organisatorisch hat alles reibungslos geklappt. Die Anweisungen waren recht klar. In den Prüfungsinhalten fand ich aber vieles von dem, was ich zuletzt gelernt habe nicht wieder. Mein Kopf platzte gefühlt fast vor Informationen und ich frage mich jetzt noch wohin damit. ^^ Aber ich bin glücklich es geschafft zu haben.

Was würde ich heute anders machen?

Man hört aus dem Text oben schon raus, dass ich nicht alles, was ich gelernt habe, in der schlussendlichen Prüfung drankam. Wie kam es dazu? Eigentlich sind die Anweisungen relativ deutlich – man kann dem Study Guide (herunterladbar auf der offiziellen Seite von AZ-900) von Microsoft entnehmen, welche Inhalte anteilig wieviel Prozent der Zertifizierungsprüfung ausmachen (bspw. „Describe Azure architecture and services (35—40%)“). Was mich verunsichert hat, waren die 6 Practice Tests auf Udemy. In denen wurden zahlreiche konkrete Azure Services und deren Features abgefragt, sodass ich viel im Vergleich zum Kurs nachzuholen hatte und ich mich teilweise fühlte als würde ich Produktdatenblätter lernen. Das heißt aber nicht, dass ich die Sammlung nicht empfehle. 1. ich kann nicht sagen, ob das Fehlen all dieser vielen Themen nur bei mir so war und 2. geht es dort nicht nur um das „name dropping“, sondern vorrangig die Vermittlung der Konzepte. Das allein hat bei mir schon einige Lücken im Stoff deutlich gemacht und ich denke schon, dass es letzten Endes sehr bei der Vorbereitung geholfen hat. Nur hätte ich nicht mein Hauptaugenmerk darauf legen müssen.

Müsste ich mich nochmal auf die Zertifizierung vorbereiten (was in absehbarer Zeit passieren wird, da AZ-900 meines Wissens abläuft), würde ich beide Udemy-Ressourcen nochmal nutzen, aber anders gewichten. Ich würde den 5h-Kurs absolvieren und währenddessen gleich die Microsoft Docs als zusätzliche Ressource nutzen. Vielleicht sogar den offiziellen Lernpfad von Microsoft nebenbei anschauen. Einfach weil der 5h-Kurs viele Begriffe erstmal nur fallen lässt und nur die wichtigsten Konzepte erklärt. Die Fragen aus den Practice Tests würde ich wahrscheinlich wieder durchgehen, aber nicht so stark gewichten. Insbesondere, wenn es sich stark nach Produktblatt auswendig lernen anfühlt. Denn das scheint mir nicht der Kern der Prüfung zu sein, sondern dass Verständnis über die Konzepte. Vielleicht sei es mir soweit gestattet zu sagen: ich musste keine Features von Azure Data Bricks aufzählen in der Prüfung – um mal ein Beispiel zu geben. Was ich außerdem machen würde: mehr im Azure Portal rumspielen. Wer einen Free Account hat, kann das ja bis zu einem bestimmten Grad auch ganz leicht tun. Denn worauf mich keiner vorbereitet hat: es wurde an einigen Stellen unerwartet spezifisch in der Prüfung.

Nützliche Ressourcen

Das mag ein Vorurteil sein, aber es lohnt sich meines Erachtens nach nicht für die Zertifizierung ein Buch anzuschaffen, da die Inhalte möglicherweise schon veraltet sind, bevor es überhaupt in den Druck geht. Die wichtigsten Ressourcen liefert Microsoft Azure selber – oben genannte Udemy-Kurse kann ich empfehlen. Außerdem das Web zu konsultieren:

Offizielle Webseite von Azure zur Zertifizierung (Study Guide ist dort verlinkt)
Offizieller Lernpfad von Microsoft
Beispielseite der Azure Docs (damit habe ich hauptsächlich gelernt, aber im nachhinein wahrscheinlich zuviel): Regions and availability zones

Tipps

Was ich oben bei „Was würde ich heute anders machen?“ nicht erwähnt habe ist die Lerngruppe. Ob man eine braucht, muss jede:r für sich selber entscheiden. Nach dem was ich so mitbekomme ist es für manche total hilfreich, manche sind eher „lone wolves“ was lernen betrifft. Ich zähle mich zu letzterem, bin aber immer dankbar, wenn ich mal jemandem aus Fleisch und Blut Fragen stellen kann. Wofür eine Lerngruppe Gold wert ist: den eigenen Bias hinterfragen, sich gegenseitig beruhigen und auf Dinge aufmerksam machen, die einem sonst nicht aufgefallen wären. Auf der offiziellen Webseite von Microsoft zu AZ-900 findet man außerdem einen Study Guide, in dem u.a. eine Sandbox verlinkt ist, dank derer man sich schon vorher mit dem Look des Tests vertraut machen kann. So sinkt die Nervosität, wenn einen Microsoft auffordert relativ „wilde“ Prüfungsaufgaben mit Drag’n’Drop zu bewältigen, wo man sonst nur Multiple Choice mit Checkboxen und Radiobuttons kennt. 😉 Um sich an das korrekte Wording zu gewöhnen empfehle ich die Kurse und Lernressourcen in der Sprache wahrzunehmen, in der man plant den Test zu machen.

Wahrscheinlich lässt sich bei Prüfungen der Art nicht vollständig vermeiden, dass man sich früher oder später fühlt als ob man Produktblätter auswendig lernt. Aber ich habe auch viel zu Security-Themen wiederholt und aufgefrischt und natürlich über Cloud gelernt. Habt ihr die Zertifizierung zufällig auch gemacht, spielt mit dem Gedanken oder seid gerade dabei? Was hat euch geholfen? Was nicht? Falls ihr „fachfremd“ seid: wie sehen (berufliche) Weiterbildungen bei euch aus?

Netzgeflüster ist eine Kategorie meines Blogs in der ich mich immer zwischen dem 10. und 15. eines jedes Monats Themen aus IT, Forschung, Netzwelt und Internet widme genauso wie Spaß rund um die Arbeit mit Bits und Bytes. 🙂

Eine Antwort

  1. […] werden bevor es besser wird. In der Woche in der es losgehen sollte, hatte ich auch eine berufliche Weiterbildungsprüfung und einigermaßen Stress noch Lernstoff nachzuholen. Letzten Endes habe ich viel zu viel gemacht, […]

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